Uschi Resch, Walter Hovel

Ein Interview über Elise Freinet

 

Am Ridef 2000 in Yspertal machten wir ein Interview mit Collette Hourtolle, Jaques Brunet und Bernard Monhubert über Elise Freinet. Die Pensionisten Colette, Jaques und Bernard sind langjahrige Mitglieder der franzosischen Freinetbewegung.

 

Sie nehmen schon seit vielen Jahren an internationalen Treffen teil. Colette und Jaques haben die Anfange der franzosischen Bewegung nach Freinets Tod miterlebt. Bernhard war bis zum RIDEF viele Jahre Mitglied des Vorstands der Firnen und ist Elise Freinetpersonlich begegnet. Er war zu der damaligen Zeit Mitglied des Vorstandes der französischen Freinetbewegung.

 

Hier die Aussagen über Elise Freinet:

Bernhard beschrieb Elise Freinet als eine alte, müde Dame, mit klarem Verstand und einer großen Persönlichkeit, die sie ausstrahlte. Sie war immer offen fur Neues und hat vieles ausprobiert.

Elise war Anhangerin der Naturheilkunde und der Homoopathie. Sie wollte keine chemischen Medikamente. Sie war Vegetarierin. In ihrer Schule mussten die Kinder jeden Morgen in einem kalten Schwimmbecken schwimmen. Die Kinder in der Schule bekamen nur vegetarisches Essen, weil sie überzeugt war, dass das besser fur Kinder und Erwachsene ist.

 

In der Privatschule in Vence, hat sie die Schule und das Internat organisiert. Die meisten Kinder lebten im Internat. Deshalb haben sie zu ihr Mama und zu Celestin Freinet Papa gesagt. In ihrer Schule lebten Jungen und Mädchen zusammen, was zu der damaligen Zeit außergewohnlich war.

 

Elise und Celestin waren sehr unterschiedlich. Sie bildeten in ihrer pädagogischen Arbeit ein Verhältnis der komplementären Einheit. Sie war die Künstlerin in einem guten Team. Sie war Grafikerin. Sie machte viele künstlerische Dinge in der Schule.

 

Sie machte Ausstellungen mit ihren eigenen Werken imd den Bildern der Kinder. Für sie war die künstlerische Entwicklung von Kindern sehr wichtig. Zu der damaligen Zeit gab es selten Kunstunterricht. Es gab kaum Materialien. Elise lehrte die Kinder malen mit Farben. Sie lehrte die Kinder sich frei auszudrucken. Auch das Theater spielen war sehr wichtig für sie. Ihre Gebiete waren die Kreativitat, die Künste und der Freie Ausdruck.

Elise Freinet fuhr nicht so gerne zu Kongressen, sie bevorzugte in Vence in der Schule zu bleiben.

Nach Celestins Tod fuhrte sie eine rege Korrespondenz. Ähnlich wie Celestin schrieb sie viele Briefe.

 

 Sie stimmte nach Freinets Tod nicht mit der Meinung der Bewegung überein, vor allem nicht mit der Arbeit des französischen Vorstands. Ihre Position wurde als ein Dilemma dargestellt: Einerseits glaubte sie, dass nach Freinets Tod auch die Bewegung tot sei, niemand konne ihn, den genialen undcharismatischen Anführer ersetzten. Andererseits glaubte sie, seine Gedanken müssten weiterleben und, so die Interviewten, sie lebten auch weiter.

Sie wollte, dass ihr Mann im Mittelpunkt stand, während für die Mitglieder der ICEM die Bewegung selbst im Vordergrund stand. Pädagogik musse sich weiter entwickeln. Der Gedanke Freinets von einer großen Lehrerbewegung, in der Austausch untereinander, die Kooperation und die gemeinsame Weiterentwicklung stand, wurde von der Bewegung weitergelebt. Die Bewegung selbst brauchte keinen Anführer.

 

Der Gedanke einer Pädagogik - Kooperative und einer "Modernen Schule" waren für die Mitglieder wichtiger als der Personenkult von Celestin Freinet.