Walter
Hövel
Auschwitz
Noch einmal gehe ich mit dir durch Auschwitz
Auschwitz hat mein Fühlen geschärft und geschliffen
Ich gehe neben dir und bin Fühlen
Auschwitz säubert, bis auf die Knochen
Auschwitz fühlt mich zurück auf meine Existenz
Ich stehe neben dir und lese die Dokumente des Grauens
Auschwitz lässt mich In-einander-Gegenwartsein fühlen
Auschwitz duldet keine Liebelei
Auschwitz duldet nur wirkliche Lust
Die Lust am Existieren
die Lust dich wahrzunehmen an diesem Ort
die Lust am Geben und Nehmen zwei Tage später
die Lust am Zeitvergessen
die Lust an der Trance der Zweisamkeit
Auschwitz will keine Worte
Auschwitz fordert Verstehen
Auschwitz ignoriert und provoziert Oberflächliche
Fühlen hat hier Zeit
Zeit sich zu entfalten
Zeit, tief zu wachsen
nach Innen
Auschwitz lässt reifen
Auschwitz ist Zeit des Wachsens
Ich wage nicht dich in den Arm zu nehmen
Ich gehe neben dir
Spinnfäden verweben
ein Geflecht endlich zarter Materie
meine Sinne verfangen sich
wie Nebel fließt
ineinander klar und unbekannt
vertraut in der Fremde der Augenblicke
fließen lassen
Wir haben uns in Auschwitz verliebt