Walter Hövel
universitas magistrorum et scholarium

 

Lange Zeit hatte ich als guten Kontakt zu Menschen in der Waldorfpädagogik in Witten.

Vieles bei ihnen faszinierte mich. Ihr „Wissen um die Richtigkeit ihrer Pädagogik“ und ihre Vorgaben beim Lernen lehnte ich ab.

Eine kurze Geschichte blieb mir in Erinnerung. Eginhard Fuchs, der Leiter der Lehrer*innenbildung in Witten erzählte sie:

„Früher war es in England so üblich, dass ein Professor nur wenige Studenten „hatte“. Einmal in der Woche aß er mit ihnen. So kannte er sie und redete mit ihnen“

Das war für mich immer die „Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden“, die Universität als „universitas magistrorum et scholarium“. Es war für mich immer das Gegenteil einer „Ausbildung“, die ich heute im Massenbetrieb Uni zu oft erlebe.

1992 begann ich an Hochschulen zu arbeiten. Zunächst an der Uni Köln, dann einige Jahre an der Uni Lettlands, in Riga. Seit jener Zeit lehrte ich auch, mal in größeren Abständen, mal ohne, bis 2016 an der Uni Bremen.

Es folgten vereinzelte Lehraufträge oder Auftritte an vielen Unis, sogar im Ausland. Regelmäßig arbeite ich an der PH Klagenfurt und seit einigen Jahren an der privaten PH in Linz und an der TH Köln.

Lehraufträge sind immer etwas sehr persönliches, weil du von Menschen engagiert wirst, die deine Arbeit kennen und schätzen. Verlassen sie die Uni, verliere ich in der Regel auch den Lehrauftrag.

In zwanzig Jahren meiner Arbeit an der Grundschule Harmonie gab es eine sehr enge Verzahnung dieser Arbeit in der Praxis mit dem eher theoretischen Studium in den Erzieher*innen und Lehrer*innen bildenden Einrichtungen. Viele Seminare fanden direkt an der Schule statt, eine Unmenge Praktika wurden absolviert und viele Arbeiten, Buchbeiträge, Aufsätze und Forschungen beschäftigten sich mit unsere Schule. Aus dieser Zeit erwuchsen nicht wenige bis heute dauernde Bekanntschaften.

Es gingen 25 Jahre Hochschularbeit ins Land, bevor mir das passierte, wovon ich immer träumte. Am Ende eines Seminars sprachen mich Kommilitoninnen an, ob ich nicht Interesse daran hätte, sie über das Seminar hinaus zu treffen.

Eine Gruppe mit sieben Studentinnen gründete sich, die ich einmal im Monat in Köln treffe. Sie nennt sich „Die zweite Frage“. Wir essen und trinken zusammen. Wir reden mit einander und viele Fragen werden gestellt. Sie sprechen mich mit „Du“ an und nennen mich „Doktor Hövel“.

Diesen Titel von ihnen verliehen zu bekommen, ist mir mehr wert als jeder andere akademische Grad.