Walter Hövel
Kinder XI
Macht – Mehrheit – Menschrechte – Mitbestimmung
Macht
Jede Macht vergeht sich an ihren eigenen Kindern und vergeht dann an sich selbst!
Lehrer*innen lehren Kindern Demokratie, während sie selbst als Staatsdiener in einem feudalistischen Apparat mit sie anweisenden Vorgesetzten ihren Dienst absolvieren.
Gerade in der Schule: „Es geht nicht um links oder rechts. Es geht um oben und unten“
Norbert Mappes-Niedeck, deutscher Journalist 2016
Nicht Machtmenschen, sondern mächtige Menschen.
Lehrer*innen haben im Namen ihrer Fürsten ähnliche Machtfülle wie einst Dorfmeier. Sie erfüllen ihren Auftrag im Sinne ihrer Lehnsherren. Die einen regieren kalt und rücksichtslos. Die anderen sind stets fair im Sinne des Gesetzten. Wieder andere nutzen ihren Auftrag und helfen allen im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
„Aber der Lehrer muss den Mut haben, sich zu blamieren. Er muss sich nicht als der
Unfehlbare zeigen, der alles weiß und nie irrt, sondern als der Unermüdliche, der immer sucht und vielleicht manchmal findet. Warum Halbgott sein wollen? Warum nicht lieber
Vollmensch?“
Arnold Schönberg, Harmonielehre, Wien 1922
Macht-Los
Zu viele Lehrer*innen hatten als Kinder keine Macht. Jetzt, als Lehrer*in, haben sie sie endlich über Lernende.
Die Selbstbestimmung Lernender und deren Präsentation
vor demokratisierten Zuhörerschaften führt in Schule zur Wahrheit. Lügen sind als Machtpolitik klarer
erkennbar.
Lehrer sind keine Wissenschaftler, sondern
Machtschaffer.
„Nach etwa 100 Jahren staatlicher Schulverwaltungspolitik war die Schule so fest in
Staatshand, dass sie unter Umgehung jeder öffentlichen Diskussion als politisches Agitationsfeld wie als Instrument zur Durchsetzung machtpolitischer Zwecke eingesetzt werden
konnte."
Prof. Berg, Uni Marburg
Bei uns machen das Gymnasium und private Schulen diese Arbeit. Und, es werden nie „alle“ ausgeschlossen, sondern die Macht bleibt in den gleichen Händen.
„Wenn Sie das französische Schulsystem ansehen, dann werden Sie feststellen, dass es
nahtlos darauf ausgelegt ist, die Reproduktion der Bourgeoisie zu gewährleisten und alle anderen von den oberen Sphären der Gesellschaft auszuschließen.“
Didier Eribon, französischer Soziologe
Der gesellschaftliche Aufstieg hängt in Deutschland massiv vom Status der Vorfahren ab. Bildungsstand und Berufsstand der Urgroßeltern lassen noch heute auf den Status ihrer Nachfahren in der vierten Generation schließen. Wir sprechen von Vorfahren um 1900, im Deutschen Kaiserreich. Quellen: Kieler Institut für Weltwirtschaft, Uni Madrid , Pierre Bourdieu, alle 2017
Wie oft sind Lehrer*innen überfordert, genervt,
wirkungslos, gekränkt, ahnungslos, gereizt, enttäuscht. Und dann fühlen sie sich schlecht. Vielleicht ist das Schulsystem mit der von ihnen übernommenen Idee des Lehrers, Lehrens, Erziehens und
Bewertens schlecht, weil nicht machbar!
An der Grundschule Harmonie waren von 1995 - 2014 - anders als an den anderen auch lokalen Grundschulen - von 10 Lehrer*innen immer 2 bis 5 männlich!
Mathematik
„Insofern
sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit."
Albert Einstein
Das, wobei
unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall“
Albert
Einstein
„So kann
also die Mathematik definiert werden als diejenige Wissenschaft, in der wir niemals das kennen, worüber wir sprechen, und niemals wissen, ob das, was wir sagen, wahr
ist.“
Bertrand Russel
Mehrheit
Demokratie ist keine Frage der Mehrheiten.
Die Zeiten einer Mehrheitsdemokratie sind vorbei. Sie unterdrückt Minoritäten.
„Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht
haben.“
Bertrand Russell
„Damit Mehrheitsmeinungen nicht
beherrschen, sind sie besser eine Meinung von vielen.“
Peter Schighöfer – Walter Hövel – Claus Kaul – Hans Peter
Schröder
Menschenrechte
Erst mit 21 durfte ich wählen. Mit 18 „durfte“ ich zur Bundeswehr. Mit 17 kann ich studieren. Mit 16 wähle ich in der Kommune. Im Mittelalter war ich mit 15 erwachsen. Mit 14 bin ich religionsmündig. Mit 11 muss ich zur weiterführenden Schule. Mit 7 muss ich in die Schule. Mit 1 oder 2 Jahren muss ich in den Kindergarten. Ab wann bin ich ein Mensch?
„Erwachsene…interessierten sich nur für Erwachsene und nicht für Kinder, waren also nur vor Erwachsenen auf der Hut, trafen ihre Anstalten nur, um sich vor diesen zu tarnen,
weswegen ein Kind, das über Menschenkenntnis verfügte, sie leichter durchschauen konnte.“
Michael Köhlmeier
Die wichtigste Regel im Schuldienst lautet: Handle so, dass die Menschenrechte, auf die du mit der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung geschworen hast, von dir verwirklicht werden.
Die ersten Menschenrechte tauchten um 500 v.d.Z. in Persien auf. Seitdem galten Menschenrechte nur für die Reichen und Mächtigen, für die „freien“ Bürger. Seit gut 200 Jahren für alle Männer. Seit gut hundert Jahren für Frauen. Für Kinder gelten sie heute noch nicht einmal theoretisch.
Die Menschenrechte galten erst nur für weiße Männer, nicht für Kinder, Jugendliche, Frauen, Schwarze, Asiaten oder Ureinwohner. Für viele ist das immer noch so.
„Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen
Menschenrech-ten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“
Deutsches Grundgesetz
Alleine die Tatsache, dass man Kinder in der Schule zwingt „still“ zu sitzen, ist unglaublich.
Die Menschenrechte galten erst nur für weiße Männer, nicht für Kinder, Jugendliche, Frauen, Schwarze, Asiaten oder Ureinwohner. Für viele ist das immer noch so.
Menschenrechte gelten überall, nicht nur im eigenen Land.
"Fast die Hälfte aller Deutschen (48 Prozent) ist der Meinung, dass die Bundesregierung die Freiheiten der Bürger in der Pandemie zu weit eingeschränkt. 31 Prozent hielten die Einschränkungen dagegen für angemessen."
Marktforschungsinstitut Latana im Auftrag der Alliance of Democracies, 5.Mai 2021
Im Fernsehen und den Medien wird ein anderer Eindruck vermittelt.
Immer schon waren Veränderungen die „Vorbereitung unseres Untergangs“. Lasst endlich Kinder
entscheiden.
Gebt Kindern endlich Menschenrechte. Wehe sie setzen ihre Rechte durch.
Wo kämen wir hin, wenn Kinder entscheiden. In die Zukunft?
Für alle Kinder müssen alle Menschenrechte uneingeschränkt gelten.
Die Menschenrechtserklärung* der USA sagt in der Declaration of Independence (1776): That whenever any Form of Government becomes destructive of these Ends*, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government, laying its Foundation on such Principles, and organizing its Powers in such Form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness … But when a long train of abuses and usurpations, pursuing invariably the same Object evinces a design to reduce them under absolute Despotism, it is their right, it is their duty, to throw off such Government, and to provide new Guards for their future security.”
Menschliches Lernen bedeutet jedes Kind und seine Sorgen ernst nehmen.
«Kinder werden mit allen sozialen und menschlichen Eigenschaften geboren. Um diese weiterzuentwickeln, brauchen sie nichts als die Gegenwart von Erwachsenen, die sich
menschlich und sozial verhalten.»
Jesper Juul
Lehrer*innen glauben ihre Schule für die Kinder dadurch
zu verbessern, dass sie Techniken und Methoden finden, die die Kinder brauchen. Dabei braucht jedes Kind nur eine andere, die eigene!
Als Uschi Resch als junge Lehrerin gefragt wurde, nach welcher Methode denn ihre Kinder Lesen und Schreiben lernen würden, war ihre Antwort „Nach ihrer eigenen“.
Du darfst dich nie von einer Methode beherrschen lassen. Alle Methoden haben nur den Sinn, den Menschen zu dienen.
Missbrauch
Viele
Kinder lieben ihre Lehrerin und lernen für sie. Lehrer, die dies missbrauchen, haben ihren Beruf nicht verstanden.
„Aber viel später erst wurde mir bewusst, dass diese lieblose und seelenlose Methode unserer Jugenderziehung nicht etwa der Nachlässigkeit der staatlichen
Instanzen zur Last fiel, sondern dass sich darin eine bestimmte, allerdings sorgfältig geheim gehaltene Absicht aussprach. Die Welt vor uns und
über uns, die alle ihre Gedanken einzig dem Fetisch der Sicherheit einstellte, liebte die Jugend nicht oder vielmehr: Sie hatte ein ständiges Misstrauen gegen
sie.“
Stefan Zweig
„Ich halte die überorganisierten Lernprozesse mit Zensuren und allen Schikanen für
eine staatliche und wissenschaftlich verklärte Misstrauenserklärung gegenüber der nachfolgenden Generation.“
Prof. Johannes Beck, Uni Bremen
Menschen misstrauen Menschen, vor allem ihren Kindern.
Mitbestimmung
„Die Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Schule verharren auf niedrigem Niveau“
World Vision Studie, 2018
OECD-Schelte für Deutschland: »Schüler haben am meisten gelitten – und durften nicht mal richtig mitbestimmen«
SPIEGEL. 26.6.21)
"Ihr müsst nicht pünktlich und nicht arbeitsam und tugendhaft sein- Im preußischen Sinne ähnlich 'nem Roboter, der Ja und Amen sagt - Und die Vokabeln lernt und andere verpfeift - So wie ein Hilfssheriff des Lehrkörpers - Doch ingesamt recht aufmüpfig wohl sein."
Daniel Pongratz, auch Danger Dan genannt
Viele unserer Lehrkräfte kommen aus den Mittelschichten. Da sie oft die Kinder nicht verstehen, sehen sie ihr Handeln nicht politisch-pädagogisch, sondern suchen verzweifelt Lösungen in der psychologischen Therapie oder in der Anpassung.
Je höher die Stellung der Lehrkräfte in der Gesellschaft ist (Erzieher*innen, Grundschullehrer*innen, Hauptschullehrer*innen, Sonderschullehrer*innen, Gymnasiallehrer*innen, Hochschullehrer*innen) um so priviligierter sind sie.
Hogwarts ist das bekannteste Schulmodell. Leider sind (fast) alle Schulen so – nur ohne Zauber.
Multi-Kulti ist klasse zum Lernen.
Mehr als ein Viertel sollte zuerst individuell und kooperativ selbst bestimmtes Lernen sein. Ein Viertel das Versammeln zum Begreifen des eigenen Lernens. Ein Viertel das Lernen von und mit Expert*innen (Kinder-Uni). Mindestens ein Viertel der zur Verarbeitung des Gelernten.
Muße
Vielleicht war es ein großer Fehler der Linken die Arbeit in den Mittelpunkt anstatt des Müßiggangs zu setzen.
Wenn ich heute wieder eine Schule gründen würde, stünde nicht das selbst bestimmte Lernen als Arbeit im Mittelpunkt, sondern es wäre ein demokratischer Lernort größter individueller Freiheit und gepflegten Müßiggangs.
Das Otium, die Muße oder das Negotium, die Arbeit? Soli omnium otiosi sunt, qui
sapientiae vacant soli vivunt. (Allein von allen sind die der Muße hingegeben, die für Philosophie
Zeit haben; sie allein leben. (Seneca, De brevitate vitae). Ursprünglich bedeutet Schule als „schole“ im Griechischen „Muße“.
„Muße, nicht Arbeit, ist das Ziel des Menschen.“
Oscar Wilde, irischer Schriftsteller
Müßiggang ist nicht das Gegenteil von Arbeit, sondern ihr entscheidender Bestandteil.