Walter Hövel
Kinder VIII
Leben – Lehren - Leistung
„Du kannst mir das Brot wegnehmen, du kannst
mir die Luft nehmen, wenn du willst, aber nimm mir dein Lachen nicht.“
Pablo Neruda
"Sie lachen über mich, weil ich anders bin. Ich lache über sie, weil sie alle gleich
sind."
Kurt Cobain
Lage
Ich traue mehr den
Menschen in der Sozialarbeit. Lehrer*innen wollen in der Regel die Arbeit ihrer Schule und ihre Lage, nicht die der Lernenden verbessern
Langeweile
„Gründe für Langeweile in der Schule: 62% Unterrichtsgestaltung, 45% Inhalte und Themen, 57% Kinder
werden unterfordert und 31% überfordert, 50% mangelnde Bedeutsamkeit und fehlendes Sinnverständnis des Lehrstoffs, 31% suchen die „Schuld“ bei sich selbst. Langeweile nimmt im Laufe der Schulzeit
!“
Götz, Frenzel, Haag, Grunder, Lohrmann,
…
Kinder müssen nicht die schulischen Inhalte lernen. Sie lernen selbst. Wichtig ist, dass sie ohne
Langeweile lernen, also eigene Lerninhalte gestalten und bearbeiten.
Kinder sind so oft online, weil „normale“ Schule und „Freizeit“ so langweilig sind.
Falsche Langeweile ist der größte Gegner des Lernens. „Langeweile ist objektive
Verzweiflung“
Adorno
„Langeweile, zur rechten Zeit empfunden, ist ein Zeichen von
Intelligenz“
Clifton Fadiman
„Kinder haben das Recht auf Erwachsene, die nicht so langweilig
sind“
Kellner aus Leipzig 2019
Langzeitstudien
Am 21.10.2018 finde ich gegen 10.30 Uhr zwischen Werbekacheln und “Berichterstattungen” von Aldi, Tchibo, web.de, Trump, CSU und
Fußballbundesliga einen Spiegelartikel über eine “Langzeitstudie”, die feststellen lässt, dass "schwache Kinder“ in “normalen” Klassen schlechter lernen.
Leadership
Eine Leadershipausbildung wurde in den 2010er groß geschrieben. Wir machten sie mit und für Kinder!
Learning by Teaching
„Man lernt am schnellsten und besten, indem man andere
lehrt.“
Rosa Luxemburg
Learning
Design
„Wir können zukünftiges
Lernen nur designen“
Flora Niess, Montessorischule
Leben
Menschen geben ihr Leben für das Vaterland. Ich nicht. Aber ich wurde gezwungen einen Teil meiner Zeit abzugeben. Das verzeihe ich nie!
Wieso muss ich meinen Lebensunterhalt verdienen? Wieso darf ich nicht einfach leben? Wieso muss ich lernen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen? Wann werde ich
endlich lernen?
Mädchen sind in Schule erfolgreicher. Sie sind angepasster. Erst später werden sie schwieriger“, sagen die Leute. - Nein, wir machen uns so!
Meine Eltern haben mich in dieses Leben geholt. Nie wollte ich, dass ich geboren werde, noch dass ich sterbe. Am schlimmsten aber sind die Tage dazwischen.
„Kinder wollen nicht auf das Leben vorbereitet werden, sie wollen leben“
Ekkehard von Braunmühl
„Don't take life too serious. You will never get out of it alive.“
Elbert
Hubbart
„Die einzige Zeit in der meine Ausbildung unterbrochen wurde, war meine Schulzeit“
George Bernard Shaw, irischer Dramatiker
Viele Lehrerinnen und Lehrer verbrachten fast ihr gesamtes Leben in Kindergarten, Schule und Hochschule. Kennen sie ihr eigenes Leben? Kennen sie das Leben „ihrer“ Lerner?
„Life is what‘s happening to you while
you‘re busy making other plans “
John Lennon
„Verständnis für ihren Hunger nach einem besseren
Leben“
Thuli Madonsela
„Für mich gibt es wichtigeres im Leben als
die Schule.“
Mark Twain
„Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, als arbeitender Mensch zu funktionieren,
sondern als lebender Mensch zu existieren.“
Gerald Hüther, deutscher
Neurowissenschaftler
„Wir leben um zu lernen“
Viola Remter, 1997, 7 Jahre alt
„Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling.
Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu.“
Hans Christian Andersen
Viele Teile meiner auswendig gelernten oder übernommenen Bildung sind ein Beweis dafür, dass ich in verschiedenen Lebensphasen
anderes übernahm als ich es heute tun würde.
„Die Eltern von heute dürfen nicht erwarten, dass ihnen der Staat oder der Arbeitgeber
genügend Zeit zur Verfügung stellt, um zu lieben, zu schlafen, zu essen und zu spielen. Sie müssen sich die Zeit selbst nehmen. Denn ohne diese Dinge verliert die Familie ihren
Sinn.“
Jesper Juul
Für Dewey ist die Schule keine Vorbereitung auf das Leben, sondern gehört zum Leben.
Lebenswege
Haben Sie schon einen gemacht? Die gibt es im deutschen Angebot:
Oberschicht: Geburt – Internat oder Privatschule – Abitur – Apanage – Studien –
Führende Position – Erfolg – Lebensabend – Tod;
Mittelschicht: Geburt – Kindergarten – Grundschule – Gymnasium oder Gesamtschule – Studium – Job oder Eltern finanzierte Arbeitslosigkeit – Ehrgeiz
oder Karriere – Elternwerden - Burnout – Therapien – Sport – gesunde Ernährung - Alter – Tod;
Unterschicht: Geburt – Kindergarten – Grundschule – Haupt- oder Sekundarschule –
Sehnsucht – Schulversager – Minijobler oder arbeitslos – Elternwerden – Großelternwerden – Trunksucht und Sport – Krankheit – Tod;
Und jetzt machen Sie sich einen, oder.
„Ein Kind ist, was es sein kann.“
Lew Wygotski, weißrussischer Psychologe 1896 – 1934
… dass Schule mir hilft mich zu finden, ich selbst zu sein und weiter werden zu können.
Grundschule Harmonie 2012
Erst wirst du in Kindergarten und Schulen untergebracht, dann bekommst du zur Entlassung Lebenslänglich. Du lebst zwischen den Zeilen.
LebensWert
„LebensWert, Grundschule
Harmonie“
Deutscher Schulpreis, Prof. Hannelore Faulstich-Wieland, 200
Leben und Lernen
Alles was lebt lernt. Selbst Algen, Bäume, Pilze, Einzeller, Vögel, Krokodile, Schweine und Menschen.
Lehren
„Man lehrt das was man wird.“
Paul le Bohec
„Ich berühre die Zukunft. Ich lehre.“
Christa McAuliffe
Je direkter ein Kind das soeben selbst Gelernte an andere lehrend weiter gibt, umso intensiver ist ihr Lernen.
„Lehre was du lernen willst“
alte Weisheit
„Es gibt keinen Menschen, der nicht mehr zu lernen als zu lehren
hätte.“
Hugo Ball, deutsch-schweizer Autor
Ich lehre Lehrer*innen, dass Kinder ihr Lernenlernen lernen.
Früher und auch heute bedeutet Lernen in der Schule das Gelehrte gelernt zu haben.
„Der Mensch muss sich in der Welt selbst forthelfen. Dies ihn zu lehren, ist unsere
Aufgabe“
Johann Heinrich Pestalozzi
„Man erstickt den Verstand der Kinder unter einem Ballast unnützer
Kenntnisse“
Voltaire
„Weniger Lehren zugunsten von Lernen auf eigenen Wegen.“
Simone Jung
Lehrpersonen
Eine gute Lehrperson kann vieles vermitteln. Ob das
immer gut ist?
Lehrplan
Den Lehrplan von 1900
beschreibend: „Der so genannte ‚Lehrplan‘ war nach hundertjähriger Erfahrung sorgsam ausgearbeitet … ein
kalter Lehrplan, der sich nie an dem Individuum regulierte und nur wie ein Automat mit Ziffern ‚gut, genügend und ungenügend‘ aufzeigte, wie weit man den ‚Anforderungen‘ des Lehrplans entsprochen
hatte.“
Stefan Zweig 1941
Lehrplan, geheimer
Wenn Lehrer schon einen geheimen Lehrplan haben, sollten sie wenigstens wissen, was davon
sie selbst bestimmen.
Im Notfall sind genau meine Erziehungsziele die der Industrie. Das nennt man auch den „geheimen Lehrplan“.
Lehrlinge
Die übergroße Zahl freier Ausbildungsplätze ist am wenigsten „Schuld“ der jungen Menschen oder ein Problem dieser autoritären
Ausbildung, sondern zu aller erst der Beschluss aller Parteien den Ausbildungswünschen der internationalen Konzerne per OECD-Beschlüsse zu folgen.
Lehrstoff
Schüler*innen werden wie Mastgänse mit Lehrstoff vollgestopft. Sie hungern nach Sinn und
Wissen.
Leiden
„Das war meine einzige 5 die ich in der Grundschule auf
dem Zeugnis hatte...Da leide ich irgendwie noch heute
drunter."
Günther Jauch
Leidtragende
„Die Kluft zwischen armen und reichen Familien in Deutschland ist in den
vergangenen zehn Jahren noch tiefer geworden - und Leidtragende sind vor allem die
Kinder.“
(web.de 1.August 2019)
Leisezeichen
Um Ruhe zu erreichen zischte niemand wie eine Schlange ein "Pssst", noch wurde rückwärts gezählt. Kinder und Erwachsene machten das Victoryzeichen und wurden
ruhig.
Leistung
Schule lehrt Reproduzieren als Leistung. Als Jurist kannst du dann bestehendes Recht verkaufen, als Journalist Bestehendes
wiederholen oder manipulieren, als Arzt lässt du Menschen Gesundheitshecks bestehen, als Lehrer bestehen Schülerinnen und Schüler Tests und du bestehst auf Lehrer zentrierter und selektierender
Pädagogik.
Wenn es stimmt, dass unser menschliches Denken und Handeln vom Zustand des eigenen limbischen Systems abhängt, wenn es stimmt, dass Sprache und Konstruktion unsere Wirklichkeit von durch Emotionieren des menschlichen Geistes tragen, wenn es stimmt, dass Menschen sich selbst erhaltende und organisierende Lebewesen sind, - wenn es stimmt, dass Lernen nur selbstgesteuert und in der Gemeinschaft der Menschen findet, - wenn es stimmt, dass Sich-Mühen-Können und selbst bestimmtes Arbeit Spass machen können, - wenn es stimmt, dass die lernen können, die sich wohl fühlen, - wenn es stimmt, dass wir gute Lehrpläne und Richtlinien haben, dann sind das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl unserer Kinder das Ergebnis ihrer Leistungen und der Bewusstheit der eigenen und gemeinsamen Leistungsfähigkeit. (Forderprogramm der Grundschule Harmonie)
„Die sanfte Tendenzwende zur leistungsorientierten Pädagogik. - Man schlägt den Esel nicht mehr; man streichelt den Sack, den er schleppen soll.“
Prof. Rainer Kohlmayer
Noch immer brauchen Menschen in ihrer Bildung das, was von Schule verlangt wird. Zunehmend fragen Menschen, was sie selber lernen wollen. Welche Schule kann beides bereits leisten?
Leistung durch Selbsteinschätzung
Das autonome, kooperative und demokratische Lernen mit Selbsteinschätzung und gegenseitiger Beratungskultur von Eltern, Schule und
Kindern befähigt die Kinder zunehmend das eigene Lernen zu gestalten, zu beherrschen, beschreiben und erklären zu können.
Nicht weniger leisten! Nicht weniger Anspruch haben! Jeder Mensch soll von sich fordern können, was er von sich und der Welt fordern will.
Wenn du als Lehrperson lernst, den eingeübten „Überblick“ über die übliche Leistungsbewertung der Schüler zu verlieren, bekommen die Lernenden und Lehrende einen viel größeren Einblick in die eigenen Leistungen.
Leistung und Noten
Ein erfolgreicher Unternehmer sagte kürzlich, dass die 1,0-Mitschüler in der Regel treue Beamte wurden und blieben.
Warum werden die Opfer von Schule für das, was ihnen dort angetan wurde, durch Sitzenbleiben, schlechte Noten und fehlende Abschlüsse auch noch angeklagt und bestraft?
„Noten … man lernt dabei nur, dem Lehrenden zu gehorchen. Kinder werden regelrecht
süchtig nach diesen Bestätigungen von außen. Das ist falsch und in Bezug auf unsere Demokratie ein sehr zweifelhaftes Lernziel. Die Heranwachsenden lernen dabei lediglich, sich zu
unterwerfen.
Georg Lind, Uni Konstanz
„Und ich schleppte all die Jahre die Fünf hinter mir her, wie ein Sträfling die
schwere Kugel an seinen Füßen.“
Heinrich Böll
Statt Noten und Tests: Selbsteinschätzung - Eigenevaluation im Kreis – Präsentation – Gespräche - Kooperation mit Freunden, beim selbst bestimmten Lernen.
Geisterfahrer beschuldigen Entgegenkommende gerne als „Falschfahrer“. Angstbürger sehen den Gegner im „kriminellen Flüchtling“. Schulnoten finden das Versagen beim „schlechten Schüler“.
Leistung ist das, was Menschen für sich und andere tun, wenn sie Menschenrechte verwirklichen.
Wenn es stimmt, dass unser menschliches Denken und Handeln vom Zustand des eigenen limbischen Systems abhängt, wenn es stimmt, dass Sprache und Konstruktion unsere Wirklichkeit durch Emotionen des menschlichen Geistes tragen, wenn es stimmt, dass Menschen Menschen sind ….
Präsentation und Vortrag sind Mittel zur Selbsteinschätzung. Sie machen beim selbst bestimmten Lernen Noten und Tests überflüssig.
Zeugnisse, Tests und Noten gehören abgeschafft. Sie behindern das Gespräch zwischen Bildung, Erziehung und Gesellschaft, also zwischen Kindern, Erwachsenen und Schule.
Leiten
Kinder sollen leiten lernen, Kreise, Kinderräte, Kinderparlamente, Versammlungen, Dichterlesungen, die eigene Gruppe, Gespräche und
sich selbst.
Lenkung
Schule war immer der Versuch Kinder zu lenken.
Lernen ist kein Lenken oder Gelenktwerden.
Leopoldina
1652 gründete sich diese
„Deutsche Akademie der Naturforscher“. Sie hat im Jahre 2020 1.600 Mitgliedern aus nahezu allen Wissenschaftsbereichen, eine klassische Gelehrtengesellschaft. In der Nazizeit blieb sie konform
und schloss alle Juden, sogar Albert Einstein aus. Sie existierte in der DDR und in der BRD. In Coronazeiten bestimmt sie entscheidend die Wiedereröffnung von Kitas und
Schulen.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Akademie_der_Naturforscher_Leopoldi
Lesen
Unverständliches
Vorlesen sollte von Schüler*innen und erst recht nicht von Lehrer*innen kritisiert werden um zum Lesen zu erziehen. Stattdessen beraten die Kinder sich gegenseitig, damit alle Texte von allen
verstanden werden.
Lesen ist cool. Wer sich Lesen und Schreiben selbst beibringt, empfindet das Lesen und Schreiben immer als seine Sache.
„Das Kind hat das Recht nicht zu lesen – Seiten zu überspringen – nicht zu Ende zu
lesen – noch einmal zu lesen – irgendwas zu lesen – den Roman als Leben zu sehen – überall zu lesen – herum zu schmökern – laut zu lesen – zu schweigen.“
Daniel Pennac
„In Wirklichkeit liest jeder, wenn er liest, etwas über sich
selbst“
Marcel Proust
Lesen und Schreiben
Wenn Maschinen und Elektronik für dich alles schreiben, was du sagst, wenn die gleichen Computer für dich vorlesen, was du und
andere ihnen gesagt hast, muss keiner mehr Lesen und Schreiben lernen?
Verliert das Gros der Menschen wieder die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben, weil Maschinen
das für uns tun?
Liberal
"Der Liberale ist ein Anbeter der Macht ohne
Macht."
George Orwell
Liebe
Sich a la Rudolf Steiner für die „Liebe“ entscheiden, tut jeder, auch rechte und autoritäre Erzieher*innen. Es geht um die Kunst des
Lebens aller.
Liebevoll
Wir brauchen Menschen, die selber ein liebevolles, menschliches und demokratisches Weltbild haben und vorleben.
„Linke“ Schulkonzepte sind auch heute noch zu bieder und zu oft in alter Bildung verhaftet.
Lobby
Kitas und Schulen sind ohne Lobby. Sie haben nichts für bürgerliche Verhandlungsstrategien anzubieten. Sie funktionieren feudal, also top down. Du kannst du Veränderungen schaffen, indem du demokratisches Handeln ohne zu fragen installierst.
Lösungen
Im Gespräch mit Kindern geht es, unter Beibehaltung der Würde aller, um das Finden einer
gemeinsamen Lösung.
Weder Bund, Länder, Kreise oder Gemeinden werden jemals genügend Polizist*innen, Lehrer-*innen, Pfleger*innen, Ärzt*innen, Richter*innen, etc. einstellen. Eine menschenrechtliche Demokratie braucht andere Lösungen.
Es kann nicht für alle Gruppen die gleiche Lösung geben.
Augusto Boal versuchte nicht die Menschen zu belehren, sondern spielte mit ihnen das nach, was sie selber als Unterdrückung erlebt hatten. Die Situationen wurden von allen, auch in vertauschten oder Zuschauerrollen bis zur Lösung für alle (!) gespielt
„Man kann sagen, dass der Faschismus der alten Kunst zu lügen gewissermaßen eine neue Varian-te hinzugefügt hat - die teuflischste Variante, die man sich denken kann - nämlich: das
Wahrlügen."
Hannah Arendt
Lust
„Nirgendwo gehen die
Menschen so lustlos zur Arbeit wie in
Deutschland“
web, 10.03.2020
"Lust und Leistung sind Zwillinge"
Susanne Günsch