Walter Hövel
Gedanken zur Inklusion

 

Ängste
Warum reagieren so viele Sonderpädagogen mit Angst und Abwehr? Was meinen sie, wenn sie sich über die „Verwirklichung der Inklusion“, gegen die sie nicht grundsätzlich stehen wollen, so wehren? Haben sie Angst ihren Job zu verlieren?

 

Nein, sie wollen ihren selbst gestalteten Arbeitsplatz nicht verlieren! Dieser ist nämlich „ihr“ Werk, ihre Selbstidentifikation, deren Verlust sie nicht riskieren wollen. Die intensive pädagogische Arbeit findet für Lehrerinnen und Lehrer im Hier und Jetzt statt. Das, was wir gerade geleistet haben, verschwindet wieder. Wir finden es vielleicht (viel) später bei den Kindern in ihrer Zukunft. Wir haben kaum Zeit zur Dokumentation, zur Reflektion, zum kollegialen oder wissenschaftlichen Feedback. Was aber bleibt ist der „Arbeitsplatz, den wir aufbauen, pflegen und gestalten. Der Blick für das ganze System geht dabei auch schon einmal verloren („Warum sollte heute falsch sein, was gestern richtig war?“).

 

Es geht darum, uns Lehrerinnen und Lehrer davon zu überzeugen, dass wir  Arbeitsplätze aufbauen können, indem wir unsere erworbenen Qualifikationen auch in anderen Systemen anwenden können! Es geht darum zu verstehen, dass Veränderungen unsere Selbstidentifikation fördert.

 

Alle
Wie nehmen wir im Prozess der Inklusion alle Beteiligten mit, ohne uns selbst zu behindern?

 

Was haben Volkswagen, Siemens, YouTube, RTL, Bayer und die Deutsche Bank von der Inklusion?

 

Inklusion braucht alle. Inklusion braucht mehr Experten, damit alle mitmachen. Haben wir genug Qualifikationen?

 

Alles
„Es müssen sich nur ein paar Kleinigkeiten verändern, also alles!“ (UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, Prof. Vernor Muñoz, 2010 in Köln)

 

Behinderungen
Es mischen sich Gegner der Inklusion unter die Befürworter der Inklusion, um mit ihnen zu beklagen, dass sie sich durch die Einführung der Inklusion bei der Einführung der Inklusion behindert fühlen. Sie könnten auch wo anders stehen.

 

Canada
An einer kanadischen Schule, mitten in den Wäldern, sah ich, wie dort mit Inklusion umgegangen wird. Jedes Kind wird gefördert und alle können in einem viel weiteren Spektrum lernen als bei uns. Hier kannst du schon in der Schule Musiker, Sportler, Künstler, Wissenschaftler,  Handwerker oder Schauspieler sein. Die Heilsbotschaften DER FÄCHER (Mathe und Sprache) werden relativiert, weil sie genau so viel zählen wie die anderen „subjects“[1]. Als unser Max Austauschschüler im tiefen Norden Kanadas war, blühte er mit Musik und Sport auf. Das hiesige Gymnasium konnte mit seinem Austauschschüler nichts, aber auch gar nichts anfangen. Hätte er hier gelebt wäre er von der Hauptschule zur Sonderschule geschickt worden. Unser Schulsystem versagt. Max hatte nichts versäumt, fand nach seiner Rückkehr sofort Anschluss und war bereichert worden.

 

Druck
Kann Inklusion dort gelingen, wo es „Time-Out-Räume“ wie Gummizellen, “Trainingsräume“ wie Karzer gibt? Was ist mit Notenskalen, Klausurräumen, „Nach“hilfe oder „Mein Kind braucht Druck“ …?

 

Eltern
Ein Problem der Inklusion sind die unendlich vielen allein gelassenen, überanstrengten und oft überforderten Mütter. Unsere Gesellschaft glaubt es sich leisten zu können, alleine die Mütter für die Beziehungs- und  Bindungsarbeit, die Ernährung, das Aufwachsen, die Erziehung und die frühe Bildung der Kinder verantwortlich zu machen. Kein Wunder, dass Mütter die Kontrolle und Verantwortung, das Schuldgefühl für „Misslingen“ und das „Immer-wissen-was-für-mein-Kind-richtig-ist“ nur schwer abgeben. Es begann mit vereinzelten „Glucken“, ging weiter mit dem gelegentlichen Pampern von Kindern. Dann verbreitete sich die Curlingarbeit[2] an Kindern bis hin zum Massenphänomen der „Helikoptermütter“. Und die Mitverantwortung tragenden Männer machen gerne mit. Sie werden zum Wohle ihres Kindes und zum eigenen Überleben diesen (Um)weg nehmen, wenn kein anderer in realisierbarer Sicht ist.

 

Freunde
Wenn ich mit vielen Lehrerinnen und Lehrern in einem Raum sitze, denke ich manchmal, wie froh wir doch sein können, dass so viele Menschen aus unserer Schulaufsicht mit so viel Sachverstand für die Inklusion eintreten. Schulische Reformen können, gerade in Ländern, die Demokratie entwickeln, auch „von oben“ kommen.

 

Grundsätzliches
„Nehmen wir die Schlange, ein Tier ohne Arme und ohne Beine. Lebt die deswegen in einem speziellen Behindertengebüsch? In einem Ghetto-Wald mit anderen Handicap-Tieren? Nein, sie lebt ganz normal gemeinsam mit anderen Tieren mit Vierbeinern, Vögeln und Mäusen. Letztere hat sie sogar zum Fressen gern. (Jürgen Becker, Kabarettist, Köln 2007)

 

 

 

Haltungen
Unser örtlicher „Arbeitskreis Inklusion“ wurde zwar von Menschen aus der Grundschule gegründet,  macht aber die schulischen Probleme nicht zum Mittelpunkt der Arbeit. Stattdessen organisiert der kommunale Arbeitskreis in der Gemeinde Begegnungen, Gespräche, Kontakte. Wir vernetzten bereits vorhandene Haltungen von Menschen, die im Sinne der Inklusion schon vor oder mit der Inklusion entstanden. Wir tun dies wohlwissend, dass sich die Frage der Inklusion in den Schulen entscheiden wird.

 

Inklusion
Inklusion wird von Menschen gemacht! Wir machen sie! 2013 hatten in unserer Gemeinde 31 Kinder des vierten Grundschuljahrgangs einen nachgewiesenen Förderbedarf. Hiervon gingen 20 Kinder auf Wunsch der Eltern zu zwei unserer Grundschulen mit „Gemeinsamen Lernen“. 11 Kinder besuchten auf Wunsch der Eltern oder durch Entscheid der Schulaufsicht Förderschulen. Beim Übergang in die 5.Klasse blieben von den 20 Kindern der Grundschulen 18 in der Regelschule, zwei gingen zur Förderschule. Von den 11 Kindern der Förderschulen schafften es zwei Kinder ins Regelschulsystem, 9 blieben in der Förderschule. Das sind konkrete Schritte in Richtung Inklusion.

 

Ist Inklusion dann erreicht, wenn ein Regelschulsystem alle Kinder in die gleiche Schule lässt und jedes Kind sich dabei optimal entwickeln und entfalten kann. Oder gehört zu Inklusion auch eine Entwicklung zum Recht auf Lernen ohne Schule? Kann Schule alles leisten?

 

Jetztzustand
Ende 2013 ist die Grundschule Harmonie für fast 15% Kinder mit einem anerkannten Förderbedarf zur Lernheimat geworden. Vor vier Jahren war die Zahl ohne Nennung unbekannt, aber sicherlich geringer. Obwohl wir die Zahl der Antragstellung auf Förderbedarf verringern, werden wir zum Ziel vieler Eltern und Kinder, die Inklusion bei uns verwirklicht sehen. Aber ebenso ist dadurch die Zahl unserer begabten Kinder gestiegen. Wie viele begabte Kinder wurden und werden immer noch in Förderschulen gegeben, weil sie in Regelschulen „auffällig“ waren? Wir lernen eine Schule für Alle zu werden. Uns hilft, dass unser Konzept nie von gleichschrittigem Unterricht, sondern seit 1995 immer vom individualisierten Lernen in kooperativen Gemeinschaften ausgegangen ist. Wir profitieren davon, dass alle unsere Klassen die Altersmischung 1 bis 4 haben. Wir profitieren von unserer Haltung, dass Lernen demokratisch und offen von allen Kindern selbst bestimmt gelernt werden kann.

 

Kinder
„Keiner darf zurückbleiben!“ ist zum Standardsatz von Politikern geworden. Aber zu viele Kinder tun dies, viel zu viele bleiben in unserem Bildungssystem zurück! Noch immer gibt es die Haltung des „Warum macht Ihr Kinder das bloß?“

 

Zur Frage der Woche an unserer Schule „Wie ist unsere Lufthülle um die Erde und darin das Leben entstanden“, antwortete Nelli, (7 Jahre):  „Die Zellen lernen zusammen zu leben, so wie wir Kinder in unserer Schule zusammen lernen.“

 

Lern(um)wege
Während Einige neue Formblätter, Bestimmungen, Berichtsbögen und andere Behinderungen zum Abbau der Behinderungen von Menschen erfinden, steigt die Zahl der Kinder an unserer Schule, die uns als Ort für sich suchen und finden. Dadurch lernen wir auch mit vorgesetzten Ämtern umzugehen, um das Leben und Lernen inklusiver zu machen. So lernen wir mit jedem Tag auf vielen Wegen unserem Anspruch an Inklusion näher zu kommen.

 

 Die Leiterin des Jugendamts fragte den Kollegen Schulleiter der Nachbargrundschule: „Warum nehmen sie überhaupt diese Kinder?“ Hierauf ein Mitglied unseres „Regionalen Arbeitskreises Inklusion“ an den Schulleiter: „Frag wie die Regeln sind. Bediene die Regeln. Du kannst alle Regeln bedienen. Und du bekommst, was die Menschen brauchen.“ … Wir lernen „die Anderen“ zu verstehen.

 

Seitdem wir inklusiv arbeiten, gibt es in der Gemeinde mehr Eltern, die ihre Kinder lieber an Schulen schicken, wo keine „Behinderten“,  „Problemkinder“, weniger Ausländer, weniger „Zigeuner“ sind und weniger „so eine neue Pädagogik“ gemacht wird. Sie gehen lieber zu einer anderen Schule vor Ort, wo „Schule wie früher ist, damit man unter sich bleibt.“

 

Wir haben auch Eltern, die gerne einen Förderbedarf feststellen lassen wollen, damit ihr Kind nach der Vierten einen Platz an der Gesamtschule sicher hat. Oder sie wollen einen „auf Motorik“, weil dann der Landschaftsverband das Taxi aus der Nachbargemeinde bis zu unserer Schule bezahlt. Hier kann man dann auch Abitur machen….

 

Es sind Eltern bei uns, deren Kinder „an keiner anderen Schule mehr klar kamen“. Einige verstehen unser Schulprogramm auch so, dass es dazu gemacht wurde, um nur ihrem Kind zu helfen.

 

Die meisten unserer Eltern entscheiden sich allerdings ganz bewusst für eine demokratische, offene, inklusive, leistungsfordernde Schule, in der die Kinder lernen ihr eigenes Leben und Lernen zu verantworten, zu strukturieren und zu bestimmen.

 

Eltern gehen auch noch gerne zu Förderschulen, die in jeder Hinsicht besser ausgestattet und qualifiziert sind als jede Regelschule. Das ist nachvollziehbar. Aus solch guten Förderschulen sollten dringend Regelschulen werden.

 

Lern-Fehler
„Beim Lernen lernt man nichts, wenn man keine Fehler macht“ (Jaques Attali) „Erfolg ist das Ergebnis richtiger Entscheidungen. Richtige Entscheidungen sind das Ergebnis von Erfahrung. Erfahrung ist das Ergebnis falscher Entscheidungen“. (Anthony Robbins) - ?

 

Macht
Inklusion braucht Haltung, den Aufbau von Strukturen und die Durchsetzung von Strukturen. Wie viel Macht kann sich Inklusion erlauben? Gibt es bei der Inklusion so etwas wie „Drecksarbeit“? Gibt es eine „Inklusionsmoral“?

 

Miteinander
Inklusion gelingt dort, wo mit einander für Kinder gesprochen wird.

 

Natürlich
Ist Inklusion ein Prozess zu mehr „Natür“lichkeit oder zu mehr „Mensch“lichkeit? Geht es um mehr Entscheidungen von Mehrheiten oder um die Verwirklichung von mehr demokratischen Rechten der Kinder? Wann wird etwas natürlich? Wann wird etwas demokratisch?

 

Normal
Kreieren wir im Prozess der Inklusion mehr Normalität?

 

Oder
Ismail Schneider (Name geändert), 6 Jahre alt, auf die Frage, warum er diese Namenszusammensetzung habe: „Meine Mutter ist Deutsche. Mein Vater ist Afghane. Ich bin normal.“

 

Pressearbeit
Hier aus einem beliebig herausgegriffenen 54 Wörter langem Text[3], drei Begriffe zur Inklusion: „Besonders normal“, „Lesen, Schreiben, Stören“, „Inklusionsexperiment“. Auf welchem Niveau dümpeln Vertreter der Medien?

 

Qualität
Inklusion funktioniert (auch schon heute) da, wo es ausreichende pädagogische, psychologische und politische Qualität in ausreichender Quantität gibt.

 

 „Beim Essen haben Sie die Freiheit Eier aus Käfighaltung, Bodenhaltung oder Freilandhaltung auszuwählen. Die Meisten essen die aus Käfighaltung. Sie sind am billigsten. Der Kauf der Freilandhaltung ist für viele schwer bezahlbar, für andere schwer einsichtig.“ Wie vermeiden wir im Alltag der Inklusion ähnliche Verhaltensweisen?

 

Reparaturbetrieb
Schule ist nicht als Reparaturbetrieb der gesellschaftlichen Probleme da, ebenso wenig die Inklusion. Schule, Familie und das Gemeinwesen müssen vielmehr saniert werden. Sehen wir die Inklusion als ein Mittel zur stetig nötigen Fortführung der Sanierungsarbeit unserer Gesellschaft.

 

Schule
Ist die Inklusion gar nicht der Grund für entstehende Ängste und Widerstände gegen die Einführung der Inklusion? Stellt die Inklusion nicht vielmehr das gesamte existierende Schulsystem in Frage? Braucht Inklusion ein ganz anderes Verständnis von Lernen, Förderung und dem Gerechtwerden gegenüber Individuen, Menschenrechten und einer demokratischen Grundhaltung? Hören wir nicht schon viele Menschen aus Ministerien und Schulaufsicht, die sagen „Schule muss den Lernbegriff jetzt verändern!“ Der Leiter einer Förderschule sagte laut: „Auch die Gymnasien gehören im Zuge der Inklusion abgeschafft.“

 

Mit Macht kann sich hier ein neues Verständnis von Menschen und ihrem Lernen den Weg bahnen. Wir begegnen aber auch einer Ohnmacht der Gesellschaft und ihres Bildungssystems, die Ängste und gleichzeitig noch mehr Machtgehabe produzieren.

 

Wenn junge Menschen unsere Ausbildungsstätten, Anstalten und Schulen erfolgreich absolvieren, nehmen sie dann nicht auch genau den Kastengeist oder Standesdünkel mit, der zur Einführung dieser „gegliederten“ Formen der „Bildung“ führten? Wenn in Leistungs„starke“ und –„schwache“, in „mehr“ und „weniger“ Gebildete“, in „höhere“, „Hoch“-, Förder“-, „Sonder“-  und „Gesamt“-Schulen unterschieden wird, wie sollen genau in solchen Einrichtungen, gerade die Lehrerinnen und Lehrer dieser Einrichtungen die Haltung zur Inklusion lehren und Strukturen der Teilhabe für alle schaffen?

 

Schutz
Viele Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen wollen mit ihren kleineren Lerngruppen, ihren besseren Ausstattung und ihrer besonderen Zugewandtheit und Geborgenheit Kinder vor einer Regelschule schützen, die noch nicht so inklusiv arbeitet, dass sie besser ist als eine Förderschule.

 

Schwach
Benutzen schwache Lehrer häufiger den Begriff „schwache Schüler“?

 

Sparen
In einem anderen europäischen Land werden alle (!) zur Verfügung stehenden Mittel aus den vielen verschiedenen Händen und Ämtern in die Hände der Schulen gegeben. Sie setzen die Mittel so ein, dass jede und jeder vor Ort und direkt, ohne Umwege, gefördert wird, der es brauchen kann.

 

Wieder in anderen Ländern beginnt die Förderung der Kinder nicht erst als Sprachförderung in KiTas, mit Feststellungen des Förderbedarfs in Grundschulen, in aussondernden Schulen und mit „Schulbegleitern“, sondern in der qualifizierten Frühuntersuchungen der Babies und der frühestmöglichen Hilfe in Familien. Die gesellschaftlich aufzubringenden Kosten reduzieren sich so bei älteren Kindern und Erwachsenen, wo wir in Deutschland Milliarden aufbringen müssen, um ein Vielfaches. Sie müssen dann nicht an Geld sparen, wenn es jemand braucht.

 

Strukturen
Es ist in der Praxis von Grundschulen erwiesener Unfug, dass so genannte „schwächere Schülerinnen und Schüler“ mehr Strukturen bräuchten. Abgesehen davon, dass die Sicht auf Menschen als „Schwächere“ historisch belastet eine sehr heikle Sichtweise ist, ist es richtig, dass alle Menschen ihre eigenen Strukturen brauchen und erlernen können! Hier befindet sich die Inklusion in einem Freundeskreis von Begriffen des Umlernens, wie Heterogenität, Demokratisierung, Individualisierung, Selbstbestimmung des Lernens, Eigenaktives Handeln, Partizipation, Kooperation und viele andere.

 

Inklusion braucht engagierte Menschen, Menschen an Schnittstellen der Entscheidungen und junge Menschen, die ihre Haltung leben. Diese Haltung gilt es in Strukturen nachhaltig festzuhalten. Neben der eigenen Tätigkeit mit Menschen ist dies notwendige Arbeit mit Menschen.

 

Teilhabe
Helfersyndrom, Mitmachen beim Spenden-Charity, den Wohlfahrtsstaat propagieren und hoffen, nicht von der Wohlfahrt leben zu müssen,  Mitleid mit herrenlosen Hunden und hungernden Kinderaugen, den Wunsch nach sozialer Absicherung schon immer für eine demokratische Tugend halten und die Fürsorge unterstützten…? Und jetzt lernen wir auch noch die Teilhabe für alle. Dabei ist das „Alle mitnehmen-wollen“ schon etwas mehr als „Allen-helfen-wollen“.

 

Unterstützung
„Wenn ihr das Kind zur Förderschule schickt, braucht es keinen Integrationshelfer“ sagte die Mitarbeiterin des Jugendamts zu der Mutter, die ihr Kind an der Grundschule lassen wollte. Sie sagte darauf, dass sie einen Anwalt nimmt, dachte dann über ihre finanzielle Situation nach und dachte danach über eine andere Lösung zur Unterstützung der UNO-Konvention zur Inklusion nach.

 

Vernetzung
Alle vernetzen, Befürworter der Inklusion, Heißsporne, willige Bürokraten, Menschen mit demokratischer Haltung, Skeptiker der Inklusion, Finanzausgabenbremser, Anweisungsempfänger, Fürsorger, Systemstrukturschaffer, Ehrenämtler, Aktenordner, sonderschulanhängende Jugendämtler, Wieder-gewählt-werden-wollen-Politiker, ewige Reformer, Vollblutpädagogen, Esoteriker, Verkaufs- und Einschaltquoten-Journalisten, engagierte Vertreter von Landesministerien, Eltern, Lehrerinnen und  Lehrer aller Art…

 

Alle verknoten, schneiden und hudeln wieder zusammen, drehen, schlingen und verschlaufen, wo immer sie ein Ende in ihre Hände bekommen. Welch ein Flickwerk!

 

Wenn du immer nur verknotest, entsteht Flickwerk. Nur wenn du zu einem Netz verknüpfst, entsteht ein brauchbares  Werk, ein Netzwerk.

 

Woanders
Als ich in den 90iger Jahren in Italien Fortbildungen machte, begegnete ich einer Frage, die ich mangels Erfahrung nicht wirklich begreifen konnte. Die Kollegeninnen und Kollegen aus Neapel wollten wissen, ob wir wüssten, wie man mit allen Kindern im Unterricht klar käme. Schon seit 1971 lernen alle Kinder in Italien gemeinsam. Dänemark verankerte dies sogar schon zwei Jahre früher. Ich beantwortete die Frage damit, dass die Freinetpädagogik einige Antworten darauf hätte. Die Arbeit der italienischen Kolleginnen und Kollegen ist heute beispielgebend in Europa. Viele und Vieles haben sie mit und auch ohne Freinetpädagogik neu oder anders begriffen. Die Lösungen bleiben aber immer pädagogische.

 

X
„Unter einer Inklusionsabbildung (kurz auch Inklusion genannt) versteht man die
[4]

 

Y
„Man spricht von einer echten Inklusion, falls es mindestens ein  Y  B\A gibt.“[5]

 

Zweifel
Wie viel ich in den letzten Jahren mit der Inklusion gelernt habe! Welche Welten sich eröffnen, wenn du mit denen lernst, die die Gesellschaft sonst von der „Regel“(-Schule) ausschließt. Oft frage ich mich, ob Bindungs“propleme“, „Asberger Autismus“, emotionale „Störungen“ und anderes mehr nicht sehr intelligente, lernseitige Reaktionen auf unsere Welt sind.

 



[1] Was in Österreich mit „Gegenstände“ übersetzbar ist

[2] Vgl. Jesper Juul, http://www.familylab.de/files/Artikel_PDFs/Presse_2012/NL-15-2012/%C2%BBWeniger_P%C3%A4dagogik,_mehr_Dasein%C2%AB.pdf.pdf

[3] Fernsehberichtankündigung 3SAT in der Beilage des Kölner Stadt-Anzeigers „Magazin“, S.14 vom 3.12.2013

[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Inklusionsabbildung

[5] ebenda