Walter Hövel
Wirtschaftslehre im 7. der Hauptschule 1985

 

Irene und ich sind gemeinsam Klassenlehrer einer 7.Klasse. Außer Physik unterrichten wir alle Facher in der Klasse.

Die Fächer Deutsch, Erdkunde, Geschichte, Biologie, Kunst und Wirtschaftslehre haben wir zum "Kernunterricht“ zusammengefasst, der in einer Mischung aus Epochen - und Projektunterricht/Freier Arbeit abläuft.

Die Planung der Arbeit erfolgt zwischen uns beiden,auf Stufenebene mit fünf weiteren Kollegen, die ähnlich arbeiten und in unserer Klassenversammlung mit den Schüler/innen.

Die Planung des Unterrichts klappt ganz gut, nur in Wirtschaftslehre waren wir alle zunächst äußerst ratlos.

Wie sollten wir nur in dieses Fach einsteigen? Die Schüler hatten keine Vorstellung,wir warfen einen Blick in die üblichen Schulbücher, uns wurde beinahe schlecht.

Inhaltlich,methodisch und didaktisch war was wir sahen, simpel gesagt, zum „FÜRCHTEN“.

"Progressiveres" Material, wie z.B. die Bielefelder Hefte waren zu theoretisch, zu praxisfern und zudem für ältere Schüler.

Wir suchten nach einem Einstieg,wo die Schüler einen eigenen Zugang zu dem Fach finden konnten.

Wir kamen auf eine ziemlich einfache Idee:

Wir rückten Tische zu zwei großen Tischgruppen zusammen,setzten uns mit jeweils der Hälfte unserer Schüler an einen Tisch und legten alltägliche Dinge, die gerade in der Klasse waren, vor uns hin.

Papier,eine Tasse,eine kleine Glühbirne, ein Glas, Kreide,ein Ring usw. lagen vor uns.

Bald kamen die Fragen von den Schülern: Woraus ist das eigentlich, wie funktioniert das, woher kommt das,was kostet das,warum ist das so teuer...?

Jeder Schüler übernahm einen Gegenstand,mit dem er sich auseinandersetzen wollte, auch solche,die nicht auf dem Tisch lagen.

Der Arbeitsauftrag wurde formuliert: Wir fragen andere Lehrer, Eltern, Bekannte, gehen in Geschäfte und stellen unsere Fragen. Nach zwei Tagen erzählten wir in der Klasse was wir herausbekommen hatten.

 

Während des Unterrichts sind die Schüler im Schulbezirk rumgelaufen, jeder war in mindestens zwei Geschäften oder Betrieben.

 

Danach: Spannende Vortrage und Diskussionen

  • Ich war in einer Milchfabrik, … also mit der Milch..."

  • "Die Tasse ist aus Porzellan, das wird so hergestellt..."

  • "Es gibt Kunsthaarperücken

  • und..."

 

Irene und ich haben drei Tage lang nur von den Schülern gelernt.

 

Viele Fragen blieben offen, wie "Warum flackert Neonlicht, wenn es angemacht wird, warum geht es aber sofort aus?"