Walter Hövel
Bewegen, Imaginieren, Kooperieren
Sport nicht nur an der Grundschule Harmonie


Ich finde fast 100 Sportspiele in meinen Aufzeichnungen von 1993. Die Aufzeichnungen entstanden, bevor ich Schulleiter der Grundschule Harmonie in Eitorf wurde. Sie dienten mir als „Grundstock“ des Sport-Denkens mit den Kindern, den Lehrer*innen und Eltern. Es war nicht „Schneller, Weiter, Höher“, noch „Körperertüchtigung und Gesundheit“, sondern schlicht die individuelle und kooperative „Bewegung“.

 

In der Grundschule Harmonie haben wir uns als Kollegium einmal im Jahr in der Sporthalle getroffen, um alle Spiele vorzustellen, die wir von den Kindern oder auf Fortbildungen lernten oder uns selbst ausdachten.

 

Die Sportstunden begannen nach dem Aufwärmen in einem Kreis, in dem die Kinder beschlossen, was sie an demTag in der Sporthalle machten. Die drei Stunden Sport (Sie konnten mit Busfahrt „am Stück“, wie im Lehrplan vorgesehen, angeboten werden) gehörten, wie ihr gesamtes Lernen und Leben ihnen.

 

Bei mir war es so, dass in der vorletzten Viertelstunde der Zeit in der Halle ein Kind oder die Lehrer*in bestimmten, welche Spiele alle zusammen machten. Ganz am Schluss wurde vorgestellt, was es Neues gab, was in den Stunden gemacht wurde, und alle bauten zusammen ab.

 

Alle Klassenlehrer*innen machten Sport mit den Kindern ihrer Klassen, weil die Bewegung der Kinder auch ihr Lernen war. Ich wusste als Lehrer*in, wie sich „meine“ Kinder bewegten.

 

Es blieb immer (!) jedem Kind überlassen, ob es bei den Spielen mitmachte oder nicht. Es konnte sich immer hinsetzen oder - mit anderen oder alleine - etwas anderes machen.

 

Die Planung der eigenen Bewegung, der eigenen Spiele überließen wir dem Kreis, die Durchführung und das Regelwerk den Kindern. Bei Fangspielen entschieden nur die Fänger, wer gefangen war, nicht die Gefangenen.

 

Ich teile meine Aufzeichnungen so ein, dass ich zunächst alle Übungen beschreibe, die ich noch weiß und im zweiten Teil wenigstens die notierten Titel aufschreibe. Vielleicht kann die oder der Leser*in etwas damit anfangen.

 

  • „Bergsteigen“. Mit verbundenen Augen über und durch Kästen und andere Geräte.

  • „Durch den Sumpf“. Der Boden der Sporthalle ist der Sumpf. Auf ihn darfst du nie treten. Geräte werden aufgebaut.Matten- und Tücherwege werden gelegt, eine Leiter zwischen zwei Kästen gelegt, über eine umgedrehte Bank, am Reck hangeln, über Stufenbarren gehen, an den Tauen schwingen, mit zwei oder drei Rollwagen fahren usw.

  • „Linienlaufen“. Auf dem Boden der Halle sind verschieden farbige Linien auf denen gelaufen wird. Durch Kommandos müssen die Läuferinnen ihre Haltung oder Richtung wechseln. Das kann für alle gleich sein oder nur für das Laufen auf Farben gelten.

  • „Die Regentrude“. Die Halle wird in die Unterweltlandschaft der Regentrude verändert. Die Kinder gehen selbstbestimmt in diese Lernlandschaft. Siehe hierzu in der Kartei „Schreiblandschafetn/mindscapes“.

  • „Pferderennen“. Zu dritt oder viert werden Gruppen gebildet. Das sind Pferd und Reiter*in, also ein Team. Der Kopf ist ein Kind, an dem halten sich ein oder zwei, die der Körper sind, fest und darauf sitzt die Reiter*in.

  • „Mattenrennen“. Beim Mattenrennen hat jedes Team zwei Matten. Auf einer stehst du immer. Es geht darum die hintere Matte nach Vorne zu bringen – ohne den Boden zu berühren – wieder darauf zu gehen, um das Spiel mit der nächsten Matte zu wiederholen. Ziel ist das Erreichen der gegenüber liegenden Wand. Niemand sagt, dass eine Gruppe zuerst ankommen muss.

  • „Regatta“. Bei der Regatta sitzt ein Drittel oder ein Viertel jeder Klasse auf den umgedrehten Sitzbänken. Unter den Bänken sind Stäbe aus Holz oder Plastik, auf denen die Bänke vorwärtsrollen. Hinten werden die freienStäben aufgehoben, nach vorne gebracht und vorne zum Weiterrollen wieder untergelegt. Wieder darf - außer den Händen - kein Körperteil den Boden berühren und es gilt die nächste Wand zu erreichen. Passt auf eure Finger auf!

  • „Krake“. Das war ein Fangenspiel - eine*r gegen alle - wobei die Fänger zu zweit oder mehreren sich festhalten mussten.

  • „Sanitäter“. Die Gefangenen mussten sich hinsetzen und mussten von einem oder mehreren vorher bestimmten Sanitätern wieder zum Aufstehen und Weitermachen befreit werden.

  • „Handball verdreht“. Du musstest sofort stehen bleiben, wenn du den Ball bekamst und einem sich bewegenden Mitspieler zuwerfen.

  • „Spirale“, du durftest eine zeitlang die Richtung und Geschwindigkeit der Schlange der Kinder durch die Halle anführen und bestimmen. Alle Kinder nahmen ein Kind an die Hand und wurden an der anderen Hand geführt, so dass eine Spirale oder Schlange entstand.

  • „Dampfwalze“. Ein (!) Kind auf der kleinen Matte, eins drunter – und dann rollst du über die Matte und den Menschen. Immer einer, alle können drüberrollen. Die Übung ist sehr gewöhnungsbedrftig, aber es passierte nie etwas. Viele haben erst zugeschaut.

 

  • „Spiegel“. Du suchst dir einen Partner, der dir jede Mimik und Bewegungen „spiegelnd“ nachmacht.

  • „Tiere“. Ein Spiel, dass viele Kinder mögen. Jemand macht ein Tier, durchaus in verschiedenen Bewegungen nach, dann die anderen das Tier. Zum Beispiel wie ein Bussard fliegt, den plötzlichen Richtungswechsel bei Fischschwärmen oder äsende, voirsichtige Rehe. Passt gut auf, dass Tiere nicht vermenschlicht werden oder einzelne zur Beute werden. Redet vorher und immer wieder mit den Kindern über das Spiel.

  • „Traumschiff“. Je lauter die Kinder auf einer Matte sind je schneller fährt es durchs Wasser und umgekehrt. Ein Imaginationsspiel, das auch durch die Schnelligkeit, das Wuseln der Kinder, durch Musik von außen, etc. anders werden kann.

  • „Reise durchs Weltall“, ein Thema zum Staionenaufbau von Kindern oder den Erwachsenen in der Sporthalle. Sie wird verzaubert. Vergessen sie die Entzauberung, vor allem der Kinder am Schluss nicht.

  • „In der fremden Stadt“, wieder eine Hallenveränderung, erfinden sie eine Kitzelgasse, eine Hochstraße, eine Flanieravenue, eine Beethovenallee, eine Flüsterstraße oder einen Fotoplatz.... Die Ideen der Kinder sind im Zweifelsfall besser.

  • „Blindgehen“. Eine+n Partner*in, der/dem die Augen verbunden sind oder die Augen sind geschlossen Richtungskorrekturen durch Anfassen an den Schultern, Antippen, Flöten oder Vorangehen und Sprechen führen.

  • „Bewegungssensor“. Du sitzt mit geschlossen Augen am Boden. Wie viele Leute gehen vorüber? Wie bewegen sie sich? Wer geht vorüber?

  • „Deckengeist“. Wer ist unter der Decke? Unter der Leinwand herkriechen. Was tun die Leute?

  • „Plätze tauschen“. „Mein rechter, rechter Platz ist frei, ich wünsche mir die Songül herbei.“ Varieren sie das Spiel. Sorgen sie mit den Kindern durch eine Regel dafür, dass alle genannt werden.

  • Barren, Sprossenwände, sich bewegende Taue durch Einhängen von Bänken rauf und runter laufen oder kriechen.

  • „Tarzan“. Mit Seil von Kasten zu Kasten schwingen.

  • „Avatar“ .Du läufst mit verbundenen Augen mit mehreren Menschen in einer Reihe los. Jede/r Läufer*in hat einen Menschen, der ihr zuruft, was und wie du tun musst. Du musst „deine“ Stimme aus den anderen heraushören. Wenn du jemanden umläufst oder behinderst, bist du raus. Machen Sie als Erwachsener ruhig mit!

  • „Waschstraße“. Du sagst, in zwei Reihen stehend jedem Mensch der dadurch kommt, etwas Nettes über sie oder ihn.

  • „Gegen die Wand laufen“. Du hängst Bänke in die Sprossenwand. Die du hochlaufen und klettern kannst.

  • „Hochklettern“. Du stellst Geräte und Dinge übereinander und kletterst so hoch wie möglich. Wie immer, nur wenn du das willst und wenn Leute aufpassen.

  • Du kannst nur aufstehen, die Augen öffnen, wenn du angegongt, angefasst oder angesprochen wirst.

  • Bringe anderen bei, was du beim Training, in der Tanz- oder Turngruppe woanders selbst gelernt hast.

  • „Bauchplatscher“. Wirf dich auf eine große Matte. Sie wird sich ein Stück bewegen. Mache es immer wieder, wobei du nie schubsen oder die Matte nach vorne bewegen darfst. Du springst nur so lange auf die Matte, bis sie die andere Seite erreicht.

  • „Nicht bewegen“. Du bist mit deiner Gruppe auf einer großen Matte. Die andere Gruppe geht auf eine andere Matte. Auf ein Kommando darf sich niemand mehr bewegen, reden oder ein Geräusch machen, sonst hat die Gruppe verloren.

  • „Gefängnisausbruch“. Eine große Weichmatte steht als Mauer da. Alle sind auf einer Seite, du darfst nicht links oder rechts vorbei. Nur, es müssen alle aus der Gruppe rüber.

  • „Aquarium“ .Wie beim Reden. In der Mitte machen Leute Sport. Du sitzt außen und schaust zu. Wenn du mitmachen willst, klopfst du Leute in der Mitte ab, die mit dir tauschen. Ganz außen die Gruppe schaut nur zu.

  • „Indianerstrafe“. Mit einem Fuß wirst du an den Fuß eines anderen gebunden. Nun müsst ihr alles zusammen machen.

  • „Wagenrennen“. Ihr seid immer zu fünft. Vier tragen den Fünften abwechselnd. Wie sitze ich auf Menschen? Ich darf nie jemandem weh tun oder ihn verletzen,.

  • „Mattenziehen“. Große oder kleine Matten werden gezogen, nicht gedrückt, getragen oder gar geworfen. Es kann jemand drauf, stehen, knien, sitzen oder liegen.

  • „Seiltänzer*in“. Auf einem gespannten Seil oder einer Slackline tanzt eine*r in einer selbst gewünschten Höhe vor- oder rückwärts.. Das geht übrigens auf einem Brett, das auf der Menschenschattenleinwand wie ein Seiltanz aussieht.

  • „Atomspiel“. Alle laufen einzeln durch einanander. Dann werden Zahlen gerufen und es halten sich Gruppen in der Anzahl dieser Zahlen. Die, die keine Gruppe finden, scheiden nicht aus, sondern laufen weiter z.B. bei 0, was zur Auflösung der Atome gesagt werden kann.

  • „Kreis-Beibehalten“. Im Kreis sich festhaltend -auf Kommando- ohne Loslassen auf einem Bein stehen, hinknien, sich rumdrehen, hinlegen, ...

  • „Katz und Maus“. Zwei Katzen müssen rausgehen. Die Zurückgebliebenen sind Mäuse. Sie einigen sich auf zwei Supermäuse. Nun müssen die Katzen, die wild durcheinander laufenden Mäuse fangen. Wer gefangen ist, setzt sich hin. Bleibt auch nur eine Supermaus am Ende ungefangen übrig, haben die Mäuse gewonnen. Sonst die Katzen.

  • „Auf den Dächern von Paris“. Verwandeln der Halle in verschiedene „Dach“stationen mit verschiedenen Aufgaben.

  • „Eine Reise durch Afrika“. Wieder eine Stationenlandschaft. Unter anderem fährt die Lehrkraft mit dem Taxibus (leerer Mattenwagen) mit Kindern zu bestimmten Stationen.

  • „Hallenwanderung“. Durch Kommandos hüpfen alle durch die Halle, vorwärts, seitwärts oder rückwärts, gallopieren, kriechen, singen, pfeifen oder schweigen,etc.

  • „Rettung“. Wird „Wasser“ gerufen, muss du irgendwo hochklettern, bei „Wind“ oder „Sturm“ musst du , weit entfernt von Stationen auf dem Hallenboden liegen, bei „Licht“ oder Sonne“ musst irgendwo drin oder drunter sein, bei „Feuer“ solltest du im Wasser oder sonstwie sicher sein.

  • „Schlaue Jagd“. Das häufigste Spiel meiner Klasse. Immere für 30 Sekunden jagte eine/r aus der einen Hälfte des Teams alle der anderen Hälfte. Dann ging’s umgekehrt., Das Entscheidende war, dass der Weg der Fänger abgekürzt werden konnte, so dass auch die „schlechteren“ Fänger beider Gruppen das Konto verbesserten.

  • „Kegeln“ oder „Bowling“, mit Bällen, Holzfiguren

  • „Reifen werfen“. Wer kann seinen Holz- oder Plastikreifen am weitesten Richtung Wand werfen oder drehen lassen? Eine*r nach dem anderen wirft oder rollt.

  • „Reifen drehen“. Ein Holzreifen wird von jedem auf der Stelle gedreht. Du legst dich sofort mit einem Ohr auf die Erde. Du hörst einen nach dem anderen Reifen fallen bis totale Ruhe herrscht. Ein echtes Erlebnis.

  • Füße auf zwei Stäbe. Dabei einen Ball fangen.

  • „Fußball tanzen“. Mit einem großen Ball (Durchmesser 1m) oder vielen Bällen, ohne Tore, zu Musik (am besten Michail Jackson) Fußball tanzen.

  • „Schwungtuch“. Mit dem Schungtuch arbeiten (spielen lassen).

  • „Schattenleinwand“. Die Schattenleinwand aufbauen. Die Kinder raten, wer auf der anderen Seite ist. Die beiden Karteien der Pädagogikkooperatve bieten genug Spielanlässe.

  • „Teppichrollen“. Sich in große Teppichrollen legen. Du kannst dich drüber legen oder mit ihnen balancieren. Mit großen Rollen kannst du viel machen.

  • „Schaukeln“, mit Leiter über Kästen, mit blauen und grünen Matten in die Ringe gehängt, Seilchen am Barren oder Reck, an Tauen.

  • Rollbrett fahren. Immer abwechseln!

  • „Freeze“. Bewegungen bei „Freezekommando“einfrieren.

  • Gehen wie „Bäume im Wind“, “Schiffe bei Sturm“, „wie „Pinguine, wie „eilige Menschen“, wie „Autos in der Beschleunigung“, etc

  • „Meditationstanz“. Im Kreis stehen, von einem Bein auf das andere wecheln, dabei singen ohne Melodie, nur in Rhythmen, gemeinsam.

  • Mit Stöcken oder Stäben im Kreis rhythmisch stampfen. Jede*r kann den „Beat“ vorgeben.

  • „Body Space Sharing“ . Sich drehen, mit den Armen schwenken, Abstände finden.

  • „Augen schauen“. Rumgehen, vor jemanden stehen bleiben, in die Augen schauen.

  • „ Im Raum begegnen“. Umhergehen, in verschiedenen Städten sein, wie Paris, Rom, Moskau, im Wald, im Wasser, im All, …

  • „Reaktion statt Kraft“. Zwei liegen sich auf dem Bauch Kopf über Kopf auf dem Boden so gegenüber, dass sich ihre Hände schütteln können. Genau an diese Stelle wird etwas gestellt, was leicht gefasst werden kann. Zum Beispiel der Klöppel eines Gongs oder eine Schachfigur. Die Hände sind bei beiden auf dem Rücken. Erst wenn die Schiedsrichterin „Jetzt“ sagt, dürfen die beiden Kontrahenden versuchen die Figur zuerst zu fassen. Schnellt die Hand bei „Greif zu“, ;Ja“ oder „Jedoch“ so vor, dass der Gegenstand berührt wird, zählt der Punkt für den „Gegner“.

  • Auf einer Decke liegend durch den Raum gezogen werden.

  • Alle blasen, damit der eigene Kreis größer wird.

  • Andere Kinder zu Statuen formen.

  • „Mattenturm bauen“. Baue aus Kästen, Matten und Tüchern ein Versteck, in das du gehst oder auf dem du sitzt. Bleibe dort, auch mit anderen - immer wieder - solange du willst. Bei Spielen ist dort „Freio“ (Was wo anders anders heißt).

  • „Schildkröte“. Unter eine Weichmatte klettern und sie so zur nächsten Wand tragen.

  • „Slalom“, die Verfolgten bekommen immer ihren Vorsprung, der reichte müsste, um sich zu „retten“.

  • „Rafting“, zum Beispiel im Kastenoberteil als Boot über den Amazonas, drunter sind Stöcke oder du oder ihr werdet gezogen.

  • „Fisher, fisher, Ahow deep is the water“, Spiele ins Englische übersetzen und spielen.

 

Spiele, an die ich mich 2020 nicht mehr erinnern kann

  • „Drei Stühle“

  • „Vereisen“

  • „Kriechtunnel“

  • „Roboter“

  • „Kofferpacken“

  • „Rückenschreiben

  • „Zwei Steine, Klick-Klack“

  • „Henne und Küken“

  • „Löwenjagd“

  • „Vier-Fuß-Ski“

  • „Hase und Igel“

  • „Edus im Kreis“

  • „Monika“

  • „Wettermassage“

  • „Sandwich“

  • „Storch und Frösche“

  • „Schatzspiel“

  • „Spanische Kutsche“

  • „Obstgarten“