Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der zweiten Staatsprüfung
für das Lehramt für Grund- Haupt- und Realschulen mit dem Schwerpunkt Grundschule
Überprüfung des Konzepts der MINIPHÄNOMENTA
im Hinblick auf Förderung des selbständigen Lernens
im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
Studienseminar für Lehrämter an Schulen in Siegburg
Erstgutachterin: Frau Walter
Verfasst von Melanie Moskopp
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .................................................................................................. S. 04
2. Theoretische Grundlagen ......................................................................... S. 05
2.1 Naturwissenschaftliche Förderung an der Grundschule Harmonie ................ S. 05
2.1.1 Naturwissenschaftliches Lernen an der Grundschule Harmonie ................... S. 06
2.2 Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht ................ S. 07
2.2.1 Der Lernprozess ......................................................................................... S. 07
2.2.2 Traditioneller und erweiterter Lernbegriff...................................................... S. 08
2.2.3 Lernen im experimentell-naturwissenschaftlichen Sachunterricht ................. S. 09
2.2.3.1 Lernen durch Spielen und Explorieren im naturwissenschaftlichen
Sachunterricht ............................................................................................ S. 09
2.2.3.2 Entdeckendes- und forschendes Lernen nach Wagenschein ........................ S. 10
2.2.4 Voraussetzungen für selbständiges Lernen ................................................. S. 11
2.2.4.1 Selbstbestimmung und Selbstorganisation................................................... S. 11
2.2.4.2 Motivation ................................................................................................... S. 11
2.2.5 Indikatoren für selbständiges Lernen ........................................................... S. 12
2.2.5.1 Flow-Erlebnis .............................................................................................. S. 12
2.2.5.2 Interesse .................................................................................................... S. 13
2.3 Das Konzept der MINIPHÄNOMENTA ......................................................... S. 13
3. Durchführung und Evaluation .................................................................. S. 15
3.1 Rahmenbedingungen .................................................................................. S. 15
3.2 Planung der Erhebungen ............................................................................ S. 16
3.2.1 Funktion und Aufgabe der Forschergruppe .................................................. S. 16
3.2.2 Dokumentation der Lernwege der Kinder ..................................................... S. 17
3.3 Anpassung und Variation des Konzepts der MINIPHÄNOMENTA ................ S. 17
3.3.1 Integration des MINIPHÄNOMENTA-Konzepts in das Schulkonzept ............ S. 17
3.3.2 Organisatorische Planung ........................................................................... S. 17
3.3.2.1 Räumliche Anordnung und Aufteilung der Experimentierstationen ................ S. 17
3.3.2.2 Konzeptpräsentation am Schulfest .............................................................. S. 18
3.3.2.3 Öffnung der Ausstellung für Besucher ......................................................... S. 18
3.3.3 Methodische Erweiterung des Konzepts ...................................................... S. 18
3.3.3.1 Ausstellungsregeln...................................................................................... S. 18
3.3.3.2 Wandtafeln als allgemein nutzbares Kommunikationsinstrument .................. S. 19
3.3.3.3 Arbeitsmaterialien und Rückzugsmöglichkeit ............................................... S. 20
3.4 Überprüfung des Konzepts auf Förderung selbständigen Lernens ................ S. 20
3.4.1 Erfüllt das Konzept der MINIPHÄNOMENTA die Voraussetzungen für
selbständiges Lernen? ................................................................................ S. 21
3.4.2 Findet selbständiges Lernen statt? .............................................................. S. 21
3.4.2.1 Lässt sich Flow bei den Kindern nachweisen? ............................................. S. 21
3.4.2.2 Lässt sich Interesse bei den Kindern nachweisen? ...................................... S. 22
3.4.2.3 Wird selbständiges Lernen durch die MINIPHÄNOMENTA gefördert? .......... S. 23
4. Fazit ........................................................................................................... S. 28
5. Literaturverzeichnis .................................................................................. S. 29
6. Eidesstattliche Erklärung ......................................................................... S. 31
7. Anhang ...................................................................................................... S. 32
Theoretische Grundlagen – Das Konzept der MINIPHÄNOMENTA
1. Einleitung
„Forschen heißt rausfinden. Sachen über Dinge rausfindenm und intensiv nach Einzelheiten suchen.“
(Fabian, neun Jahre1)
Kinder stehen dem aktiven naturwissenschaftlichen Forschen und Explorieren
überaus aufgeschlossen gegenüber, begeistern sich für erstaunliche Phänomene,
suchen nach Erklärungen und lassen sich von ihren Hypothesen zum wissenschaftlichen
Forschen verleiten.
Die Untersuchungsergebnisse der IGLU-Studie von 2003 bestätigen diese subjektive
Einschätzung: „80% der befragten Kinder bekunden ein starkes Interesse, Aufgeschlossenheit und
Neugier an naturwissenschaftlichen Fragestellungen.“2
Mit ihrer Forderung, „die Wissbegier der Schülerinnen und Schüler, ihr Interesse und ihre Freude
an der forschenden und handelnden Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt“3 zu wecken, knüpfen
die Richtlinien und Lehrpläne des Landes Nordrhein-Westfalen an diese Erkenntnis
an. Besonders der selbständige Erfahrungserwerb und das eigenständige und
selbstgesteuerte Lernen werden im naturwissenschaftlichen Bereich des Lehrplans
hervorgehoben. Lehrpläne und Richtlinien fordern dazu auf, Kindern die Möglichkeit
zu geben, eigene Lern- und Lösungswege zu gehen, die sie eigenständig
organisieren und gestalten sollen.4
Diese Forderungen erhalten eine besondere Bedeutung, wenn man die Studien zur
Umsetzung des naturwissenschaftlichen Sachunterrichts und seiner Effizienz in der
Praxis betrachtet: Demzufolge sind seit den 70er Jahren naturwissenschaftlichtechnische
Unterrichtsinhalte rückläufig und werden gegenüber den Gesellschaftswissenschaften
in deutlich geringerem Umfang unterrichtet.5 Diese Tendenz führt
sich fort bis in die heutige Zeit.
Grundschulkindern werden also zu wenig naturwissenschaftlich-technische Begegnungsräume
bereitgestellt, was immense Auswirkungen hat. Deutschen Industriezweigen
fehlt der Fachkräftenachwuchs. Es gibt zu wenig junge Menschen mit
Begeisterung und Aufgeschlossenheit gegenüber den Naturwissenschaften, da ihnen
zumeist grundlegende Erfahrungen und echtes Interesse an naturwissenschaftlichen
Phänomenen fehlen.
Mit der Erprobung und Überprüfung des Konzepts der Wanderausstellung
MINIPHÄNOMENTA – die zur Förderung des selbständigen Erfahrungserwerbs an
naturwissenschaftlichen Phänomenen konzipiert wurde – sollte nicht nur das
bestehende Konzept für naturwissenschaftlichen Unterricht an der Grundschule
Harmonie bereichtert und erweitert werden. Es wird die Absicht verfolgt, der Gefahr
eines tendenziell rückläufigen nachhaltigen Interesses an Naturwissenschaften und
den sich daraus ergebenden Konsequenzen für unsere Wirtschaft durch eine
1 Vgl. Transkribiertes Interview mit Fabian im Anhang, S. 40.
2 Köster 2006, S. 1.
3 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen 2008, S. 39.
4 Vgl. Ebd., S. 39.
5 Vgl. Köster 2006, S. 1f.
Theoretische Grundlagen – Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
verbesserte Ausbildung entgegenzuwirken und die Forderungen der Richtlinien und
Lehrpläne ernst zu nehmen. Die Umsetzung und Förderung des selbständigen
Lernens auf Seiten der Kinder stellt eine besondere pädagogische Herausforderung
dar.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf physikalischen Experimenten. Diese
Fokussierung ergibt sich aus der Auseinandersetzung mit dem Konzept der
MINIPHÄNOMENTA, weil die Experimentierstationen der Wanderausstellung
vorwiegend physikalische Phänomene behandeln.
Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im theoretischen
Teil wird zunächst das allgemeinpädagogische Konzept der Grundschule
Harmonie dargestellt, vor dessen Hintergrund im Anschluss das naturwissenschaftliche
Lernen an der Schule erläutert wird. Um den Begriff des selbständigen
Lernens im naturwissenschaftlichen Sachunterricht für diese Arbeit grundlegend zu
klären, wird der Lernprozess anhand der konstruktivistischen Lerntheorie dargestellt.
Dies ermöglicht neben der Aufstellung von Voraussetzungen auch die Vorstellung
von Indikatoren für selbständiges Lernen, mit denen das Konzept der MINIPHÄNOMENTA
im praktischen Teil überprüft wird. Zuletzt werden Konzeption und Ziele der
MINIPHÄNOMENTA vorgestellt, um eine Basis für die spätere Überprüfung zu
schaffen.
Der praktische Teil der Arbeit ist der Durchführung und Evaluation des Konzepts
gewidmet. Dazu werden zunächst die Rahmenbedingungen, sowie die Planung der
Erhebungen erläutert. Für die Darstellung der Durchführung ist die Integration von
Schulkonzept und zu überprüfendem Konzept ebenso von Bedeutung, wie die
methodische Erweiterung der MINIPHÄNOMENTA durch die Verfasserin. Sowohl die
Durchführung, als auch die Erweiterung stellen besondere Anforderungen an die
Kompetenzen der Lehrenden. Diese Kompetenzen werden in Kapitel 3.3.3 erläutert.
In der Evaluation wird das erweiterte Konzept schließlich auf die Förderung selbstständigen
Lernens anhand der im theoretischen Teil vorgestellten Voraussetzungen
und Indikatoren für selbständiges Lernen untersucht.
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Naturwissenschaftliche Förderung an der Grundschule Harmonie
Um die naturwissenschaftliche Förderung an der Grundschule Harmonie in ihrer
Komplexität zu erläutern, muss sie vor dem Hintergrund des pädagogischen
Konzepts der Grundschule Harmonie betrachtet werden. Daher folgt zunächst ein
Portrait der allgemeinpädagogischen Arbeits- und Handlungsweise.
Im Zentrum der pädagogischen Arbeit an der staatlichen Grundschule Harmonie
steht das Erlernen des eigenverantwortlichen Lernens im Hinblick auf einen
lebenslangen, selbstgesteuerten Lernprozess und die Erziehung zu selbst- und
Theoretische Grundlagen – Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
eigenständigem Handeln. Voraussetzung dafür schaffen Lernarrangements innerhalb
kooperativer demokratischer Strukturen. Zahlreiche Institutionen wie der Klassenrat,
die Schulversammlung und das Kinderparlament bieten den Kindern auf unterschiedlichen
Ebenen Foren zur Mitbestimmung und Mitgestaltung ihres Schullebens:
Sie lernen in selbst verabredeten Gruppen, in der Klassengemeinschaft und in
alternierenden Gruppen, sowie in übergreifenden Alters-, Niveau- und Arbeitsgruppen
einer Schule, die sich jedem einzelnen Kind und seinen individuellen
Lernbedürfnissen anpasst und somit stetig verändert. Alle Kinder tragen die
Verantwortung für ihr Lernen und ihre Schule von Beginn an selbst. Auf den
individuellen und kooperativen Lernwegen werden sie von Erwachsenen begleitet,
beraten, herausgefordert und unterstützt.
Ein erfolgreiches individuelles und selbst verantwortetes Arbeiten, Lernen und Leben
wird an der Grundschule Harmonie durch folgende Handlungsfaktoren ermöglicht:
• Im Gespräch mit den Kindern erfolgt eine permanente Reflektion ihrer
Arbeitsvorhaben, -wege und -ergebnisse.
• Auf Grundlage der Selbsteinschätzung werden den Kindern die in den
Lehrplänen geforderten Kompetenzen, Kenntnisse, Fähigkeiten und
Fertigkeiten transparent gemacht.
• Im Austausch zwischen Erwachsenen und Kindern wird fortwährend ein
Wertekatalog erarbeitet, der die Lern- und Leistungslust betont.
über die permanente Erarbeitung eines Lern- und Leistungslust betonenden
Wertekatalogs (gemeinsam durch Kinder und Erwachsene) ermöglicht.
2.1.1 Naturwissenschaftliches Lernen an der Grundschule Harmonie
Ebenso wie alle anderen Unterrichtsinhalte ist auch der naturwissenschaftliche
Unterricht in Strukturen offener Lernformen eingebettet. Neben individuellem und
interessengeleitetem Experimentieren und Erkunden finden zahlreiche schul-,
klassen-, und lerngruppenübergreifende Projekte statt. Das forschend-entdeckende
Experimentieren ist Bestandteil des alltäglichen Unterrichts und findet in zwei
Ausprägungen, dem freien und dem angeleiteten Experimentieren, während des
Schultags statt. Ausgangspunkt ist immer ein aktuelles Interesse von Kindern. Die
Grundschule Harmonie bietet ihren SchülerInnen im naturwissenschaftlichexperimentellen
Lernbereich zahlreiche Erfahrungsräume und Lernarrangements an,
die im Sinne des eigenverantwortlichen Lernens individuell von den Kindern genutzt
werden. Immer wieder finden sich jahrgangsgemischte Projektgruppen zusammen,
die sich experimentell mit chemischen und physikalischen Phänomenen befassen.
Über Exkursionen zur Universität Siegen werden nicht nur die gewachsenen Verbindungen
zu Fachwissenschaftlern der Physik- und Chemiedidaktik aufrecht erhalten,
die den Kindern bei Bedarf beratend zur Seite und als Diskussionspartner zur
Verfügung stehen. Die Labore beider Fachbereiche ermöglichen den Kindern
darüber hinaus eine aktive Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Experimentierinstrumenten
und -methoden.
Theoretische Grundlagen – Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
So exisiert beispielsweise ein Materialfundus in Form eines Experimentierschranks,
der eine Vielfalt wissenschaftlicher Experimentier-, Mess- und Verbrauchsmaterialien
enthält und den Kindern fortwährend zugänglich ist. Auf diese Weise wird ein
spontanes bzw. zeitnahes Experimentieren ermöglicht. Der Bestand orientiert sich an
in Experimentierbüchern aufgeführtem Versuchsmaterial ergänzt durch diverse
Utensilien, die Kinder erfahrungsgemäß zum freien Experimentieren benötigen.
Anregungen und Anleitungen sind neben der umfangreichen Experimentierbücher-
Sammlung auch in der stetig wachsenden Experimente-Kartei zu finden.
2.2 Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
Bevor der Begriff des selbständigen Lernens im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
auf der Grundlage des konstruktivistischen Lernbegriffs für diese Arbeit
eindeutig geklärt wird, muss untersucht werden, ob Kinder überhaupt in der Lage
sind, sich wissenschaftliche Arbeitsweisen selbständig zu erschließen. Diese Frage
ist berechtigt, weil von der Antwort abhängt, ob selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen
Sachunterricht überhaupt möglich ist.
In den Richtlinien und Lehrplänen des Landes NRW wird im Bereich ‚Natur und
Leben’ die Begegnung und Auseinandersetzung mit physikalischen Phänomenen
anhand wissenschaftlicher Arbeitsweisen wie Analysieren, Sortieren, Vergleichen
und Ordnen gefordert.6 Die Kinder sollen also an wissenschaftliches Denken und
Arbeiten herangeführt werden. Über die Auseinandersetzung mit Naturphänomenen
lernen die Kinder „Möglichkeiten und Verfahren [kennen], Untersuchungen selbständig zu planen,
Beobachtungen zu ordnen, über die eigenen Wahrnehmungen mit anderen zu kommunizieren und neu
gewonnene Kenntnisse für sich und andere zu sichern.“7 Um Kindern jedoch selbständiges
Lernen zu ermöglichen, muss konsequenter Weise auf die Vermittlung erwünschter
Arbeitsmethoden von Seiten der Lehrperson verzichtet werden. An dieser Stelle stellt
sich die Frage, ob Kinder dazu in der Lage sind, sich bei der Überprüfung ihrer
Hypothesen selbständig wissenschaftlicher Arbeitsweisen zu bedienen. Studien von
Sodian u.a. belegen, dass Kinder durchaus wissenschaftlich denken, also „Hypothesen
bezüglich eines komplexen Sachverhalts aufstellen, überprüfen und die Ergebnisse richtig deuten
können“8. Daraus lässt sich also schließen, dass Kinder bei der Überprüfung ihrer
Hypothesen intuitiv auf wissenschaftliche Arbeitsmethoden zurückgreifen.
2.2.1 Der Lernprozess
Lernen basiert auf neuen Erfahrungen, die den Ausbau der Vernetzungsstruktur im
Gehirn zur Folge haben. Diese neu gebildeten Vernetzungen werden fortan für
künftige Erfahrungen genutzt.9 Erfahrungen sind als grundlegende Voraussetzung für
Lernen zu verstehen, wobei Lernen ausschließlich dann erfolgt, wenn Erfahrungen
bewusst verarbeitet werden und Einfluss auf nachfolgende Handlungen nehmen. „Zu
6 Vgl. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen 2008, S. 40.
7 Ebd., S. 40.
8 Köster 2006, S. 40.
9 Vgl. Stadelmann 2005, S. 25.
Theoretische Grundlagen – Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
einem Lernen wir diese Erfahrung aber erst, wenn sie uns instand setzt, unser künftiges Handeln
situationsgemäßer und sinnvoller zu steuern.“10
2.2.2 Traditioneller und erweiterter Lernbegriff
Immer wieder ist in der aktuellen Literatur die Rede von einer neuen Lernkultur und
einem erweiterten Lernbegriff. Um die Entwicklung vom traditionellen zum erweiterten
Lernbegriff deutlich zu machen, wird zunächst der traditionelle Lernbegriff kurz
skizziert, um im Anschluss den erweiterten Lernbegriff, der dieser Arbeit zugrunde
liegt, auszuführen.
Der traditionelle Lernbegriff sieht auf Schülerseite die Aneignung fachlicher
Lehrstoffe durch Reproduzieren und auf Lehrerseite durch spezifisch portionierte
Wissensvermittlung vor. Die abstrakte und inaktive Auseinandersetzung der
SchülerInnen mit dem Lehrstoff, sowie die Vernachlässigung der Vorerfahrungen von
SchülerInnen sind ebenso kennzeichnend wie mangelnde Kenntnisnahme, Reflexion
und kommunizierte Transparenz der stattfindenden Lernprozesse. Darüber hinaus
sind Wettbewerbsorientierung auf Schülerseite; fremdgesteuertes Lernen und
Frontalunterricht signifikant.11
Die Erweiterung des traditionellen Lernbegriffs basiert auf neueren Erkenntnissen
aus der pädagogisch orientierten Lern- und Kognitionsforschung. „In der neuen
Schulpädagogik hat sich eine Modellvorstellung vom Lernen durchgesetzt, die sich an den
Persönlichkeitstheorien des Kognitivismus und des Konstruktivismus orientiert und systemtheoretische
und hirnphysiologische Theorien einbezieht.“ 12 Das Modell versteht Lernen als Prozess, bei
dem neue Informationen jeweils individuell verarbeitet und gesteuert werden
(Kognitivismus). Es wird davon ausgegangen, dass Lernen ein Prozess ist, den der
Lernende zu jeder Zeit und in Auseinandersetzung mit seinem sozialen Umfeld aktiv
steuert.13
Die Aneignung fachlicher Inhalte durch bloßes Reproduzieren rückt vor der aktiven
Auseinandersetzung mit dem Lernstoff in den Hintergrund. „Lernen erfolgt nicht passiv,
sondern ist ein aktiver Vorgang, in dessen Verlauf sich Veränderungen im Gehirn des Lernenden
abspielen. Kinder erschließen sich ihre Umwelt ganzheitlich; alle Sinne sind in unterschiedlicher Weise
an den Lernprozessen beteiligt. Denken, Fühlen, Handeln und Erleben gehören untrennbar
zusammen.“14 Eine portionierte Wissensvermittlung weicht dem eigenaktiven Lernen,
das an individuelle Fähigkeiten, Kompetenzen und Vorerfahrungen anknüpft. „Das
erkennende Wesen verfügt nur dann über Wissen, wenn es dieses über eigene Operationen im
kognitiven Apparat selbst hergestellt hat. Wissen als Resultat des Erkenntnisprozesses ist demnach
nicht ein Abbilden im Sinne des Entdeckens der äußeren Wirklichkeit, sondern eher ein Erfinden von
Wirklichkeit.“15 Lernen erfolgt nicht mehr abstrakt und für den Lernenden scheinbar
10 Roth 1983, S. 186.
11 Vgl. Reusser 1995, S. 166ff.
12 Wiater 2005, S. 48.
13 Vgl. Ebd., S. 48f.
14 Lanthaler, Meraner 2005, S. 10f.
15 Glasersfeld 2005, S. 7.
Theoretische Grundlagen – Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
zusammenhanglos, sondern in konkreten (Problem-) Situationen und kontextgebunden.
Es ist unbedingt erforderlich, Kindern Lernräume zugänglich zu machen, in
denen sie eigenständig neue Erfahrungen sammeln können. Diese neuen
Erfahrungen gleichen sie mit ihren Vorerfahrungen ab und strukturieren so ihr
Wissen immer wieder neu. Das Aufstellen und Überprüfen ihrer Hypothesen zu
beobachteten Phänomenen führt zu neuen Erkenntnissen, die künftig von den
Kindern zu Problemlösungen herangezogen werden.16 So wird die Bedeutung des
jeweiligen Lernprozesses für die Lernenden transparent, bzw. bewusst. Die
Fokussierung und Berücksichtigung individueller Lernwege und das Ernstnehmen
der Heterogenität jeder Lerngruppe erfordern eine fortwährende Kommunikation und
Reflektion der individuellen Lernwege. Dieses veränderte Verständnis von Lernen
hat Auswirkungen auf die methodische Unterrichtsform. „Der Individualität der Kinder ist in
der Schule mit einer Vielfalt von Lernarrangements und Lernwegen zu begegnen.“17
Der Frontalunterricht, basierend auf fremdgesteuertem Lernen, wird dieser
Forderung nicht gerecht. Dem erweiterten Lernbegriff zufolge weicht die
wettbewerbsorientierte Konkurrenz der Kinder untereinander einem sozialen Gefüge,
das auf Teamgeist, Solidarität und Gemeinschaftsbewusstsein gründet.
2.2.3 Lernen im experimentell-naturwissenschaftlichen Sachunterricht
In den Verhaltensweisen, mit denen Kinder Experimenten begegnen, lässt sich je
nach Vorerfahrung eine Spannbreite unterschiedlicher Ausprägungen erkennen.
Während die einen noch ihr Lernen unentdeckt lassend „Spielen“, überprüfen die
anderen ihre Hypothesen bereits sichtbar durch zielgerichtetes Experimentieren. Es
stellt sich die Frage, ob Spielen und Explorieren im Hinblick auf den Lernprozess ihre
Berechtigung im experimentellen Sachunterricht haben. Daher wird zunächst die
Bedeutung von Spielen und Explorieren für den Lernprozess erläutert. Im Anschluss
werden das entdeckende und forschende Lernen voneinander abgegrenzt.
2.2.3.1 Lernen durch Spielen und Explorieren im naturwissenschaftlichen
Sachunterricht
Kinder verbringen einen Großteil ihrer Freizeit mit spielerischen Aktivitäten. Auf diese
Weise erschließen sie sich aktiv ihre Umwelt, sammeln Erfahrungen - ohne konkrete
Absicht und ohne sich dessen bewusst zu sein - und setzen sich mit ihnen auf
vielfältige Weise auseinander.18 „Spielerische Erfahrungen, die nicht ziel- oder zweckgebunden
sind [...] [bilden eine] wichtige Ressource an Vorerfahrungen für das Lernen.“19 Spielen ist für den
Beobachter noch nicht erkennbar konkret. Dennoch legen spielerisch erworbene
Erfahrungen den Grundstein für spätere Lernprozesse. Das Spiel ist ein entscheidendes
Mittel der Theoriebildung, denn nicht bloße Freude oder oberflächliches
Vergnügen sind die Antriebe zu spielerischen Aktivitäten, sondern die Befriedigung
starker natürlicher Bedürfnisse wie: „Erkenntnis; innere Einheit mit der Natur; Anpassung an die
16 Vgl. Wiater 2005, S. 49.
17 Lanthaler, Meraner 2005, S. 10.
18 Vgl. Köster 2006, S. 60f.
19 Ebd., S. 63.
Theoretische Grundlagen – Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
physischen und psychischen Möglichkeiten; Gefühl der eigenen Stärke, der Kreativität und der
Überlegenheit; unmittelbar spürbarer technischer Erfolg; deutliche soziale Nützlichkeit; eine große
Spannbreite von Empfindungen, Mühe, Erschöpfung und Schmerzen inbegriffen.“20 Der spielerische
Erfahrungserwerb ist für junge Menschen ein existenziell-natürlicher Weg der
Auseinandersetzung mit der Umwelt und bildet den Grundstein für spätere
Lernprozesse.
Exploration wird definiert als „Suchen-Entdecken-Erkennen-Prozess, in dem sich das
explorierende Subjekt auch selber gestalten und erkennen kann“21. Es zeigt sich, dass Spielen
und Explorieren nicht klar voneinander abgegrenzt werden können. Soostmeyer
spricht (sogar) vom ‚explorierenden Spiel’ und meint damit „das allgemeine
Neugierverhalten, das Herumprobieren und das Manipulieren mit und an Gegenständen, Geräten und
Materialien, sowie [den ...] willkürliche[n] und verfremdende[n] Gebrauch der Dinge“22.
Darauf aufbauend fordert Reinhold für einen experimentellen Physikunterricht ‚offene
Experimentiersituationen’, die eine Spielorientierung bei Kindern auf der Grundlage
eines konstruktivistischen Lernverständnisses zulassen.23 Durch spielerisches Probieren
erforschen Kinder auf ganz individuelle und natürliche Weise die physikalischen
Gesetzmäßigkeiten anhand der bereitgestellten Experimentierstationen. In
den spielerischen Erkundungen der Kinder ist eine erste Annäherung an naturwissenschaftliche
Phänomene zu sehen. „Wenn sie sich – auf spielerische Weise oder durch
Staunen aufmerksam geworden – mit physikalischen Erscheinungen beschäftigen, [befinden sie sich]
auf dem Wege zur Physik.“24 Spielen und Explorieren können demnach als Vorstufe des
entdeckenden Lernens verstanden werden.
2.2.3.2 Entdeckendes- und forschendes Lernen nach Wagenschein
Wagenschein unterscheidet zwischen entdeckendem- und forschendem Lernen. Der
Unterschied besteht in der Herangehensweise an ein Phänomen. Beim entdeckenden
Lernen wird über Spielen, Beobachten und Erkunden zufällig ein unerwartetes
Phänomen entdeckt. Das Kind fragt sich, ob diese Entdeckung immer zu beobachten
ist, ob das Experiment wiederholt funktioniert, und ob das Phänomen auch unter
veränderten Bedingungen auftritt. Beim forschenden Lernen werden im Anschluss
diese aufgeworfenen Fragen durch geplantes Experimentieren mit anschließender
Auswertung der Ergebnisse und kognitiver Verarbeitung der neu gewonnenen
Erkenntnisse beantwortet. Während das entdeckende Lernen durch spontane
Prozesse geprägt ist, zeichnet sich das forschende Lernen durch systema-tische und
zielgerichtete Vorgehensweisen aus. Dabei geht das systematische Lernen in das
forschende Lernen über.25
20 Siehe und Vgl. Hering, Hövel 1996, S. 263.
21 Köster 2006, S. 64.
22 Soostmeyer 1978, S. 181.
23 Vgl. Reinhold 1996, S. 64f.
24 Köster 2006, S. 41.
25 Vgl. Soostmeyer 1978, S. 172f.
Theoretische Grundlagen – Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
2.2.4 Voraussetzungen für selbständiges Lernen
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Bedingungen, die unbedingt erforderlich sind,
um selbständige Lernprozesse zu ermöglichen und anzuregen. Dazu werden die drei
Faktoren Selbstbestimmung, Selbstorganisation und Motivation als Voraussetzungen
für selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
vorgestellt.
2.2.4.1 Selbstbestimmung und Selbstorganisation
Dieser Arbeit liegt ein Verständnis von Selbstbestimmung zugrunde, das Kindern im
schulischen Kontext die Möglichkeit zugesteht, die Inhalte und Ziele ihrer Aktivitäten
selbst zu steuern. Selbstbestimmung kann in der Schule über entsprechend
konzipierte Lernarrangements realisiert werden, in denen Lehrpersonen den Kindern
durch Zurückhaltung die Möglichkeit geben, eigene Lernwege zu gehen. Auf
Selbstbestimmung angelegte Lernarrangements provozieren Kinder dazu, „eigene
Entscheidungen zu treffen und die notwendige Motivation zum Handeln selbst zu
entwickeln“.26 Selbstbestimmung auf Schülerseite setzt zwei Fähigkeiten voraus:
Kinder müssen sinnvolle und nützliche Entscheidungen treffen können und
Selbstkontrolle im Sinne von Bedürfnisaufschub entwickeln. Grundschulkinder sind
grundsätzlich in der Lage von Beginn an selbstbestimmt zu arbeiten und
Veranwortung für ihren Lernprozess zu übernehmen. 27
Nur wenn Selbstverantwortung für das eigene Lernen übernommen wird, das Kind
sich also bewusst für das Lernen entscheidet, findet „qualifiziertes fachliches und
prozessbezogenes Lernen“28 statt. Wenn sich das Kind bewusst für das Lernen
entscheidet, nimmt es diesen Vorgang wichtig. Stadelmann zeigt, dass „Individuell als
bedeutsam, wichtig, emotionell prägend empfundene Ereignisse [...]schneller und besser gespeichert
[werden].“29 Folglich steigert Selbstbestimmung die Effektivität und Qualität des
Lernprozesses.
„Wenn wir das Prinzip der Selbstorganisation des Lernprozesses ernst nehmen [muss] eine erhöhte
Selbststeuerung von Lernprozessen durch die Lernenden zugelassen [werden].“30 Nur wenn den
Kindern die Freiheit zugestanden wird, selbst zu entscheiden, wann sie was, wo, wie
und mit wem tun, die Kinder selbst für sich entscheiden und somit ihren Lernprozess
bewusst eigenständig steuern, kann selbständiges Lernen erfolgen.
2.2.4.2 Motivation
Motivation ist die Grundvoraussetzung für selbständiges Handeln.31 „Setzen sich Kinder
z.B. interessiert und engagiert mit äußeren Anforderungen auseinander, so erwerben sie Kenntnisse
und Fertigkeiten, die für ein zunehmend differenziertes Verstehen und selbständiges Handeln
26 Köster 2006, S. 64.
27 Vgl. Die Studien von Oerter in: Hartinger 1997, S. 67ff.
28 Reusser 1995, S. 168.
29 Stadelmann 2005, S. 22.
30 Lanthaler, Meraner 2005, S. 11.
31 Vgl. Köster 2006, S. 68.
Theoretische Grundlagen – Selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
notwendig sind.“32 Demzufolge können sich Kinder auch physikalische Phänomene nur
dann selbständig erschließen, wenn sie intrinsisch motiviert sind, also ein inneres
Bedürfnis verspüren, diese Phänomene eigenaktiv zu ergründen. Der Antrieb zum
Explorieren und Experimentieren besteht darin, Neues entdecken zu wollen.33 Der
Handlungsanreiz besteht in der Aussicht auf eine Entdeckung und ist überaus
erstrebenswert. Bruner spricht in diesem Zusammenhang von autonomer
Selbstbelohnung.34 Intrinsische Motivation äußert sich in durch Spontaneität und
Neugier geprägte Explorationen.35
Wichtig für die Überprüfung des Konzepts der MINIPHÄNOMENTA ist die Frage,
inwieweit die oben aufgeführten Voraussetzungen für selbständiges Lernen erfüllt
werden36.
2.2.5 Indikatoren für selbständiges Lernen
Es gibt Verhaltensweisen und Geisteszustände, die gehäuft auftreten, wenn
Selbständigkeit im Lernprozess zugrunde liegt. Solche Verhaltensweisen sind Flow
und Interesse.37 Sie sind durch Merkmale gekennzeichnet und damit beobachtbar,
können somit als Indikatoren für selbständiges Lernen genutzt werden.38 Aus ihren
Merkmalen ergeben sich Beobachtungs- und Gesprächsschwerpunkte, auf die die
Kinder der Forschergruppe in der Erhebungsphase untersucht werden.
2.2.5.1 Flow-Erlebnis
Die positive emotionale Einstellung, die intrinsisch motivierte Handlungen hervor
bringt, ist dadurch zu erklären, dass der Handelnde sich Herausforderungen sucht,
denen er gewachsen ist. Diese innere Befriedigung, die aufgrund intrinsisch
motivierter Handlungen entsteht, wird als Flow-Erlebnis bezeichnet. Die wohl
bekannteste Schilderung des Flow-Erlebnisses ist das berühmte Zitat von
Montessori, in dem ein kleines Mädchen sich hochkonzentriert und trotz
fortwährender Störungen von Außen in 40 Wiederholungen derselben Tätigkeit
verliert. 39
Montessori prägt für diesen Geisteszustand den Begriff ‚Polarisation der
Aufmerksamkeit’. Flow ist ein moderner Begriff dieses Phänomens.
Flow kann nur dann auftreten, wenn eine Aufgabe weder Über- noch Unterforderung
birgt und die Aufgabenstellung für den Akteur klar ersichtlich ist.40 Folglich ist ein
Auftreten von Flow-Erlebnissen im Rahmen von Lernräumen, die selbständiges
Lernen ermöglichen bzw. erfordern, zu erwarten.
32 Wustmann 2005, S. 204f.
33 Vgl. Soostmeyer 1978, S. 133.
34 Vgl. Bruner 1981, S. 21.
35 Vgl. Köster 2006, S. 70.
36 Siehe dazu Kapitel 3.4.1
37 Vgl. Ebd., S. 71ff.
38 Anwendung und Auswertung der Merkmale in der Evaluation. Siehe Kapitel 3.4.2
39 Vgl. Montessori 1976, S. 69f.
40 Vgl. Köster 2006, S. 72.
Theoretische Grundlagen – Das Konzept der MINIPHÄNOMENTA
Insgesamt lassen sich acht Merkmale für Flow zusammenfassen:41
• Spaß, Freude, Befriedigung
• Konzentration und Selbstvergessenheit
• Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein
• Hinnehmen von Anstrengungen und Nachteilen
• Verzicht auf externe Belohnungen
• Gefühl der Kontrolle über die Bedingungen
• wiederholtes Anstreben der selben Bedingungen
• verändertes Zeitempfinden
Flow ist demnach ein beobachtbares und somit auch nachweisbares Kriterium für
selbständiges Lernen.
2.2.5.2 Interesse
Im Bezug auf das Experimentieren unterscheidet man einerseits zwischen
‚Interessiertheit’ im Sinne einer freudigen Erwartungshaltung gegenüber einer Spaß
versprechenden neuen Handlung und andererseits einem echten Interesse, das aus
einer aktiven Auseinandersetzung auf kognitiver Ebene mit dem beobachteten
Phänomen resultiert. Die ‚Interessenentwicklung’ wird durch Lernarrangements, die
handlungsorientiertes und selbstbestimmtes Lernen ermöglichen, gefördert. Ein
Interesse an einem Gegenstand kann nachgewiesen werden, wenn eine Handlung
emotional positiv besetzt, von großer Bedeutung und intrinsisch motiviert ist.42
In dem oben beschiebenen echten Interesse offenbart sich damit ein zweites
beobachtbares und somit auch nachweisbares Kriterium für selbständiges Lernen:
Die aktiv-kognitive Auseinandersetzung mit einem beobachteten Phänomen als
Kennzeichen von Interesse.
2.3 Das Konzept der MINIPHÄNOMENTA
Bei der MINIPHÄNOMENTA handelt es sich um eine Wanderausstellung aus 52
interaktiven Experimentierstationen, die vom ‚Institut für Physik und Chemie und ihrer
Didaktik’ an der Universität Flensburg speziell für die Grundschule konzipiert wurde.
Interaktive Experimentierstationen sind ästhetisch ansprechend gestaltete Experimente,
die einen hohen Aufforderungscharakter besitzen und das Ziel verfolgen, Kinder
und Erwachsene zum aktiven und ungehemmten
Experimentieren zu animieren, ihren Erfahrungsraum
zu erweitern und weiterführende Lernprozesse
anzubahnen. „Insbesondere in Lernangeboten, die auf
konstruktivistischen Lerntheorien aufbauen, wird der
Interaktivität ein hoher Stellenwert eingeräumt. Schließlich ist es
das Ziel solcher Lernangebote, den Lernenden zu eigener
Aktivität und Konstruktivität anzuregen.“43
41 Köster 2006, S. 73.
42 Vgl. Ebd., S. 75ff.
43 http://de.wikipedia.org/wiki/Interaktiv
Fazit
Die Experimentierstationen wirken auf den Betrachter in erster Linie durch ihr einheitliches
und ästhetisches Erscheinungsbild. Ausschlaggebend für die Entwicklung der
MINIPHÄNOMENTA war die auf Untersuchungen basierende Erkenntnis, dass der
weitläufig praktizierte (abstrakt-theoretische) naturwissenschaftliche Unterricht (im
Speziellen der Physikunterricht) den Grundschulkindern häufig nicht einmal ein
grundlegendes Verständnis von Natur und Technik vermittelt. Das veranlasste den
Arbeitgeberverband Nordmetall e.V. zum Handeln. Er beauftragte die Universität
Flensburg ein Projekt zu entwickeln, das „den Kindern unmittelbare, sinnliche Erfahrungen mit
Natur und Technik [...] [und eine] Verbesserung der naturwissenschaftlich-technischen Bildung in der
Primar- und Orientierungsstufe [ermöglicht]“44.
Die MINIPHÄNOMENTA ist nicht das, was im allgemeinen unter einer Ausstellung
verstanden wird. Die Phänomene erschließen sich dem Besucher nicht wie
gewöhnlich durch inaktives Betrachten von Exponaten, sondern durch interaktives
Experimentieren an den Stationen. Das Konzept der MINIPHÄNOMENTA basiert auf
dem Grundgedanken der Science Center.
„Ein Science Center (auch Hands-on-Museum) ist die Umsetzung eines
Ausstellungskonzeptes, in dem versucht wird, den Besuchern mittels „Learning by
doing“, das heißt durch eigenständiges, spielerisches Experimentieren in
„Mitmachausstellungen“ technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge
und Phänomene nahe zu bringen. Die Exponate in einem Science Center erfordern
Mittun, statt „Berühren verboten“ gilt „Anfassen erwünscht“.“45
Dem Konzept der MINIPHÄNOMENTA liegt ein konstruktivistisches Verständnis von
Lernen zugrunde. Es handelt sich bei den Experimentierstationen nicht um didaktisch
aufbereitete Materialien, die vom Lehrenden in den naturwissenschaftlichen
Unterricht ergänzend einzubauen sind. Als ‚Versuche für den Schulflur und das
Klassenzimmer’ sind sie vielmehr darauf angelegt, den Kindern in Pausen (und frei
verfügbaren Lernzeiten während des Schulvormittags46) zusätzliche Lernräume zu
bieten, um ein selbstbestimmtes Explorieren (vgl. Kapitel 2.2.4.1) zu ermöglichen.
Das Konzept fordert entschieden diese Selbstbestimmung im Umgang mit den
Experimenten. Kinder sollen die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wann sie
welches Phänomen mit wem und wie lange erkunden. Jegliche Explorationen sollen
von Neugier und dem Bedürfnis ‚etwas ausprobieren zu wollen’ bestimmt sein.
Demnach ist intrinsische Motivation ein notwendiger Antrieb für die Explorationen der
Kinder. Sie sollen an den Experimentierstationen aktiv handelnd Erfahrungen
sammeln, ihren eigenen Fragestellungen und Entdeckungen uneingeschränkt und
vor allem ungestört nachgehen, ihre Hypothesen überprüfen, verwerfen und sich so
elementare wissenschaftliche Arbeitsweisen erschließen können.
44 Öhding, S. 6.
45 http://de.wikipedia.org/wiki/Science_Center
46 Diesen Zusatz erfordert das pädagogische Konzept der Grundschule Harmonie (vgl. Kapitel 2.1).
Durchführung und Evaluation - Rahmenbedingungen
Um diese Forderungen im Kontext bestehender Schulstrukturen zu erfüllen, wird
bewusst auf schriftliche Handlungsanweisungen und erklärende Begleittexte
verzichtet. Steuerungsversuche und Belehrungen durch Erwachsene sind strikt
untersagt (vgl. Kapitel 3.1). Dadurch soll den Kindern die Möglichkeit gegeben
werden, ihre Lernwege selbstbestimmt zu bestreiten und sich einen gänzlich
natürlichen und individuell bedeutsamen Zugang zu den Naturwissenschaften zu
eröffnen.
3. Durchführung und Evaluation
3.1 Rahmenbedingungen
Die Effektivität des Lern- und Erfahrungsangebots, das die MINIPHÄNOMENTA den
Kindern eröffnet, ist abhängig von der Umsetzung des erprobten Konzepts. Daher ist
die Ausleihe der MINIPHÄNOMENTA an feste Rahmenbedingungen geknüpft, die
von der jeweiligen Schule zu erfüllen sind. Um die Einhaltung der Rahmenbedingungen,
die „ungehinderten Zugang, eine angemessene Atmosphäre und geeignete
Hilfestellung“47 fordern, zu gewährleisten, werden konkrete Präambeln vertraglich
festgeschrieben: Um die Ziele der MINIPHÄNOMENTA zu erfüllen,
„[...] ist ein ungehinderter Zugang, eine angemessene Atmosphäre und geeignete Hilfestellung
notwendig. Insbesondere ist darauf zu achten,
• dass nur funktionstüchtige Experimentierstationen ausgestellt sind,
• dass keine Erklärungstexte an den Experimentierstationen befestigt werden,
• dass die Experimentierstationen nicht zu gedrängt stehen, sondern Pflanzen für Nischen
sorgen, in denen Kleingruppen ungestört arbeiten können,
• dass kein ‚didaktischer Lehrpfad’ erstellt wird, der eine bestimmte Reihenfolge vorsieht.“48
Das Konzept der MINIPHÄNOMENTA stellt besondere Anforderungen an die Lehrerrolle.
Lehrkräfte sollen die Lernwege der Kinder über explorative Tätigkeiten zulassen,
ihnen keine vorschnellen Erklärungen anbieten, Interesse an den Experimenten
und den Entdeckungen der Kinder zeigen und offen für Gespräche sein, wenn Kinder
diese einfordern.49 Eine zweitägige Fortbildung, die gleichzeitig Voraussetzung für
die Ausleihe der Experimentierstationen ist, soll den Lehrkräften ihre häufig biografisch
bedingte Scheu gegenüber naturwissenschaftlichen Phänomenen50 nehmen.
Darüber hinaus werden Anregungen angeboten, wie im Unterrichtsgespräch im
Sinne einer genetischen Gesprächsführung nach Wagenschein51 angemessen auf
die Phänomene eingegangen werden kann.
47 unveröffentlichter Vertrag über die Schulausstellung „MINIPHÄNOMENTA“ zwischen Landesvereinigung der
Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfahlen e.V., Düsseldorf und der leihnehmenden Schule (Anhang S. 64).
48 Ebd., S. 64.
49 Vgl. Fiesser 2005, S. 14.
50 Vgl. Ebd., S. 13.
51 Vgl. Möller 1991, S. 31ff.
Fazit
3.2 Planung der Erhebungen
Anhand von Erhebungen soll untersucht werden, in wie weit das Konzept der
MINIPHÄNOMENTA selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
fördert. Dazu werden Erhebungsinstrumente wie teilnehmende Beobachtung
und Interviews eingesetzt. Um die experimentellen Lernwege und individuellen
Lernfortschritte der Kinder in ausreichendem Maß verfolgen zu können, wurde die
Erhebung auf eine Auswahl von 22 Kindern der Jahrgangsstufen 1-4 aus fünf
jahrgangsgemischten Klassen begrenzt. Diese Kinder bildeten das Feld für die
Erhebungen und werden in dieser Arbeit als „Forschergruppe“ bezeichnet. Alle 22
Kinder haben sich freiwillig der Forschergruppe angeschlossen, daher ist davon
auszugehen, dass sie alle intrinsich motiviert sind. Die Erhebung erstreckt sich über
einen Untersuchungszeitraum von zwei Wochen innerhalb der Ausstellungszeit vom
5. bis 19. Juni 2008. Fünf Termine standen für die Erhebung der Verhaltensänderungen
und Lernfortschritte innerhalb der Forschergruppe zur Verfügung. An
drei weiteren Tagen finden Einzelinterviews mit den Kindern der Forschergruppe
statt.
3.2.1 Funktion und Aufgabe der Forschergruppe
Die Forschergruppe wurde zusammengestellt, um anhand der Verhaltensänderungen
und Lernfortschritte von 22 Kindern nachzuweisen, ob und in welcher Form
selbständiges Lernen durch die Experimentierstationen der MINIPHÄNOMENTA
ermöglicht bzw. gefördert wird. Um die Kinder angemessen beobachten und dabei
den Überblick über das Geschehen behalten zu können, fanden die Erhebungen in
dem eigens dafür eingerichteten Lehrerzimmer statt.52 Die Aufgabe der Forschergruppe
war es, sich ausführlich und aktiv mit den Experimentierstationen zu
beschäftigen, ihre Explorationen in gemeinschaftlichen Gesprächsrunden zu
diskutieren und zu reflektieren, um im Anschluss die „besten“ Experimente anhand
selbst gewählter Kriterien auszuwählen53. Diese Experimentierstationen sollen
daraufhin dauerhaft für die Kinder der Schule nachgebaut werden.
52 Vgl. Kapitel 3.3.2.1 Räumliche Anordnung und Aufteilung der Experimentierstationen.
53 Auf diesbezügliche Auswahlkriterien, -methoden und Beschlüsse der Kinder wird in der Arbeit aufgrund der
begrenzeten Seitenzahl nicht näher eingegangen.
Fazit
3.2.2 Dokumentation der Lernwege der Kinder
Ein wichtiger Aspekt der Evaluation selbständigen Lernens ist die Erhebung der
Lernwege und Lernzuwächse der Kinder. Sie zeigen, ob und wie selbständiges
Lernen innerhalb der Forscheruppe stattfindet. Um die Denkwege und Lernzuwächse
der Kinder transparent zu machen, sollten sie mittels möglichst vielfältiger
verschiedener Medien ihre Lernwege, Erkenntnisse und Hypothesen dokumentieren.
Zum einen konnten sie ihre Fragen und Entdeckungen auf Wandtafeln
dokumentieren (vgl. Kapitel 3.3.3.2), zum anderen die bereitgestellten Stifte und
Papierbögen nutzen (vgl. Kapitel 3.3.3.3) um ihre Entdeckungen festzuhalten. Um
darüber hinaus dem Mitteilungsdrang einzelner Kinder gerecht zu werden, wurde in
den Erhebungsphasen ein mobiles Aufnahmegerät bereitgestellt. Über dieses Gerät
verfügten die Kinder eigenständig. Es war fester Bestandteil der Erhebung und
wurde immer wieder von Kindern eingefordert und genutzt, um Hypothesen und
Entdeckungen zu dokumentieren. Die Dokumentationen der Kinder wurden
zusätzlich durch Film- und Fotomaterial ergänzt.
3.3 Anpassung und Variation des Konzepts der MINIPHÄNOMENTA
Im Folgenden wird die Anpassung des bestehenden Konzepts an die Rahmenbedingungen
der Schule erläutert. Darüber hinaus werden Veränderungen und
Erweiterungen des Konzepts im Hinblick auf die Förderung selbständigen Lernens
methodisch und organisatorisch begründet
3.3.1 Integration des MINPHÄNOMENTA-Konzepts in das Schulkonzept
Das Konzept der MINIPHÄNOMENTA (vgl. Kapitel 2.3) und das allgemeinpädagogische
Konzept der Grundschule Harmonie (vgl. Kapitel 2.1) weisen eine ideale
Passung im konstruktivistischen Grundverständnis von Lernen und ihren Zielen
(individuell erworbenes, nachhaltiges Wissen, sowie Selbständigkeit und Mündigkeit)
auf. Die MINIPHÄNOMENTA fügt sich ganz natürlich in das Konzept der Schule ein.
Die Kinder bestimmen auch im alltäglichen Schulgeschehen zu jeder Zeit selbst, was
sie wann, wo und mit wem lernen. Eine spezielle Regelung der zeitlichen und
räumlichen Zugänglichkeit der Experimentierstationen ist damit hinfällig. Die in
Kapitel 3.1 aufgeführten Anforderungen an die Lehrkräfte decken sich, weil das
Konzept der Schule von allen Lehrkräften getragen und umgesetzt wird.
3.3.2 Organisatorische Planung
3.3.2.1 Räumliche Anordnung und Aufteilung der Experimentierstationen
Weil die räumliche Situation in der Grundschule Harmonie die Unterbringung aller 52
Experimentierstationen nicht zulässt, wurden lediglich 31 Experimentierstationen
angefordert. Auf die Auswahl der Stationen konnte dabei kein Einfluss genommen
werden. Die Experimente wurden im Eingangsbereich der Schule (Forum und Flur),
einem sehr zentralen und belebten Durchgangsraum, platziert, da möglichst viele
Kinder mit den Experimenten in Berührung kommen sollten. Um zusätzlich einen
gesonderten und ruhigen Raum für die Erhebungen zu schaffen, wurde das
angrenzende Lehrerzimmer für die zweiwöchige Ausstellungszeit geräumt und mit
Fazit
Experimenten bestückt. Stationen, an denen mit Wasser experimentiert werden
konnte, wurden täglich für die Dauer des Schulvor- und Schulnachmittags im
Außenbereich (unter dem Vordach) des Schulgebäudes aufgebaut.
3.3.2.2 Konzeptpräsentation am Schulfest
Auf dem Schulfest, das zwei Tage vor Ausstellungsbeginn stattfand, wurde die
MINIPHÄNOMENTA den Eltern, Kindern und Familienangehörigen über ein Informationsplakat
und eine aufgestellte Experimentierstation vorgestellt und für die
kommenden zwei Wochen als zusätzliches Lernangebot der Schule angekündigt.
Daraufhin erhielten wir nicht nur zahlreiche positive Rückmeldungen von Elternseite,
sondern auch Anfragen von Eltern der Nachbarschulen, ob auch sie Gelegenheit
bekämen, die Experimente zu besichtigen.
3.3.2.3 Öffnung der Ausstellung für Besucher
Die MINIPHÄNOMENTA wurde an zwei Nachmittagen in der zweiten Ausstellungswoche
für Besucher geöffnet. An diesen Tagen konnten die Kinder der Schule ihren
Familienangehörigen und Freunden die Experimentierstationen zeigen und
gemeinsam mit den Besuchern Explorieren, Experimentieren und Diskutieren. Die
Familien wurden über einen selbst geschriebenen Brief54 zu diesen Besuchsnachmittagen
eingeladen, um die Ausstellung selbst kennenzulernen und an den
Entdeckungen und der Begeisterung ihrer Kinder teilzuhaben.
3.3.3 Methodische Erweiterung des Konzepts
Die in Kapitel 3.1 aufgeführten Präambeln zur Gewährleistung der Nutzungsbedingungen
wurden für sinnvoll erachtet und ausnahmslos erfüllt. Darüber hinaus wurden
die bereitgestellten Experimentierstationen durch einige zusätzliche Materialien
ergänzt, die das selbständige Lernen der Kinder unterstützen sollten. Im Folgenden
werden diese Materialien beschrieben und die Förderung des selbständigen Lernens
durch die Lehrenden in Anlehnung an die Dimensionen und Standards des
Lehrerhandelns bzw. die Arbeitsbereiche In Der Ausbildung (AIDA) begründet.
3.3.3.1 Ausstellungsregeln
Um einen angemessenen Umgang mit den
Experimentierstationen zu fördern, halte ich es für
notwendig, dass die Kinder selbst Verantwortung für
die Experimentierstationen übernehmen55. Zumal
die Stationen einen hohen Aufforderungscharakter
haben, äußerst attraktiv sind, zahlreiche Einzelteile
beinhalten und jederzeit die Möglichkeit besteht,
54 Siehe Anhang, S. 61.
55 Vgl. AIDA 2007: Lehrerkompetenz Erziehen: „einen sachgerechten, selbstbestimmten und
sozialverantwortlichen Umgang mit Medien anbahnen;“
Regeln für die Ausstellung
Ich helfe mit, dass nichts kaputt gemacht wird.
Jedes Experiment bleibt an seinem Platz.
Ich sage einem Erwachsenen Bescheid, wenn
etwas nicht funktioniert oder fehlt.
Fazit
ohne eigens abgestellte Aufsichtspersonen zu experimentieren. Vor der Eröffnung
der Ausstellung wurden daher nebenstehende Ausstellungsregeln56 vorgestellt. Die
Regeln wurden gemeinsam mit den Kindern diskutiert, von ihnen für sinnvoll erachtet
und übernommen.57 Das führte dazu, dass die Kinder selbst für einen sachgemäßen
Umgang mit den Experimenten sorgen konnten.58 Bei Missachtung haben sie sich
auf die gemeinsam vereinbarten Regeln berufen.59 Das Regelplakat wurde an einer
zentralen Stelle der Ausstellung aufgehängt sowie an alle Klassenleiter verteilt und
war so konzipiert, dass die Kinder bei Bedarf weitere Regeln ergänzen konnten.
Diese Notwendigkeit bestand jedoch nicht.
3.3.3.2 Wandtafeln als allgemein nutzbares Kommunikationsinstrument
Die kommunikative Auseinandersetzung mit anderen, der Abgleich von Hypothesen
und Sichtweisen, das Argumentieren und gemeinsame Nachdenken sind wesentliche
Elemente selbständigen Lernens. Aufgrund der großen Auswahl und freien Zugänglichkeit
der Experimentierstationen ist zu erwarten, dass Kinder teils alleine, teils gemeinsam
mit anderen Kindern explorieren und ihre Hypothesen und Entdeckungen
untereinander austauschen.60 Dabei handelt es sich jedoch um einen sehr einseitigen
Kommunikationsfluss, der voraussetzt, dass sich die kommunizierenden Kinder
zeitgleich am selben Ort befinden, um miteinander sprechen zu können. Vor dem
Hintergrund, dass alle 180 Kinder der Schule jederzeit freien Zugang zu den
Experimenten haben, schränken sich die Kommunikationsmöglichkeiten sehr ein.
Hinzu kommt, dass damit zu rechnen ist, dass bei vielen Kindern Fragen oder
Diskussionsbedürfnisse auftauchen werden, die wiederum andere Kinder zu anderen
Zeitpunkten durch ihre Entdeckungen oder ihr Vorwissen beantworten/erfüllen könnten.
Um einen solchen mehrdimensionalen Kommunikationsfluss zu ermöglichen und
das gemeinsame Wissen für alle Kinder unabhängig von Zeit, Ort und Person nutzbar
zu machen, wurden im Ausstellungsbereich vier themenbezogene Wandtafeln
aufgestellt:61
• Das habe ich entdeckt
• Meine Fragen
• Diese Experimente gefallen mir
• Diese Experimente gefallen mir nicht
56 Vgl. und siehe Knorre 2007, S. 14.
57 Vgl. AIDA 2007: Lehrerkompetenz Unterrichten: „Regeln mit den Kindern gemeinsam erarbeiten, transparent
machen, sowie Rituale etablieren;“
58 Vgl. AIDA 2007: Lehrerkompetenz Unterrichten: „Verbindlichkeit , Klarheit und Konsequenz in der Einhaltung
von Regeln und Ritualen, in ihrem Kommunikationsverhalten und in der Durchführung von Maßnahmen
erreichen;“
59 Vgl. AIDA 2007: Lehrerkompetenz Unterrichten: „Für die verlässliche Einhaltung der Regeln und Rituale aller
am Unterrichtsgeschehen Beteiligter sorgen;“
60 Vgl. AIDA 2007: Sinnstiftendes Kommunizieren: „soziales Lernen in sinnvollen Situationen einbauen und die
Kommunikation unter und mit den Kindern fördern;“
61 Vgl. AIDA 2007: Vorbereitete Umgebung: „bereits erarbeitete Inhalte übersichtlich in einer Lernecke oder an
einer Lernwand dokumentieren und ausstellen, damit auf sie lernfördernd wieder zugegriffen werden kann;“
Durch Notizen an den Wandtafeln sollten Entdeckungen und Hypothesen der Kinder
für alle zugänglich werden. An jeder Wandtafel war an einer Kordel ein Filzstift
befestigt, um immer verfügbar zu sein. Die themenbezogenen Wandtafeln wurden
von den Kindern als zusätzliches Kommunikationsinstrument wahrgenommen und
genutzt.
Die Kinder formulierten auf den Wandtafeln eigene Fragen und beantworteten die
ihrer Mitschüler: „Zum Beispiel ich verstehe es nicht, warum bei den Röhren die kleinere Kugel an
der Größeren vorbei prescht...komisch...weil ich meine die größere Kugel, die nimmt den ganzen Platz
weg und dann kommt die Luftblase da vorbei! Das habe ich auch aufgeschrieben auf meine Fragen!“62
Sie notierten ihre Entdeckungen, trafen sich vor den Wandtafeln um zu lesen, was
andere herausgefunden hatten, und diskutierten festgehaltene Fragestellungen und
Hypothesen. Zeichnungen von Versuchsaufbauten wurden angefertigt und beschriftet.
All dies taten die Kinder aus eigenem Antrieb. Die Überschriften der Wandtafeln
haben einen wichtigen Beitrag zu dieser Kommunikation geleistet. Es ist davon
auszugehen, dass sie den Kindern Hilfestellung und Anregung zugleich waren,
zumal die leeren und unbeschrifteten Rückwände der Wandtafeln überhaupt nicht
genutzt wurden.
3.3.3.3 Arbeitsmaterialien und Rückzugsmöglichkeit
Um den Kindern in unmittelbarer Nähe der Experimentierstationen die Möglichkeit zu
bieten, sich allein oder in kleinen Gruppen an einen ruhigen Ort zurückzuziehen, um
bei Bedarf miteinander zu diskutieren oder Notizen und Zeichnungen anzufertigen,
wurde eine Ecke des Zimmers mit Stellwänden und einer Grünpflanze abgetrennt.
Diese separate Ecke wurde mit fünf Stühlen und
einem runden Tisch eingerichtet, auf dem Stifte
und weißes Papier bereitgestellt wurden, die den
Kindern jederzeit zur Verfügung standen. Diese
Ruhezone wurde immer wieder von einzelnen
oder mehreren Kindern genutzt. Sie zogen sich
zurück, um in Ruhe über Phänomene nachzudenken,
sich miteinander zu unterhalten oder
Notizen und Zeichnungen anzufertigen.
3.4 Überprüfung des Konzepts auf Förderung selbständigen Lernens
Selbständiges Lernen kann nur innerhalb von Strukturen stattfinden, die
Selbstbestimmung, Selbstorganisation und Motivation auf Schülerseite zulassen
bzw. herausfordern (vgl. Kapitel 2.2.4) Damit ergeben sich zwei Perspektiven für die
Evaluation. Zum einen die Überprüfung, ob das Konzept der MINIPHÄNOMENTA die
erforderlichen Voraussetzungen für selbständiges Lernen erfüllt. Zum anderen die
Analyse des Schülerverhaltens auf selbständiges Lernen, das an den Merkmalen
62 Transkribierte Interviews, siehe Anhang Seite 52.
von Flow und Interesse nachgewiesen werden kann. Ergänzt wird die Erhebung
durch Beobachtungsschwerpunkte für selbstbestimmten Erfahrungserwerb anhand
physikalischer Phänomene nach Köster.63
3.4.1 Erfüllt das Konzept der MINIPHÄNOMENTA die Voraussetzungen für
selbständiges Lernen?
Da sich die Kinder freiwillig für die Beteiligung an den Erhebungen gemeldet haben
und konzeptbedingt auch nur dann an den Experimentierstationen aktiv werden,
wenn sie es auch wollen (vgl. Kapitel 2.3), ist davon auszugehen, dass Intrinsische
Motivation allen explorativen Aktivitäten der Kinder zugrunde liegt. Damit ist die erste
der drei Voraussetzungen für selbständiges Lernen erfüllt. Selbstbestimmung ist
sowohl durch das pädagogische Konzept der Schule (vgl. Kapitel 2.1.1), als auch
durch das Konzept der MINIPHÄNOMENTA gewährleistet, das Selbstbestimmung
sowie Selbstorganisation explizit einfordert (vgl. Kapitel 2.3).
3.4.2 Findet selbständiges Lernen statt?
Um diese Frage zu beantworten, ist eine Analyse des Schülerverhaltens auf die
Indikatoren Flow und Interesse für selbständiges Lernen erforderlich.64
3.4.2.1 Lässt sich Flow bei den Kindern nachweisen?
Zu Beginn der Erhebungen war Neugier ein Motiv für Kinder, sich mit den
Experimenten auseinanderzusetzen. „Also ich bin da hingegangen, weil ich neugierig war.“ Es konnte beobachtet werden, dass die Kinder begannen, sich intensiver mit für sie interessanten Experimentierstationen auseinander zu setzen, nachdem sie sich einen ersten Überblick über die vorhandenen Experimente verschafft hatten.
Dabei entdeckten sie, dass einige Experimentierstationen für sie bislang unbekannte
Phänomene verkörperten. Die bewusste Entdeckung dieser Phänomene setzt eine
intensive handelnde Auseinandersetzung mit den Experimenten voraus.
Nach und nach erkannten die Kinder, dass jede Experimentierstation ein Phänomen
in unterschiedlichen Ausprägungen verkörpert. Sie begannen, durch Ausprobieren,
Variieren und Explorieren, an den Experimentierstationen gezielt nach „Entdeckungen“
- wie sie es nannten - zu suchen. Die Entdeckung der Phänomene löste bei
den Kindern positive Emotionen aus und führte dazu, dass sie bewusst immer
weitere Entdeckungen anstrebten, zumal jede Entdeckung mit einem Erfolgserlebnis
verbunden war und das Vertrauen in die eigene Kompetenz65 stärkte.
Daher bereiteten ihnen besonders Experimente, an denen sie bereits Entdeckungen
gemacht hatten, großen Spaß bzw. Freude und Befriedigung (erstes Merkmal von
Flow)66 So beschreibt Sirius67 welche Experimente ihm Freude bereiten: „Das macht
dann mehr Spaß, wenn da was rauskommt.“
63 Vgl. Köster 2006, S. 42.
64 Siehe Kapitel 2.2.5
65 Vgl. Soostmeyer 1978, S. 138.
66 Vgl. Merkmale von Flow, Kapitel 2.2.5.1
67 Die angegeben Namen der Kinder sind anonymisiert.
„Man ist halt fröhlich [wenn man bei einem Experiment etwas herausfindet]“
Experimentierstationen, an denen die Kinder solch positive Erfahrungen über
Entdeckungen gemacht hatten, zogen sie regelrecht in ihren Bann, was ein
Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein68 zufolge hatte. Juliane erklärt diese
Anziehungskraft folgendermaßen: „Dann ist es so, als würdest du so ein Gitter um dieses
Experiment haben ... das ist jetzt meins, das brauche ich.“ Solche Experimente wurden immer
wieder von den Kindern ‚angesteuert’ und durchgeführt, wie Julianes Beschreibung
bestätigt: „Wenn man das [Lieblingsexperiment] dann so sieht [...] und das ist gerade frei, dann rennst
du ganz schnell da hin und versuchst es und machst es.“ Ein wiederholtes Anstreben der
gleichen Bedingungen69 wird deutlich und ist durch das positive Gefühl der Kontrolle
über die Bedingungen70 zu erklären.
Verspürte ein Kind durch eine neue Entdeckung ein Flow-Erlebnis, nahm es auch
erschwerte Bedingungen in Kauf (Hinnehmen von Anstrengungen und Nachteilen71),
verzichtete beispielsweise auf die Pause, um das Experiment immer wieder
durchzuführen und auf seine Beständigkeit hin zu überprüfen (erheblich gesteigerte
Leistungsbereitschaft72): „Da [...] bleib ich dann trotzdem bei den Experimenten in der Pause, weil
dann hast du gerade ein neues Lieblingsexperiment73 gefunden und dann bleibst du einfach da.“
Die Überprüfung der Beständigkeit reichte von ekstatischen Phasen bis hin zum
freudig-entspannten Genießen. Mehrere Kinder beschreiben eine starke Anziehungskraft
die von ihrem Lieblingsexperiment ausgehe: „Das ich dann sofort dran muss da. Einfach
dran und dann machen.“ Für diese intensive Forschungsarbeit nahmen sich die Kinder
meist ganz besonders viel Zeit. Lisa räumt diesbezüglich gerade ihren Lieblingsexperimenten
einen sehr hohen Stellenwert ein: „Für meine beiden Lieblingsexperimente
nehme ich mir halt besonders viel Zeit.“
3.4.2.2 Lässt sich Interesse bei den Kindern nachweisen?
In Kapitel 2.2.5.2 wird Interesse über die aktiv-kognitive Auseinandersetzung mit
einem beobachteten Phänomen definiert. Stellvertretend wird ein beobachteter Fall
von echtem Interesse geschildert. Marcel zeigte sich sehr beeindruckt vom
Experiment ‚Klebeluft’, bei dem ein Gebläse Luft durch eine
Öffnung mit einem Durchmesser von etwa 6 cm presst. Wird
eine runde Scheibe bei aktivem Gebläse an die Öffnung
gepresst und wenig später losgelassen, schwebt sie trotz
der ausströmenden Luft knapp unterhalb der Öffnung. „Mich
interessiert einfach, warum [die Scheibe] da oben bleibt“ schilderte
Marcel sein Erstaunen und begann eigenständig zu forschen. Er untersuchte
68 Vgl. Merkmale von Flow, Kapitel 2.2.5.1
69 Vgl. Ebd.
70 Vgl. Ebd.
71 Vgl. Ebd.
72 Vgl. Ebd.
73 Vgl. Korrelation zwischen Lieblingsexperiment und Entdeckung, Kapitel 3.4.2.3.
zunächst die Hypothese, dass die Scheibe einen bestimmten Durchmesser haben
müsse, um im Luftstrom hängen zu bleiben. Er überprüfte seine Hypothese, indem er
den Versuch erneut mit einem Bierdeckel und weiteren Scheiben verschiedener
Durchmesser durchführte. Die Überprüfung zeigte, dass seine Hypothese stimmte.
Der Bierdeckel wurde aufgrund seines zu geringen Durchmessers vom Luftstrom des
Gebläses fortgeweht. Diese Erkenntnis genügte Marcel jedoch nicht. Er begann im
Internet alles wissenswerte über den Luftstrom und seine Verhaltensweisen zu
recherchieren. Marcel druckte sich wichtige Informationen aus, zog sich mit seinen
Dokumenten zurück und versuchte eine plausible Erklärung für dieses erstaunliche
Phänomen zu finden.
3.4.2.3 Wird selbständiges Lernen durch die MINIPHÄNOMENTA gefördert?
Anhand beobachtungsleitender Fragestellungen von Köster74 wird nun untersucht, ob
Kinder im Grundschulalter tatsächlich in der Lage sind, sich selbständig mit
naturwissenschaftlichen Phänomenen auseinander zu setzen. Besonders, da im
Rahmen der MINIPHÄNOMENTA auf Steuerung und Differenzierung von Lehrerseite
verzichtet wird, um selbständiges Lernen zu ermöglichen. Für mich ergeben sich
daraus folgende Fragen:
• Wie entwickelt sich der Lernprozess der Kinder weiter, wenn die Lehrperson
nicht auf die Fragen antwortet, sondern ausschließlich durch Kommunikation
herausfordert?
Hypothese: Die Kinder übernehmen diese Aufgaben selbst, indem sie
untereinander kommunizieren.
• Wie wird gewährleistet, dass Kinder nicht unter- bzw. überfordert werden?
Hypothese: Die Kinder wählen sich selbst individuell passende Aufgaben und
bevorzugen demnach Experimente, die sie weder über- noch unterfordern.75
• Wie wird gewährleistet, dass die Kinder nicht nur Spielen, sondern sich auch
ernsthaft mit den naturwissenschaftlichen Phänomenen auseinandersetzen?
Hypothese: Durch die Selbstverantwortung der Kinder wird das Lernangebot
ernst genommen. Spielerischen Aktivitäten gehen die Kinder nach, die
zunächst grundlegende Erfahrungen erwerben müssen.
• Wie wird das Vorwissen der Kinder aktiviert?
Hypothese: Gelerntes wird immer mit bisherigen Erfahrungen verknüpft.
Demnach ist die Aktivierung des Vorwissens bei der Auseinandersetzung mit
neuen Phänomenen unumgänglich.
• Sind die Kinder in der Lage, sich eigenständig wissenschaftliche
Arbeitsmethoden zu erschließen?
Hypothese: Wissenschaftliche Arbeitsmethoden kommen immer dann zum
tragen, wenn zielgerichtet und unter Einsatz von logischem Denken gearbeitet
wird. Demnach sind die Kinder in der Lage, wissenschaftliche Arbeitsmetho-
74 Vgl. Köster, H (2006): Freies Explorieren und Experimentieren, S. 42.
75 Vgl. Kapitel 2.2.5.1
den, die ihrem Entwicklungsstand entsprechen, eigenständig zur Beantwortung
ihrer Hypothesen zu nutzen.
Frage 1: Kommunizieren Kinder untereinander?
84 % der befragten Kinder gaben an, sich beim Experimentieren mit anderen Kindern
zu unterhalten. Demnach ist der sprachliche Austausch für einen Großteil der Kinder
von Bedeutung. Ihren Aussagen zufolge tauschen sie sich überwiegend über
einzelne Experimente aus („Wie wir das Experiment finden, warum wir es so gut finden, was uns
da Spaß macht...ja...und warum wir das überhaupt machen wollen.“) und reflektieren so
permanent ihren eigenen Lernprozess. Sie berichten sich von ihren Entdeckungen
(„was wir dabei herausgefunden haben“), geben Erkenntnisse weiter („ja, wir geben einfach
Wissen weiter“) und unterstützen sich bei Fragen und Unsicherheit („Wenn einer mal nicht
weiß, wie das funktioniert, dann fragt der meistens“). Die Kommunikation der Kinder
untereinander ermöglicht gegenseitige Hilfestellung. („Also wenn man nicht so richtig [auf
die Erklärung] kommt, kann man ja auch mal überlegen zusammen.“) Dabei nutzen die Kinder
Gespräche ganz bewusst, um sich gemeinsam neue Erkenntnisse zu erschließen.
Auf die Frage, wie man etwas unbekanntes herausfinden könne, antwortete
beispielsweise ein Kind: „Indem man drüber spricht!“ Drei Kinder gaben an, während des
Experimentierens nicht mit anderen Kindern zu sprechen. Sie begründen das anhand
von zwei Aussagen. Zum einen störe das Sprechen beim konzentrierten
Experimentieren, zum anderen habe man keinen Grund andere Kinder
anzusprechen, wenn man in der Lage sei, Entdeckungen und Erklärungen
eigenständig zu finden:
• „Weil man konzentriert sich ja auch mehr auf das Experiment, als auf andere [Kinder].“
• „Wenn ich es gut verstehe und nix wissen will oder den anderen nix sagen möchte.“
Frage 2: Welche Experimente bevorzugen Kinder?
Um diese Frage zu beantworten, wurden die Kinder zunächst gefragt, was für sie
gute Experimentierstationen ausmacht. An gute Experimentierstationen stellen die
Kinder der Forschergruppe folgende Anforderungen:
„Dass man was daran herausfinden kann, dass sie spannend sind und dass sie Spaß machen.“
Desweiteren müssen Experimente ansprechend, herausfordernd und vielschichtig
sein. Fabian drückt das so aus:
„[dass] man da auch schön experimentieren kann und immer wieder was anderes rauskommen
kann.“ „Ja, wo man die Arme und die Hände und so braucht und wo man [...] ganz viele Sachen
mit rausfinden kann.“
Experimente, bei denen die Kinder wissen bzw. selbständig herausfinden, was zu tun
ist, werden als positiv empfunden. Experimente, deren Sinn die Kinder auch nach
häufigerem Explorieren nicht verstehen, bezeichnen sie – ebenso wie bereits
bekannte Phänomene – als langweilig oder uninteressant:
„Das gefällt mir nicht so, weil ich versteh den Sinn nicht.“
„Das finde ich einfach langweilig. ... Da kann man nur einfache Sachen rausfinden.“
Das hat zur Folge, dass diese Experimentierstationen von den jeweiligen Kindern
gemieden werden.
„Zum Beispiel das mit den Spiegeln, da habe ich immer noch gar nichts rausgefunden.
Ich geh da eigentlich gar nicht [mehr] dran.“
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass Experimentierstationen von den
Kindern der Forschergruppe positiv bewertet werden, wenn die Phänomene neu,
interessant und handlungsorientiert sind, sich die erforderlichen Handlungen
möglichst schnell erschließen und wiederholtes Explorieren am selben Experiment
neue Entdeckungen ermöglicht.
Allen Aussagen der Kinder ist zu entnehmen, dass eine Korrelation zwischen
besonders bevorzugten Experimenten und einem hohen Lernzuwachs besteht. „Also
mein Lieblingsexperiment war das, wo ich an dem Tag am meisten gelernt hab.“ Kinder definieren
ihren Lernzuwachs über ‚Entdeckungen’, also Erkenntnisse, die sie in der aktiven
Auseinandersetzung mit den Experimentierstationen erworben haben. „Warum ist das
dein Lieblingsexperiment?“ „Weil man da viel drüber lernen kann und auch entdecken kann.“
Frage 3: Bleibt es bei spielerischen Handlungen oder entwickeln sich Ansätze einer
Wissenschaftsorientierung?
Um überprüfen zu können, inwieweit spielerische Handlungen bestehen bleiben bzw.
sich Ansätze einer Wissenschaftsorientierung entwickeln, müssen zunächst die
Lernstände der Kinder der Forschergruppe zu Beginn der Erhebungen ermittelt und
mit denen gegen Ende der Erhebungen verglichen werden.
Im Anschluss an die erste aktive Auseinandersetzung der Kinder mit den Experimentierstationen
wurden die Favoriten der Kinder über ein Blitzlicht ermittelt. Aus den
Begründungen der Kinder für die Wahl ihrer Lieblingsexperimente lassen sich vier
aufeinander folgende Lernprozessstufen für naturwissenschaftliches Lernen
ermitteln76. Die Lernstandserhebung der Kinder erfolgt über die Zuordnung zu einer
der vier Lernprozessstufen.
Stufe im Lernprozess Begründungen der Kinder Anzahl Kinder zu
Erhebungsbeginn
1 Spielerischer Erfahrungserwerb „weil ich etwas ausprobieren konnte“
6
2 Entdeckendes Lernen „weil mich das erstaunt hat“ 3
3 Intrinsische Motivation „weil mich das interessiert“ 3
4 Forschendes Lernen „weil ich ... herausgefunden habe“
3
76 Vgl. Soostmeyer 1978, S.172ff. Das Ineinanderübergehen der spontanen Prozesse des Entdeckens in die
Prozesse des Forschens.
1 Sechs Kinder befinden sich auf der Vorstufe zum naturwissenschaftlichen
Lernen.77 Sie erschließen sich die physikalischen Gesetzmäßigkeiten unbewusst
durch spielerisch-kreative Erkundungen. Das Spielen und Ausprobieren bereitet
ihnen große Freude. Sirius Kommentar macht deutlich,
dass es ihm zunächst vorrangig um die Freude am
Ausprobieren geht:
„Weil...mir hat das Spaß gemacht, die Kugeln so hin und her zu rollen
und ich mach das halt einfach eigentlich sehr gerne“78
2 Das entdeckende Lernen zeichnet sich durch pötzliches Entdecken von unerwarteten
Phänomenen aus. Die Kinder werden in Staunen versetzt, weil das
Beobachtete mit ihren Erwartungen, die auf bisherigen Erfahrungen basieren,
kollidiert (vgl. Kapitel 2.2.3.2). Bezeichnend ist, dass sie in ihrer Faszination noch
keine Erklärungen für diese erstaunlichen Phänomene einfordern. Drei Kinder lassen
sich dieser Lernstufe zuordnen. Nico äußert ganz deutlich
sein Erstaunen:
„Ich finde es total merkwürdig, warum die [Styroporkugel] nicht wie ein
Vulkan rausfliegt [...] die fliegt dann halt hoch und balanciert dann auf
dem Zyklon [Luftstrom].“
3 Auf der nächsten Stufe im Lernprozess verlangen die Kinder nun diese Erklärung.
Das Staunen erzeugt ein Bestreben, sich näher mit dem beobachteten Phänomen
auseinanderzusetzen, um es zu verstehen. In der Befragung gaben drei Kinder an,
an einem bestimmten Phänomen interessiert zu sein. Dieses Interesse ist jedoch
eher einer „intrinsischen Motivation“79, als dem wissenschaftlichen Begriff
„Interesse“80 zuzuordnen. Aus Giuseppes Aussage wird ersichtlich, dass er sich
weiter mit dem Phänomen auseinandersetzten und einer
Erklärung nachgehen wird:
„Das mit dem Luftdruck finde ich ganz gut, weil ich das interessant
finde, warum dieser Pappdeckel oben [hängen] bleibt. Weil
normalerweise bläst die Luft ja runter von oben...warum [bleibt] der
[Deckel] dann oben?“
4 Als Konsequenz erfolgt nun über forschendes Lernen die experimentell-kognitive
Auseinandersetzung mit dem beobachteten erstaunlichen Phänomen. Folge ist die
Ausbildung einer neuen überprüften Erklärungshypothese, die auch verbalisiert
werden kann.
77 In Kapitel 2.2.3.1 wurde bereits herausgearbeitet, dass spielerisch erworbene Erfahrungen den Grundstein für
spätere Lernprozesse bilden.
78 Quelle dieses und der drei folgenden Zitate
79 Vgl. Kapitel 2.2.4.2
80 Vgl. Kapitel 2.2.5.2
Fazit
Viola beispielsweise hat eine Hypothese aufgestellt und durch Experimentieren auf ihre Beständigkeit überprüft :
„Ich fand das Experiment mit den drei Kugeln am besten, weil ich rausgefunden hab, dass die kleinste Kugel die schnellste ist.“
Schon am nächsten Erhebungstag gibt eins der sechs Kinder aus der ersten Lernstufe
an, ein anderes Experiment zu favorisieren, „weil man da mehr herausfinden kann“. Es war also zu erwarten, dass sich über den zweiwöchigen Erhebungszeitraum eine deutliche Entwicklung vom spielerischen Handeln zu Ansätzen einer Wissenschaftsorientierung zeigt. Um die tatsächliche Entwicklung zu untersuchen, wurden die Kinder der Forschergruppe in den abschließenden Interviews erneut nach ihren Lieblingsexperimenten befragt und aus ihren Begründungen die jeweiligen Lernprozessstufen ermittelt.
Stufe im Lernprozess Begründungen Beginn der Erhebung
Ende der Erhebung
1 Spielerischer
Erfahrungserwerb
„weil ich etwas ausprobieren konnte“
6 Kinder 4 Kinder
2 Entdeckendes Lernen „weil mich das erstaunt hat“
3 Kinder 2 Kinder
3 Intrinsische Motivation „weil mich das interessiert“
3 Kinder 0 Kinder
4 Forschendes Lernen „weil ich ... herausgefunden habe“
3 Kinder 13 Kinder
Die Untersuchungsergebnisse (siehe Tabelle) zeigen - wie erwartet - eine deutliche Tendenz zur Wissenschaftsorientierung. Während sich zu Beginn der Erhebungen lediglich drei Kinder forschend-experimentell mit den Experimentierstationen auseinandersetzten, erhöhte sich diese Zahl zum Ende der Erhebungen hin auf 13 Kinder.
Frage 4: Wird Vorwissen aktiviert?
Die Gespräche mit den Kinder zeigen, dass bei Erklärungsversuchen durchaus
Vorwissen aktiviert wird. Reicht das Vorwissen aus, um das beobachtete Phänomen
zu erklären, wird das Experiment häufig als langweilig und uninteressant bezeichnet:
„Zum Beispiel das [Blick in die Unendlichkeit] Experiment ist ja auch ein
bischen langweilig, weil man braucht ja nur reingucken, dann weiß man
schon alles. Wenn man da reinguckt, weiß man ja sofort, dass das ganz
viele Spiegel sind und das [Stofftier] wird dann tausend mal gezeigt, so
wie wenn sich ein Spiegel in einem anderen Spiegel spiegelt und dann
wird der auch ganz oft gezeigt.“
Frage 5: Werden wissenschaftliche Methoden (vergleichen, ordnen, sammeln,
experimentieren) entwickelt und eingesetzt?
Wissenschaftliche Methoden wurden besonders im Rahmen des forschenden
Lernens beobachtet. Leonie beispielsweise entdeckte, dass das Reiben entlang des
Glasrands eines halbvollen Glases einen Ton erzeugt. Sie wiederholte das
Experiment mehrfach und überprüfte, ob sich die Tonhöhe durch langsames oder
schnelleres Reiben ändert. Sie fragte sich, um welche Flüssigkeit es sich im
Glasinneren handele und überprüfte ihre Frage. Darüber hinaus veränderte sie die
Füllmenge des Glases und untersuchte die Folgen dieser Variation für den Ton. Sie
führte das Experiment mit andern Gläsern durch und leitete aus ihren Erkenntnissen
Schlussfolgerungen ab, die sie anderen erklären konnte.
4. Fazit
Im Rahmen der Arbeit konnte nachgewiesen werden, dass das Konzept der
MINIPHÄNOMENTA selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht
anhand interaktiver Experimentierstationen unterstützt und zudem weiter fördert.
Die Kinder setzen sich aktiv-handelnd mit den Experimentierstationen auseinander.
Sie sammeln Erfahrungen durch Spielen, Explorieren, Forschen und
Experimentieren. Die Kinder greifen in der Auseinandersetzung mit neuen Phänomenen
auf ihr Vorwissen zurück und bilden neue Hypothesen und Erklärungsmuster,
die sie im Anschluss überprüfen. Mitentscheidend für die Auseinandersetzung mit
den eigenen Erklärungsmustern ist die Kommunikation der Kinder untereinander.
Dieser Austausch, vor allem die Artikulation der eigenen Hypothesen, hilft Kindern,
ihre kognitive Struktur zu ordnen und zu erweitern.
Das überprüfte Konzept - einschließlich der entwickelten methodischen Erweiterung -
bietet Kindern einen Lernraum, in dem selbständiges forschend-entdeckendes
Lernen ermöglicht wird. Es unterstützt sie dabei, ihre individuellen Lernwege zu
verfolgen und ihren Lernprozess selbstbestimmt zu steuern und zu überwachen. In
der Auseinandersetzung mit den Experimentierstationen erschließen sich den
Kindern je nach Lernentwicklungsstand unterschiedliche Lernfelder, da jedes Experiment
so konzipiert ist, dass sowohl entdeckendes, als auch forschendes Lernen
ermöglicht wird.
Für Lehrende bietet die MINIPHÄNOMENTA einen gesicherten Rahmen, um
Kindern, trotz einer möglicherweise biografiebedingten Unsicherheit gegenüber den
Naturwissenschaften, selbständiges und selbstbestimmtes Arbeiten und Lernen zu
ermöglichen. Anhand einer Analyse der Lernprozesse einer Lerngruppe wurde
exemplarisch gezeigt, wie sich die Entwicklung vom entdeckenden zum forschenden
Lernen vollzieht. Die Einordnung der Lernwege in Lernprozessstufen helfen
Lehrenden, die Entwicklung der Kinder von einer spielend-explorierenden zu einer
wissenschaftlich-forschenden Auseinandersetzung mit den Phänomenen zu
erfassen. Um sich auf die anspruchsvolle Aufgabe, selbständiges Lernen im naturwissenschaftlichen Sachunterricht zu fördern, einzulassen, ist es unbedingt
notwendig, die individuellen Lernwege der Kinder zuzulassen, selbstbestimmtes
Arbeiten zu ermöglichen, die Kinder in ihrer Auseinandersetzung mit den Phänomenen
ernst zu nehmen und individuell bedeutsame Erfahrungen zuzulassen.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Interaktiv. 13.12.2008.
http://de.wikipedia.org/wiki/Science_Center. 13.12.2008.
81 Siehe Anhang, S. 62.
7. Anhang
• Transkripte der Einzelinterviews ............................................................. S. 33
• Plakat mit den Regeln für die Ausstellung ............................................... S. 60
• Elternbrief – Einladung zur Öffnung der Ausstellung für Besucher ........... S. 61
• Quellennachweis zu verwendeten Internetseiten ..................................... S. 62
• Vertrag über die Schulausstellung MINIPHÄNOMENTA zwischen
Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfahlen
e.V., Düsseldorf und der leihnehmenden Schule ..................................... S. 64
Andreas
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
A: Ja...eigentlich fand ich alle sehr gut! Aber es gibt auch sehr viele spannende. Mir geht es dann
eigentlich immer nur um die Spannendsten – wie diese Röhren, weil man da sehr viel
herausfinden kann. Und bei diesem Luftdruck, da war ich nicht so oft, aber ich hab da schon
etwas herausgefunden.
LAA: Gibt es auch Experimente, die dir gar nicht gefallen?
A: Ja. Die Murmelbahn gefällt mir, nur da kann man nix herausfinden. Das ist eher ein Spiel.
LAA: Warum glaubst du, gab es so viele Kinder, sie so begeistert davon waren?
A: Weil es irgendwie Spaß macht...ja, da lernt man aber auch nix!
LAA: Glaubst du das Menschen irgend etwas Spaß macht, wenn sie nichts dabei lernen?
A: Ja, das glaube ich schon, aber man sollte ja auch von einem Experiment was wissen.
Deswegen sollten wir die besten Experimente nehmen, wo man sehr viel herausfinden kann.
LAA: Woran können wir die besten Experimente erkennen?
A: Man kann die nehmen, die Spaß machen und wo man was herausfinden kann.
LAA: Woran können wir die erkennen, wenn wir welche auswählen wollen? Hast du eine Idee, wie
wir das machen können?
A: Ja, wir lassen einfach Kinder, die nicht in der Forschergruppe sind ran und gucken, was denen
am meisten gefällt.
LAA: Aber stell dir vor, den meisten Kindern gefällt die Murmelbahn am besten – das kann
passieren und du hast aber gesagt, es ist so, dass wir darauf achten müssen, dass die Kinder
was dabei lernen!
A: Hm! Die Murmelbahn gehört auch nicht so richtig zu den Experimenten!
LAA: Für welche Kinder ist denn nun die Murmelbahn? Welche Kinder brauchen das denn?
A: Das ist schwer zu erklären...die Spaß haben wollen, wenn die sehr viel gearbeitet haben...ab
und zu sollte man das ja auch manchmal machen, aber so sollte man das auch nicht machen.
LAA: Also du sagst, wenn man Spaß haben will und nichts zu tun hat, dann geht man an andere
Experimente als wenn man sich vornimmt richtig zu forschen?
A: Ja.
LAA: Als du die Experimente zum ersten Mal gesehen hast, wie bist du damit umgegangen?
A: Ich wusste ja noch nicht so viel über diese Experimente, also hab ich einfach mal alle
durchgeguckt, also was man bei denen machen kann, was man da forschen kann, ob es Spaß
macht oder so. Das hab ich am Anfang beachtet.
LAA: Bist du jemand, der eher alleine oder mit anderen gemeinsam forscht?
A: Eigentlich beides. Ja beides.
LAA: Unterhälst du dich beim Forschen mit anderen?
A: Ja ich unterhalte mich schon mit Kindern.
LAA: Worüber unterhaltet ihr euch dann?
A: Über das Experiment, was es tut oder so...ja, wir geben einfach Wissen weiter.
LAA: Die Phänomenta war ja jetzt 2 Wochen hier. Würdest du sagen, dass du jetzt schlauer als vor
2 Wochen wegen den Experimenten bist?
A: Ich bin schon schlauer als vor den 2 Wochen. Ich bin schon schlauer geworden.
LAA: Also hast du was gelernt?
A: Ja.
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
A: Nee, ich hab auch schon mal ab und zu dahinten ab und zu da hin gegangen und hab in der
Freizeit so gespielt - einfach mal geforscht oder so...
LAA: Nur gespielt, oder hast du auch geforscht und gearbeitet?
A: Manchmal hab ich auch gespielt, weil ich so viel gearbeitet hab – man sollte auch manchmal
Freizeit haben!
LAA: Das stimmt. Hast du vorher schon Experimente in der Schule gemacht?
A: Ich mach eigentlich nicht so oft Experimente, aber bei der MINIPHÄNOMENTA habe ich
schon sehr viele Experimente gemacht.
LAA: Hast du schon mal solche Experimente mit Anleitungen gemacht, mit so Zetteln, wo
draufsteht, was man machen muss?
A: Hm, hm (schüttelt den Kopf)
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen, damit wir sie dann für immer in
der Schule haben?
A: Gut, weil man auch solche Experimente in der Schule haben soll, die man nicht nachbauen
muss. Am Anfang muss man sie nachbauen, aber am Ende kann man sie jeden Tag so
benutzen.
LAA: Warum glaubst du ist das gut für Kinder?
A: Weil, wenn sie denken, sie haben alles darüber geforscht, sollten sie sich Freizeit nehmen um
nochmal zu forschen, was sie vielleicht nicht wissen.
LAA: Glaubst du das funktioniert?
A: Ja.
LAA: Hat das bei dir schon funktioniert?
A: Ja. Ich hab gedacht bei diesen Röhren, da kann man nix herausfinden, dann hab ich gedacht,
ich hab da schon alles herausgefunden, aber ich hab noch mehr gerausgefunden.
LAA: Hätte es einen Unterschied gegeben, wenn wir die MINIPHÄNOMENTA nicht nur 2, sondern 4
Wochen hier gehabt hätten?
A: Es hätte schon einen Unterschied gegeben, also, wenn es länger gedauert hätte, hätten wir
auch ziemlich viel herausgefunden.
LAA: Was bedeutet Forschen für dich?
A: Forschen bedeutet für mich lernen, lernen, wissen...wie früher, da wusste man nix, also hat
man geforscht und das Wissen weiter gegeben an die Welt und Wissen verbreitet. Also wie
bei den Hölenmenschen, die haben sich sehr weiterentwickelt, wie jetzt. Die waren ganz stark
aber nicht so klug, aber die haben sich immer weiterentwickelt und das Feuer entdeckt und
so...viele andere Sachen. Also müsste man schon ein paar Experimente auf der Welt haben...
LAA: Wir könnten an jedes unserer nachgebauten Experimente Zettel hängen, wo drauf steht, was
man mit dem Experiment machen soll und wie es funktioniert.
A: Das könnte man auch machen. Aber nicht alles. Da kann man ja sagen, was man machen
muss, aber dass die Kinder selber forschen müssen, das ist besser für sie, weil sie dann
richtig nachdenken. Dann lernen sie auch viel mehr. [...]
A: Wenn man die Kinder zu lange an die Experimente lässt, kann auch was passieren, das
eigentlich nicht so passiert: dass sie die Experimente nicht mehr so beachten, dass sie nicht
mehr so spannend sind. [...]
A: Die ersten Tage bei der Minphänomenta, da waren viel zu viele Kinder und alle wollten ja mal,
also konnte nicht jeder dran. Aber dann hat es sich ausgeglichen, dass diese Kinder, die zu oft
dran waren nicht mehr dran wollen, dass die auch wieder an andere Experimente wollen, also
können dann die dran, die das Experiment nicht machen konnten.
Dominik
LAA: Wie ist denn das Forschen in der MINIPHÄNOMENTA für dich?
D: Gut.
LAA: Warum gut?
D: Weil da kann man viel lernen.
LAA: Hast du denn da viel gelernt?
D: Ja an der Murmelbahn, da kann man nix lernen. Da hinten an dem Sandpendel, da kann man
Bilder lernen und mit dem Wasser und dem Glas kann man ganz viele Noten draus machen.
LAA: Hast du es geschafft, da verschiedene Töne drauf zu machen?
D: Ja.
LAA: Kannst du erzählen, wie du das geschafft hast?
D: Ja, man muss nur schneller machen.
LAA: Ist es so, dass du nur bei manchen Experimenten was rausgefunden hast, oder hast du bei
vielen was rausgefunden.
D: Bei vielen.
LAA: Die Phänomenta war ja jetzt 2 Wochen hier. Würdest du sagen, dass du jetzt schlauer als vor
2 Wochen wegen den Experimenten bist?
D: Ja
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
D: Ja.
LAA: Welches?
D: Das mit dem Glas.
LAA: Warum ist das mit dem Glas dein Lieblingsexperiment?
D: Weil da kann man verschiedene Noten machen
LAA: Was ist da so besonders dran, was die anderen Experimente nicht haben? Warum fasziniert
dich denn genau dieses eine so?
D: Weil, da muss man nicht so viel können.
LAA: War das denn schon immer dein Lieblingsexperiment, oder hattest du auch schon andere?
D: Schon immer.
LAA: Was bedeutet forschen für dich?
D: Dann bin ich nicht mehr so dumm. Bei forschen, da hab ich schonmal sehr viel gemacht, denn
bei Super RTL, da gibt es so eine Sendung, da machen wir was nach.
LAA: Bist du jemand, der sich für Experimente interessiert?
D: Ja.
LAA: Hast du vorher schon Experimente in der Schule gemacht?
D: Ja oft.
LAA: Gibt es einen Unterschied, zwischen den Experimenten, die du sonst in der Schule machst
und der MINIPHÄNOMENTA?
D: Ja. Alle sind anders. Hier kann man ja nix bauen, aber woanders kann man was bauen.
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen?
D: Gut, weil da können wir dann ja meistens wieder arbeiten und es ist nicht mehr so langweilig.
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
D: Manchmal bin ich hingegangen, aber wenig.
LAA: Bist du jemand, der eher alleine oder mit anderen gemeinsam forscht?
D: Beides.
LAA: Unterhälst du dich beim Forschen mit anderen?
D: Ja.
LAA: Worüber unterhaltet ihr euch dann?
D: Ja wie das dann geht, das Experiment.
LAA: Als du die Experimente zum ersten Mal gesehen hast, wie bist du damit umgegangen?
D: Ich hab die Murmelbahn ausprobiert und nix geändert. Dann hab ich noch die Luftscheibe.
LAA: Wieviel Zeit verbringst du an deinem Lieblingsexperiment im Vergleich zu anderen?
D: Mehr.
David
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
D: Ja, das mit dem Luftstrom und dem Luftballon.
LAA: Warum denn ausgerechnet das?
D: Weil es sehr viel Spass macht und weil es interessant ist die Schwerelosigkeit da zu sehen.
Weil der Ball ist ja schwerelos durch die Luft, weil er ja immer hoch getrieben wird.
LAA: Warum gefällt dir das Experiment besser als andere?
D: Weil es sehr spannend ist und weil die anderen finde ich jetzt nicht so richtig spannend.
LAA: Was macht denn das Experiment so spannend?
D: Durch den Luftdruck und wie man das alles sehen kann, wie das passiert, darum ist das so
spannend.
LAA: War das schon immer dein Lieblingsexperiment, oder gab es zwischendurch auch andere?
D: Andere. Als erstes war das mit der Platte, wo sich dich Platte so hochsaugt durch die Luft und
mehr hatte ich nicht.
LAA: Hast du an einzelnen Experimenten was rausfinden können?
D: Ja. Bei dem Luftdruck, dass man da auch richtig gucken kann, wie sich die Kugel dreht, ob sie
sich jetzt gar nicht dreht, oder doch dreht. Das habe ich herausgefunden, aber sie dreht sich
doch, weil durch den Luftstrom dreht sie sich immer in irgendeine Richtung – entweder in die,
oder in die, weil dann immer von irgendeiner Seite mehr Luft kommt.
LAA: Das heißt so richtig stillstehen tut sie nie?
D: Nein.
LAA: Hast du auch bei anderen Experimenten was rausfinden können?
D: Nicht so richtig.
LAA: Die Phänomenta war ja jetzt 2 Wochen hier. Würdest du sagen, dass du jetzt schlauer als vor
2 Wochen wegen den Experimenten bist?
D: Ja.
LAA: Also hast du was gelernt?
D: Na klar!
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
D: Ja klar, aber manchmal, nicht immer.
LAA: Was waren das für Momente, in denen du dich entschieden hast zur MINIPHÄNOMENTA zu
gehen?
D: Weil ich die Experimente davor schon gesehen habe, ich war ja schon in der Ausstellung, da
wo die MINIPHÄNOMENTA war, und da fand ich die so spannend, und ich wusste auch
garnicht, dass die auch nach hier kommt und deshalb wollte ich dann auch in die
Forschergruppe, weil ich Experimente so gerne mag.
LAA: Experimentierst du sonst in der Schule auch?
D: Sonst in der Schule experimentiere ich viel.
LAA: Was sind das für Momente, in denen du dich entscheidest in die MINIPHÄNOMENTA zu
gehen?
D: Meistens wenn ich meine Arbeit fertig gemacht habe und ich schon eine Seite oder so was
geschafft habe, dann gehe ich mal gucken. Weil ich dann alles gemacht habe und darum kann
ich dann zu den Experimenten gehen.
LAA: Unterhälst du dich beim Forschen mit anderen?
D: Ja.
LAA: Worüber unterhaltet ihr euch dann?
D: Zeigen und wie das alles funktioniert und wenn einer mal nicht weiß, wie das funktioniert,
dann fragt der meistens – dann redet man ja.
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen, damit wir sie dann für immer in
der Schule haben?
D: Sehr gut, weil man dann immer an den Sachen weiter Experimente machen kann und weiter
forschen kann. Deshalb finde ich es gut.
LAA: Warum findest du das wichtig?
D: Wichtig ist es, also dass man auch immer weiter Forschen kann, darum müssen die auch
dableiben.
LAA: Wie wäre das denn, wenn man dann immer weiter Forschen könnte?
D: Gut, weil da findet man immer mehr raus und immer mehr raus und dann ist man auch immer
schlauer.
LAA: Wie hättest du es gefunden, wenn an jedem Experiment ein Zettel gewesen wäre, auf dem
steht, was man machen soll?
D: Gut, weil jeder weiß ja nicht, was das Experiment ist, wenn es dann zum Beispiel in der Ecke
stand und er hat es noch nicht ausprobiert, weil er noch keine Zeit hatte und dann weiß er ja
nicht, wie das funktioniert. Wenn da zum Beispiel keiner ist, den der fragen kann, dann wärs ja
schon gut, wenn da ein Zettel ist.
LAA: Und stell dir vor auf der Rückseite würde die Erklärung stehen, warum das Experiment so ist.
Was ist deine Meinung dazu?
D: Ja, finde ich gut eigentlich, weil wenn es zum Beispiel nicht richtig ist, was man
herausgefunden hat, kann man ja gucken, ob es richtig ist.
LAA: Was ist dir bei Experimenten wichtig? Was müssen Experimente können?
D: Dass man was dadran herausfinden kann, dass sie spannend sind und dass sie Spaß
machen.
LAA: Gibt es auch Experimente, die dir garnicht gefallen?
D: Nicht so richtig.
LAA: Was bedeutet Forschen für dich?
D: Dass man es wirklich herausfindet und nicht nur guckt, sondern es auch herausfindet...was
das Experiment auch drinne hat.
LAA: Gibt es einen Unterschied zwischen dem „einfach nur gucken“ und „herausfinden“?
D: Ja. Beim herausfinden wird man erstens schlauer und beim „nur gucken“ guckt man ja nur
„och das Experiment geht so“ und dabei wird man nur so ein klein bischen schlauer. Aber
wenn man auch wirklich selbst forscht, wird man viel schlauer.
Elisabeth
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
E: Das Sandpendel.
LAA: Warum denn das?
E: Man kann da schöne Bilder mit machen und das funktioniert auch ziemlich leicht und man
kann da neue Experimente mit machen. Ich hab zum Beispiel rausgefunden, dass das am
Ende immer ein Auge ergibt.
LAA: War das immer schon dein Lieblingsexperiment?
E: (schüttelt den Kopf). Vorher war die Galileibahn mein Lieblingsexperiment.
LAA: Warum sind das Lieblingsexperimente? Was ist bei denen anders, als bei den anderen?
E: Bei den anderen, finde ich, kann man nicht so viel rausfinden.
LAA: Warum hat sich dein Lieblingsexperiment verändert?
E: Weil ich erst bei der Galileibahn war und dann bei dem Sandpendel.
LAA: Die Phänomenta war ja jetzt 2 Wochen hier. Würdest du sagen, dass du jetzt schlauer als vor
2 Wochen wegen den Experimenten bist?
E: Nicht so richtig.
LAA: Dann sagst du, du hast nichts gelernt in der MINIPHÄNOMENTA.
E: Ich hab schon was gelernt, aber nicht so viel.
LAA: Hätten wir irgend etwas machen können, damit du mehr gelernt hättest?
E: Ich glaub nicht.
LAA: Hast du vorher schon Experimente in der Schule gemacht?
E: Ich mach eher wenig Experimente und deswegen fand ich es gut in der Forschergruppe zu
sein.
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
E: Ich bin sonst auch an die Experimente gegangen und hab dann auch wieder weiter
rausgefunden. In der Pause war ich da manchmal viel.
LAA: Ist bei den Experimenten irgendwas anders, als bei den anderen Experimenten, die man sonst
in der Schule macht?
E: Ich möchte nicht gerne Experimente bauen. Ich möchte lieber welche, die schon gebaut sind
machen.
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen, damit wir sie dann für immer in
der Schule haben?
E: Wenn wir dann das eine Experiment (Lieblingsexperiment) da haben, dann finde ich das gut.
Dann würde ich auch öfters an die Experimente drangehen.
LAA: Hast du denn jetzt durch die MINIPHÄNOMENTA mit dem Experimentieren angefangen, oder
hast du auch vorher schon angefangen?
E: Eigentlich nur bei der MINIPHÄNOMENTA.
LAA: Bist du jemand, der eher alleine oder mit anderen gemeinsam forscht?
E: Ich bin da eher mit der Hanna zusammen.
LAA: Unterhaltet ihr euch?
E: Manchmal. Zum Beispiel ich hab mal was gemacht und da war die Hanna an einem anderen
Experiment und da hat die gesagt „Elisabeth, komm mal kurz gucken“.
LAA: Was waren das für Momente, in denen du dich entschieden hast zur MINIPHÄNOMENTA zu
gehen?
E: Wenn ich da vorbei komme, dann gehe ich einfach an die Experimente dran.
LAA: Wir könnten an jedes unserer nachgebauten Experimente Zettel hängen, wo drauf steht, was
man mit dem Experiment machen soll und wie es funktioniert.
E: Ich finde die Kinder könnten auch selber forschen, was man da machen kann.
LAA: Warum?
E: Also mir macht das mehr Spaß, wenn ich da drangehe und dann selber forsche, was man da
machen kann.
LAA: Wir wäre es denn, wenn wir den Zettel trotzdem drantun würden?
E: Ich könnte dann garnichts mehr ... ich hätte dann nicht mehr son richtigen Spaß da dran das
rauszufinden. Wenn ich schon weiß, wie das Experiment geht...also bei manchen, wo ich nicht
weiß, was man da machen muss, da finde ich es gut, aber zum Beispiel bei der Galileibahn,
da finde ich ist es eigentlich leicht, und was ich dann doof finde ist, wenn ein Zettel dran ist.
LAA: Welche Experimente brauchen so einen Zettel für dich?
E: Das mit den Spiegeln, weil ich nicht weiß, was man da machen muss.
LAA: Also ist die Idee nicht schlecht, über solche Zettel nachzudenken, wenn die Kinder sie freiwillig
benutzen können, wenn man sie zum Beispiel in einen Briefumschlag hinein tut, damit die
Kinder sich entscheiden sollen, ob sie ihn rausholen und lese wollen, oder nicht...wäre das
eine Möglichkeit?
E: Ja.
LAA: Hättest du das bei einzelnen Experimenten genutzt, wenn es die Möglichkeit gegeben hätte?
Fazit
38
E: Ja. Bei den Spiegeln hätte ich dann geguckt, was man da machen muss und bei dem, wo die
Holzkugel ist und da drunter der Stab – da würde ich auch gucken.
Fabian
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
F: Eigentlich nicht. Ich habe viele Experimente, die ich mag. Das mit dem Glas und dem Wasser,
wo man rumreiben muss und dann ein Ton ist finde ich sehr schön. Mit der Murmelbahn ist
auch ganz toll und das Sandpendel. Und der Luftdruck...finde ich auch ganz beeindruckend
und das mit dem Ballon ist auch schön.
LAA: Gibt es auch Experimente, die dir garnicht gefallen?
F: Ja...dieses Teil mit den zwei Kugeln, die mit nem Gummi verbunden sind. Die finde ich
irgendwie langweilig, weil man da wirklich wissen muss, was das soll.
LAA: Warum gefallen dir einige Experimente richtig gut und andere nicht?
F: Weil einige spannend sind und weil man da auch schön experimentieren kann und immer
wieder was anderes rauskommen kann und versuchen, bis man das schafft. Ich konnte am
Anfang garnichts mit dem Wasserexperiment anfangen, doch als ich es dann konnte, fand ich
es toll.
LAA: Wie hast du das denn rausgefunden? Hast du dass alleine gemacht?
F: Nö, mein Freund hat mir gesagt, wie es funktioniert. Am Anfang hat es nicht geklappt, aber
dann hat es irgendwann funktioniert und ab dann konnte ich es.
LAA: Als du die Experimente zum ersten Mal gesehen hast, wie bist du damit umgegangen?
F: Och, ich fands erstmal ganz toll und interessant, aber langsam werden die Experimente
langweilig.
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen, damit wir sie dann für immer in
der Schule haben?
F: Gut, weil, dass man auch manchmal damit spielen kann, wenn die MINIPHÄNOMENTA weg
ist, weil manche möchten ja ... wie zum Beispiel S., der möchte ja jeden Tag gerne dadran
spielen und forschen, nur wenn es weg ist, ist es weg und deswegen finde ich die Idee gut.
LAA: Wieso sagst du spielen und forschen bei Experimenten?
F: Ja, ich finde bei Experimenten sollte man auch ein bischen dabei spielen können, damit
Kinder sie mögen. Weil bei Kindern ist es halt so, eigentlich möchten sie ja eigentlich garnicht
lernen, außer die Mädchen. Bei den meisten Jungs ist es so, dass die ja eigentlich garnicht
lernen wollen und wenn da nicht ein bischen Spaß und Spiel dran ist, dann ist es für die Jungs
gleich aus.
LAA: Die Phänomenta war ja jetzt 2 Wochen hier. Würdest du sagen, dass du jetzt schlauer als vor
2 Wochen wegen den Experimenten bist?
F: Ja.
LAA: Unterhälst du dich beim Forschen mit anderen?
F: Eigentlich nicht.
LAA: Und wie gehst du an so ein Experiment ran?
F: Ich gucke erst mal, was man machen kann und mach dann ein bischen dies und das und
versuch dann ein bischen rum, ja und dann gehe ich zum nächsten.
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
F: Nein. Die ganze Zeit zusammengerechnet war ich vielleicht ein, zwei Tage drin.
LAA: Was waren das für Momente, in denen du dich entschieden hast, zur MINIPHÄNOMENTA zu
gehen?
F: Weil ich finde Forschen und Experimentieren ganz toll – eigentlich möchte ich ja auch mal ein
Forscher werden, ich möche Skorpione und Schlangen erforschen – ja und deswegen
interesiert mich experimentieren brennend.
LAA: Hast du vorher schon Experimente in der Schule gemacht?
F: Ja.
LAA: Was machst du dann so für Experimente?
F: Da gibt es solche Anleitungszettel, wo so Experimente draufstehen.
LAA: Gibt es da einen Unterschied für dich, zwischen den Anleitungsexperimenten und denen in
der MINIPHÄNOMENTA?
F: Ja. In der MINIPHÄNOMENTA die Sachen, die müssen wohl Fachleute zusammenbauen.
Das kann man nicht so an einem Tag mal zusammenbauen.
LAA: Macht das für dich einen Unterschied beim Forschen?
Fazit
39
F: Ja. Bei den großen Experimenten kann man mehr herausfinden. Bei der MINIPHÄNOMENTA
ist der Unterschied, dass die Versuche auch auf jeden Fall klappen.
LAA: Wir könnten an jedes unserer nachgebauten Experimente Zettel hängen, wo drauf steht, was
man mit dem Experiment machen soll und wie es funktioniert.
F: Das fände ich sehr gut, weil sonst kann man mit einigen Experimenten gar nichts anfangen.
Ja zum Beispiel beim Luftballon. Der Sinn ist eigentlich, dass man es so hin und her
schaukeln muss, weil der Luftballon dann schräg in die Luft geht und die meisten Kinder
finden das als Spiel...einfach nur hochblasen...und witzig andere Sachen fliegen zu
lassen...aber das ist nicht der Sinn.
LAA: Und glaubst du, dass sie von selber auch draufkommen, dass man das schräg tun kann?
F: Ja, ich denke.
LAA: Stell dir vor, wir würden die Erklärung auch dazuschreiben, wie würdest du das finden?
F: Auch ganz gut.
LAA: Wie wäre das für dich gewesen
F: Wär zumindest besser gelaufen, als wir es hatten.
LAA: Warum?
F: Weil man zum Beispiel den Sinn des Experimentes versteht. Ich wusste in der ganzen
MINIPHÄNOMENTA nicht einmal, was das Ding mit dem Gummi soll.
LAA: Was bedeutet forschen für dich?
F: Forschen heißt rausfinden. Sachen über Dinge rausfinden und intensiv nach Einzelheiten
suchen.
LAA: Hätte es einen Unterschied gegeben, wenn wir die MINIPHÄNOMENTA nicht nur 2, sondern 4
Wochen hier gehabt hätten?
F: Naja, ehrlich gesagt nicht.
Giuseppe
LAA: Wie ist das Experimentieren oder Forschen für dich?
G: Spannend.
LAA: Kannst du das erklären?
G: Ja...man weiß nicht so richtig, was passiert. Ja, bei manchen Geräten passiert irgend so was,
wobei ich nicht so richtig weiß, warum das passiert und dann muss man eben überlegen und
wenn mans heraus hat, dann...ich find eigentlich ganz gut.
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
G: Ja, das mit dem Luftdruck finde ich ganz gut, weil ich das interessant finde, warum dieser
Pappdeckel oben fest bleibt. Weil normalerweise bläst die Luft ja runter von oben...warum der
dann oben bleibt.
LAA: Hast du dafür eine Erklärung gefunden?
G: Nee, irgendwie nicht so richtig. Wahrscheinlich...weil wenns raus geht, dann zieht das ja auch
irgendwie an, weil es muss ja dann zur Seite raus und geht ja dann wieder ins innere und hält
dann dadurch irgendwie fest.
LAA: Also meinst du es ist wie so ein Kanal, wo der drin gefangen ist?
G: Genau. Also in etwa so stell ich mir das vor, weil ich schätz mal nicht, dass wenn man den
Pappdeckel da oben dranhält, dass die Luft auf einmal zurück geht.
LAA: War das von Anfang an dein Lieblingsexperiment?
G: Ja.
LAA: Sind denn dann noch andere Experimente dazugekommen, die du ähnlich spannend findest?
G: Ja...mit der Kugel finde ich nicht schlecht, wo man eben mit den Stäben macht, dass sie hoch
rollt.
LAA: Hast du das vor dem Gespräch auch schon interessant gefunden, oder erst nach dem
Gespräch?
G: Also ich fands vor dem Gespräch auch schon nicht schlecht.
LAA: Bist du jemand, der eher alleine oder mit anderen gemeinsam forscht?
G: Also ich mach das lieber alleine, weil dann kann man in Ruhe arbeiten. Wenn ein anderer mit
einem geht, dann krigt man halt nicht so viel raus, weil man nicht so viel Zeit hat.
LAA: Unterhälst du dich beim Forschen mit anderen?
G: Ja. Also wenn man nicht so richtig draufkommt, kann man ja auch mal überlegen
zusammen...ja, deswegen hauptsächlich.
LAA: Sind es bei dir eher Erwachsene, oder Kinder, mit denen du dich unterhälst?
G: Kinder.
LAA: Sind es besondere Kinder?
G: Nö.
LAA: Es ist also völlig egal, wer das ist?
G: Ja.
LAA: Also der, der gerade neben dir steht?
G: Ja.
LAA: Als du die Experimente zum ersten Mal gesehen hast, wie bist du damit umgegangen?
G: Ich hab erstmal abgewartet, weil noch nicht alles so richtig fertig war, also bin ich noch nicht
reingegangen und da wusste ich noch nicht, warum das so ist und alles.
LAA: Was ist dir an Experimenten wichtig?
G: Ja, mir ist wichtig...bei einem Experiment da denkt man, dass irgendwas passiert, dass sich
irgendwas bewegt
LAA: Gibt es ein Experiment, dass dir nicht gefällt?
G: Diese Kugel da hinten und der Stock, der da ist...das gefällt mir nicht so, weil ich versteh den
Sinn nicht.
LAA: Also ist bei Experimenten für dich wichtig, dass es Sinnmacht?
G: Hm, hm (nickt)
LAA: Hast du vorher schon Experimente in der Schule gemacht?
G: Ja, ab und zu mal. Experimente interessieren mich schon.
LAA: Kannst du erklären, wie du experimentierst und forscht?
G: Ich guck mir erst mal genau an und dann guck ich, was da zu machen ist...wenn ichs dann
rausgefunden hab, dann probier ichs aus und wenns dann klappt ist gut und wenns nicht
klappt, dann gucke ich was nicht geklappt hat und warum es nicht geklappt hat.
LAA: Die Phänomenta war ja jetzt 2 Wochen hier. Würdest du sagen, dass du jetzt schlauer als vor
2 Wochen wegen den Experimenten bist?
G: Ja, das hat mir was gebracht. Beim Luftdruck wusste ich zum Beispiel nicht, dass wenn Luft
rausströmt, das aber auch festhalten kann, also, wenn das gegen irgendeinen Gegenstand
geht halt, dass das auch hängen bleiben kann.
LAA: Steht deine Nummer bei deinem Lieblingsexperiment total oft?
G: Ja, ich geh eigentlich ganz oft da hin.
LAA: Bist du am häufigsten da, oder gibt es auch andere Experimente, wo du genau so oft warst.
G: Nee, schätz ich mal nicht...also ich schätze nicht.
LAA: Wieviel Zeit verbringst du an den Experimenten?
G: Also wenn ich an einem Experiment bin, dann bin ich da so lange, bis ich irgendwas
rausgefunden hab.
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen, damit wir sie dann für immer in
der Schule haben?
G: Ja, das ist echt gut, weil da hat man was zu forschen.
LAA: Würde dir das was bringen?
G: JA, eigentlich schon.
LAA: Gäbe es Dinge, die du nicht gelernt hättest, wenn die MINIPHÄNOMENTA weniger als 2
Wochen hier gewesen wäre?
G: Ja, ich denke schon, also das mit dem Luftdruck zum Beispiel und das mit der Kugel.
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
G: Nee, ich war auch außerhalb, aber wenig.
LAA: Was waren das für Momente, in denen du dich entschieden hast zur MINIPHÄNOMENTA zu
gehen?
G: Wenn ich irgendwas herausfinden möchte. Ja, wenn man richtig Lust hat, irgendwas
herauszufinden, dann gehe ich auf jeden Fall zu den Experimenten.
Hanna
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
H: Ja, dieses mit dem Wasser, wo man den Finger ins Wasser tunken kann und darauf herum,
das ist mein Lieblings, weil das macht so ein schönes Geräusch.
LAA: War das schon immer dein Lieblingsexperiment, oder gab es andere vorher?
H: Eigentlich schon immer.
LAA: Warum genau das?
H: Weil ich das so mag und das ist so schön.
LAA: Als du die Experimente zum ersten Mal gesehen hast, wie bist du damit umgegangen?
H: Also das mit dem Glas, da wusste ich erst gar nicht, warum das da steht. Also ich hab erstmal
nicht so richtig da dran. Ich hab ein bischen vorsichtig gemacht. Also seit dem geh ich auch
immer wieder hin das macht mir so viel Spaß.
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
H: Sonst bin ich auch manchmal da hin gegangen und hab auch geforscht.
LAA: Was waren das für Momente, in denen du dich entschieden hast zur MINIPHÄNOMENTA zu
gehen?
H: Wenn ich mal so ein bischen Zeit hab...wenn ich meine Arbeit gemacht hab und dann hab ich
noch ein bischen Zeit bis zur Pause und dann mach ich das.
LAA: Die Phänomenta war ja jetzt 2 Wochen hier. Würdest du sagen, dass du jetzt schlauer als vor
2 Wochen wegen den Experimenten bist?
H: Nicht unbedingt, aber ich hab schon durch die was gelernt.
LAA: Kannst du ein Beispiel sagen?
H: Ich hab ziemlich viel rausgefunden, was das ist...also, was man damit so machen kann.
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen, damit wir sie dann für immer in
der Schule haben?
H: Finde ich gut, weil ich die Experimente mag und das Spaß macht.
LAA: Wir könnten an jedes unserer nachgebauten Experimente Zettel hängen, wo drauf steht, was
man mit dem Experiment machen soll und wie es funktioniert.
H: Ich find das gut, weil man da auch versteht, was man da überhaupt macht. Man kanns ja auch
selber rausfinden.
LAA: Wie meinst du das?
H: Zum Beispiel, wenn mans nicht liest, dann findet man es bestimmt auch alleine raus.
LAA: Ist es dann überhaupt notwendig so einen Zettel zu haben?
H: Nicht unbedingt! Aber wenn man es direkt liest, dann weiß man es halt schon direkt.
LAA: Stell dir vor, wir hätten das hier gehabt in der MINIPHÄNOMENTA. Hätte dir das geholfen?
H: Ich finds auch schön was rauszufinden. Ich hätte es glaub ich nicht gelesen, ich hätte einfach
ausprobiert.
LAA: Hätte es dir denn bei einzelnen Experimenten geholfen, wenn da was dabei gestanden hätte?
H: Ja, bei manchen.
LAA: Unterhälst du dich beim Forschen mit anderen?
H: Manchmal und manchmal auch nicht.
LAA: Wenn du dich mit anderen unterhältst, worüber unterhaltet ihr euch dann?
H: Ich hab mehr dabei ein bischen gesprochen, manchmal über die Experimente, manchmal aber
auch über anderes.
LAA: Was ist für dich wichtig bei den Experimenten?
H: Das sie Spaß machen.
LAA: Gibt es auch Experimente, die dir garnicht gefallen?
H: Zum Beispiel das mit den Spiegeln, da habe ich immer noch garnichts rausgefunden. Das
weiß ich garnicht. Ich geh da eigentlich garnicht dran.
LAA: Wie fandest du das Gespräch über das eine Experiment?
H: Ziemlich lustig, weil der Walter immer Spaß gemacht hat.
LAA: Hat dir das geholfen das Experiment zu verstehen?
H: Ja.
LAA: Hätten wir mehr Gespräche machen müssen?
H: hm, hm (schüttelt den Kopf)...vielleicht...aber nicht bei allen.
Juliane
LAA: Wie ist das experimentieren für dich?
J: Interessant und es macht Spaß und ist auch toll.
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
J: Ja, das mit den Kupferstangen.
LAA: War das schon immer dein Lieblingsexperiment?
J: Nein.
LAA: Was war denn ganz am Anfang dein Lieblingsexperiment?
J: Das mit den 2 Kugeln.
LAA: Warum hat sich das geändert?
J: Weil, es gibt ja so viele und das wird dann langweilig irgendwann, aber das mit den
Kupferstangen, da hab ich das Gefühl, dass das nicht mehr langweilig wird.
LAA: Hat das was mit dem Gespräch zu tun, das wir darüber geführt haben?
J: JA und auch davor, vor dem Gespäch da mochte ich das ja schon so und da war ich die
einzige, die so ja, ja, ja gesagt hat und alle haben so hmmmm, so grimmig geguckt, ja.
LAA: Stell dir vor, du schaust dein Lieblingsexperiment an. Kannst du beschreiben, was du dann
denkst?
J: Das ich dann sofort dran muss da. Einfach dran und dann machen. Weil wenn man das dann
so sieht und das ist öfter mal so, dass wenn man sein Lieblingsexperiment sieht und das ist
gerade frei, dann renst du ganz schnell da hin und versuchst es und machst es
LAA: Als du die Experimente zum ersten Mal gesehen hast, wie bist du damit umgegangen?
J: Ich hab dann toll reagiert, weil Experimente sind immer spannend, egal was für eins, obs
langweilig ist oder so, es kommt ja immer noch was raus. Auf einmal war da ein Experiment,
das hat man so gemocht, das war dein Lieblingsexperiment. Und dann hast du da schon alles
rausgefunden und dann gehst du an ein anderes und dann machts klack und da hast du
schon wieder was rausgefunden.
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen, damit wir sie dann für immer in
der Schule haben?
J: Ich find das cool, ja weil die Experimente einfach alle spannend sind, egal was für eins, egal,
obs dein Lieblingsexperiment ist oder auch nicht. Du weißt ja, dass du anderen Kindern, die
dann neu kommen, dass die sich dann freuen und uns macht das ja auch Spaß, dass für
andere Kinder zu bauen.
LAA: Unterhälst du dich beim Forschen mit anderen?
J: Doch manchmal so, aber ganz selten mach ich das. Weil man konzentriert sich ja auch mehr
auf das Experiment, als auf andere.
LAA: Worüber unterhaltet ihr euch dann?
J: Na zum Beispiel sagt dann so ein Kind „oh, welches Experiment soll ich jetzt nehmen oder
welches wäre jetzt so richtig toll für mich, welches würde zu mir passen?“ und dann weißt du,
welches [...] passen würde und dann würde ich einfach sagen, ja zum Beispiel die Röhrchen
da hinten und wenn er sagt „ach nä, das gefällt mir aber nicht so“, dann sag ich einfach „ja
dann geh doch einfach dahinten zu den Kugeln, die immer zusammen klacken“. Und wenn er
dann sagt „ja da fehlt aber eine“, dann sagt man einfach „ja dann klacken die eben nicht mehr,
sondern du nimmst dir einfach die Kugel und misst ab und schätzt irgendwie. Zum Beispiel ist
jetzt hier der Anfang und hier ist die Kugel und hier ist die Mitte und dann rollt sie bis hier hin
und dann rollte sie und rollt genau bis da hin, weil sie rollt ja nur so viel wie sie fällt. Und dann
rollt sie wieder hoch.
LAA: Hast du das rausgefunden?
J: Nein.
LAA: Sondern?
J: Der Sven hat das rausgefunden.
LAA: Und mit dir drüber gesprochen?
J: Ein bischen, aber nur ganz kurz.
LAA: Hat dir das dann geholfen, als der Sven dir das gesagt hat?
J: Ja, jetzt weiß ich was und das kann ich jetzt die ganze Zeit machen und da hat der Sven mir
noch was gezeigt, dass der (die Kugel) übern Stift hüpfen kann.
LAA: Wie ist das denn jetzt, wenn du überlegst, du kennst die Situation, wo du ganz alleine forscht
und du kennst die Situation, wenn du mit Sven zusammen forscht – wo der eine dem anderen
sagt, was er weiß. Was findest du wichtiger?
J: Beides.
LAA: Ist das ein Unterschied?
J: Man weiß einfach gleich wie es geht. Wenn man es alleine rausfindet, dann ist es ja eigentlich
viel besser, aber wenn man was mit nem anderen rausfindet, dann weiß man ja auch jetzt
haben wir beide das rausgefunden.
LAA: Warum ist das besser, wenn man was selber rausfindet? Du hast gesagt, das ist besser...
J: Naja, ist so beides gleich gut.
LAA: Aber fühlt sich das denn besser an, wenn du was selber rausfindest?
J: Man ist halt fröhlich...ja eigentlich ist beides gut.
LAA: Es ist also genauso wichtig mit Kindern drüber zu sprechen, man kann ja schließlich nicht
alles erfinden.
LAA: Weißt du, was dir an Experimenten wichtig ist?
J: Ja, dass man einfach ganz viel rausfinden kann, aber es soll ja auch irgendwann ein Ende
nehmen. Das ist mir eigentlich das Wichtigste an Experimenten. Weil sonst bleibt man und
bleibt bei einem Experiment und dann wird das langweilig und man findet aber immer mehr
raus und dann geht das immer so hin und her. Und dann steht man irgendwann im Mittelpunkt
bei dem und bei dem. Und dann ist es doof, also sollte ein Experiment irgendwann ein Ende
haben und dann hat man ein anderes, wo es dann auch irgendwann ein Ende gibt.
LAA: Kennst du ein Experiment, dass ein Ende hat?
J: Nö, ich hab ja auch erst bei allen eine oder zwei Sachen rausgefunden.
LAA: Ach so...heißt das du bräuchtest viel mehr Zeit um an ein Ende zu kommen?
J: Hm hm (nickt)
LAA: Wir lange würdest du sie denn behalten, wenn du das entscheiden könntest?
J: Also, wenn ich jetzt erwachsen wäre, oder Lehrer und dann entscheiden könnte, wie lange die
bleiben, dann würde ich sagen, dass sie mal so lange bleibt, bis die Erstklässler wieder
kommen und die Viertklässler weg sind (also 1 Jahr) und dann ist das ja erst mal wieder ein
Jahr da und dann kommts wieder für ein Jahr weg. Und dann geht das immer so weiter.
LAA: Gibt es auch Experimente, die dir garnicht gefallen?
J: Och ja, das is das mit der quietschenden Kugel und das mit den 3 Kugeln (Pendel). Weil das
schwenkt so hin und her und dann kippt das mal um und dann haste da deine Füße drunter
oder irgendwie so. Das Pendel, einmal das ist das wo man so ziehen muss und dann
schwenkt das so und das quietscht auch so, das finde ich auch nicht so interessant. Und das
mit den Hubbeln, da wo der Würfel drüber läuft, weil der rollt dann einfach runter und der
macht dann voll den Klatsch und dann können die anderen Kinder sich nicht mehr
konzentrieren.
LAA: Stell dir vor, manche Kinder die kommen in die Phänomenta und wissen schon total viel über
Experimente und über Wissenschaft und es gibt welche, die wissen garnichts oder ganz
wenig. Die einen sind hier und die anderen sind hier. Wo bist du ungefähr in dieser Spanne?
J: Also ich bin jetzt schon hier, also nicht mehr so, sondern hier (ganz nah, an denen, die noch
nichts wissen).
LAA: Welche sind das?
J: Das sind die, die noch nichts wissen. Und hier sind die, die immer alles wissen wolle und auch
können. Und dann finde ich immer mehr raus und komme auf einmal so (zeigt, dass sie mehr
lernt). Aber wenn ich mal nicht weiter komme, dann habe ich noch total viele Jahre Zeit, um
noch nach da zu kommen (zu denen, die viel wissen). Und so kann ich dann noch ganz ganz
lange bis hier kommen (zu denen, die viel wissen). Und wenn ich das dann weiter machen
möchte, so wie die, dann haben die hier, wenn die jetzt zum Beispiel ganz schnell alles
rausgefunden haben...sind die so rüüüt (zeigt die Entwicklung) „ich hab alles rausgefunden,
ich bin da“. Und dann finden die es auf einmal alles total stinklangweilig, weil sie ja schon alles
wissen. Und die, die langsamer sind, ganz langsam nur, so Woche für Woche, dass die dann,
bis die dann da sind, dass das dann vier Jahre oder so dauern könnte.
LAA: Kennst du diese Experimente, die es in Büchern gibt, so mit Versuchsanleitungen?
J: Nee, das hab ich noch nicht gesehen. Ich hab das nur einmal gesehen. Da haben welche
irgendein Pulver genommen und Essig und dann haben die da drüber einen Deckel gemacht
und dann ist das explodiert und dann ist der Deckel total hoch gesprungen. Das habe ich
gesehen, aber nicht mitgemacht.
LAA: Hast du vorher schon Experimente in der Schule gemacht?
J: Ich hab noch garkeine gemacht eigentlich davor. Ja weil in der anderen Schule, da haben wir
ja nichts selber gemacht, außer am Platz sitzen müssen und arbeiten und jetzt hier müssen
wirs ja nicht und da haben wir auch die Experimente.
LAA: Wie lange bist du jetzt schon hier an der Schule?
J: Also ein Jahr jetzt noch nicht – ich bin ja Zweitklässler [...] ich bin schon wo ich in der zweiten
Klasse war hier hingekommen.
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
J: Nur ich war nicht so oft da, weil ich auch arbeiten wollte. So Mathe oder so.
LAA: Was waren das für Momente, in denen du dich entschieden hast zur MINIPHÄNOMENTA zu
gehen?
J: Ja, das ist immer so, wenn ich jetzt zum Beispiel einfach kein Mathe mehr machen kann, mich
nicht mehr konzentrieren kann, dann geh ich zu den experimenten, mach ne Pause, bleib da
dann so für ne halbe Stunde, dann bin ich wieder fertig. Da ist dann irgendwann Pause, da
bleib ich dann trotzdem bei den Experimenten in der Pause, weil dann hast du gerade ein
neues Lieblingsexperiment gefunden und dann bleibst du einfach da. Dann ist es so, als
würdest du so ein Gitter um dieses Experiment haben...das ist jetzt meins, das brauche ich,
ne? Und so ist es bei mir auch. Hier ist jetzt zum Beispiel das Experiment, da kommst du da
hin und da ist dann ein anderes Kind...dann warte ich und wenn das dann weg geht, dann
fumm ist es meins. Jetzt bin ich da dran. Und wenn dann kein Kind kommt, kann ich die ganze
Zeit an meinem Experiment bleiben.
LAA: Bist du ganz oft an deinem Lieblingsexperiment?
J: Ja, ganz ganz oft.
LAA: Am häufigsten?
J: Ja am häufigsten.
LAA: Bist du da auch am längsten, oder gibt es Experimente, an denen du genau so lange bist?
J: An dem bin ich am längsten.
Laura
LAA: Was bedeutet forschen für dich?
L: Neue Sachen rauszufinden.
LAA: Ist es denn passiert, dass du was ganz neues herausgefunden hast?
L: Für mich schon.
LAA: Kannst du mir bei deinem Lieblingsexperiment beschreiben, was du denkst, wenn du es
anschaust?
L: Also mein Lieblingsexperiment ist diese Schiene mit den beiden Kugeln. Da wusste ich
eigentlich noch nicht, was man damit machen sollte, aber jetzt weiß ich es halt eben.
LAA: Weil du es selbst rausgefunden hast?
L: Ich habs selbst rausgefunden.
LAA: Was hast du denn dabei rausgefunden?
L: Also, dass eine Kugel immer schneller ist, als die andere.
LAA: Und wie machst du das?
L: Also, ich lass die halt eben von den Seiten beide gleichzeitig los, und dann kommen sie aber
trotzdem nicht gleichzeitig an.
LAA: Hattest du denn schonmal ein anderes Lieblingsexperiment?
L: Ja, dieses andere mit der Kugel, mit den Stäben.
LAA: Warum hat sich das geändert?
L: Weil...das andere hat mir dann auch besser gefallen.
LAA: Was hat dir denn daran gut gefallen?
L: Mir hat das gut gefallen auch Techniken rauszufinden, wie das eben hoch und runter geht.
LAA: Unterhälst du dich beim Forschen mit anderen?
L: Ja.
LAA: Worüber unterhaltet ihr euch dann?
L: Ja, was die auch schon rausgefunden haben und so.
LAA: Hast du dich auch mit Erwachsenen darüber unterhalten?
L: Mit meiner Mutter, sonst nicht.
LAA: Wie verhälst du dich beim Forschen? Wie machst du das?
L: Manchmal hab ich sofort eine Idee und manchmal gucke ich erst, was die anderen machen.
Das ist verschieden.
LAA: Was meinst du, wovon hängt das ab?
L: Es ist die Frage, ob ich das Experiment direkt verstehe oder nicht. Wenn ich es halt nicht
verstehe, fragt man je nachdem und guckt halt auch, was die anderen machen.
LAA: Ist es dann so, dass du genau das gleiche machst, wie die anderen, oder kommen dir dann
neue Ideen.
L: Neue Ideen.
LAA: Wir könnten an jedes unserer nachgebauten Experimente Zettel hängen, wo drauf steht, was
man mit dem Experiment machen soll und wie es funktioniert.
L: Da finde ich ohne Erklärungen besser, weil es ist auch schön, selber herauszufinden, wie das
Experiment funktioniert.
LAA: Als du die Experimente zum ersten Mal gesehen hast, wie bist du damit umgegangen?
L: Ich hab mir die erstmal angeguckt und dann hab ich nachher ausprobiert. Also ich hab erstmal
geguckt, was es alles für Experimente gibt und dann hab ich auch ausprobiert alle.
LAA: Was ist dir an Experimenten wichtig?
L: Man sollte schon was rausfinden können und jetzt bei denen sollten sie ohne Anleitung sein
find ich dann schön, weil man dann was rausfinden kann...und sie sollten auch interessant
sein.
LAA: Gibt es Experimente hier, die du überhaupt nicht interessant findest?
L: Nein.
LAA: Verstehe ich das richtig, dass du sagst, alle die 30 Experimente sind interessant?
L: Ja.
LAA: Unterschiedlich oder gleich?
L: Unterschiedlich.
LAA: Kannst du erklären, warum manche mehr und andere weniger interessant sind?
L: Eigentlich nicht so richtig. Es ist halt eben auch immer...wo man am meisten ist, ist dann auch
oft das interessanteste, weil man da was rausfindet und so.
LAA: Heißt das, dass du an deinem Lieblingsexperiment die meiste Zeit verbringst?
L: Ja.
LAA: Bist du dann auch automatisch am häufigsten?
L: Nein. Also ich verbringe mehr, länger eher Zeit an dem Experiment.
LAA: Also es ist was anderes. Es ist eher so ich geh da einmal hin und bleib da richtig lange und
setz mich lange damit auseinander...
L: Ja.
LAA: ... und bei den anderen witsch ich halt so rum und guck mal schnell.
L: Ja.
LAA: Wenn der Michel jetzt 5 Mal hingeschrieben hat, er war bei dem Experiment mit den
Bleistiften, was bedeutet das?
L: Dann bin ich der Meinung, dass er sich immer wieder...dass er ne Weile lang das interessant
fand und dann was neues entdeckt hat und das dann wieder interessant fand. Also sich nicht
richtig entscheiden konnte, wo er hingehen will.
LAA: Also du meinst, wenn ein Experiment so richtig packend ist, dass man da nicht tausendmal
war?
L: Ja...also man kann ruhig auch öfters, aber man ist dann eine Weile da.
LAA: Hast du was gelernt in der Zeit?
L: Ja, also ich hab schon was gelernt dabei.
LAA: Gibt es da so einzelne Experimente, wo du besonders was gelernt hast.
L: Eigentlich bei jedem.
LAA: Du hattest ja während den Forschertreffen Zeit, dich mit den Experimenten zu beschäftigen.
War das die einzigste Zeit, in der du dich mit den Experimenten beschäftigt hast?
L: Ich hab auch andere Zeit damit verbracht. Es war schon einige Zeit, also, die ich da war...also
fast jeden Tag.
LAA: Und wann bist du da hingegangen?
L: Oft nach der Pause.
LAA: Wie findest du die Idee, einzelne Experimente nachzubauen, damit wir sie dann für immer in
der Schule haben?
L: Also ich find das gut, also weil man dann auch immer noch welche hier hat. Und auch so noch
für die anderen, also für die Erstklässler, die nach den Sommerferien kommen, die haben dan
auch noch was von.
LAA: Glaubst du, dass es nur was für Erstklässler ist?
L: Nein, also auch für andere. Generell für die , die neu kommen ist es dann besonders
interessant, weil man findet halt eben immer wieder neue Sachen heraus.
LAA: Was glaubst du, wie ist es für dich, wenn die Experimente dann immer hier stehen?
L: Ich glaube ich werde noch andere Sachen herausfinden.
LAA: Ich könnte mir vorstellen, dass wenn man solche experimente fest an der Schule hat, dass die
Kinder dann am Anfang hingehen und Dinge herausfinden und vielleicht Wochen später an
das gleiche Experiment gehen und was völlig anderes rausfinden.
L: Ja.
LAA: Stimmt das?
L: Ja.
LAA: Hast du das erlebt?
L: Ja.
Lisbeth
LAA: Wie ist das Experimentieren oder Forschen für dich?
L: Gut. Das macht mir halt Spaß und ich hab auch schon was rausgefunden...
LAA: Macht es Spaß, weil du was rausfindest?
L: Ja.
LAA: Gibt es Experimente, an denen du noch gernichts rausgefunden hast?
L: Ja.
LAA: Machen die denn Spaß?
L: Ja.
LAA: Trotzdem?
L: Ja.
LAA: Hattest du eigentlich ein Lieblingsexperiment bei der MINIPHÄNOMENTA?
L: Ja das mit dem Sandpendel.
LAA: Warum ist das dein Lieblingsexperiment?
L: Weil das schöne Dinger rauskommen, wenn man den in ne Ecke hält, dann kommen da
immer so schöne Dinger raus...Bilder.
LAA: Ist das von Anfang an dein Lieblingsexperiment gewesen?
L: Nee, am Anfang war das mit den 2 Kugeln.