Walter Hövel
Internationale Verbindungen
Am 12.Mai 2017 ist an der Grundschule Harmonie, die immer noch eine „Europaschule“ ist, ein Podiumsdiskussion zum Thema Europa statt. Dies ist der Anlass auf über 20 Jahre europäischer Aktivitäten dieser Schule zu schauen.
Ich leitete die Grundschule Harmonie von 1996 bis 2014. Ich war immer ein Europäer. Ich vertrete weder ein „Europa der Vaterländer“, noch ein „neoliberales Europa der Banken und Konzerne“, eher ein Europa der Regionen und des Friedens.
Mir geht es bei Europa um eine Heimat, in der nicht mehr aufeinander geschossen wird. Ich vertrete ein solidarisches, soziales Europa ohne Grenzen. Ich möchte ein Europa, in dem die Armut und die Unbildung der Menschen ausgemerzt werden. Daran haben wir, das Kollegium, die Kinder, die Eltern und die vielen Gäste über 20 Jahre gearbeitet.
So hatte die Grundschule Harmonie seit ihrer Gründung aktive vielfältige Beziehungen zu vielen Ländern Europas. Im Folgenden werde ich sie Land für Land beschreiben.
Polen: Immerhin besuchte uns eine Kollegin aus Polen. Ich selbst nahm an einer internationalen Konferenz in Krakau teil, wo ich viele polnische Pädagogen und Schulen kennenlernte und die Arbeit der Grundschule Harmonie vorstellen konnte.
Tchechien: Aus diesem Land kam einmal eine Praktikantin. Engeren Kontakt zu der Pädagogik des Landes bekamen wir auf Konferenzen und Tagungen der EFFE (Europäisches Forum für die Freiheit im Bildungswesen).
Österreich: Seit unserer Gründung 1996 besuchten uns jedes Jahr Seminargruppen und Dozenten der Pädagogischen Hochschule Klagenfurt unter der Leitung der Professoren Pia-Maria und Gerhard
Rabensteiner. Immer wieder schrieben sie über unsere Schule und ließen Studies Praktika bei uns absolvieren. Auch in zahlreichen Vorträgen und Seminaren, Aufsätzen in Fachzeitschriften und
Büchern konnte die demokratische Arbeit der Grundschule Harmonie vor Ort dargestellt werden. Gleich zweimal arbeiteten wir mit ihnen und verschiedenen Schulen über viele Jahre in
Comeniusprojekten zusammen. Mit einer dieser Klassen von einer Volksschule in Klagenfurt machten wir regelmäßig die ersten Online-Skype-Konferenzen zwischen Schüler*innen. Sie lasen sich freie
Texte vor oder hielten Vorträge zu ihren Themen.
Über 8 Jahre lang besuchte uns die Katholische Pädagogische Hochschule Linz ebenfalls mit vielen Seminaren, Praktikanten und Dozenten unter der Leitung von Professorin Ursula Svoboda. Die PH Linz
bietet noch heute Lehrgänge an, die die Pädagogik der Grundschule Harmonie vorstellen.
Andere Hochschulen aus Wien, Krems, Innsbruck, Salzburg oder Graz taten das gleiche.
Schweiz: Viele Jahre hatten wir eine Partnerschaft mit der Pestalozzi-Steiner-Schule Schlössli Inns. U.a. besuchte das gesamte Harmoniekollegium dieses „Lerndorf“ und machte eine
gemeinsame Konferenz mit diesem Kollegium. Eine Klasse des Schlösslis machte eine ganze Woche in unserer Schule Unterricht.
Wir erhielten viele Besuche von Studies, Praktikant*innen, Lehrer*innen und Hochschuldozenten aus verschiedenen Gegenden der Schweiz. Eine Schweizer Schule aus Hausen war jahrelang unser fester
Partner in einem Projekt des „Blick-über-den-Zaun“.
Ebenfalls über viele Jahre tauschten die Kinder der Grundschule Harmonie sich mit Klassen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mittels eigener Gedichte auf selbst gedruckten großen
Postkarten aus. Das Projekt hieß die „Lyrik mit dem Poststempel“.
Fast das gesamte Kollegium nahm an einer großen Konferenz in Liechtenstein teil. Hier war unser Begriff der Kooperation beim Lernen im Mittelpunkt.
Frankreich: Unsere Kooperation mit französischen Schulen und Hochschulen begann mit einem mehrtägigen Besuch von Prof. Paul le Bohec aus Cannes. Es folgten weitere Student*innen und Lehrer*innen. Wir nahmen an verschiedenen Kongressen dort teil und stellten unsere Schule vor.
Luxemburg: Mit der Eis-Schoul in Luxemburg-City entwickelte sich eine langjährige Partnerschaft. Gegenseitige Besuche der Lehrer*innen, Eltern und sogar Kindergruppen fanden nicht nur bei „Blick-über-den-Zaun“ statt. Bald erhielten wir weitere Kontakte zu anderen Schulen dort.
Belgien: Uns besuchten verschiedene Menschen aus unserem Nachbarland. U.a. war eine große Gruppe unserer Schüler*innen zu Gast in einer Schule in Brüssel.
Niederlande: Immer wieder gab es Besuche von niederländischen Hospitanten. Ein Höhepunkt war der einjährige Austausch von „Mathematikerfindungen“ zwischen der Klasse der „Himmelskinder“ und einer niederländischen Schulklasse. Dieses Projekt wurde in einem Buch des dortigen Bildungsministeriums gewürdigt.
Dänemark: Dieses Land kennt eine Pädagogik, die Kinder und ihre individuellen Zugänge zum Lernen sehr ernst nimmt. Einer unserer Kollegen besuchte dort Schulen, die das Rollenspiel zum Lernen der Menschen nutzen. Ein Kollege einer dieser Schulen besuchte auch uns. Von einer Klasse ausgehend verstärkte seine Anwesenheit, Rollenspiel, Trick- und Spielfilme und das Theaterspiel bei uns.
Auch aus Schweden hatten wir verschiedene Besuche von Lehrer*innen und Studenten. Uns verband eine Korrespondenz auf der Ebene der Lehrer, die an verschiedenen Schulen und Hochschulen tätig sind. Wir hatten eine Verbindung zu einem Prof. aus Norwegen. Meines Wissens kannten wir keine Verbindungen zu Island.
Finnland: Zu diesem Land hatten wir besondere Kontakte. In zwei Comeniusprojekten fanden wir Freunde besonders zur Uni-Ausbildungsschule der Uni Tempere in Hämaalinnen. Wir besuchten uns mehrmals gegenseitig. Wir hielten regelmäßig Leadershiptreffen der Schulleitungen verschiedener Länder ab, wir tauschten Lehrer*innen aus und initiierten mannigfaltige Aktivitäten unserer Schüler*innen über e-Twinning und andere Computerwege. Auch andere Schulen besuchten wir.
Estland und Litauen: Mit diesen Ländern kooperierten wir durch gegenseitige Besuche in einem Comeniusprojekt.
Lettland: Zu diesem Land hatten wir wiederum besondere Beziehungen. Wir kooperierten mit der Lehrer*innenbildung der Uni Lettland unter Leitung von Anita Caure und Klaus Altermann. Hier hielt ich mehrere Seminare als Gastprofessor ab. Daraus entstanden mehrere Besuche und die Mitarbeit von Praktikantinnen an unserer Schule.
Russland: Aus diesem Land hatten wir nur einmal einen Besuch.
Slowenien: Eine slowenische Schule war einer unserer Partner in unserem ersten Comeniusprojekt. Wir besuchten uns gegenseitig.
Kroatien: Prof. Milan Matievic von der Uni in Zagreb besuchte uns mehrmals. Selten kam er ohne Kollegen. Auch Studentinnen kamen als Hospitanten und Praktikanten. Wir konnten in Kroatien publizieren und Seminare an der Uni geben.
Rumänien: Eine große Gruppe unter der Leitung einer rumänischen Schulrätin und einem Uniprofessor fanden zu uns.
Türkei: Ein Vertreter des türkischen Elternverbands hospitierte unsere Schule.
Viele Kinder, ihre Eltern und Großeltern unserer Schule, andere Lehrer*innen und Besucher+innen kamen aus den USA, Japan, Canada, dem Senegal, Syrien, Argentinien, Neuseeland, Kasachstan, China, und vielen anderem Ländern der Welt.. Viele waren Kurden und Türken, Griechen, Sinti, Portugiesen, Russen, Ukrainer, Letten, Weißrussen, Ungarn, Kroaten, Katalanen, Spanier, Engländer, Jenische, Italiener, Serben, Slowaken, Slowenen, Bulgaren, Albaner, Bosnier, Mazedonier, Kosovaren, Moldawier, Österreicher, Schweizer oder Schweden. Sie alle bereicherten unsere Schule durch ihre Sprachen und Kulturen. Wir lernten Heterogenität und Diversität zu schätzen.
Italien: Zu diesem Land kannten wir Kolleg*innen aus Neapel. Wir besuchten sie mit Lehrer*innenfortbildungs-seminaren, einige besuchten uns. Wir lernten die Reggiopädagogik und andere
Projekte des Landes vor Ort kennen.
Besonders intensiv kooperierten wir mit Südtiroler Schulen, Hochschulen und ihrer Schulaufsicht. Es gab eine Klassenkorrespondenz, Fortbildungen und den gegenseitigen Besuch mit der Grundschule
Welsberg durch die gemeinsame Teilnahme in einem Projekt des „Blicks-über-den-Zaun“. Wir „tauschten“ pädagogische Erfahrungen des Offenen Lernens gegen Erfahrungen mit der Inklusion und neuen
Schulbauten.
Viele Kontakte und einige Besuche hatten wir aus Spanien und Portugal. Wir kooperierten mit Lehrer*innen, Student*innen, Schulen, Hochschulen und Projekten dieser Länder.
Aus Irland hatten wir nur vereinzelt Gäste, eine Lehrerin und eine Studierende.
Mit England, besser dem UK hatten wir sehr viele Verbindungen. Es begann mit Native Speakern aus diesen Ländern, die bei uns, aus Eitorf oder England kommend, Englisch lehrten. Über die Lehrer*innenbildung kamen Menschen aus dem UK, die bei uns ihre Ausbildungspraktika machten. Über die Städtepartnerschaft fanden wir eine Partnerschule in der Nähe von Halesworth. Leider verstarb der Schulleiter, Peter Booley. Es hospitierte nicht nur Prof. Niklas Beattie von einer Liverpooler Uni.
Dann fanden wir die Larkrise-Schule in Derbyshire. 10 Jahre lang besuchten sich die Kinder unserer Schulen für zweimal drei Tage jährlich. Sie nahmen an unserem täglichen Lernen und Leben in der
Schule teil, wir an ihrem. Wir übernachteten in den Schulen und unser Englischlernen fand ungeahnte Schübe. Wir erfanden eine gemeinsame Online-Chorprobe, die örtlich getrennt in Larkrise und
Harmonie stattfand. Wir erfanden Wettbewerbe und lernten mit einander per e-mail zu schreiben. Wir tauschten sogar Lehrerinnen im Rahmen unseres gemeinsamen Comeniusprojekts aus.
Kinder interviewten die Schulleiterin Sue Attards auf Englisch und Marcus Ray betrat unser Forum gerne mit dem Satz „Back home again!“.
Noch heute haben Lehrer*innen der Grundschule Harmonie Kontakte und Freunde in diesen Ländern.