Walter Hövel

Die Ahl Säu

Vom Bauhaus zur den Kölner Werkschulen, von der FH Köln bis heute

 

Gegen den Karneval in Komitees, organisierten Umzügen, als Geschäft und Kommerz.

Für den Straßenkarneval des Volkes und der Künster*innen

 

Mer bruche keiner - Ahl Säu
von den Bläck Fööss 1998:
Mir bruchen keiner, keiner dä uns sät
Wie mer Fastelovend fiere deit
Mer bruche keiner, dä de Schnüss opmät
Dä se besser halden dät
Denn he en Kölle danz d`r Bär. Mer fiere Fasteleer
Mer maachen dat zick zweidausend Johr.
Un dat bliev su, wie et wor.

Die Ahl Säu gibt es seit fast 100 Jahren. Sie gehen vor (!) dem Kölner Rosenmontagszug (nie mit ihm) und sind eine Gründung des Bauhauses. Kölner rufen, „Do jon se, di ahl Säu!“ Ich traf sie 1968 und 50 Jahre später 2018, mit meinem Freund Frank, der leider verstarb, mit „meinem“ ehemaligen Schulleiter Manfred Dahl, meiner langjährigen Freundin Ute Geuss und - in meiner Antipathie zum Kölner Karneval. Und ich war ungefähr 2013 bis 2022 Dozent an der TH Köln, neben dem Gebäude für Kunstdesign“. Die Kölner Südstadt, wo ich seit meiner Pensionierung unterrichtete, war von 1959 bis 1968 als Schüler, meine Schul-Heimatstadt.

 

Rumbaklänge sind typisch für die Ahl Säu. So begann auch 2010 die Gruppe Querbeet mit dem Schlachtruf „Die Ahl Säu“ und spielte dann live auf der Geburtstagsfeier des Eitorfer Wecochefs Thomas Schreiber, mit Rumbaklängen. Sie ( die Alten Säue) pflegen alte Lieder, haben ein Motto, kaufen nie ihre Kostüme, tanzen und feiern und lieben Trommel-Rhythmen. Sie gehen mit 20-30 Leuten oder mit Hunderten oder Tausenden, ohne zu fragen, wer mitgeht.

 

Die Werkbundausstellung in Köln öffnete 1914 ihre Pforten. Ursprünglich bis Oktober geplant, dauerte sie durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs nur drei Monate, lockte in dieser Zeit aber rund eine Million Besucher an. Diese nutzten die Gelegenheit, moderne Wohn- und Industriegebäude auf dem heutigen Gelände der Rheinterrassen und des Tanzbrunnens zu besichtigen – darunter auch die Mustersiedlung „Neues Niederrheinisches Dorf“ und einen Vergnügungspark. Es war eine Ausstellung der Superlative, bei der Designer, Handwerker, Künstler, Industrielle und Architekten erstmals einer breiten Bevölkerungsschicht eine neue Ästhetik vorführten.

 

Für die Stadt Köln war dieses kulturelle Jahrhundertereignis von großer Bedeutung. Sie förderte die Ausstellung auf unterschiedlichste Weise mit Personal, Administration und fünf Millionen Reichsmark. Namhafte Förderer und Organisatoren wie der damalige Kölner Oberbürgermeister Max Wallraf, der Hagener Unternehmer, Kunstmäzen und Hauptinitiator Karl Ernst Osthaus, Kölns Baudezernent Carl Rehorst und der stellvertretende Bürgermeister Konrad Adenauer machten sich für die Ausstellung stark und trieben die Arbeiten voran.

 

Inzwischen, seit neun Jahren Oberbürgermeister, benannte Konrad Adenauer 1926 die traditionsreiche Kunstgewerbeschule in „Kölner Werkschulen“ um und gab ihr eine neue Ausrichtung. Dabei orientierte er sich am Leitbild des Bauhaus, wo Kunst und Handwerk in einer modernen Kunst-schule zusammengeführt wurden. Sitz der Kölner Werkschulen war ein expressionistischer, roter Backsteinbau – das Rote Haus – am Ubierring 40 in der Kölner Südstadt. Fortan wurde in Köln Architektur, Bildhauerei und Bauplastik, Bühnenbild, Innenarchitektur, Kostümbildnerei, Malerei und Paramentik gelehrt. Später kamen Klassen für freie und angewandte Grafik, „Photographik“ und für künstlerische und technische Formgebung hinzu.

 

In ihrer Zielsetzung orientierten sich die Kölner Werkschulen an dem Werkbundgedanken und die Verbindung zwischen den Werkschulen und der Industrie wurde gefördert.

 

Werner Schriefers, Direktor der Kölner Werkschulen von 1965 bis 1971, bestärkte diese Ausrichtung schließlich, indem er mit der Übernahme der Leitung der Kölner Werkschulen den Lehrbereich Industrial Design in das Lehrprogramm integrierte und damit die gute Gestaltung von Industriegütern mit in den Fokus der Ausbildung an den Kölner Werkschulen nahm.

 

1971 wurden die Werkschulen in die Fachhochschule Köln in den „Fachbereich Kunst und Design“ eingegliedert, der allerdings aufgrund einer kontroversen Neuordnung der Hochschullandschaft durch die NRW-Landesregierung1993 (unter Johannes Rau, SPD, der Author) geschlossen wurde.

 

Unter den Lehrern und Studenten der Werkschulen und des späteren Fachbereichs der Fachhochschule Köln befanden sich neben den schon genannten namhafte Personen wie der Baumeister Dominikus Böhm, der Bildhauer Hans Wissel, die Maler Jörg Immendorff und Daniel Spoerri sowie der Architekt Richard Riemerschmid. Bekannte Absolventen waren unter anderem Rosemarie Trockel, Wolfgang Schulte, Ulrich Rückriem (Bildhauerei), die Fotografen Chargesheimer, L. Fritz Gruber und Candia Höfer sowie der Maler und BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken.

(Fast alles ab „Die Werkbundausstellung in Köln“ ist aus: https://www.imm-cologne.de/magazin-archiv/design-und-architektur/bauhaus-koeln/bauhaus-koeln.php )

 

Heute haben die „Ahl Säu“ eine lange wechselhafte Entwicklung in drei Generationen hinter sich. Wer mehr über sie erfahren möchte, kann das unter:

https://www.youtube.com/watch?v=1McZhYa4m3E

https://www.youtube.com/watch?v=4y2Sa-xhDxc

https://www.youtube.com/watch?v=s_Ms-DwGD9g

und so weiter