Walter Hövel

 

Wie „lernte“ ich was

 

Meine Kindheit

Wie ich sprechen oder laufen gelernt habe, weiß ich nicht mehr! Ich kann mich nur daran erinnern, wie ich mir das Schwimmen beibrachte.

 

Ich war in der Lahn. Ich war mit meinen Eltern dort – in Bad Ems? – in Urlaub. In der Lahn war wohl ein Schwimmbad. Es war mit Balken vom Fluss abgetrennt. Ich vergrößerte mehr und mehr meine Bahnen in den rechtwinkligen Balken, bis ich schwimmen, mich also über Wasser halten konnte.

 

Vorher lernte ich in Pelm in der Eifel wie man ein Schwein schlachtete und Wurst machte.

 

Zweimal in meinem Leben war ich in der Obereiper Mühle zu Gast. Dort lernte ich von meinem Vater Forellen aus dem Bach mit der bloßen Hand zu fangen. Hier stürzte ich zuerst in den Brunnen. Von meiner Mutter lernte ich zuhause Brombeeren zu sammeln und das Einmachen

 

In Reit im Winkel musste ich mit meiner Mutter Skilift fahren. Ich fürchtete mich – nur mit einem Bügel gesichert - vor der Höhe zu Tode.

 

Vieles lernte ich nicht von ihnen, so z.B. ein Instrument zu spielen, Fußball spielen, Gesellschaftstanz zu tanzen, das Ski- und Motorrad fahren oder ein Handwerk.

 

In der Wohnung hörte ich, wann der Postbote die Care-Pakete brachte. Ich hörte ihn vor meinen Eltern. Ich sagte wohl aufgeregt „Kete kommt“. Im Paket waren in Holzkästen Chesterkäse, lange Zervelatwürste, Corned Beef in Dosen und wohl anderes. Noch heute besitze ich eine etwa 8cm hohe Plastikmadonna aus den USA. Mit diesen Paketen begründete ich meine Intelligenz.

 

Ich erinnere mich an meinen ersten Umzug von der Blindgasse in die Heinrich-Wolf-Siedlung. Ich schlief die erste Nacht unter einer gelblich-melierten Schlafzimmerlampe. Später ging ich zur Grundschule, noch Volksschule genannt. Hierbei erinnere ich mich an den Geruch einer Bild-Zeitung, an Cartoons.

 

An beiden Wohnungen, die meiner frühen Jugend und die meiner Kindheit und Jugend, kann ich mich genau erinnern.

 

Meiner Mutter fiel mein künstlerisches Können bei Aschenbechern auf dem Kirmesplatz auf.

 

In meinen ersten Jahren in der Blindgasse, im ersten oder zweiten Stock erinnere ich mich an ein Sofa auf dem Weihnachten ein großes braunes Pferd und mein erstes Meckibuch (im Schlaraffenland) standen. Ich bekam meine Kindheit über jedes Jahr ein Meckibuch geschenkt.

 

Ich erinnere mich noch an den Stuhl vor dem Schrank, auf den ich kletterte. Dort holte ich Rasierklingen aus dem oberen Fach und sehe meine blutigen Hände. Meine Mutter erzählte mir die Geschichte, dass ich mir das Sieb mit den gekochten Nudeln über den Kopf stülpte. Hieran erinnere ich mich allerdings so wenig wie die mit DDT gespritzten Himbeeren, die ich aß. Ich soll lange im Krankenhaus gewesen sein. Ich kann kaum unterscheiden, was meine Eltern erzählten, was ich von Fotos weiß und was ich wirklich erlebte.

 

 Ich erinnere mich allerdings daran, dass meine Eltern mich allein in der Wohnung ließen, um ins Kino zu gehen. Mein Vater sagte immer zu mir, dass „ich auf das Geld aufpassen sollte“. Einmal kamen sie nach Hause und ich war nicht da. Sie fanden mich auf dem gegenüber liegenden Kirmesplatz, wo ich wohl bei Verwandten auf dem Kinderkarussell umsonst eine Runde nach der anderen drehte.

 

Meine Schul- und Jugendzeit

Die beiden ersten Jahre in der Volksschule konnte ich nicht lesen. Ich fand es einfacher auswendig zu lernen. Ich konnte den Text meiner Fibel im Kopf aufsagen. Meine Mutter bemerkte es beim Klingeln des Postboten. Als er wieder ging, sollte ich weiterlesen, wusste aber nicht mehr, wo ich dran war, und wollte von vorne beginnen. Meine Mutter aber nicht. Ich lernte von ihr das Lesen mit den Überschriften der Tageszeitung.

 

Meine Lehrerin Frl. Schmitz entdeckte mich im 3.Schuljahr. Ein Vogelbild, gemalt von meinen Eltern - hielt ich für meins. Sie ließ mich mit Ton Krippenfiguren bauen. Mit Plastilin baute ich Enten. In einem Theaterstück sprach ich, ohne den Inhalt zu erkennen „Ach du armer Heinrich“. Gemeint war der Bundespräsident Heinrich Lübke. Ihr Mann Josef baute meinen Bass, obwohl ich den von meinen Eltern besser fand. Ich lernte ihre Vogelvolaren, u.a. mit einem Uhu und einen Eichelhäher kennen. In ihrem Schulgarten lernte ich Spargel zu stechen und Stachelbeeren zu ernten.

 

Meine Verwandten waren Schausteller bei Losbuden auf dem Kirmeplatz. In beiden Familien hatte ich je einen Onkel und Tante, die im Sommer weg waren. Meine Großmutter väterlicherseits hieß „Kastenholz“ und kam aus Bad Münstereifel.

 

Als Kind fuhr ich Rollschuh und Fahrrad. Ich spielte im etwa ein Kilometer entfernten Wald und Schwimmbad. Ich liebte das Spiel in der Tonröhrenfabrik. In der Mitte war in einem kleinen Haus das Tonatelier eines Künstler. Ich spielte in den Sandbergen des Quarz und in den Tiefen des Tagebaus. Ich spielte in den großen Brennöfen der Ziegelei und fuhr mit den Loren in die Tiefe der Tongruben. Ich sprang kurz vor dem Prellbock ab, wo die Loren dann entgleisten. Ich spielte in den Neubauten, sprang aus den Fenstern im 2.Stck und baute unter-irdische Buden auf den Feldern. Ich spielte Cowboy und Indianer um die Häuser. Ich aß Rosenkohl, rauchte Gras und hörte mit meinem Plastikplattenspieler mit 15 in meinem Kellerloch Beatles.

 

Meine Eltern hassten die Kirche und schmissen den Pfarrer raus. Mein Vater war in einem streng katholischenn Elternhaus aufgewachsen, meine Mutter in einem sozialdemokratischen evangelischen.

 

Meine Eltern wollten mich nach dem 4.Schuljahr zur Realschule schicken. Als das „mein“ Fräulein Schmitz, meine Volksschullehrerin hörte, besorgte sie mir die Nachprüfung am Hansagymnasium in Köln. Ich kam zum Alexander-von-Humboldt- Gymnasium in der Kölner Südstadt. Dort machte ich „als Arbeiterkind“ mein Abitur. Ich brachte mir alles selbst bei, - nicht das Lesen von Büchern (bis 14 las ich kein Buch), das Gitarre spielen oder das Funktionieren in Schule. Hausaufgaben schrieb ich ab oder machte sie selten.

 

Ich lernte das Rollschuh- und Fahrradfahren in den vielen Stunden meines Alleinseins, in meiner Zeit in der Heinrich-Wolf-Straße, bis ich 14 Jahre alt war. Ich lernte allein sechsmal die Woche bis zur Haltestelle meiner Straßenbahn von 7 bis 7.30 Uhr zu gehen. Das tat ich während meiner gesamten Zeit als Gymnasiast in Köln, von meinem 11. bis 18. Lebensjahr. Mittags kam ich zu meiner Tante Lenchen auf dem Freiheitsring. Später lernte ich zuhause mein Essen warm machen, dann das Kochen. Ich wurde – was meine Mutter nicht gerne hörte – ein „Schlüsselkind“. Ich wuchs auf in einer Arbeitersiedlung und war dort lange das einzige Kind mit Abitur.

 

In der Vorschulzeit war ich zum Essen bei Frau Koloninski. Ich küsste ihrer Tochter Monika und musste gehen. Vorher war ich einige Jahre bei meiner Tante Röschen, der Schwester meines Vaters. Sie wollte ich später noch nicht einmal zur Begrüßung küssen. In der Zeit meiner Volksschule aß ich und blieb ich bei Tante Lenchen, der ältesten Schwester meiner Mutter. Sie war meine Bezugsperson.

 

Bis ins Alter von 14 war ich ein gut erzogener deutscher Nazisohn, dann wurde ich durch ein Referat - initiert von einem Nazilehrer über den russisch-sowjetischen Bürgerkrieg - ein Linker. Es stimmte nicht, was man uns erzählte. Noch heute bin ich kein Verschwörungstheoretiker, sondern mag die Indusrtrie und ihre rechte Ideologie nicht.

 

In meiner Klasse wurde jede Woche aus dem Klassenbuch der Beruf des Vaters vorgelesen. Meiner war kaufmännischer Angestellter, die anderen Bauunternehmer, Rechtsanwälte, Ärzte, Bundeswehroffiziere oder Unternehmer.

 

Ich lernte trotz Angst ins Wasser zu springen, den Gestank von Stinkbomben auszuhalten, anderes Englisch zu sprechen als meine Lehrer, in der letzten Reihe in Physik zu sitzen, wo ich auf Wunsch des Lehrers bis zum Abitur schwieg.  Ich sang im Chor und lernte „Carmina Burana“ zu singen. In Religion bekam ich einmal -zum Ärger meiner Mitschüler - ein „sehr gut“, weil „die richtigen Fragen stellte“. Beinah wäre es dem Beichtvater von Kardinal Frings, Prälat Robens, genannt die "Lakritzstang", mich für den Beruf des Priesters zu begeistern. Ich bevorzugte ein freier Denker zu werden.

 

Ich schrieb in einer Englischarbeit (mit Erfolg) ab, weil ich zufällig - wie mein Englischlehrer im gleichen Buchgeschäft war. (Ich bekam mit, wie er das „Wreck of the Grosvenor“ besorgte und kaufte das gleiche Heft). In Sport ging meine gesamte Sohle eines Fußes bis auf einem Rest ab. Ich bekam vom Arzt ein großes Pflaster drauf. Es blieb so lange bis sich eine neue Haut gebildet hatte. In Chemie hörte ich vom Lehrer Löhr von der Zeit der Arbeitslosen in den 1920er Jahren. Wir hörten ungläubig zu, weil es zu unserer Zeit als Kinder keine Arbeitslosen gab. Später fuhr ich mit Klassenkameraden zu meinem Klassenlehrer Siehlof, um mit ihm weißen Wein zu trinken und Walnüsse zu essen. Von ihm lernte ich die Schönheit der Kurzgeschichten.

 

„Mein“ Lateinlehrer Müller, ein aufrechter Christ (wie ich bei meinem letzten Klassentreffen 2023 erfuhr), schlug gerne und viel.  Er schlug „seine“ Schüler durch die Zweierbänke, gerne mit beiden Händen ins Gesicht, und das Lateinbuch hoch ins Gesicht, falls man es zu tief hielt. Eines Tages schlug der Sekundaner Heinz Erhard zurück. Der Lehrer Müller musste die Schule verlassen. Heinz Erhard wurde unser Vorbild.

 

Mit falschen Themen und Mitteln setzten wir unsere Rechte als Schüler durch. Es fand ein „Smoke-in“ mit brennenden Pfeifen, Zigaretten und Zigarren auf dem Schulhof statt. So bekam die Oberstufe einen eigenen, abgetrennten Raucherhof.

 

Aber es geschah auch mit richtigen Mitteln. Der SDS verteilte Flugblätter vor dem geschlossenen Schultor. Mit 16 fuhr ich nach Köln, um die Ausgabe der Bild-Zeitung zu verhindern. Ich nahm an den Demonstrationen zur Fahrpreiserhöhung der Kölner Verkehrsbetriebe teil.

 

Unsere Klassenarbeiten gaben die Lehrer immer in der gleichen Reihenfolge heraus. Erst kamen die „guten“ Noten, dann die „schlechten“. Schule war langweilig und interessierte mich nicht.

 

Ich war der jüngste in der Klasse Ich hatte erst spät eine Freundin. In meiner Jugend- und ersten Erwachsenenzeit hatte ich sehr viele Freundinnen. Ich war oft verliebt und holte viele ins Bett.

 

Ich war immer „reich“. Ich verkaufte Schulpullover mit Coca-Cola drauf, Karten für die von uns veranstalteten ersten Beatkonzerte in Köln. Ich hatte im Monat 500- DM durch meine AStA-Jobs (3 Jahre lang), umsonst essen in der Mensa und einen „Onkel“ im Studentenwerk, wo es "Arbeit" gab. Ich hatte früh ein oder mehrere Autos,  als Kellner und einer Einstellung im Prüfungsamt verdiente ich Geld. Später verdiente ich Extra-Geld mit Fortbildungen, Seminaren und Vorträgen. Mein Vater sagte einmal zu mir, als ich seine Bezahlung meines Lebenswandel, also das Bundesausbildungsförderungsgeld forderte, "dann verklag mich dort". Für meine Unterschichteneltern war es klar, dass ich mein Studium selbst bezahlte.

 

In meiner Abiturprüfung ging es um „den Satz von Rolle“. Ich weiß nichts mehr davon. „Mein alter“ Klassenlehrer Eick brachte drei Briefmarken mit, von Vercingetorix, Otto dem Ersten und Karl dem Großen. Der Zufall wollte es, dass ich einen Film über Vercingetorix gesehen hatte. Also erzählte ich. Über Karl den Großen hatte ich etwas Allgemeinbildung, über Otto den Ersten wusste ich nichts. Auf jeden Fall reichte es den Herren zum Abitur. Oder sie waren froh mich los zu sein.

 

Meine Abi-Note war auf dem Zeugnis 3,6! Mich interessierte Schule nicht, ich bevorzuge das Leben. Eine weitere Haltung, die ich beibehielt.

 

Raus aus der Schule

Mein erstes Auto bekam ich mit 18 von meinen Eltern. Es war ein blauer Fiat 500 mit Liegesitzen, einem in Handhöhe befindlichen Gasjoke und einem zu öffnenden Verdeck. In einem Starkregen auf der Rückfahrt von der autofreien Insel Wangerooge, wo ich eine Freundin im Urlaub besuchte, half ich mir gegen das steigende Wassern in meinem Auto während der Fahrt auf der Autobahn mit einem Schraubenzieher und einem Loch im Boden.

 

Ich hatte die Freundin Inge bei Bayer Leverkusen kennengelernt. Hier arbeitete ich bei meinem Vater insgesamt ein Jahr lang in der Lohnbuchhaltung und im Rechenzentrum als Bürodiener. Vorher war mein Vater einer der ersten Programmierer.

 

In dieser Zeit lernte ich auch den „Werkschutz“ kennen. Er kontrollierte mich jeden Tag beim Kommen und Gehen und hatte schwere panzerabwehrende Waffen gegen unseren Feind, den Russen in der DDR. Er war wehrhaft, neben den Werkschützen der anderen großen Firmen, der deutschen Bundeswehr, den schwerbewaffneten verschiedenen Abteilungen der Polizei, dem Bundesgrenzschutz und den Geheimdiensten der Bonner Republik. Ich holte mir aber auch die „Max-Ernst-Bücher“ in der werkseigenen Bücherei und dass Attest beim Werks- oder Amtsarzt.

 

In mein Auto wollte ich, nachts um ein Uhr, betrunken in Köln am „Petrus“, Zülpicher Platz, einsteigen. Ich kam - mit meinen Schlüssel - in „mein“ Auto rein, aber es nicht gestartet. Erst da sah ich mein Auto vor dem anderen, in dem ich drin war. In der Zeit gab es noch Türschlösser, die separat funktionierten. Es waren zwei blaue Fiat 500.

 

An der PH

Ich wechselte von der Uni zur PH Köln. Ich bekam nicht mit, dass ich vom Gymnasiallehrer zum Haupt- und Grundschullehrer wurde. An der PH wurde gestreikt. Ich machte sofort mit.

 

An der PH traf ich Prof. Abel wieder. Er war mein Biolehrer und er schmiss mit großen Schlüsselbündeln nach Schülern. Er traf mich und ich weinte. Ich glaube ihm gefror das Blut als er mich als AStA-Vorsitzender traf.

 

Meine Mutter sprach 3 Monate mit mir und meinem Vater, dann wieder drei Monate nicht mehr. Mein Vater starb mit 63 an Krebs, meine Mutter mit fast 88 Jahren -übrigens in Eitorf, wo ich sie nach Jahren hinholte. Mit 21 zog ich zuhause aus. Erst da durfte ich wählen und wurde „volljährig“. Ich gehörte zu den ersten, die nicht für das Gymnasium ein Schulgeld bezahlen mussten.

 

Erst wohnte ich drei Monate in Frechen in einer Wohngemeinschaft. Ich hatte mein „Zimmer“ - nur mit einem Bettlaken abgetrennt - im Flur. Dann zog ich mit meinem Jugendfreund Peter Balkhausen in die Dürener Straße nach Köln. Von dort zog ich ins Studentenwohnheim in der Gleueler Straße, gleichzeitig hatte ich ein Zimmer möbliert in der Mitte Kölns. Danach lebte ich auf der Krefelder Straße in einer Wohngemeinschaft, dann allein in einem Zimmer in der Domstraße und in einer Wohnung in der Berliner Straße in Köln-Mühlheim. Von dort zog ich in die Venloer Straße.  Dann zog ich bezog ich- wieder in einer Wohngemeinschaft - ein großes eigenes Zimmer, mit Riesenwohnzimmer (und Kamin), Küche, weiteren 3 oder 4 Zimmern, Keller und einem Garten im Maarweg.

 

Von dort zog ich mit Maria zwecks Familiengründung in die Wittekindstraße nach Köln-Sülz und in die Villa nach Kerpen. Von dort ging es für viele Jahre in das eigene Fachwerkhaus in Eitorf-Obereip. Ich fuhr noch 5 Jahre nach Köln zur Schule. Ich bekam noch zwei Söhne mit Maria und war seit einem Jahr an der Grundschule Harmonie in Eitorf. 

 

Dann lernte ich bei der RIDEF in Krakau, Polen, Uschi Resch aus Wien kennen. Hannes war 16, Jakob 11 und Severin 6 Jahre alt. Sie blieben im Haus und bei ihrer Mutter. Ich zog nach allein nach F. Uschi kam mit ihren Kindern Michi 11 und Max mit 5 Jahren. Wir zogen ein Jahr lang in den Sankt-Martins-Weg, neben die Schule, über den Kindergarten. Jakob kam zu uns. Mit ihr hatte ich kein Kind. Ich bevorzugte ihre Karriere.

 

Nach einem Jahr zogen wir im Jahr 2000 nach Rodder, in „unser“ Holzhaus. 2005 heiratete ich Uschi. Nach meiner Pensionierung verließ ich sie und zog in den Keller. Dort bin ich glücklich und kenne keine „schwarzen Löcher“ mehr. Ich habe leichte Gemütsschwankungen, aber keine „Krisen“ mehr. Ich lebe schon im 10. Jahr meiner Pensionierung.

 

Auf der SHB-Versammlung lernte ich alles zusammenzufassen und jedem seinen Job zu geben. Ich sprengte mit hunderten von Studentinnen Abteilungskonferenzen und Senatssitzungen. Meine Spezialität war es Beschlüsse der studentischen Vollversammlung, die schon verloren waren, wieder „zurückzuholen“. Ich besorgte „Unabhängige“ auf der SHB-Liste. Ich machte AStA-, GEW- und Fachschaftsarbeit. Dem Studium traute ich nie. Alles, was ich lernte, war in der Politik.

 

Aus dem SHB wurde ich wegen „Stalinismus“ ausgeschlossen. Ich ging zum MSB-Spartakus und wurde AStA-Vorsitzender der PH Rheinland.

 

Noch mit 50 Jahren zahlte ich monatlich mit 50,- DM meinen BAföG-Darlehen zurück.

 

Erst nach 20 Jahren erfuhr ich beim Essen von meinem verstorbenen Förderer, Wolfgang G. Maier, dass er mein Offizier beim deutschen Verfassungsschutz war. Ich war nach deren Einschätzung ein aufrechter Demokrat und kein Spion der DDR. So erhielt ich kein Berufsverbot und kam nach Jahren noch in den Schuldienst.

 

Ich blieb aus Trotz noch in der DKP, bis ich verbeamtet wurde. Vorher war ich in Ostberlin, um ein Semester dort Marxismus-Leninismus zu studieren. Ich war oft für SHB und MSB-Spartakus Delegationsleiter in der DDR. Zudem war ich Stimmführer der gewerkschaftlich-orientierten Gruppen im Verband Deutscher Studentenschaften.

 

Noch 1978 gewannen wir mit dem ersten Platz beim Verkauf des Jugendmagazins „Elan“ der „SDAJ“ eine Reise zu den Weltfestspielen in Havanna, Kuba. Die Hauptverkäufer waren Manni Wolf und ich. Für uns fuhr ein Kind der Familie Dünkelmann.

 

Ich lernte trampen und Englisch in England zwischen 16 und 18. Ich las viele Kurzgeschichten, viele Science- Fiktion-Bücher und viel Brecht. Ich lernte viele Texte und Melodien von Liedern der Beatles, Eric Burdon, der roten Urgroßväter und der Pfadfinder. Ich lernte Georg Kreisler, die Black Fööss, Anton Makarenko, die Freinets, Paul le Bohec, Max Ernst und viele mehr schätzen und kennen.

 

Ich lernte Deutsch und Englich über das Schreiben von Flugblättern, Zeitungsartikeln, Gedichten und freie Texten. Ich lernte immer das Gleiche und mein Lernen mit anderen Worten auszudrücken. Ich lernte mich selbst zu sehen. Ich lernte Schule zu leiten. Ich lernte mein eigenes Tun zu beschreiben. Ich lernte Fragen zu stellen, Fragen zu beantworten, in Zeitungen und Zeitschriften, in Büchern und auf meiner Homepage zu schreiben. Ich lernte anderen zuzuhören und vor allem Kinder ernst zu nehmen. Ich lernte viel Geschichte. Ich lernte Karteien zu machen, Lay-out und Bilder zu malen. Fast alle Reden hielt ich frei.

 

Mein frühes und spätes Erwachsensein

Als junger Mann kaufte ich meine Hosen in der Frauenabteilung. Ich knutschte mit einem mir bekannten Jungen. Ich fand es langweilig. Seither weiß ich, ich bin weder schwul noch bi. Ich stehe nicht auf Kinder, ich stand auf Frauen.

 

Ich lernte mit „meiner“ Schule und bei den Freinis zu leben. Ich löste mich aus der Gewerkschaft und aus der Parteipolitik. Ich blieb links. Die Menschenrechte wurden mir immer wichtiger.

 

Mit meiner ersten Klasse machte ich im 4 Schuljahr, 1988, folgendes Projekt: In allen Ländern der Erde, in den USA, in Kanada, Australien, Neuseeland und so weiter, fanden wir Menschen mit dem gleichen Namen in den dortigen Telefonbücher wie wir. Wir schrieben sie an. Es meldeten sich zwei. Eine Melisa Özgurt aus den USA und Walter Hövel in Costa Rica. Ich besuchte ihn 2006 in seinem Haus. Er war das Enkelkind vom Kölner Polizieipräsidenten (1935-45) und seiner Frau Frauke Hövel. Er sah aus wie meine älteren Onkeln. Nach dem Polizeipräsidenten von Köln und dem gefallenen Kameraden Walter aus Ostrup wurde ich benannt.

 

Ein Mädchen wanderte nach Australien aus. Es sendete uns aus dem Flieger mit Tränen durchweichte Briefe. Aus meiner zweiten Klasse ging einer nach Kanada. Wir bekamen lange Zeit besser werdende englische Briefe von ihm.

 

Ich roch gerne, aber ich wusste, wann ich Gefahr oder Misserfolg mit der Nase aufnahm. Ich roch dem Raum an, wenn meine Eltern Streit hatten. Ich war immer recht abergläubisch. Selten hab ich den "sechsten Sinn". Ich kann nichts aus Bestellung. Ich bin naiv und intelligent.

 

Ich konnte andere Menschen ernst nehmen. Ich lernte viel von Kindern, zuhause und in der Schule. Ich lernte Demokratie, Menschrechte und Inklusion. Ich lernte viele Sprachen, meinen Dialekt, Kölsch, Deutsch, Englisch, Latein, Französisch, Italienisch, Türkisch und etwas Spanisch, Niederländisch, etwas Russisch und Portugiesisch. Das Wieder-Sprechen von Kölsch verdanke ich Wolfgang Horn. Ich denke und fühle in Kölsch, Deutsch und Englisch.

 

Ich lernte lecker zu essen und zu kochen. Ich ging immer, wenn ich musste, auch wenn andere mich nicht verstanden. Im hohen Alter von über 70 gehe ich gerne mit anderen und Freunden jeden Alters essen. Ich suche die Beziehung zu Menschen.

 

Ich lernte parallel zur Schule mit vielen Lehraufträgen an der Uni Köln, an der Uni Bremen, an der Uni Riga, an der Pädagogischen Hochschule in Klagenfurt und in Graz, an der Uni Siegen und der FH Köln. Ich trat mit zunehmender Alter radikaler für eine andere Schule und Bildung ein.

 

Dazu lernte ich sehr viel an der Uni Kassel, PH Heidelberg, Uni Oldenburg, Uni Osnabrück, an der Uni Frankfurt, an der Uni Hamburg, Leipzig, Kiel, an der PH Wien, in Zagreb und Zadar, an der Uni Koblenz.

 

Ich lernte von den Fragen anderer bei den Montagsstiftungen, beim „Blick über den Zaun“, in Comeniusgruppen, in vielen Reden, Eröffnungen von Kongressen, Gesprächen, in Seminaren, bei vielen Auftritten der zweiten Lehrerausbildung, an der Eisschoal in Luxemburg, in Finnland, in der Schweiz, in Portugal, Polen, den Niederlanden, Slowenien, Ungarn, Estland, Litauen, Japan, tausend Hospitationen an „meiner“ Schule, in Italien, Südtirol, Ecuador, in England, in Funk und Fernsehen, bei GEW, in der gee, im vbe, in Personalräten, beim PAD, in der Bezirksregierung Köln, bei den Freinis, im Beirat der “anderen Ausbildung“, in Fachzeitschriften im In- und Ausland, in Büchern, … Ich werde gerne gesehen, von anderen nicht.

 

Schule ist ein Hort der Gewalt. Die erste Gewalt ist das, was das System Bildund in Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen und Ausbildung mit einem macht: Sie brechen dich und bringen dir Obrigkeitshörigkeit und ihre Idoelogie bei. Das zweite ist das Schlagen. Ich wurde in der Schule trotz gesetzlichen Verbot im Gymnaium von verschiedenen Lehrern öfters geschlagen. Noch heute nennt sich eine Gruppe des Kölner Karnevals sich "Kasalla". Ich hörte den Bandleader im Fernsehen sagen: "Wir bekamen Prügel in der Schule. Wir konnten über die Schulbank liegend, den Schriftzug der Schulmöbelfabik 'Kasalla' lesen. Daher heißt es heute noch in Köln 'Du kriegst Kasalla'". Noch in den 1970er Jahren gab es in der Schule, z.B. an der Mosel Prügel. Ein vorletzter Schulleiter schlug noch Kinder in den 2000er Jahren in meiner langjährigen Dienst- und Wohnzeit. (Ich habe jetzt endlich einen Zeugen.)

 

Viel über Menschen lernte ich zudem in meinen Urlauben in Frankreich, Italien, Spanien, Serbien, Nordmazedonien, Kroatien, der Slowakei, der Türkei, Griechenland, Malta, in Sri lanka, Irland, Ägypten. Island, Groenland, Norwegen, Slowenien, Ungarn, Belgien, Dänemark, Schweden, in den vier Ländern Mitlelamerikas, in den USA und Kanada, in Finnland, in Australien, Bulgarien, in der DDR, Tschechien (CSSR), in Rußland, der UdSSR und Rumänien.  Mich interessierten nie China, Albanien, Zypern, Indien, Mexiko oder Neuseeland.

 

Heute sind die meisten meiner Freunde männlich. Bei meinem bevorzugten Geschlecht bin ich sehr zurückhaltend. Beziehung ist schwierig!

 

Ich habe eine Homepage. Auf ihr sind tausende von Artikeln von mir. Nach mir wird das Ganze wieder verschwinden, wie meine Schule, mein Denken und ich.

 

Das meiste lernst du im, beim oder neben dem Leben, nicht in der Schule.