Walter Hövel
Wer oder was prägte mich?


„Die Eltern von heute dürfen nicht erwarten, dass ihnen der Staat oder der Arbeitgeber genügend Zeit zur Verfügung stellt, um zu lieben, zu schlafen, zu essen und zu spielen. Sie müssen sich die Zeit selbst nehmen. Denn ohne diese Dinge verliert die Familie ihren Sinn.

(Jesper Juul)

 

Ich bin jetzt 73 Jahre alt. Ich bin 2020 bald im neunten Jahr meiner Pension. Heute lebe ich alleine. „Meine“ letzte Frau verließ ich 2019, vor über einem Jahr, entgültig. Wir leben in einem Haus.

 

Beruflich war ich zuletzt fast 20 Jahre lang Leiter einer Grundschule und war bis zur Corona-Krise Dozent an einer Kölner Hochschule, der TH. Seit 1973 arbeitete ich an Haupt- und Gesamtschulen und über 25 Jahre an echten Gesamtschulen, nämlich Grundschulen. Zudem war ich mit Lehraufträgen und Vorträgen seit 1992 an vielen Unis und Hochschulen. Zuletzt sah ich in 2022 die Uni Worcester in England online.

 

Ich mag noch immer keine gewöhnlichen Lehrer*innen, erst recht keine Schulen. Ich fand die angebotene „Bildung“ fast immer langweilig und aufgezwungen. Ich stelle mir oft die Frage, ob ich etwas daraus machen konnte, wie das Leben, Denken und Fühlen, Ereignisse und Freunde mir begegneten. Ich gehe immer wieder der Frage nach, was ich, zudem von wem übernahm.

 

Das liegt einerseits daran, dass ich aus der Unterschicht komme. Ich war am Gymnasium noch ein „Arbeiterkind“. Ich sprach Kölsch und „Hochdeutsch“ wie ich es von meinen Eltern gelernt hatte.

 

Wenn ich Kölsch sprach, schlug man mich. Wenn ich Deutsch sprach, wurde ich verbessert. Nie konnte ich auf Familie, deren Herkunft oder Beziehungen, ihr Geld oder ihren Einfluß zurückgreifen. Ich war immer auf Freunde, auf eigene Unterstützer, auf mich selbst angewiesen. Darum helfe ich gerne auch heute, wenn die Menschen eine Hilfe signalisieren.

 

Andererseits sehe ich mich ungefähr seit meinem 14.Lebensjahr als „Linker“ oder Menschenrechtler. Unterstützung stelle ich gerne ein, wenn Menschen alleine in der gefundenen Spur weitergehen wollen, den Weg missbrauchen oder ich bisher nicht merken (wollte), dass sie einen ganz anderen Weg gingen.

 

Ich kooperiere gerne mit anders denkenden Menschen, soweit sie für Menschen, mehr Demokratie oder Menschenrechte eintreten. Manchmal bin ich so naiv, dass ich Freundschaften zu früh oder zu spät abbreche. Zu oft mache ich mir selbst Versagensvorwürfe, wenn ich mich von Freundschaften oder Beziehungen trenne, Weniger Theatralik, weniger Sturheit täte mir gut. Meine Einstellung darf bleiben. Gelassenheit wurde eines der wichtigsten Wörter in meinem Leben.

 

Nie konnte ich mich wirklich mit „Ordnung“, Autorität, aufoktroierten Regeln, „unauffälligen“ Riten, Didaktik des Erziehens und Unterrichtens oder fächerangepasstem Lernen abfinden. Ich leide oft unter meiner Isolation oder meinem immer noch vorhandenem „Revoluzzertum“. Ich sehe meine „relative Bedeutungslosigkeit“. Oft bekomme ich nur ein auf mich bezogenes Gefühl, wenn andere leiden, gleichgültig oder wütend sind. Politische Parteien, die ich immer wieder „aus Einsicht“ ausprobierte, boten mir alle nicht den Platz, den ich brauchte.

 

Nichts destro trotz baute ich eine Schule auf, die so weit wie möglich eine demokratische Schule für Alle war. Heute gehöre ich mehr zu den Leuten, die für die Abschaffung unserer staatlichen und „freien“ Schulen eintreten und weiterhin das Lernen den Lerner*innen überlassen will. Ich bin Lehrer, kann aber eigenes Lernen gut zulassen. Sehr wohl sehe ich, dass Unterschichtler oft den Schutz der Bildung einer auszubauenden Demokratie brauchen, um zu leben oder hochzukommen.

 

Meine Eltern und viele Mitglieder meiner gesamten Familie mit 30 Tanten und Onkeln waren aufrichtige Nazis. Vor allem mein Vater verstand sich als „linker“ Faschist. Aber sie alle machten Kriege und jedes Töten mit. Niemand war „fortschrittlch“, aber alle schufteten ihr Leben lang für fremde Herren. Unter ihnen musste ich aufwachsen. Sie zogen mich auf.

 

Das ging so bis ich 14 war. Dann begann ich Menschenrechte zu sehen und meine Rache an Schule und Erziehung begann. Mich prägten meine proletarische Herkunft und meine Abneigung gegen Gewalt und Schläge. Die Straße „meiner“ Kindheit, war in der Heinrich-Wolf-Siedlung in Frechen. Hier lebten nur Prols. Alle Kinder der Volksschule wurden außer mir von ihren Eltern zur Erziehung geschlagen. Ich war ein Kind – wie ich zu meinen Eltern sagte – der „repressiven Toleranz“.

 

Ich weiß bei allem, was ich denke und tue, nie genau, wo ich das herhab. Ich kann es aus der Ablehnung meines Elternhauses haben, dass ich als „rechts“ verurteilte. (Es ist einfach, immer das Gegenteil des Vaters zu tun). Ich kann es aber auch tun, weil ich dazu erzogen wurde als „linker“ Nazi auf Widerstand zu reagieren.

 

Zu oft wird nicht wahrgenommen, dass gerade Unterschichten Nazis unterstütz(t)en, weil sie ihnen oder ihrer klar kapitalistischen Politik mehr zutrauen. Oder sie trauen aus populistischen Gründen oder unter eigenem Nachdenken regierenden Poltikern nicht mehr. Schließlich regieren 1918 bis 1933 und seit 1945 Christ- (Zentrums-) oder manchmal Sozialdemokraten. Meine Alternative war immer ein Denken gegen Nazis, für die Rechte aller Menschen, spätestens seit ich das KZ Buchenwald besichtigte.

 

Elternhaus, Eltern und Familie ließen weit über 10 Jahre eine verabwürdigungsscheue faschistisch-proletarische Erziehung an mir aus. Die Schulen setzen diese rechte Gesinnung vor allem am Humboldtgymnasium in Köln fort. Ohne meine eigene Bildung und Erziehung, ohne mein eigenes Werden, wäre ich da nie „rausgekommen“.

 

Erst an der Hochschule stieß ich auf Menschen, die anti-faschistisch und demokratisch auftraten. Ich lernte „Arbeiterklasse“, „Links“- Sein und Menschenrechte gleichzusetzen. Erst in meiner Lehrerzeit begann ich Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, Ansichten und Ideologien divers zu differenzieren. Geblieben ist meine Freiheitssehnsucht, ein Denken, das von unten nach oben geht und das konsequente Eintreten für Menschenrechte.

 

Ich lebte fast immer alleine unter anderen, ja Fremden. In meinem ersten Lebensjahr versorgte mich mein Vater, da er nicht entnazifiziert wurde. Meine Mutter musste arbeiten gehen. Dann gingen meine Eltern beide „zum Dienst“, da sie eine Waschmaschine, einen Kühlschrank, ein Auto und viele Reisen haben wollten. So kam ich als Kleinkind zu einigen „Gast“familien, ab dem 1. Lebensjahr in zwei oder drei Kindergärten, in die Volksschule, in das Gymnasium nach Köln, lebte viele Jahre alleine Zuhause, mit „Freunden“ in der Schule und im Ort Frechen. Erste Freundinnen folgten.

 

Von 11 bis 16 lebte ich meine Zeit bei den Europa-Pfadfindern. Es folgten das Mit-Mir-Sein in meiner Pubertät und danach meine politische Zeit während des Studiums und danach. Meine Zeiten der „linken“ Findung, von der eigenen Hochschulgruppe, zum SHB, zur SPD, zur DGB-Gewerkschaft GEW, zum Spartakus. Dann folgten meine Zeiten in zweimal zwanzig Jahren in zwei Ehen. Es folgte die Zeit bei den Freinis, an Hauptschulen, Grundschulen und seit 1992 wieder an Hochschulen. Ich reiste sehr viel. Ich sah viele Länder, viele von ihnen oft, Wieder ging ich zur SPD in Eitorf, (die ich nicht alleine verließ), in den Arbeitskreis Inklusion, ging viele Jahre später einen kurzen Abweg zu den Grünen. Ich traf, obwohl älter werdend eigene Bekannte und Freunde, zum eigenen Netzwerk auf der ganzen Welt und vor Ort. 2014 folgte nach fast 20 Jahren Harmonie meine Pensionierung, die ich auch gerne „gesellschaftliche Entwertung“ nenne..

 

„Es schreibt mich“ schon seitdem ich 18 bin. Mit der englischen Sprache befreite ich mich. Das Schreiben lässt mich meine Gedanken und Gefühle finden (oder es ist eine weitere Ebene meiner Wahrnehmung). Es interessiert mich zunehmend, trotz Veröffentlchung, wenig wer mein Schreiben liest. Das Schreiben und Malen ist das Produzieren meiner eigenen und pädagogischen Wirklichkeiten. Ich bilde meine Theorie, die immer Praxis sein soll. Umgekehrt wird meine Praxis immer von mir theoretisiert.

 

Mein Wirken ist und war an Hochschulen, an Schulen, vor allem der Grundschule Harmonie, das lebenslange Herausgeben von Schriften in Büchern, Zeitschriften, im Netz und in meinem Handeln. Aktuell bin ich u.a. Historienschreiber des Ortes Hecke und Rodder, wo ich lebe.

 

Ich wurde begeisterter Anhänger des Surrealismus, des Jugendstils, des Boaltheaters, des Theaters und Tanzes von Pina Bausch. Ich konnte viele Texte der Beatles und Eric Burdons. Von den eigenen Eltern konnte ich die alten Lieder, ich sang Karnevalslieder und lernte die Lieder der Arbeiterklasse.

 

Bis ich 14 war, las ich kein einziges Buch. Dann las ich die Science-Fiction-Literatur a la Lem, Le Guin oder später Meyer, Rowling, Colfin oder Walter Moers. Ich las „theoretische“ Literatur nur, wenn sie mich interessierte oder wenn ich sie verstand (z.B, Engels eher als Marx). Ich hörte lieber Menschen zu. Heute bin ich recht belesen, besser informiert.

 

Ich hasste es „ein Deutscher“ zu sein. Sie hatten zu viele Verbrechen an der Menschheit begangen und waren zu engherzig. Ich baute mir selbst „den Rheinländer“ auf. Sozialisiert wurde ich durch die Europapfadfinder, den Internationalismus der Linken, viele Freunde in vielen Ländern, viele europäische Kontakte, die Europaschule Harmonie und einem Frieden der Europäer. Ich hatte viele europäische Vorbilder wie Max Ernst, die Bauhäusler, John Lennon, Eric Burdon, Friedrich Engels, Albert Einstein oder Elise und Celestine Freinet.

 

Im Studium begegnete ich Prof. Theo Lewandowski (er kam von einer Uni in Moskau) und seiner Psycholinguistik. Innerlich begegnete ich Wygotsky und Galperin, denen ich viele Erkenntnisse über das Lernen und die Sprache verdanke. Ich wurde Sprachwissenschaftler - und studiere an der Uni Leipzig den Marxismus.

 

Es prägte mich ein fast vierzig-jähriges Immer-Wieder-Begegnen mit Werner G. Mayer. Ich bekam von ihm als AStA-Vorsitzender den "Sachunterricht" und „die Wissenschaftlichkeit von Bildung“ erklärt, ich arbeitete in „seinem“ Prüfungsamt“. Uschi Resch erreichte mit seiner Hilfe ihre endgültige Einstellung im deutschen Staatsdienst. Wir arbeiteten an einem Schulbuch mit und ich wurde nicht nur bei den Freinets ein bekannter „Reformpädagoge“. Werner G.Mayer war beim Verfassungsschutz „Offizier“ und „bewahrte“ mich vor einem Berufsverbot. Er starb dement. Seine Frau verschwieg seinen Tod.

 

Andere Menschen, immer wieder „Freunde“ oder Lebensbegleiter trafen mich. Was bleibt mir heute oft anderes übrig als Menschen aufzuzählen, die mich prägten. Es sind Namen, die mir einfallen. Freunde werden wenige, außer ich habe gelernt, sie als Freunde zu sehen, solange ich sie sehe. Sie sind mir wichtig oder sie sind es geblieben. Einige von ihnen mag ich nicht wirklich. Ich stimme oft mit ihrer Meinung nicht (mehr) überein.

 

Angefangen hat es mit mir selbst. Heute lernte ich mein „Ich“ zu akzeptieren wie es ist. Mein „Selbst“ versuche ich zu verändern. Vielleicht ist es auch umgekehrt. Meine Werdung, meinen Weg, meine Geschichte versuche ich zu verstehen. Der erste Mensch mit dem ich mich als Kleinkind unterhielt, war mein „Ich“. Ich redete mit mir über die Entwicklung meines „Selbst“. Ein harter und langer Weg. Ich schrieb mein Buch des Lebens, - wenn es sei musste, auch um oder neue Seiten.

 

Petra Balkhausen war meine erste Freundin. Ich liebte es mit ihr zu balgen und zu reden. Am ersten Schultag des zweiten Schuljahrs war sie nicht mehr da. Sie war zu ihrer Mutter in eine 200km entfernte Stadt umgezogen. Ich sah sie nie wieder und weiß nicht, was ich von ihr lernte. Ich denke. dass ich schon als Kind glaubte in Beziehung zu einer Frau oder einem Mädchen leben zu müssen. Eine Zeitlang hieß ich wegen ihres Umzugs "Trauerhemd" in der Schule.

 

Noch heute glaube ich, dass Kinder Kinder lieben. Sie sind auch hier Menschen mit allen Rechten und ihrer Würde. Ich mochte schon als Kind keine Erwachsenen, die Zuneigung, Liebe oder Sexualität einfordern. Ich selbst mochte nur Menschen in meiner Altersnähe. Kinder gehören genau so geschützt wie Frauen und Männern. Auch Tiere, selbst Pflanzen. sind zu schützen. Ihre Körperlichkeit ist ihr Besitz.

 

Ich sehe mein Leben nicht in Stationen der Kindheit, Jugend, Reifen oder Alterns. Es ist durchgehend und doch in seinen Teilen sehr verschieden. Aber nur das Ganze macht mich aus. In wie weit bin ich die Geschichte meiner Vor- und Nachfahren? Geprägt wurde ich schon vor Generationen.

 

Ferdi Nießen war der Junge, Petra das Mädchen von Gegenüber. Ich lernte von ihnen, dass es andere Menschen gibt.

 

Lenchen Fuchs, die schon lange verstorben ist, die älteste Schwester meiner Mutter, war meine erwachsene Beziehungsperson. Ich glaube, dass Menschen als Kinder sich so einen Menschen aussuchen. Es können Mütter, Väter, Großeltern, Familienangehörige oder andere, sogar Kuschel- oder Haustiere sein. Warum sollte es auch nicht Menschen ohne oder mit mehreren Bezügen geben. Von ihr lernte ich vor allem anderen helfen zu wollen.

 

Annegret war meine angehimmelte Kindergärtnerin und Frl. (Lehrer*innen durften bis in die 1950erjahre nicht heiraten) Schmitz, meine Volksschullehrerin.

 

Franz-Werner Hövel war mein Cousin, dessen Vater früh starb. Mein Vater wurde sein Vormund. Mir wurde alles verziehen, er war das schwarze Schaf. Ich fand ihn nie toll, aber er war immer in meinem Lebensumfeld. Er starb ungefähr 2017.

 

Wolfgang Reinert war der Vetter zu dem ich als Kind gegen das Wissen meiner Mutter insgeheim spielen ging. Seine Eltern hatten ein Spielwarengeschäft mit tollen Cowboy- und Indianerfiguren. Sein Vater schoss mit seinem Luftgewehr in die Neonreklame seines gegenüber liegenden Konkurrenten. Ich ging zu ihm, weil ich mit „den Besseren“ spielte. Er wurde Lehrer und versagte vollkommen. Er hörte auf mit dem Lehrerjob. Später lächelte ich eher über ihn.

 

Toni Rausch und andere waren Mitschüler meines „reinen“ Jungen-Gymnasiums. Zu ihrer Clique, der Begriff kam erst in den 1960er Jahren auf, wollte ich immer gehören. Zum 50jährigen Annivers des Abiturs ging ich dann nicht mehr. Ich mochte die Bürgersöhnchen nicht mehr. Karl-Heinz Schüller, ein Bäckers Sohn in der Kölner Südstadt und Karl-Heinz Theisen, später ein kleines Licht in der FDP, waren meine Nebenplätzler in der Klasse.

 

Mariana Over war mit 17/18 meine erste feste Beziehung. Damals 1966 bis 1968 verdiente „meine“ Schülermitverwaltung viel Geld mit den Verkauf von Schulpullovern und der Veranstaltung der ersten „Beatkonzerte“ in Köln. Ich quatschte Mariana an, um mit ihr in unserem ersten Beatkonzert in einer Schicht zu kellnern. Ich erfuhr 30 Jahre später von ihr, dass ich "immer voller Initiative war, wenn es darum ging, raus zu gehen". In Erinnerung habe ich mich anders.

 

Ralf Bahrenberg, Ulli Schneider, und Bernd Wesemeier waren „meine Freunde" in Frechen während und nach der Abiturzeit. Ich hätte mir nie vorgestellt jemals ohne sie zu leben. Seit Jahrzehnten kenne ich keinen von ihnen. Ich lernte von ihnen das Saufen, und es nicht zu tun. Ich verlor sie aus den Augen als ich zur PH wechsete.

 

Mit 11 wurde ich Europa-Pfadfinder. Mit 16 besuchte ich einen englischen Boyscout in Swindon und lernte meine englische Familie mit Mum Betty ( sie versrarb 2022 96jährig), ihren Mann Ron, ihrer Tochter Christine (sie will mich im Juni 2023 besuchen) und den Sohn Stephan kennen. Ich besuchte sie viele Male in England. Sie zogen nach Perth in Australien. Auch dort besuchte ich sie. Betty war bei mir zu Gast. Ich habe heute noch zu Christine und zu Betty (bis 2022) Kontakt. In den vielen Jahren lernte ich Englisch wie ein Working-Class-Engländer zu reden. Erst später hielt ich meine Vorträge über Pädagogik auf English. Neben Kölsch und Deutsch wurde dank Betty, Ron und Christine Englisch meine dritte Sprache. Auf und in Latein, Türkisch, Italienisch und Französisch verstehe ich einiges. Ich lernte englische Gedichte zu schreiben. Später lernte ich einige Leute durch unsere Partnerschulen in Southwold und Dunstable kennen. Erst nach meiner Pensionierung, Dean und Linda, durch unsere Städtepartnerschaft.

 

Mein Studium wurde nicht von meinen Eltern bezahlt. Mein Vater sagte einmal, ich solle ihn doch verklagen. So arbeitete ich in den Semesterferien und im Studium. Bei Bayer fand ich Max Ernst in den Büchern der dortigen Bibliothek. Viel Geld verdiente ich als AStA-Mitglied. Trotzdem bezahlte ich noch mit Fünfzig meinen BAFöG-Kredit zurück.

 

Ich lernte unter anderem Inge bei Bayer kennen. Mit ihr wohnte ich zum Teil in zwei Wohnungen. Ich lernte von ihr zu kiffen, zu vögeln, was ich schon vorher tat und den Umgang mit Frauen. Mein Verhalten war nicht toll.

 

Um 1971 rum lernte ich Ute Geuß an der PH kennen. Nie hatte ich etwas mit ihr. Wir telefonieren heute noch mit einander und sehen uns. Von ihr lernte ich Kunst, Musik und das Theaterspiel zu lieben. Sie brachte mich zu den Freinets, John Lennon, Pia Bausch, Eric Burdon, türkischer Kultur, Freinettreffen, zum eigenen Künstlerverständnis. Ich lernte von ihr zum ersten Mal mich selbst in Anfängen Wert zu schätzen.

 

Meine linke Sozialisation fand vor allem mit Volker Adam, Holger Brinkmann und Wolfgang Horn statt. Mein eigenes Ding war die GEW-Hochschulgruppenarbeit, die Fachschaftsarbeit, das „Ziehen“ von Sympatisanten. Ich lernte ganzheitliches Denken und vor (und mit) Tausenden von Menschen zu reden. Von Wolfgang lernte ich vor allem meine Sprache, das Kölsche, wieder zu reden. Volker ist heute lange verstorben und versuchte eigentlich immer zu bestimmen. Von ihm und Holger lernte ich Politik, aber vor allem Flugblätter und Artikel zu schreiben.

 

Angela Filke und Birger Rieb bedeuteten mir mit die größten Freunde in all den AStA-Jahren. Ein enger Freund dieser Zeit war Simon Mansfeld. Lernen tat ich das Miteinanderreden, das Sehen von Menschen und von Simon langsam zu essen.

 

Mit Gis Wäschle lebte ich lange in einer Wohngemeischaft. Mit ihr lernte ich das Kochen, Bauen und Reisen. Nach ihr lebte ich ein Jahr lang alleine. Ich hatte keine Freunde und lebte abends und nachts isoliert.

 

Marlene Dykstra war eine ganz besondere Frau, ich wollte kein festes Verhältnis mit ihr eingehen, sie wollte es. Es ging schief. Noch heute hasst sie mich.

 

Manfred Wolf war mein „Kumpel“ nach dem Studium. Er war ein Organisationstalent. Mit ihm und anderen lebte ich in einer Wohngemeinschaft in einer Villa abseits der Straße im Maarweg. Wir machten tolle, anerkannte und sehr erfolgreiche SDAJ-Arbeit. Plötzlich verschwand Manni. Er hatte eine andere WG finanziell betrogen. Von ihm lernte ich zu organisieren, Gedachtes in die Tat umzusetzen, das Spielen zu pflegen und mit Menschen zu machen, was sie selbst wollen und denken. Von ihm lernte ich viel über Rock- und Popmusik. Ich sah durch ihn u.a.die Stones, Eric Burdon, Manfred Mann, Queen, Kinks oder Black Sabbath. Bald wurde ich ein Fan von Punk und Heavvy Metal.

 

Es war meine letzte Zeit bei den Kommunisten. Später verließ ich auch enttäuscht die Gewerkschaft. Ich vertrug keine Karrieristen, Lehrer*innen und Rechthaber*innen. Ich ging einen anderen Weg. Zu oft hörte ich den Satz „Du hast zwar Recht, aber die Weltlage verlangt etwas anderes“.

 

Als ich nach vielen Jahren von der PH in Köln wegging, lernte ich („ich nahm sie“, wie sie bei der Scheidung sagte) Maria Wald kennen. Sie war für mich die hübscheste Studentin. Mit ihr lebte ich während meiner SDAJ-Zeit, den Beginn meines Lehrerdaseins und meine erste Freinetzeit. In 20 Jahren bekamen wir drei Kinder, Hannes, Jakob und Severin. Wir lebten im Maarweg, in Köln-Sülz, in Horrem und in Eitorf-Obereip. Ein Jahr nach der Geburt von Hannes, kündigte ich ihr begründet alle „Treuegelübte“ und lebte mit ihr in einem Haushalt. Sie ging nie wirklich arbeiten und reiste u.a. nach China. Ich lernte das Matriarchat kennen und Frauen als Menschen wertzuschätzen. In dieser Zeit fand ich mich nie, aber ein Leben. Ich verließ sie als Hannes 15/16, Jakob 10/11 und Severin 5/6 waren. Heute lebt sie in Neuseeland. Allen, auch Uschis Kindern hat das getrennte Zusammenleben (oder die Erziehungsversuche) nie gut getan.

 

Wilfried Stascheit war der Verleger und Besitzer des Verlags an der Ruhr. Mit ihm machte ich manch eine Reise und publizierte in seinem Verlag. Ich verlor ihn völlig aus den Augen. Erst 2020 melderte er sich wieder. Mit ihm fand ich zu meiner “Berufung“ als Lehrer und zum Formulieren meiner Ansichten.

 

Hannes begleitet mich nun seit 40 Jahren. Er ist Hannes. Er und seine Brüder Jakob, Severin und Max, ihre Frauen Louisa und Anne und die Kinder, Ella. Jette, Hanno und Lynn lehrten mich Menschen einfach nur so zu lieben. Es ist egal wie ich mich fühle. Ähnlich fühlte ich bei fast allen Kindern an der Grundschule Harmonie. Es waren sie und ihr Leben. Sie gestalten es selbst und sind selbst verantwortlich. Sie alle lehrten mich Menschen zu akzeptieren. Ich kann das auf nur einige Erwachsene übertragen.

 

Den „klassischen“ Freinetismus lernte ich von Rolf Wagner, Lotte Busch, Monika Bonheio, Klaus Hoff und Hannes German. Paul le Bohec, Sepp Kasper (von ihm lernte ich vor allem Boal-Theater zu spielen), Jochen Hering, Herbert Hagstedt, Ute Geuss und Gudrun Maaser (immer bewunderte ich, was sie in ihren Klassen machte) zeigten mir mehr.

 

Paul le Bohec sehe ich als meinen Lehrmeister an. Er gab mir linkes freinetisches Denken und viele Handlungsanstöße. Am meisten gaben mir Lutz Wendeler und Wolfgang Mützelfeld. Sie waren für mich am weitesten. Sie verbanden sehr früh eine andere Pädagogik mit der Ökonomie des Lernens, einem systemischen Denkens. Es ging nicht um einen grünen Touch, sondern um den Zutritt in eine neue Zukunft. Sie lehrten mich alles, was ich in der Pädagogik brauchte. Sie hielten beide mit „ihrer“ Schule nicht durch. Ich glaube aber ihre und meine Gedanken so realisiert zu haben, dass sie als Vorbild in Praxis und Theorie dienen können. Nirgends gibt es ein so gutes Schulprogramm wie an der Freien Schule Prinz Höfte und in Berkum (zu finden: www.walter-hoevel.de unter Gutes von anderen).

 

In anderen Ländern lernte ich viel von Uschi Resch, Lisi Suttner, Christian Schreger, Gerhard (der leider verstarb) und Pia Rabensteiner, Ursula Svoboda in Österreich, Marta Fontana in Italien, Paul le Bohec in Frankreich, Ben Schreiner in Luxemburg, Liz van Diggelen in den Niederlanden, Rita Galambosch in Ungarn, Donat Stemmle in der Schweiz, aus anderen Bewegungen von dem Monti Claus Kaul, dem Waldorfianer Eginhard Fuchs oder einer Sue Attards und einem Marcus Ray und einem Tom Booley in England.

 

Bis heute hatte ich Kontakt zu Angelika von Amern. Sie war - außer Steffi Peschel an der Grundschule Harmonie - „meine“ einzige Lehramtsanwärterin. Sie „erwählte“ mich an der Hauptschule Wuppertaler Straße. Ihr verdanke ich viel von dem Mut, die ich brauchte, um diese selbst bestimmende Pädagoik an der Hauptschule zu machen. Noch heute versucht sie mir das Fühlen (oder ihr esotherisches Fühlen) beizubringen.

 

Udo Hecken nahm viele Jahre die Rolle des väterlichen Freunds ein. Er war ein didaktisches Genie, ein hervor-ragender Fachmensch für Hirnwissenschaften und „unsagbar konservativ“ als Pädagoge. Als ich lezteres merkte, zog ich mich enttäuscht zurück. Mit ihm und anderen leitete ich viele Jahre eine GEW-Freinetwoche in Kleve.

 

Marta Fontana lebt in der Nähe von Neapel. Sie organisierte mehrere Fortbildungen dort. Mit ihr bot ich freinitische ganzheitliche Seminare mit Körper und Intellekt in Portugal, Spanien, Frankreich und Polen an. 1997, bei unserem letzten Seminar „How Much Freedom Can I Express“ in Krakau lernte ich Uschi Resch kennen.

 

Jakob Hövel, das Mittlere meiner Kinder zog zu mir bevor meine zweite Ehe begann. Er rettete das Stück meiner eigenen Vergangenheit, das ich brauchte. Er ist, wie alle meine Söhne und ich, sehr emfindsam, eigensinnig und eine Mischung aus Selbstvertrauen und krankhaftem Selbstwertgefühl. Er weiß erst mit zunehmenden Alter, was er wird und will. Er geht, wie die anderen auch seinen oder ihren Weg.

 

Prof. Milan Matievic traf ich in 30 Jahren dreimal in Zagreb, dreimal bei den Freinis und zweimal in Köln. Immer mochte ich ihn, sein linkes Fühlen und Denken. Er gab mir immer das Bewusstsein, viele Freunde auf der Welt zu haben. Leider verstarb er 2022.

 

Severin Hövel wohnt in Bonn und blieb bei seiner Mutter. Uns wird nachgesagt, er wäre mir am ähnlichsten. Er provoziert gerne, redet von Sachen, die er hörte als hätte er sie selbst erlebt und er scheint ziemlich selbstsicher.

 

Ulrike Schulte, Heike Wagner, Falko Peschel und Anne Witt/Mondig waren die Lehrerinnen, auf die ich mich in und nach der Zeit in Harmonie am meisten verlassen konnte. Sie wollten, wie viele andere auch, die Selbstbestimmung der Kinder und eine Pädagogik der Befreiung der unteren Schichten. Sie alle ließen die stetige Entwicklung einer „selbst lernenden Schule“ zu.

 

1996 lernte ich Uschi Resch kennen, 2005 heirateten wir. Sie brachte zwei Kinder mit, Max und Michi Resch. Von ihr lernte ich mich selbst zu schätzen. Zu oft macht sie sich und mich verantwortlich für Dinge, die passiert sind. Ich trennte mich von ihr, Der wohl wichtigste Grund ist ihre politische Entwicklung. Die eigenen Interessen setzte sie vordergründig immer durch. Natürlich vermisse ich meine Musik, meine Bücher, meine Bilder, mein Haus, das sie alles als Ihres erklärte.

 

Angela Bolland ist eine Vertreterin der Lernwerkstätten und der Freinetpädagogik. Sie tat vieles für ein Engagement für Lehrer*innen, die verändern wollen und war immer ein gutes Beispiel für Selbstausbeutung, die das System Universität gerne annimmt. Ihr verdanke ich viele Besuche von Seminaren an der Grundschule Harmonie und an der Uni Bremen. Ich mag die Gespräche und Besuche bei ihr. Sie brachte viele Student*innen zu "meiner" Schule und zu den internationalen Treffen.

 

Vorherige Lehraufträge verdankte ich den Professoren Johannes Beck und Reiner Ubbelode, insgesamt über zehn Jahre an der Uni Bremen. Andere gab ich an der Uni Köln für Prof. Gerhard Glück, an der Uni Siegen für Prof. Hans Brügelmann und Johannes Schädler, für Prof. Walter Spiess von der Uni Kiel und an der Uni Frankfurt, für Herbert Hagstedt an der Uni Kassel, für Prof. Ingrid Dietrich an der PH Heidelberg, für Prof. Milan Matievic an der Uni Zagreb, für Gerhard und Pia Rabensteiner an der PH Klagenfurt, Ursula Svoboda an der PH Linz, Anita Caure und Klaus Altermann an der Uni Riga und einige andere mehr. An den allermeisten Hochschulen arbeitete ich viele Jahre seit 1992, an der TH Köln bei den Professoren Franz Krönig und Andrea Platte.

 

Bei diesen und vielen anderen mehr publizierte ich in Büchern, Fachzeitschriften und Zeitschriften. Ich begründete immer was andere und ich taten. Ich tat dies immer sehr eigen.

 

Steffi Maxa, später Peschel war „meine“ Lehramtsanwärterin an der Grundschule Harmonie. Sie war eine sehr gute Partnerin in der täglichen Arbeit mit den Kindern. Sie setzte eigene Ideen konsequent um. Später heiratete sie Falko Peschel, der zwei Jahre an unserer Schule in Harmonie arbeitete. Beide kamen von der Uni Siegen. Fenia Peschel, ihre Tochter wurde „unser/mein“ Patenkind. Mit ihnen verschob ich mein Spektrum mehr vom Klassenrat hin zu einem Kreis, in dem die Kinder ihre Lerninhalte noch mehr selbst entschieden. Die Peschels „zwangen“ mich auch, teilweise gegen ihn, noch stärker die gesellschaftliche Herkunft der Kinder zu sehen.

 

Tina Recky war die Seele einer eigenen, selbst eingerichteten Küche in der Harmonie. Mit ihr blieb das Essen höchst erschwinglich und wurde zu einem kostenfreien Frühstück für alle Kinder, Erwachsenen und Gäste der Grundschule Harmonie ausgeweitet. Sie vergaß nie ihre Herkunft und den menschlichen Aspekt. Viele Kinder „verbrachten“ ihren Alltag in ihrer Küche. Über sie begriff ich, dass Lernen, Essen und Leben zusammengehören. Ich begriff, dass das „Füttern“ in keinem der Bereiche stattzufinden hat, sondern die eigen-bestimmte Nahrungsaufnahme.

 

Frank Trienenjost kam als 1-€-Kraft zu uns. Mit ihm verstand ich mich so gut, dass er seinen Schreibtisch in meinem Zimmer einrichtete und viele Jahre meine „rechte Hand“, vor allem als Hausmeister und Computerverantwortlicher wurde. Er heirate eine Mutter unserer Schule und arbeitet heute erfolgreich in der IT-Branche.

 

Da waren viele Ein-Euro-Kräfte, die wir „Assistenten“ nannten, wie unser Bömmel. Bömmel, einst Vorsteher in der Kölner Disco „Lord's Inn“, war wie viele ein „Junge aus dem Leben“. Viele Männer und Frauen bauten die Schule auch als nicht gelernte Lehrkräfte„unterrichtend“ zu dem was sie bald wurde, eine Schule für alle Kinder. Wir pflegten eine "eigene Ausbildung" für Schulassist*innen und Junglehrer*innen. Ohne über 40 Erwachsene zu einem Zeitpunkt, die mithalfen diese Schule mit Leben zu füllen, wäre ich nie so weit gekommen. Es gab sehr wenige Leute, die "unsere" schuke nicht verstanden. Alle verstanden mehr von sich selbst.

 

Ali Zorlu und Sevim Zorlu hatten ein Gemüsegeschäft in Eitorf. Über sie kapierte ich, dass es Kurden gibt. Leider drifteten beide sehr stark zu den wohlhabenderen Menschen des Landes und ich weg von ihnen weg. Narin Zorlu, ihre Tochter sollte, sowohl von ihrer ersten Grundschule und dann wieder vom Eitorfer Gymnasiums aus, zur Hauptschule gehen. Sie kam in meine Klasse in der Grundschule Harmonie (sie machze "Moma" von Michael Ende zu ihrer wichtigsten Erfahrung) und machte Abi an der Gesamtschule in Hennef. Sie studierte in Witten an der privaten Uni und ist heute Ärztin in London. Danach kam Sevims und Alis Sohn Siyabend zur Schule.

 

Ich war immer ein Gegner von Kirche. In der Grundschule Harmonie erlebte ich aber in den Anfangsjahren mit Pfarrer Alexander Lubomierski und Andreas Garstka bei den Katholiken, Pfarrer Thum bei den Evangelischen und sogar beim Mufti der islamischen Kirche Unterstützer einer besseren Schule gegen alte reaktionäre Kräfte. Die alten Kräfte bestimmen auch heute noch die Politik in Eitorf. Alle fortschrittlichen Kirchenleute wurden mit den Jahren versetzt oder abgesetzt. Ihre Unterstützung blieb einige Jahre.

 

Was blieb war eine nun über 20jährige Freundschaft mit Alexander Lubomierski. Ich halte ihn für einen der wenigen Christen in der Kirche. Manches Kind konnten wir auch mit Hilfe des Kölner Zartbittervereins gegen Missbrauch, Eltern und Kolleg*innen vor Nachbarn und Familienmitgliedern schützen. Ich lernte von Alexander, dass andere und ich so sein dürfen wie wir sind.

 

Einer meiner besten Freunde wurde in den letzten Jahren Karl Heusch. Er war „mein“ letzter Schulpflegschafts-vorsitzender, also höchster Elternvertreter. Mit ihm seien noch Elke Schilling, Liane Hermes, Horst Jung, Humpi Ehrsfeld und die Familie Hümmelchen stellvertretend genannt. Sie bildeten immer die kritischen, aber letztendlich die Schule tragenden Mehrheiten in der Elternschaft. Von ihnen lernte ich, dass sie mich aushielten.

 

Mit „meinem“ dreifachen Vater Andreas Finke verbinde ich, obwohl er weit wegzog, eine intensive Freundschaft. Von ihm lernte ich auch verlieren zu können, Dinge realistisch einzuschätzen.

 

Vor vielen Jahren lernte ich Thomas Körner in Österreich kennen. Er war weit davon entfernt Freinet wie ich zu denken. In seiner Schule sah ich dann, dass das nicht stimmte. Immer, wenn ich in der Nähe bin, übernachte ich bei ihm.

 

Ja Frank. Frank Karolcak, traf ich als Student vor gut 40 Jahren. Wir verstanden uns gut, spielten Risiko mit einander und machten gemeinsam Urlaub in Frankreich. Er verachtete mich als Renegat als ich aus der DKP austrat. Jahre später sahen wir uns in Köln und freundeten uns wieder an. Wieder Jahre später trafen wir uns zu seiner Hochzeit mit Uschi Doser im Allgäu. Leider traute ich ihm nicht. Er verstarb 2020.

 

Prof. Ursula Svoboda kam viele Jahre aus Linz in Österreich mit ihren Studierenden zur Grundschule Harmonie. Noch Jahre später machte ich Lehraufträge an ihrer katholischen PH. Irgendwann traute ich auch ihr nicht mehr als die österreichische Regierung aus Neonazis und sehr konservativen Volksparteiler bestand. Das Land war viel rechter als die Bundesrepublik. Von ihr lernte ich viel über Gestaltpsychologie und -pädagogik.

 

Vivian Breucker besuchte die Grundschule Harmonie, lud meine Ehefrau Uschi und mich trotz ihrer Abwesenheit nach Quito in Ecuador ein, gab uns ihr Auto und ließ uns an den Deutschen Schulen des Landes ein Seminar machen. Ihre Offenheit und ihr Optimismus beeindruckten mich sehr. Lange arbeitete sie mit andreas Nießen in Pulheim und im BüZ, bevor er Chef der Heliosschule in Köln wurde. Heute leitet sie die „Offene Schule“ in Köln.

 

Nach einem Seminar fragten mich sieben Studentinnen der TH Köln, ob ich mich mit ihnen weiter treffen würde. Nach Jahren sehe ich sie immer noch, Yesim, Lany, Linda, Jana, Christine, Feli und Sita. Sie waren die "Schlau-sten" in ihrem Semester. Dazu kamen Yüce und einige andere, deren Arbeiten ich betreute. Ich lernte mich mit ihren persönlichen und studienbedingten Problemen zu beschäftigen.

 

Dean Price, und Linda Delane leben in Halesworth. Sie heirateten, sie 72, 2019. Ich durfte dabei sein. Er ist Vorsitzender des Town Twinnings mit Eitorf. Sie schliefen mindestens zweimal in unserem Haus, ich bin immer bei ihnen. Ich liebe was Engländer*innen mit ihrer Sprache tun können, um ihreWelt zu konstruieren. Dean ist ein Meister seiner Sprache.

 

Jürgen Sellge kenne ich nun seit vielen Jahren. Er und seine Firma schickten die tollsten „Schulbegleiter*innen evver“ zu unserer Schule. Sie begriffen sehr schnell mit Kindern menschlich und demokratisch umzugehen. Es ist Jürgen. Er sammelte diese über hundert Menschen in einer Firma. Ich liebe es mit ihm zu reden. Seine buddistische Haltung gibt mir viel zu Denken.

 

Ben Schreiner lernte ich als sehr junger Lehrer in der Eisschoul in Luxemburg kennen. Er war verrückt, pädagogisch hoch begabt. Ich begleite ihn gerne in seinem Denken, so weit das geht. Mit 33 war er gerade Schulleiter, jetzt arbeitet er mit Kindern und Computern. 2022 hatte er einen Unfall. Er war anderthalb Wochen im Koma. Er lebt jetzt nur noch "sein" Leben.

 

Sonja und Peter Frohleiks wurden ich „auf Umwegen“ und „leise“ zu Freunden. Über sie weiß ich wie heute Schule tickt.

 

Marco Holländer ist eigentlich seit der Schulzeit der Freund von Max. Ich rede mit ihm auf unseren Treffen über das Leben. Er macht es sich nicht einfach. Seine Freundin Jessica, eine ehemalige Schülerin „meiner“ Schule unterstützt ihn. Im Gegensatz zu Ben, der eine eher hippiehafte Kindheit hinter sich hat, ist er sehr proletarisch.

Ich gehe heute noch mit ihnen Essen.

 

Auch mit Rudi, meinem Nachbarn gehe ich sogar einmal in der Woche essen.

 

Zudem was mich prägte, gehörte auch das, was ich las oder hörte, was mir als Ereignis begegnete. Las ich immer „zufällig“ das, was ich gerade brauchte oder machte ich aus dem Gelesenen das, was ich dann gebrauchte? Sartre sagte: einmal „Es kommt nicht darauf an, was man aus uns gemacht hat, sondern darauf, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat.“

 

Ich schwimme in Menschen, die ich kennenlernte. Vielleicht ist das ein Grund, warum ich manchmal zu selbst-sicher oder selbstunsicher bin. Deshalb wirke ich auf viele arrogant, sie verstehen mich nicht - oder ich sie. Vielleicht liebe ich deshalb zu wenig, ... mich, andere, verschiedene, … oder mir fehlen schlicht die Vergleiche.

 

Ich traue gerne Menschen manchmal auch Systemen. Meine Ent-Täuschungen muss ich immer verarbeiten. Ich versuche Neues zu denken. Zu oft denke ich, was es schon gibt. Oft surfe ich vor der Welle, die kommen wird.

 

In der heutigen Welt vermischen sich immer soziale Klassen. Reichere helfen denen, die von unten kommen, die von unten geben ihnen neue Ideen. Die Frage ist, wer trotz Demokratie und Menschlichkeit die Macht behält. In meinem Leben waren es immer die, die auch wirtschaftlich das Sagen hatten. Von den mir genannten Menschen kamen höchsten zehn von oben, alle anderen fünfzig „aus der Mitte“, vielleicht zehn von ganz unten.

 

Meine Annäherung an das Geschehen in der landesweiten, oft europäischen Bildung fand über jene Lehrkräfte, teils über die Freinis (- mehr mein eigenes Freini-Dasein -) statt, die an Unis und in Ministerien arbeiteten und arbeiten. Ich fand sie bei erwachsenen oder kindlichen Lerner*innen. So standen sie oft über den regionalen „Größen“, die zu wenig, oft keiner Reichweite fähig waren. Oft verstanden sie nicht, was sie selbst oder andere taten, oder sie wollten Entwicklung umkehren, aufhalten oder zum Stillstand bringen.

 

Ich wollte nie „Karriere“ machen. Dazu fehlt mir der Ehrgeiz, vielleicht auch die Kraft, aber vor allem der Willen. Ich spreche gerne von meiner „relativen Bedeutungslosigkeit“. Vielleicht habe ich zu oft erlebt, wie oft und schnell ihre eigene „Rasse“ die eigenen Leute verrät und fallen lässt.

 

Zu oft wurde ich, weil ich „links“ war, gewählt und nicht gewählt. Ich glaube mehr denn je, dass Wahlen von „Spezis“ der Partei, der Familie oder der Firmeninteressen durchgeführt werden, wenn bestimmte Leute sie haben wollen. Umgekehrt geht das auch so, wenn die Interessen der Vorgesetzten dies so wollen.

 

Ich weiß in der Regel nicht wie diese Menschen mich formten. Ich weiß nicht, wen ich nicht nenne, die oder der mich zu dem machte, der ich heute bin. Ich weiß nicht wie viele Persönlichkeiten, Facetten ich habe oder „kann“.

 

Ich weiß nur ungenau, warum mich wer prägte, was ich übernahm in meine von mir geformte Persönlichkeit. Ich ahne nur, dass ich bei Kindern, Partnern, Kolleg*innen und Freunden ähnliches vollbrachte. Wieviel lernte ich von Kindern, von meinen Eltern, ohne, dass ich wirklich begriff, warum und wie ich was übernahm. Ich weiß nur, dass mich Menschen, Ereignisse, meine Geschichte und mein eigenes Denken zu mir machten.

 

Was habe ich von meinen acht Urgroßeltern, was von Romy Scheider oder Peter Alexander, was von Karin, Jale oder Rolf. Was übernahm ich wann, aus Filmen, aus Büchern, von Fotos?

 

Lernte ich als Kind nur zu überleben? Wurde ich als Autist nur gesellschaftsfähig? Lernte ich im hohen Alter von den Menschen und Freunden im Dorf, Chor oder in Vereinen?

 

Was auch sonst?