Walter Hövel

Lernangebote im selbstbestimmten Lernen
Eigenaktivität und Angebot
Kinderuni im Lernprogramm


Ein eigenes Lernkonzept
Im Mittelpunkt des Lernens an der Grundschule Harmonie stand das selbst verantwortete eigene Lernen der Kinder aus ihrem Morgenkreis heraus. Es gab weder „Unterricht“, Stundentafel, „freie Arbeit“, Wochenpläne, Pensenbücher noch irgendwelche andere Vorgaben durch die Schule oder Lehrkräfte.

Tag für Tag lernte jedes Kind seine eigene Arbeit, seine eigenen Themen und Forschungsthemen zu bestimmen. Auch wenn Pädagogen mit „wissenschaftlichen“, „psychologischen“ oder “soziologischen“ Argumentationen „vor der Überforderung von Kindern durch zu viel und zu frühe Verantwortungsübernahme  warnen“, zeigen 20 Jahre Praxis nicht nur der Grundschule Harmonie, dass weder Kinder noch andere Menschen unterschätzt werden dürfen. Sie können es, das eigenverantwortete eigene Lernen!

Sie können ohne Zwang oder fertige Programme hervorragend selber lernen. Unter-Richten hält Menschen unten, Lernen bringt sie nach oben. Eigenes Lernen lässt besser und gezielter wachsen. Kinder können fundierter und bewusster Kinder bleiben, um aus sich selbst bei Zeiten „gute Erwachsene“ zu machen.

Sie können nicht nur selber lernen, was ja ihre ureigene menschliche Fähigkeit ist. Sie können noch viel mehr! Sie können demokratische, inklusive, heterogene, kooperative, mehrsprachige, künstlerische Forscher, Philosophen, Wissenschaftler, Lehrer und Menschen sein.

Sie sind vielleicht kleine Menschen, wie es arme, weibliche, afrikanische, behinderte, ungebildete oder schlecht erzogene Menschen gibt. Aber sie sind Menschen. Wie alle anderen sind es vollständige Menschen für die alle Menschenrechte gelten. Doch dies wird immer noch nicht von der Mehrzahl der „erwachsenen Menschen“ anerkannt.

Sie mögen schutzbedürftiger, „unfertiger“ oder unerfahrener sein. Aber genau das wurde und wird auch über Frauen, Sklaven oder „barbarische, ungebildete Wilde“ gesagt.

Wie eigenes Lernen geht
Jeden Morgen stand im Kreis der Klasse für jedes Kind die Frage: “Was tue ich heute“. Tag für Tag beantworteten sie diese Frage.
Jede Hilfe wurde zur Verfügung gestellt. Darunter die Lernumgebung des Klassenraumes, der Schule, der Region, die Experten oder Helfer als Mitschüler*innen oder Erwachsene, die offenen Computer, Tausende von Bücher…

Drei bis fünf Jahre lang lernte jedes Kind das eigene autonome Lernen durch die Formulierung, eigenes Handeln und eigene Reflektion. Sie lernten durch Planung, Entscheidung, Präsentationen und Evaluation im Klassenrat, durch individuelle Selbsteinschätzung, Beratungsgespräche oder kooperative Einschätzungen selber zu lernen.

Sie waren Herren ihrer eigenen Zeit, der Auswahl ihrer Kooperationspartner, ihrer Lehrmeister, der Bestimmung ihrer Lernorte, ihrer Lerngeschwindigkeit und weiteren Lernbedingungen. Sie – und nicht die Erwachsenen – entschieden bewusst über die Nähe von kindlichen oder erwachsenen Helfern in ihrem Lernprozess.

Sie lernten, wie das eigene, das Lernen der Anderen, das ganzheitliche, das „fachliche“ und das kooperative Lernenlernen gehen, die eigene Leistung einzuschätzen und das eigene Lernen sprachlich zu erklären und zu begründen.

Sie lernten das eigene Lernen hoch zu halten, immer qualifizierter und komplexer zu werden. Sie bildeten sich selbst durch die kritische, kreative und selbst-systematische Auseinandersetzung mit ihrer Welt, die gleichzeitig mit ihrem Lernen wächst und sich immer weiter verändert.

Einige Kinder konnten dies sofort. Sie kamen aus Mittelschichtenfamilien, wo ihnen das Lernen schon beigebracht worden und der Drang zum eigenen Lernen geweckt war. Andere Kinder waren psychisch oder sozial vernachlässigt oder desorientiert. Sie waren zu Hausaufgaben, Vorlesen und Päckchenrechnen erzogen worden. Viele kamen aber auch aus Unterschichtenfamilien, wo niemand das Sich-Bilden gelernt und für „normale“ Schule nutzbar weiter gegeben hatte.

Ihnen konnten wir helfen – schließlich gab es bei uns viele Kinder, Erwachsene, keinen Unterricht und viel individuelle Zeit für sich selbst. Wir hatten Zeit, ohne den Unterricht, für sie. Wir halfen ihnen, eigene Themen, Kurzweile, sinnvolle Aufgaben, Arbeitsstrukturen oder Präsentationsstrategien – wie alle anderen Kinder - zu finden.

Die meisten von ihnen sogen dieses Lernen auf. Sie lernten ihre Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit schnell. Andere brauchten länger, bis sie ihren Zugang zum Schreiben, Rechnen, dem eigenen Ausdruck und Forschen fanden. Schnell fanden wir heraus, dass es länger dauerte sich vom vorgegebenen Lernen zu befreien als die Wege des eigenen Lernens selbst in geschlossenen Systemen zu finden. Wir mussten sogar feststellen, dass sich unsere offen gebildeten Kinder schneller und besser auf geschlossene Systeme wie das nachfolgende Gymnasium einstellten. Doch das Vertrauen in das eigene Lernen wuchs.

Einige Kinder gingen „Umwege“, etwa über das Schlagzeugspielen, den Computer, über individuelle Betreuung, das Spielen im Freien, Auseinandersetzungen mit anderen, mit sich selbst, über das Schachbrett, den Sport, die Natur, das Forschen oder das Verschlingen von Büchern. Alle fanden „ihre“ Schwerpunkte, zumindest für die Zeit der Grundschule.

Den einen gelang das durch das Schreiben freier Texte, Experimente, Lesen, Forschen und Versuchen, herausfordernde Mathematik, Malen, Zeichnen, Bauen oder Musizieren, anderen durch Gespräche und Begegnungen mit Meistern des Wissens und Könnens, durch Korrespondenzen, intensivster Auseinandersetzung mit eigenen oder gefundenen Fragen, Inhalten und Wissen.

Sie lernten sich zu mühen. Den eigenen Willen zum Lernen zu haben wurde zur Selbst-Verständlichkeit. Sie fanden die manchmal schweren, aber immer genussvollen Wege zu Kompetenzen und Fähigkeiten selbst.

Wieder andere lernten „im Vorübergehen“. Sie schauten sich scheinbar nur an, was andere taten, beherrschten aber (fast) jeden Stoff. Einige lernten sehr eigen-sinnig, andere eher klassisch, oft „die Schule spielend“, die ihnen angeboten wurde oder auch bekannt war.

Andere lernten durch Lehren. Sie erklärten anderen und halfen ihnen. Wieder andere spielten viel Theater oder übten sich im Wahrnehmen der Welt, die sie umgab. Wieder andere lernten auswendig oder schrieben ab. Andere brauchten Ruhe oder Aufmerksamkeit, Unterstützung, Erklärung oder kreative Ideen, Lernrezepte oder Beliebigkeit, andere äußere Strukturierung. Aber alle fanden eine eigene innere Struktur. Sie fanden ihre Lernerpersönlichkeit.

Die Erwachsenen erkannten mehr und mehr, dass Kinder nicht die Strukturen von Schule zwecks Anpassung lernen müssen. Sie erfahren ihre eigenen Strukturen, verstehen sie und fordern sie heraus. Die Strukturierungskunst der Pädagogik wird, die Struktur des Lernens jedes einzelnen Kindes in seiner Heterogenität und Diversität sich entwickeln zu lassen und sie zu verstehen.

Gegner und deren Mitläufer als ungewollte Unterstützer
Es gab nun in der Gemeinde viele Meinungsträger, die ihre Vorstellung von Schule bei uns nicht wiederfanden. Sie unterstellten der Schule gerne jene Fehler, die die klassische Schule zum Leidwesen der dort zum Lernen gezwungenen Menschen gerne macht. Sie vermissten Hausaufgaben, Zensuren, Klassenarbeiten, Tests, den Befehl und die Machtstellung der Lehrkraft, „Rollenklarheit“ oder das „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, den Marschplan des vorgegebenen Lehrplans, überhaupt Vorgaben, Fundamente und jene äußeren Strukturen, die Schule ausmachen. Sie warnten vor „Klippschulen“, dem „Laisser-fairen“ und der „Gefahr des Experiments“. Das Lieblingsargument war die nicht erweisbare Behauptung „Hier lernt man nichts“. Andere philosophierten „Das ist nicht durchsetzbar“.

Für sie war Schule jene Institution, wo die eigenen Kinder der Ober- und Mittelschichten unter sich blieben, wo sie nicht „mit den Dienstboten“, Harz-IV-Empfängern, Flüchtlingen und „Zigeunern“ in einer Bank saßen. Sie forderten die „Klarheit der erwachsenen Führungsrollen“, einige waren auch bereit „einmal zuzuschlagen“ oder „zuschlagen“ zu lassen.

Viele begehrten gegen uns auf. Sie verfolgten immer unsere Abschaffung. Einige ließen sich durch die Lernfreude und die Erfolge der eigenen Kinder und Enkelkinder beeindrucken. Andere durch die strukturelle Klarheit der Schule und ihrer Lehrkräfte durch  das Vertrauen in die Entwicklung ihrer Kinder und beim Erkennen, Fördern und Fordern derer Stärken und Potentiale.

Erfolg des offenen Lernens
Einige verließen die Schule, viele kamen erst gar nicht, um den bequemeren, bekannten Weg der Nachbarn zu gehen. Trotzdem gelang es der Schule 20 Jahre lang erfolgreich, hoch dekoriert und anerkannt ihren Weg zu gehen. Die Schule machte vor, dass ein demokratisches Lernen so vielfältig wie die Facetten ihrer Kinder, Erwachsenen und Umgebung ist.[1]

Kaum einer der „Gegner“ erkannte, dass sie selbst Treibriemen des Erfolgs der Schule durch die ständige Formulierung der Aufgaben des alten Systems wurden. Täglich zwangen sie uns dazu unser Konzept besser und verständlicher zu formulieren.

Alle Geister schieden sich an der Frage der Anerkennung von Menschenrechten für die Kinder. Für die einen hatten Kinder als Schüler einfach keine. Andere blieben dabei, dass die Erwachsenen sich immer besser qualifizieren müssen, um den Kindern ihre Lehrinhalte vorzugeben. Wir lernten zu begreifen wie Kinder ihr Lernen selbst verantworten und die Erwachsenen ihr eigenes Können.

Die Kinder lernten was Demokratie und Menschenrechte bedeuten. Sie lernten ihr eigenes Lernen demokratisch, selbstbestimmt zu lernen. Sie hatten den Schutz „einer Insel“, auf der soziale Vorsprünge oder Vorteile so ausgeglichen wurden, dass auch Unterschichtenkinder viel mehr lernen konnten als das selektierende Schulwesen plant. Sie lernten die Inklusion aller Menschen im täglichen schulischen Leben als Selbstverständlichkeit. Sie lernten, dass Demokratie weder eine Frage der Mehrheit, noch die einer Religionszugehörigkeit ist.

Sie lernten sich selbst und andere als würdige, lernende Menschen zu erkennen und zu entwickeln. Sie lernten Kompetenzerwerb, Lernwillen, Eigenaktivität, Nutzen der Vielfalt und Verschiedenheit, Verantwortungsübernahme, Präsentation, demokratische Gestaltung, die Fähigkeit zum kooperierenden Zusammenschluss, die Bildung offener Gesellschaft, die Öffnung der Bildung, Veränderungskraft, Teilhabe aller und Selbstbestimmung so, wie dies immer deutlicher Zielgrößen in der staatlichen Pädagogik wurden[2].

 

Einerseits das eigene Lernen durch eigenes Forschen und eigenen Ausdruck – Andererseits
Das Recht von Experten zu lernen

Ein ganz entscheidendes Mittel dieser Entwicklung einer individuellen und sozial fortschrittlichen Schule war die Kinderuniversität[3] .

Als Schule entwickelten wir den beschriebenen Weg des selbst gesteuerten offenen Lernens. Die Kinder folgen neben ihrem eigen aktiven und selbstverantwortetem Lernen nicht mehr einem vielleicht parallel geschalteten vorgegebenen Lernen. Es gibt also nicht mehr das Lernen eines „Fundamentums“, bevor du selber lernen darfst. Es gibt nicht mehr das „Logbuch“ um abzusichern, dass doch wieder alle das Gleiche oder einen „Mindeststoff“ gelernt haben. Es gibt nicht doch den „Stoffverteilungsplan“, der „notwendiges Wissen“ absichert.

Der absolut wichtigste Schwerpunkt des schulischen Lernens bleibt den eigenen Weg des eigenen Lernens zu finden und zu begreifen. Dies macht mit der Versammlung der Lernenden und der Zeit des Müßiggang der Menschen, in der das Gelernte sich im Gehirn abrufbar ablagern kann, weit mehr als die Hälfte der gesamten Lernzeit aus.

Der „Rest“ der Zeit war der Kinderuni oder ähnlichen Lernangeboten vorbehalten. Entscheidend hierbei ist der Begriff des „Angebots“.

Alleine das Kind entschied sich bei anderen Menschen, bei Expert*innen, bei „Meistern“ Wissen, Kenntnisse, Erkenntnisse, Ideen, Denkanstöße, Methoden, Techniken oder Werkzeugen abzuholen. Sie holten sich das, was sie brauchten oder haben wollten.

„Experten“ waren bei uns die eigenen Klassenlehrerinnen,  Kinder (selbst aus anderen Schulen), andere Lehrkräfte, Ganztagskräfte oder „Schulbegleiter“, Hausmeister, Eltern, Hospitanten, Gäste, geladene Referenten aus der Region und aus anderen Zusammenhängen (z.B. Unis, Kirchen, Betrieben, Schriftsteller oder Theatermenschen oder es waren Besuche und Lerngänge außerhalb der Schule)

Wir, Kinder und Erwachsene, lernten, dass Lernen nicht nur immer stattfindet, sondern weit über Schule hinausgeht, oder besser, dass die Welt unsere Schule ist.

Es folgen ausgesuchte Beispiele aus der Praxis dieses Lernens. Es ist der Versuch die Kinderuni als Lerngelegenheit aller Schichten in der lernenden Umgebung mit ihrem kompetenten, menschlichen Wissen und Forschen, um allen „in Augenhöhe“ zu begegnen.

Augenhöhe entstand daraus, dass die Kinder entschieden, bei wem sie was und wie lange lernten[4], ihre Experten selbst zu finden, sie einzuladen und zum Lernen zu verpflichten.

Die Beispiele zeigen verschiedenste Vorgänge aus sehr verschiedenen Zusammenhängen.

Konkretisierung einer Idee
Die Idee der Kinderuni kommt aus der Fortbildungsarbeit der Freinetpädagogik wie ich sie seit Beginn der frühen 80iger Jahre erlebte. In der Regel boten einzelne Menschen oder Gruppen von Teilnehmer*innen (!) ein Thema an, das einen bis fünf Tage lang vormittags oder nachmittags stattfand. Einige dieser „Ateliers“ waren sehr stark gelenkt, andere Ergebnis oder Weg offen. Einige waren forschend experimentell, andere eher auf Erringung von Fertigkeiten aus. Alles war möglich! Im Folgenden werden einige Ateliers aufgezählt, die ich im Laufe von über 30 Jahren selber anbot, andere, die ich besuchte.

Ich lernte Menschenschattentheater, Boal- und Pina-Bausch-Theatertechniken. Ich lernte eigene Texte zu schreiben und sie zu drucken. Wir brachten Kunst und Mathematik zusammen und kreierten daraus eine Ausstellung. Ich lernte Obertöne und machte mit Leuten eine Wanderungs-Musik-Komposition. Wir lernten Ausdrucksmalerei nach Arno Stern kennen und überlegten, was wir beim Brennen einer Kerze erfahren. Wir erprobten unsere Freiheitsfähigkeit, versuchten „Zeit“ zu erfassen oder erprobten unsere Körpersprache. Wir materialisierten „Demokratie“ und lernten nach der „Methode Naturelle“ Italienisch oder andere Sprachen. Wir malten Triptychons oder bauten Masken. Wir stellten Kooperation oder die vierte Dimension dar und studierten Theorien der Autopoesie oder der Systemik. Wir bauten unsere pädagogische Welt in Magicboxen, wagten Reisen in die Vergangenheit, in das eigene Denken und Wahrnehmen. Wir diskutierten Theorien mit ihren Trägern und die Veränderbarkeit von Schulen.

Wichtig war dabei, wie in der „Kinderuni“ der Schule, etwas mit anderen zu machen, woran man oder frau selber Spaß hatte. Jede machte nur so lange mit, wie sie oder er wollte. Wir ermutigten immer mehr Menschen anderen etwas anzubieten, was er oder sie konnte, mochte oder erproben wollte. Wir versuchten den Unterschied zwischen Lehrerenden und Lernenden abzubauen.

Wir lösten uns in und mit der schulischen Kinderuni weit vom Alltag der herkömmlichen Schule, um oft genug - zu unserer anfänglichen Überraschung - bei dem zu landen, was in Richtlinien und Lehrplänen beschrieben wird!

So machten wir uns nicht nur unser eigenes Lernen zu eigen, sondern verstanden immer mehr was die Welt – und das Lernen von und mit allen– ausmachen.

Beschleunigend waren unsere selbst erfundenen Vorläufer wie der „Adam-Ries-Kreis“, der „Kompetenztransfer“ von Kinderfähigkeiten oder die „Thementage“.

Beschleunigend war die Tatsache, dass jährlich die Sparkassen und Universitäten genau ein Kind (!) aus mehreren Schulen (!), ein „besonders begabtes Kind“ (!), in den Ferien (!), für eine Woche (!), von den Eltern gebracht (!) und von ihnen die Woche bezahlt (!) auswählten. So und grundsätzlich war uns das zu elitär und falsch.

Und was lernten sie dort in der „Kinderuniversität“, ein bisschen Japanisch, etwas über Schriftsteller und etwas Physik. Aber war das nicht die Idee des Sachunterrichts, oder besser, des offenen Lernens?

Das konnten wir selbst, vor allem platziert in ein Konzept des eigenen Lernens von lernenden, freien Kindern.

Wir glaubten etwas, was selbst BMW in seinem Werbefilm „Homo sapiens sapiens“ zur Hochbegabungsarbeit an Schulen bereits in den 90er Jahren sagte: „Alle Kinder sollen auf Hochbegabung gefördert werden“!

Vorläufer: Die Rechte der Kinder
Unser allererster Thementag waren Seminare zum Thema der „Rechte der Kinder“. Sie wurden in den 8 Klassen von den Klassenlehrer*innen angeboten.

Der Hintergrund war der, dass das Kinderparlament Sitzung für Sitzung nur die „Nichtregelung“ des Fußballspielens der Jungs diskutieren wollte. Unsere damalige Kidsmanagerin[5] kam daher auf die Idee „grundsätzlicher an die Sache herangehen“ zu wollen. So machten acht Klassen acht verschiedene Themen zu den Menschen-, bzw. Kinderrechten. danachhingen lange Zeit nicht nur überall Plakate in der Schule, die Rechte der Kinder wurden auch aller Orten - eigentlich bis zwei Jahrzehnte später zur Schließung der Schule – Gegenstand vieler Gespräche und Gedanken.

Das auffallendste Ergebnis war allerdings, dass das Kinderparlament von nun an eine echte demokratische Einrichtung wurde. Es gab einen spürbaren Demokratieschub.

Kinderuniversität „Inklusion“
Diese Kinderuniversität hatte wie andere ein Oberthema. Sie fand in drei Schultagen ganztägig statt. Teilweise wurde in Klassenverbänden gearbeitet, teilweise in offenen Gruppen. Hier nahmen auch Kinder teil, die nicht am Thema ihrer Klasse mitarbeiten wollten.
Das auffallendste Ergebnis dieser Kinderuni war, dass wir danach wirklich eine inklusive Schule wurden. Die Kinder wurden Träger der Inklusion.

Die Themen der Seminare waren:
• „Inklusiv und exklusiv, aber nicht eingeschlossen und ausgeschlossen“ (mit Lehrerin, Lehramtsanwärterin und Klasse)
• „Türme im Wald – die Ideen aller verbinden“ (mit Lehrerin, Lehramtsanwärterin, Integrationshelferin und Klasse)
• „Im Bus der Gefühle – Sich selbst und die Anderen immer neu kennenlernen“ (mit Lehrerin, Lehramtsanwärterin und Klasse)
• „ Wir sind Inklusion – Erprobungen, Erkundungen und Erfahrungen“ (mit Lehrerin, Lehramtsanwärterin, Praktikantin und Klasse)
• „Wir gehen in den Dschungel – Wer sind wir – Was brauchen wir“ (mit Lehramtsanwärterin, Studentin, Praktikantin, Integrationshelferin und 19 Kindern)
• „Rollenspiel „Piraten“, vom Piratencodex bis zum Piratenrat “ (mit Lehrer, einer „Ein-Euro-Kraft“, einer Integrationshelferin, einer Praktikantin und 15 Kindern)
• „Körperbilder – auf der Suche nach den eigenen Geheimnissen“ (mit Lehrerin, Lehramtsanwärterin, Integrationshelferin und 8 Kindern)
• „Jeder Mensch ist ein Künstler- von Künstlern als Künstler lernen“ (mit zwei im Ganztag angestellten Erzieher*innen und 12 Kindern)
• „Von der Schubkarre bis zum Yoga – Körper, Arbeit und Entspannung“ (mit Lehrerin, einer Studentin und 10 Kindern)
• „Phantasiewelten – Was wir in meiner und unserer Welt brauchen“ (mit Lehrerin und 12 Kindern)
• „ Forumtheater - die eigenen Probleme spielend lösen“ (mit Schulleiter, einem Praktikanten und 10 Kindern)

Kinderuni „Erziehung“
Wieder war dies eine Kinderuni mit einem Oberthema, diesmal über zwei Tage. Es war das Thema „Erziehung“. Durch unsere vieljährigen Englandfahrten und die Besuche der englischen Kinder bei uns, war den Eitorfer Kindern aufgefallen, dass der Erziehungsbegriff hier und dort verschieden war.
Sie stellten fest, „dass die englischen Kinder viel besser erzogen waren, aber die Harmoniekinder sich auch ohne Erwachsene besser verhielten als die englischen Kinder“ So war die Diskussion im Kinderparlament und sie beschlossen, eine Kinderuni zum Thema “ Erziehung“ durchführen zu wollen.
Sie stimmten dem Vorschlag der Lehrkräfte zu, die Ergebnisse der Kinderuni auf einem Elternabend den Eltern vorzustellen.
Die Lehrkräfte stellten die Ergebnisse der Arbeitsseminare den Eltern in einer Abendveranstaltung vor.

Es entstand das nachfolgende Protokoll eines Vaters der Schule:
Themen-Übersicht der Kinder-Uni „Erziehung“

1. Schlaf
2. Ein Brief an mich selbst als Erwachsener
3. Geschwister
4. Was brauche ich zum Wachsen?
5. Wer darf uns was sagen?
6. Höflichkeit auf dem Fußballplatz
7. Selbsterziehung – Elternerziehung
8. Erziehung früher – Erziehung heute

1. Was ist überhaupt Schlaf?
Schlafphasen
Kinder wollten über ihre Träume sprechen
Was brauchen Kinder, um gut schlafen zu können:
„Ich schlafe gut, wenn … - es ruhig ist, - ein Lied vorgesungen wurde, - vorher gekuschelt wurde,- es dunkel ist,- ein kleines Licht an ist, - die Türe einen Spalt offen ist, - ich keine Angst vor morgen habe -
ich ausgetobt und müde bin

2. „Ein Brief an mich selbst als Erwachsener“
Kinder haben sich teilweise als Erwachsene verkleidet
Die Briefe an sich selbst wurden in ‚Zeitkapseln’ gesteckt (kleine Kästchen, die verziert wurden) und von den Kindern zu Hause gelagert, verborgen, versteckt.
Die Kapseln waren den Kindern sehr wichtig.
Manche Kinder machten zusätzliche ‚Schätze’ rein.
Sie nehmen die Briefe an sich selbst sehr ernst, wollten, dass sie nicht von Erwachsenen gesehen werden und sehr intim behandelt werden.
Für die Kinder war es sehr wichtig, sich ihre eigene Zukunft vorzustellen.
Den Mädchen waren Persönliches und Beziehungsebene wichtiger, den Jungs Berufe, Traumberufe usw.: „Liebe Grüße von R. an R.“, „Ich hoffe, du bist immer nett zu deinen Kindern und nicht so streng“, „Ich hoffe, dass du nicht so eine verbissene Pferdetussi geworden bist“, „Ich hoffe, dass du keine motzige Mutter geworden bist. Und ich hoffe, dass du mit deinen Kindern so freundlich sprichst, dass deine Kinder es verstehen können, wenn sie mal etwas nicht dürfen“,…

3. „Thema Geschwister“
Die Kinder haben eine sehr realistische Einschätzung ihrer Familiensituation und ihrer Geschwister. Sie wünschen sich eher ältere Geschwister, die sie beschützen und verstehen. Diese sollen auch eigene Interessen haben.
Streit ist ok, doch Versöhnung ist wichtig.
Ältere Geschwister sollten schlauer sein, etwas beibringen können.
Sie sollten ehrlich spielen, nicht mit Absicht gewinnen lassen.
Sollten Zeit haben für mich.
Kindern ist ein eigenes Zimmer wichtig, auch wegen der persönlichen Sachen.
Eher gleichgeschlechtliche Geschwister gewünscht.
Gegen die Eltern zusammen halten.
Die Kinder waren sich nicht sicher, ob sie sich um jüngere Geschwister so gut kümmern könnten, wie sie es für sich selbst von ihren älteren Geschwistern wünschen.

4. „Was brauche ich zum Wachsen?“
Kinder verstanden das Thema zuerst als körperlich wachsen und waren sehr interessiert an diesem Aspekt. Erst nach und nach wurde ihnen klar, dass in erster Linie inneres Wachstum gemeint war.
Die Kinder haben sich mit der Gestaltung von Ton dem Thema genähert, haben Bäume mit Wurzeln geformt, Tiere usw. Dann haben sie aufgeschrieben, was sie von den Erwachsenen brauchen, um gut wachsen zu können: z.B. Liebe, Erhaltung der Natur, Gestreichelt werden und Lernen

5. Wer darf uns was sagen
Kinder haben ihre Impulse zu verschiedenen Aspekten auf Plakat-Kartons geschrieben
Wie wird etwas gesagt? Gedroht, geschimpft, gebeten, freundlich, motzig, nett
Wer darf uns etwas sagen? Eltern, Lehrerinnen, Trainer, Verkäufer, die Playstation
Wer darf was bestimmen? TV: Eltern bestimmen die Zeit, Kinder den Film, Eltern bestimmen über Strom- und Wasser-Verbrauch, Eltern bestimmen über Schlafenszeiten, Eltern bestimmen über Menge der Süßigkeiten, Eltern bestimmen über PC-Spiele
Kinder wollen mitbestimmen bei: Essen, Duschen + Baden, Ausflüge + Urlaub, Haustiere (ob überhaupt Tiere bestimmen Erwachsene, welche Tiere bestimmen die Kinder), Friseur, Arbeit in der Schule

6. Höflichkeit auf dem Fußballplatz
Was heißt Höflichkeit? Höflichkeit gilt nicht nur für Freunde sondern für alle, z.B. jemanden die Türe aufhalten

Wie und von wem lernen wir Höflichkeit? Vorbilder. Eltern, LehrerInnen, Trainer, Stars (aber nicht alle Stars, s. WM).
Phillip Lahm war eindeutig höflichster Spieler
Die Kinder haben Plakate zu dem Thema geschrieben

Wie können wir Höflichkeit umsetzen?

Entschuldigen, keine Alleingänge, Hand reichen, faire Gruppenbildung

In der Gruppe wurden dann Szenen gespielt und Höflichkeit ausprobiert

Es wurden von den Kindern sehr präzise Beobachtungen benannt, z.B. „Wurde der Torwart fair behandelt?

7. „Selbst-Erziehung – Eltern-Erziehung“

Frage: Kann man sich selbst erziehen? 1 Ja, 9 Nein

Was ist doof an Erwachsenen?

„Das Müssen, Ärger kriegen, meckern, schreien, immer alles ordentlich, gutes Benehmen lernen, früh ins Bett, erst schimpfen sie – dann denken sie
, kleine Geschwister werden bevorzugt, Ich will es unordentlich haben!“

Was sollten die wichtigsten Eigenschaften von Erwachsenen sein?
1. Platz: Nett sein
2. Platz: Gute Vorbilder, Liebe zeigen können, Zeit haben
3. Platz: beschützen, spielen, Mama sein
4. Die Welt zeigen, trösten, beobachten, toben, Papa sein, sich nicht trennen

Wozu will ich erzogen werden?
Zu einem netten Menschen, Gutes Herz, Hilfsbereit, Ein guter Vater sein, Sportlich, Normaler Mensch, Künstler sein, Selbst-Erziehung

Kinder wollen sich selbst erziehen zu:
Mitfühlend sein, Niemand verletzen wollen, Lernen nett zu sprechen, Schenken lernen, Froh sein können, Verlieren können, Teamarbeiter, Guter Freund sein, In Not helfen

Benehmen:
Ich möchte mich gut benehmen lernen
Ich möchte das richtige Eigene tun ohne andere zu stören
Auf gute Weise streiten lernen (ohne schlagen, schreien usw.)

Aufgabe:
Kinder bilden Paare, jedes Paar unterhält sich über einen der Werte, die die Kinder gesammelt haben (Geduld, Freundlichkeit, usw.) Danach bringen die Kinder ihre Ergebnisse in die Runde ein. Beispiel ‚Geduld’: Meine Mama hat 45 % Geduld, mein Papa nur 15 %.; Differenzierung: Meine Mama hat bei Hausaufgaben viel Geduld, aber wenig in der Küche usw.
„Ich will so viel denken, aber meine Mama quatscht mir immer dazwischen“.

Von wem wollt ihr lieber erzogen werde – von euren Eltern oder von euch selbst?
7 Kinder: teils teils; 5 Kinder: Nur von den Eltern

 

8. „Erziehung früher –Erziehung heute“

Zitate aus Märchen und alten Geschichten zeigen, wie Erziehung früher war.
Erziehung früher in Schule:
Nicht stören, still sitzen, gehorchen, nicht widersprechen
Wie ist es heute?
Wie hätte ich es gerne heute?
Aufgabe: Brief an den Autor des Struwwelpeters schreiben
Kinder haben kleine einfache Bücher gemacht zu Erziehung früher und heute.

„Wenn man mir etwas beibringen will, muss man es mir vormachen oder erklären.

Dann improvisierte Theaterszenen. Jede Kleingruppe spielt je zwei Szene vor zu
1.) So will ich es nicht
2.) So finde ich es gut

Kinderunis „Musik“ oder „Deutsch“
Es gab Kinderunis, die von den Lehrkräften ausgemacht wurden.
Wir stellten als Kollegium fest, dass wir insgesamt zu viel schrieben und uns weniger – obwohl von den eigenen Lehrplänen dazu aufgefordert, zu wenig mit dem „Erzählen“ beschäftigten. Oder wir stellten fest, dass wir zu wenig Musik machten, zu wenig draußen lernten, zu wenig am Vormittag spielten.

So dienten einige Kinderunis, durchaus erfolgreich, der Verstärkung unserer „Lehrabsichten“, unserem „Schulprofil“.
Jede Initiative jeder Kinderuni verstärkte die Lernkultur der Kinder um viele inhaltliche, arbeits- und Darstellungstechnische und pädagogische Aspekte.
Wichtig war immer, dass nicht nur die Kinder in „ihre“ Angebote gingen, sondern auch die Lehrenden „ihr“ Thema, „ihr“ Angebot fanden, das zu ihnen passte. Einige wussten dies sofort, andere unterhielten sich lange mit Kindern über ihre Wünsche, wieder andere mussten einfach drüber schlafen.

Hier die Themen zweier Veranstaltungen:

Musikseminare:

„Glockenspiele“ , „Klanggeschichten“, „High School Musical“, „Die Zauberflöte, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart“,  „Mandalas in Musik und Bild“,  „Mittelalterliche Musik“, „Schulranzen-Musik“, „Body Percussion“ , „Musical-Band“ , „Standart-Tänze“, „Obertöne selber singen“, „Kinderlieder-Potpourri, von ‚Hänschen klein’ bis ‚Backe, backe Kuchen’, „Alte Kinderlieder“ ,„Karaoke“.
An diesen Tagen lief das Lernen in den Klassen wie sonst auch, parallel weiter. Die Seminare waren also zusätzliche Angebote zum täglichen Arbeiten.

Deutschseminare:
• „Erzählen zu Bilderbüchern ohne Text“ mit Lehramtsanwärterin • „Ketten-, Mosaik- und Phantasiegeschichten erzählen“ mit Zusatzlehrerin • „Eigene Erzählungen aus Jim Knopfs Drachenstadt“ mit Lehrerin • „Szenisches Spiel zum Vorgelesenen“ mit Lehrer*in • „Tell and play your own story in English” with Lehramtsanwärterin • “Mit Figuren und Handpuppen selbst erzählen” mit Lehrer*in • „Ausbildung von Leitern von Mitmachgeschichten“ mit Lehrer*in • „Erzählen zum Bauen mit Holzklötzen“ mit Lehrer*in • „In der Erzähllandschaft in der Sporthalle“ mit Lehrer*in • „Neue Menschen erfinden – und ein neues Theater erzählt“ mit Schulleiter • „Märchen hören, erzählen und verändern“ mit Lehrer*in • „Bilder erzählen Geschichten - zu Geschichten Bilder malen“ mit Lehrer*in • „Lügen- und Quatschgeschichten erzählen“ mit Lehrer*in

Naturwissenschaftliche Kinderuni
Eigentlich ist diese Uni deshalb so erwähnenswert, weil damals so wenige „ältere“ Lehrerinnen wagten, etwas „Naturwissenschaftliches“ anzubieten. Oder einfach gesagt, sie konnten es noch nicht, aber lernten es durch die Angebote und das Arbeiten der Kinder. Was durch die Kinderuni, auch von außen, in die Schule eingeführt wurde, kam, nicht zuletzt durch die Kinder, in die tägliche Lernarbeit der Schule.

Chemische Experimente, Studentinnen der Uni Siegen -Geheimschrift, Lehrerin -Heißluftballons bauen, Lehrerein -„Brennt da die Kerze – oder was?“, Schulleiter und Studentinnen der Uni Siegen -Wasserexperimente mit Lehramtsanwärterin -Säuren und Laugen mit Lehramtsanwärterin -Farbstoffe in Filzstiften mit Lehramtsanwärterin -Molekularkräfte mit besuchender Lehrerin – Feuer mit Inklusionsstudentinnen.

Vorlesungen
Sie fanden in der Regel wöchentlich im Forum der Schule statt. Die Kinder entschieden, ob sie an dieser Veranstaltung teilnahmen oder nicht. Normal war eine Teilnehmer*innenzahl zwischen 50 und 150 Kindern aus acht Klassen.
Wer nicht zur Vorlesung wollte, blieb im Klassenraum oder einem anderen Lernort der Schule und arbeitete an seiner eigenen Thematik weiter. In allen Klassen waren Lehrkräfte, da durch das Organisationsprinzip maximal immer nur eine Person die Vorlesung machte. Tat dies eine Kollegin, die zu der Zeit in der Klasse sein sollte, regelte sie selbst „ihre Vertretung“ durch eine Lehramtsanwärterin oder eine freie Kollegin.

Alleine jedes einzelne Kind entschied, wie lange es in einer Vorlesung blieb. Wollte oder konnte es das Vorgetragene nicht mehr aufnehmen, ging es zurück zur eigenen Arbeit.

Es war Sache der Referent*innen, ob sie vortrugen, interaktiv wurden, das Ganze als Gespräch strukturierten oder Medien einsetzten, etc.

Eine hospitierende Studentin sagte einmal nach einer Vorlesung: „Das war wie an der Uni, nur, dass hier keine Papierflieger flogen“.

Hier erlebten wir den Lernvorgang, dass 60 Kinder bei der Vorlesung waren, aber 120 (und viele Eltern) nachher wussten, um was es ging. Lernen ist wild!

Hier alle in zwei Schuljahren stattgefundenen Vorlesungen:
Die Muster der Mathematik, Lehramtsanwärterin
Wirbeltiere, Praktikantin
Berühmte Frauen, Lehramtsanwärterin
Die Bibel, Entstehung und Geschichte, Pfarrer aus der Gemeinde
Statue of Liberty, Lehramtsanwärterin
Freies Schreiben in Englisch, Schulleiter
Himmlische Instrumente, zwei Lehrerinnen und Eltern
Zeitleiste der Geschichte der letzten 2000 Jahre, Lehrerin
Missionare in aller Welt, Journalist, Sendung mit der Maus
Intelligenz und Begabung, Lehrerin
Felix Mendelssohn-Bartholdy, Lehrerin
Abstimmen und Wählen – Wahlsysteme in Europa, Schulleiter
Science Day, „Kosmische Glibbermasse“, Schulleiter
Johann Wolfgang von Goethe, Lehrerin
Juden in Deutschland und Eitorf, Lehrerin
Die chinesische Sprache, Inklusionsstudentin aus China
Freie Texte, Schulleiter
Grundbegriffe der Sprache, Grammatik und Semantik, Lehrerin
Kindheit in der Nachkriegszeit, Lehrerin und Großeltern
Überleben in der Sekundarstufe 1, drei Lehrer*innen
Erfindungen der Menschheit, Lehrerin
Thailand-Malaysia-Indonesien, Lehrerin
Kinderarmut in Indien, Hospitantin, American Field Service
Europa, Schulleiter
Kluge Aufgaben in Mathematik, Lehrerin
Das Lernen an der Grundschule Harmonie, (Feedback zum vielerorts gehaltenen Vortrag), Schulleiter
Science Day, Brennen und Löschen, Studentinnen der Uni Siegen
Australien, Lehramtsanwärterin
Die Rechte der Kinder,  Lehramtsanwärterin
Der Aufbau der englischen und türkischen Sprache, Lehramtsanwärterin
Die Entstehung der Zahlen, Lehrerin
Geschichtszeitleiste der letzten 100 Jahre, Lehrerin
Ludwig van Beethoven, Lehrerin
Wie komponiere ich selbst, Lehrerin
Grundbegriffe der Mathematik, Lehramtsanwärterin
Märchen, Lehrerin
Die Entstehung des Universums und des Lebens, Schulleiter
Weltwissen, Lehrerin
Entdecker, Lehrerin   
Afrika, Lehrerin

Beispiele aus der Chronik[6]
Am Dienstag und Donnerstag war „Kinderuni“. Dieses Mal stand sie unter dem Titel
„Essen und Trinken“. So gab es neben dem weiterlaufendem „Crazy-Bananas- Programm und
dem Sport der Mondscheindrachen die Seminarangebote „Smalltalk zu Tisch“, „Andere
Länder, andere Sitten“, „Zucker in Getränken, Untersuchungen von Lebensmitteln“,
„Knallebunt und zuckersüß – veräppelt! Was uns Supermärkte vorgaukeln“, „Vegane
Ernährung – Ein Bilderbuch“, „Sinnesparcour: Fühlen, Riechen, Schmecken, Hören und Sehen
von Obst und Gemüse“, „Tischsitten“ und „Wortschatzarbeit zu Essen und Trinken“.

Unterbrochen wurde die „Kinderuni“ am Mittwoch durch das „Rheinische Lesefest“, das auch an unserer Schule stattfand. Der Autor Fabian Lenk las von 9 bis 10 Uhr vor 50 Kindern aus seinen
„Zeitdetektiven“ eine Kinderkrimigeschichte. Von 11 bis 12 Uhr kam Barbara Simoniti und las
aus ihrem Buch „Moorländer“ wieder vor 50 interessierten Kindern. Beide Angebote kamen
sehr gut an!

 

Weitere Beispiele aus der Chronik:
D
ie Kinderuni am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag lief zu den Themen: „Achtung
Baustelle“ (Motorik, Strukturarbeit und Texte), „Drucken“, „Clever Rechnen“, „Rechnen in Systemen mit Muggelsteinen, „Mitmachgeschichten“, Jonglage in Englisch, „Sprachforscher-Wie ist unsere Sprache gemacht?“, „Crazy Bananas“ (Musik), „Schnitzen für Anfänger“, „Texte aus der Kiste“ und
„Tangram“. Im Rahmen der Kinderuni besuchte Heike Wagner mit je zwei Gruppen das
hiesige Gymnasium zum „Experimente“-Angebot. Ebenfalls in der Kinderuni machten
Daniela Claes mit jüngeren und Anne Witt mit älteren Kindern Exkursionen zum Klärwerk an
der Sieg.

Mittwoch war dann auch bei zwei fehlenden Lehrerinnen Kinderuni. Es gab: Theater mit
Stabpuppen, „Logicals“, Bewegungsspiele, Kalligraphie, „Tanze was dich bewegt“, Stationen
zum Thema „Deutschland“, Behauptungen mathematisch überprüfen, Setzen und Drucken
und ein soziales Wahrnehmungsspiel.

Die Arbeitsgruppen, entstanden aus den vor ein paar Wochen erfragten Geschichts-Interessen- Listen der Kinder, Fünf Gruppen werden mit Kindern und zwei nur von Lehrerinnen angeboten:

„Historische Persönlichkeiten“ - „Die Geschichte der Erfindungen“ -  „In der Zeit der Dinosaurier“ -  „Von der Nachkriegszeit bis heute“  - „Der Zweite Weltkrieg“  - „Alte Menschen erzählen von früher“ - „Die Indianer Nordamerikas“

Im Dino-Projekt werden Dinosteckbriefe und eine Zeitleiste erstellt. Die Kinder messen aus, wie groß die Dinos waren und beantworten eigene Fragen zum Thema. Sie nehmen ihre Informationen aus Büchern, dem Internet, Hörspielen und Filmen.
Die Kinder der Gruppe, die die Geschichten alter Menschen von früher hören wollen, waren im Altenheim St. Elisabeth in Eitorf und hatten ein 1,5 stündiges Gespräch mit drei Bewohnerinnen, die alle über 90 Jahre alt sind. In Gruppen zu 4 Kindern stellten sie Fragen zum Leben früher. Am meisten beeindruckt haben sie die Geschichten aus dem Krieg.
Es kam die Idee auf (vom Leiter des Altenwohnheimes), solche Treffen regelmäßig stattfinden zu lassen. Einige Kinder würden gerne noch einmal zum Helfen kommen. Wir bleiben also in Kontakt.
Die Kinder schrieben am Freitag einen Artikel zu ihrem Besuch.
Am Mittwoch kam Herr Krist in die Schule. Er war schon einmal da und hat vom 2.Weltkrieg erzählt. Am Donnerstag fuhren sie ins Siegtalhaus und besuchen eine Fotoausstellung des Heimatvereins und kamen auch dort mit älteren Menschen ins Gespräch.
Die Kinderuniwoche, die sich mit der Nachkriegszeit auseinandersetzt, fragte zuerst intensiv nach, wie es zu den beiden (!) Weltkriegen kommen konnte und wo die Ursachen für Nationalsozialismus, Hass auf andere Menschen und Krieg liegen.
Die ersten drei Tage wollten sie nur Geschichten hören, über das Spielen nach dem Krieg, der Schule von damals, über die Spielsachen, über das Bauen, Technik und, und, und. Besonders fasziniert waren sie von einer Erzählung über die Entwicklung Eitorfs von der Urzeit bis heute. Hierbei ging es um Armut, Arbeit und vor allem um die Bedeutung der Land,- Wasser-, Schienen-, Luft- und Datenwege nach Eitorf.
Am Donnerstag wurde dann Eitorf historisch erkundet, das SchöllerFabrikgelände, die Statue mit dem Bogen aus Steinen des zerstörten Kirchturms, die Überreste der Schienen vom Bergwerk zum Bahnhof.
Die Gruppe „Nachkriegszeit“ wurde am Freitag von Sandra Haeger, unserer Köchin, geleitet. Auch diese Gruppe hatte unseren Nachbarn, Herrn Krist, zu Gast.
Die Gruppe „Erfindungen“ sahen als erstes zwei Filme: "Was ist Was - Erfindungen und Bionik" und "Erfinder in Hessen - über Tüftler, Forscher und Entdecker"(ARD Mediathek). Der zweite Film über eine Erfinderwerkstatt für Kinder in Fulda, war für viele Kinder mit dem Gedanken eigene Erfindungen zu machen verbunden.
Lenni arbeitete z. B. an einem Gerät nach dem „Was passiert dann Prinzip" - diese Erfindungen soll das jeweils gewählte Buch aus dem Regal "herausgeben", heraus befördern.
Aliah knobelte an einer Erfindung, die verhindern soll, dass der Schnuller ihres kleines Bruders in den Dreck fällt: der Schnuller wird mit Hilfe eines Magneten auf eine am Schnuller befestigte Plastikunterlage gezogen.
Chayenne tüftelte an einem Gerät, das verknotete Seile und Schnüre entknotet. Jamal und Piet bauen ein Holzboot. Laurin, Linus, Oliver versuchten einen elektrischen Antrieb für ein Fahrzeug. Fritz probierte den Klang eines Dosentelefons zu verstärken. Einige Kinder schraubten alte Elektrogeräte wie Kassettenrekorder oder CD-Player auseinander und freuen sich über eine Antenne oder die Entdeckung eines Magneten oder Zahnrades. Andere probierten verschiedene mechanische Vorgänge mit dem Material von „fisher technik“.

Der erste Tag der dreitägigen Kinderuni begann am Dienstag. In den drei Tagen standen auf dem Programm: Drucken, Winkelzeichnen mit Geodreieck, Zeitentraining, Matheladen, Vorbereitung des Besuchs im Altenheim, Gebäude mit Play-Mais, Schach, Kreuzweg, Grammatikvorlesung, „Achtung Baustelle“, Osterbräuche, der Film: „Das Leben in der Wiese“, Sport, Fadenspiele und Fitnesstraining.
Im Matheladen waren 28 Kinder. Ihre selbst erfundene „Wirtschaftsentwicklung“ macht gerade aus den meisten Läden Handy-Verkaufshops. Zudem beginnen sie Werbung an andere Geschäfte zu verkaufen. Auch die Probleme von Schulden und Insolvenzen wurden behandelt.

Die Angebote der Kinder zu einer Kinder-Uni
In den Jahren nach 2012 kamen die Kinder auf die Idee, Kinderunis ganz alleine zu gestalten. Auch das funktionierte überraschend gut.
So sahen  ihre ersten Seminare aus:
Abzeichnen von Bildern, „Achtung Baustelle“ mit Kapla, Bastelangeboten, Cupsongs, Eisenbahnen, Extremsport(Muskelaufbau), Farbenmischen, Film über Dinosaurier, Flugzeuge mit Gummimotor, Flugzeuge (mit Vorkenntnissen), Fußball für Anfänger, Geschichtenbuch schreiben, Geschichten erzählen, Geschichten mit rotem Faden, Gitarre, Handy-Gespräche, Hockey, Hütchenslalom, Jonglage, Judo, Kunst der Natur , Logicals, Matheladen, „Mein Lieblings….“, Nähen, Naturbilder, Parcours, Pferde, Roboter, Schach, Schnitzen, Schlafkönig, Stabmonster-Theater, Tai Chi, 1000 Gefahren Geschichten, Teamspiele, Versuche zum Geschmack, Vortrag Hunde, Waveboard für Anfänger, Werwolf selber spielen, Warriorcats vorlesen, Zeichnen üben.

Aus der Chronik: Am Mittwoch äußerten sich die ersten Kinder zur Kinder-Kinder-Uni:
„Ich hab ein bisschen gebraucht, bis ich die richtige Gruppe mit dem richtigen Themagefunden hatte!“, „Ich hab ein eigenes Angebot gemacht. Die anderen Kinder waren richtig
dabei. Alle haben zugehört. Die wollten den Film über Dinos nochmal sehen.“, „Ich konnte
draußen lernen!“, „Finn hat tolle Teamspiele angeboten. Weil ein Kind der Lehrer war,
haben mehr Kinder selber weitere Spiele angeboten.“, „Nicht nur das Thema war gut, auch
die Personen, die mitgemacht haben.“, „Ein Kind ist für ein fehlendes Kind eingesprungen,
damit die Gruppe stattfinden konnte. Ich bin froh, dass er eingesprungen ist, und ich hab jetzt echt gelernt wie’s geht.“, „Thomas hat beim Matheladen das Spekulieren an der Börse
eingeführt!“, „Am besten war, dass ich als Anbieterin selbst einen Plan gemacht habe. Da
stand drin was wir machen und was wir dafür brauchen.“, „Wir haben eigene Zeichen beim Arbeiten erfunden!“, „Wir Kinder konnten zeigen, was in uns steckt!“, „Ein paar haben versucht zu zicken. Es war dann zwischen wild und ruhig.“, „Zu meinem Angebot ist keiner gekommen. Das war ein komisches Gefühl. Dann habe ich eine andere Gruppe gefunden. Das war danach okay.“, „Das war nur okay! Das wollen wir wiederholen!“ „Kinder sollen jetzt immer was anbieten.“, „Ich fand meine Gruppe gut, weil es fast nach Plan geklappt hat und weil meine Freundinnen dabei waren.“, „Ich fand Finn gut. Ich habe noch nie erlebt, dass Spiele so ohne Stress waren. Wahrscheinlich waren die
Spielideen so gut.“, „Am Ende hat jeder eine Geschichte dazu erzählt. Also wussten alle, was sie gebaut hatten.“, „Ich will jetzt Spanisch Lernen anbieten!“, „Und ich etwas über Leoparden.“, „Ich will was über die Bibel und das Kleidermachen wissen.“ „Bei den nächsten Kinderunis sollen Kinder und Erwachsene gleichzeitig anbieten.“
Eine Lehrerin: „Mich hat am meisten der verantwortungsbewusste, ehrliche Umgang der Kinder mit ihrer eigenen Kinderuni begeistert.“ Eine andere: „Die Besprechungen vorher und nachher in den Klassen war total wichtig!“

Das Kinderparlament beschloss die 14-tägige Kinderuni abwechselnd mit Kinder- und Erwachsenenangeboten zu machen.

Einbeziehen von Gästen
Donnerstagfrüh wurde die Kinderuni um sechs Angebote erweitert! Da der Girls- und BoysDay anstand, hatten sich in der Mehrzahl ehemalige Kinder und Jugendliche unserer Schule bei uns angemeldet. Wir luden sie unter der Bedingung ein, dass sie im Rahmen der Kinderuni unseren Grundschülerinnen und Grundschülern qualifizierte Angebote machten.
Die Schülerinnen und Schüler vom 5. bis zum 11. Schuljahr bildeten Zweierteams und boten
folgende Seminare an: Experimente mit Oberflächenspannungen und –entspannungen, den
Satz des Pythagoras, Krafttraining ohne Geräte, das Basteln von Osterdeko, Flächen,
Umfangsberechnungen des Kreises und Addieren und Subtrahieren.
Eine „Kichererbse“[7], 8 Jahre alt, zu den Angeboten der Boys und Girls: „Ich fand‘s toll“.
Unsere Gäste vom Gymnasium: Sven(15): „Bei uns fragt keiner, was denn das jetzt bedeutet, Grundschulkinder wollen es aber wissen!“ Justin (16): „Auffallend war, dass Kinder an den Punkt kommen, an dem Spaß in die Anstrengung kommt.“
Eine Lehrerin: „Unsere Kinder machen keinen Unterschied zwischen Liegestützen und dem Satz des Pythagoras. Wenn sie was wissen wollen, lernen sie es!“
Das Krafttraining war so gefragt, dass die großen Jungs nach der Pause gemeinsam draußen
weiter Training anboten.

Kindergartenkinderuni
An allen drei Tagen der Kinderuni waren zahlreiche Gäste aus 5 verschiedenen Kindergärten oder Kindertagesstätten Eitorfs unserer Einladung gefolgt. So nahmen die Kinder des Kindergartens „Rappelkiste“, des „evangelischen Kindergartens“ aus der Goethestraße und des „Kindergartens Harmonie“ das Kinderuniangebot „Erkundungen am Teich“ mit Ulli Schulte und den Kichererbsen wahr. Sie entdeckten und erforschten Molche, Gelbrandkäfer, Taumelkäfer, Wasserläufer, Wasserspinnen, Schlammschnecken und auch Frösche. Kinder des Kindergartens Schlossgespenster aus Merten sowie der Kindertagesstätte „Immergrün“ besuchten das Seminar „Schöne Mathematik“ mit Heike Wagner und ehemaligen Kindern der beiden Kindergärten. Sie gestalteten Muster, Ornamente und Kreisbilder mit Mosaiksteinen.
Am Donnerstag kamen Kinder des Kindergartens „Mertener Schlossgespenster“ zu Besuch, um an unserer Kinderuni teilzunehmen. Die den Kindergärten dieses Thema anbietende Lehrerin war krank. Unsere Kinder hatten in ihrer Kinderuni aber das gleiche Thema, „Stabpuppenspiel“, vorbereitet. Sie luden die Kinder ein und bauten in einer tollen Atmosphäre mit ihnen tolle Stabpuppen. So übernahmen die Kinder auch diesen Teil der Kinderuni.

Ein Überblick über sieben Monate[8]
November „Stile und Epochen in der Kunst, Musik und Geschichte“
Dezember „Ernährung, Bewegung und Gesundheit“
Februar: „Kompetenztransfer von Kindern für Kinder“
März: „Inklusion“
April: „English“
Mai: „Überleben in der Sekundarstufe“
Juni: „Erziehung aus der Sicht der Kinder

Keine Uni ohne Eltern
Die Kinderuni muss, wenn sie stattfinden soll, von Eltern verstanden werden. Diese wurden regelmäßig informiert und befragt. Sie gestalten aktiv und passiv dieses Lerngeschehen mit. Hier ein Brief an die Eltern:
„Liebe Eltern der Grundschule Harmonie!
Im 19. Jahr unseres Bestehens legen Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Kinder größten Wert darauf, dass das Lernen unserer Kinder kein erzwungenes Einpauken von Lehrinhalten ist, sondern ein aktiver, selbst gestalteter und eigenverantwortlicher Prozess. Im Rahmen eines offenen demokratischen Schulalltags lernen die Kinder, ihren eigenen Lernweg mit eigenen Erfolgen und Leistungen zu gehen. Unsere Übergangsquoten zu den weiterführenden Schulen, die tägliche Freude am Lernen in einer guten Atmosphäre und die Bundes- und Europaweite Anerkennungen unseres Konzepts belegen die Berechtigung unserer Arbeit.
Wir kennen hierbei zwei Grundformen unseres Lernalltags. In den Klassen bestimmen die Kinder mit Hilfe ihrer täglichen Klassenversammlungen, ihrer Lehrerinnen und Lehrer und ihrer Mitschüler der Jahrgangsmischung 1-4 Form und Inhalte ihres Arbeitens und Lernens. Sie lernen ihre Lernarbeit zu präsentieren, zu dokumentieren, zu reflektieren und ihre Leistung und Entwicklung selbst einzuschätzen. So werden sie zu selbstbewussten Menschen, die lernen, ihre eigenen Wege des Lernens und den Weg durch das Schulsystem für sich selbst zu gestalten.
Der andere Teil unserer Arbeit sind die Angebote der Lehrkräfte an die Kinder. Auch hier erzwingen wir keine vorgegebenen Lernwege durch Klassenarbeiten, Tests, Fachstunden, Noten oder gleichschrittigen Unterricht. Vielmehr bieten wir täglich in den Klassen einzelnen Kindern
oder Lerngruppen Lerngelegenheiten an. Dies reicht von der Einzelarbeit mit Kindern über die
Einführung grundlegender schulischer Fähigkeiten bis hin zur Begleitung individueller
Lernvorhaben und Projekte. Zudem können alle Kinder der Schule immer wieder besondere
Angebote besuchen wie zum Beispiel Chor, Fußballtraining für Mädchen, Trommeln und
Skills4life, Schulversammlungen, Unterrichtseinheiten mit Lehramtsanwärterinnen sowie
besondere Theater-, Englisch- oder andere Projekte, selbst organisierte Gruppen der Kinder,
Vorlesungen, den Adam-Riese-Kreis oder Veranstaltungen der Kinderuni.
Seit vielen Jahren arbeiten wir in der Konferenz der Lehrerinnen und Lehrer, mit den Elterngremien und vor allem aus den Klassenversammlungen, Feedbackkreisen, Schulversammlungen und dem Kinderparlament heraus an der Weiterentwicklung der Qualität dieser beiden grundlegenden Lernformen.
Ein besonderes Mittel des Inputs von Lerninhalten und Techniken des Arbeitens und Darstellens, der Selbsterziehung zur Erziehung, der Verankerung demokratischen Umgangs und Findens der eigenen Lernwege, der Transparenzmachung von Lernmöglichkeiten und permanenten Aktualisierung der Entwicklung von Bildung und Schule ist unsere „Kinderuniversität“.
In diesem Schuljahr brachten Kinder den Vorschlag ins Kinderparlament ein, während der dreitägigen Kinderuni alle Klassen- und sonstigen Räume der Schule zu „Lehrer-Fachateliers“ zu machen. Sie schlugen vor, dass die Kinder sich aussuchen könnten, wo und bei wem sie was lernen. Wir haben es so umgesetzt und der Erfolg war überwältigend. Hier einige Aussagen der
Kinder in der Auswertung: „Wir haben mehr auf einander geachtet. Wir haben mehr zusammen gearbeitet. Wir haben viel machen können. Wir hatten mehr Spaß. Wir haben vielmehr lernen können. Die Lehrer konnten mehr helfen als sonst, sie haben deutlicher und klarer erklärt. Die Lehrer waren besser drauf. Wir haben schneller und mehr gelernt. Die Vielfalt der Angebote war toll“.

Auf allen Versammlungen nannten sie über 50 (!) weitere mögliche Themen für die Kinder-Uni-Ateliers, machten Verbesserungsvorschläge, plädierten für Arbeitsmöglichkeiten für die, die sich lieber mit eigenen Themen und Aufgabenstellungen beschäftigen wollten. So beschloss das Kinderparlament drei Schritte: In allen Klassen sollte die Art der Weiterführung der Kinderuni besprochen werden, in einer folgenden Schulversammlung und einer Urabstimmung sollte aus Kindersicht über die Zukunft der Kinder-Uni abgestimmt werden. Das Votum der Kinder ergab, die Kinderuni jede zweite Woche stattfinden zu lassen: Der Morgen beginnt in der Klasse mit den KlassenlehrerInnen, um abzusprechen, wer welche Angebote besucht, und endet mit dem Treffen in der Klasse, um vorzustellen, was und wo gearbeitet wurde.
Vor und nach der Pause gibt es in der Regel 12 bis 15 Angebote. Dazu gehören Experimentieren; An eigenen Themen arbeiten; Forschen; Mengen- und Zahlensysteme; Arbeiten in der Klasse; Grundrechenarten; Intelligente Mathematik; Spiele; Schreibwerkstatt; Rollenspiel; viele verschiedene Sprach-Lernmöglichketen, wie zu allererst Englisch, aber auch Spanisch, Chinesisch und Türkisch; Schreibenlernen; Kunst-, Musik- und Sportangebote; Drucken; Lesen; Verkaufsladen in Mathematik; Schach; Angebote für Viertklässler; Philosophieren und Fragen; Erzählen oder Chor. Sie finden all jene Angebote, zu denen uns unsere Lehrpläne und Richtlinien zur „Gestaltung von gutem Unterricht“ auffordern.
Die kommende Kinder-Uni-Woche will das Kinderparlament als Ateliers, die nur vor der Pause stattfinden.
Das Besondere und Neue an dieser Situation ist die Konsequenz, mit der die Kinder unserer Schule das regelmäßige Arbeiten in Fachatelierräumen einfordern und dies verankern wollen. Sie tun nun, wozu wir sie immer aufgefordert haben: Sie betreiben Schulentwicklung in einem längeren, die Arbeit reflektierenden Prozess!
Wir nutzen diese Zeit um intensiver denn je mit den Kindern darüber reden zu können, wie sie lernen, wie sie besser und mehr lernen. Wir reden mit ihnen darüber, wie sie die Besuche der Ateliers dokumentieren, wie sie in die „richtigen“ Angebote gehen und wie sie alles mitnehmen, was sie brauchen.
Wir freuen uns nun, mit Ihnen als Eltern das Gespräch über die pädagogische Weiterentwicklung
unserer Schule fortführen zu können.
So haben Sie zunächst die Gelegenheit am Tag der Offenen Tür am 8.Dezember sich die Kinderuni anzuschauen.
Am Dienstag, den 11.Dezember bieten wir im Forum der Schule um 19 Uhr für alle Interessierten einen Elternabend zum Thema „Kinderuni“ an.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen und Ihre Beiträge!“

 

 



[1] Walter Hövel, Wie Schule die Zahl der Erwachsenen um ein Vielfaches vermehrt. Das Lernangebot wird Sache der Region. Ein erweiterter Lernbegriff schafft personelle Ressourcen. Wien/Linz 2016 Download: https://www.walter-hoevel.de/beitr%C3%A4ge-zum-lernen/das-lernangebot-wird-sache-der-region/

[2] Walter Hövel. Grundschule Harmonie - „Sich selbst und sein Lernen begreifen“ - vom eigenem Arbeiten bis zur Kinderuni. Eitorf 2013. Download: http://www.grundschule-harmonie.de/pdf/artikel_kinderuni.pdf

[3] Walter Hövel, Kinder-Uni selber machen! Wer forschend und eigenständig lernt, entdeckt die Universität wieder, Eitorf 2011, Download:  http://www.grundschule-harmonie.de/artikel-pdf/Artikel_2_pdf/Kinder_Uni_selber_machen.pdf.

[4]Walter Hövel. Die Bauhaus-Pädagogik und das Offene Lernen heute. Ein pädagogisches Denken, das beim Lernen in der Gegenwart hilft. Eitorf 2016. Download: http://www.walter-hoevel.de/p%C3%A4dagogische-beitr%C3%A4ge/die-bauhaus-p%C3%A4dagogik-und-das-offene-lernen-heute/

[5] Alle Kinder wählten jährlich einen Erwachsenen, der an den Sitzungen des Kinderparlaments als 17. Mitglied mit einer Stimme teilnehmen durfte.

[6] Viele Jahre schrieb der Schulleiter wöchentlich auf der Homepage der Schule (www.grundschule-harmonie.de) einen mehrseitigen Chronikbericht, der einen Einblick in viele Ereignisse der Schule gab.

 

[8] Die Kinderuni fand noch monatlich statt