Schüler machen Geschichte

 

Ein Erfahrungsbericht

 

 

 

1985 in der Klasse von Walter Hövel

 

(Zu diesem Bericht gehören viele Zeichnungen und Fotos, die leider hier nicht gezeigt werden.

 

Zu sehen sind sie in der Fragen und Versuche Nr. 32)

 


 

Angelika und ich (Birgitt) sind Referendare in

 

Köln und haben beide das Fach Kunst. Wir sind

 

verschiedenen Fachseminaren zugeteilt sowie an

 

unterschiedlichen Hauptschulen untergebracht.

 

Angelika hatte die Idee, fachseminarübergreifend

 

eine Gruppenhospitation anzubieten, um ein

 

offenes Arbeiten nach dem Freinet-Ansatz, wie

 

er an der HS Wuppertaler Straße praktiziert

 

wird, einer möglichst großen Gruppe von Referendaren

 

und Fachleitern vorzustellen und damit

 

Denkanstöße zu geben, da sie festgestellt hatte,

 

daß der überwiegende Teil der Referendare nach

 

traditionellen Konzepten arbeitet und die Ausbildungsbedingungen

 

so angelegt sind, daß freiere

 

Formen des Unterrichtens auf Unverständnis, Ablehnung

 

und oft sogar auf Schwierigkeiten stoßen.

 

 

 

Das Unterrichtsvorhaben (Rahmenbedingungen)

 

Der Unterricht wurde als Projekt durchgeführt

 

und umfasste die Epoche ausgehendes Mittelalter/

 

Beginn der vorindustriellen Produktion. Erst

 

für das Fach Geschichte geplant, wurde das Projekt

 

auf die Fächer Wirtschaftslehre, Kunst,

 

Textilgestaltung, Deutsch und Musik ausgeweitet,

 

so daß sich der Arbeitszeitraum von zwei

 

auf sechs Wochen verlängerte. Pro Woche standen

 

den Schülern mindestens acht Stunden für die

 

freie Arbeit am selbstgewählten Thema zur Verfügung

 

.

 

Das Angebot

 

Als eine Fundgrube für unser Projekt entpuppten

 

sich die Bücher SEYMOUR, John. Vergessene Künste,

 

Illustrierte Geschichte der deutschen frühbürgerlichen

 

Revolution und das Buch Die alte neue Welt sowie

 

die Zeitschrift Kunst + Unterricht

 

(Heft 49/78 und Heft 1/81) .

 

 

 

Wir, Walter, Birgitt und Angelika wählten 23

 

Themen aus und fotokopierten Bilder, Texte und

 

Arbeitsanleitungen (soweit vorhanden ).

 

(Anmerkung; Wobei ich mich als Kopiermitläufer

 

sah und mich wunderte, daß wir uns nicht zu

 

Dritt über die Bücher zusammensetzten, um den

 

Unterricht ’wie gewohnt* vorzubereiten.

 

Sensibilisiert für das Thema kopierte und

 

suchte, kopierte und suchte ........ ich, um anschließend

 

mit Erstaunen zu hören, wofür die

 

Themen benötigt wurden.

 

Nämlich: siehe unten.

 

  • Birgitt - )

 

Nachdem Walter in der Klasse das umfangreiche

 

Themengebiet kurz vorgestellt hatte, wurden

 

die Themen zur Information für die Schüler ausgelegt

 

(Fotos, Texte, Anleitungen) und der entsprechende

 

Bereich an die Tafel geschrieben.

 

Innerhalb von zehn Minuten sichteten die Schüler

 

das Material und entschieden sich für ein

 

Thema. Sie wählten 13 Bereiche aus, die sie

 

zumeist paarweise bearbeiten wollten. Drei

 

Schüler zogen es vor ihr Gebiet allein zu bearbeiten

 

.

 

Die Themenbereiche:

 

1. Segel, 2. Töpfern,

 

3. Ziegel machen, 4. Papier herstellen,

 

5. Korbflechten, 6. Trockenmauern, 7. Kran,

 

8, Färben mit Pflanzenfarben, 9. Wasserrad,

 

1o. Drechseln, 11. Waffen,

 

12. Pestarzt, 13. Bauerntrachten.

 

 

 

Der Arbeitsprozess

 

(Leider nur ausschnittweise, da wir nicht

 

zu Beginn des Projekts fand die Gruppenhospitation

 

statt. (12 Referendare und 3 Fachleiter

 

incl. Hauptseminarleiter)

 

 

 

Der Klassenraum glich einer Werkstatt: Es wurde

 

mit der Stichsäge hantiert, in kochendem Sud

 

gefärbt, Papierbrei hergestellt, getöpfert,

 

genäht, Peddigrohr geflochten.

 

(Wo war die Motivationsphase ???

 

(Die Schüler arbeiteten doch.)

 

 

 

Für die Schüler stellte die Besuchssituation

 

nichts Neues dar. Sie gaben auf Fragen der

 

Referendare bereitwillig Auskunft und bezogen

 

sie und auch die Fachleiter durch Fragen in

 

den Arbeitsprozess ein. Der Hauptseminarleiter

 

assistierte und half Sela ein Problem zu

 

lösen, das beim Wasserrad auftauchte

 

(Befestigung der Behältnisse).

 

 

 

Besprechung der Gruppenhospitation

 

Das Lehrerzimmer platzte fast aus den Nähten.

 

Alle Besucher waren sichtlich beeindruckt von

 

der selbständigen Arbeitsweise, dem vielschichtigen

 

Angebot und der Aufgeschlossenheit

 

der Schüler.

 

 

 

Die Besprechung unterschied sich wohltuend von

 

anderen. Es ging hauptsächlich um die Aktivitäten

 

der Schüler, deren Arbeitsweise, das

 

Sozialverhalten in der Gruppe.

 

 

 

Die Beobachter hatten von uns vorher Arbeitsaufträge

 

erhalten, wie Formulierung der Lernziele

 

oder Analyse der Lehrerrolle. Das dies

 

eine Provokation sein sollte, wurde von den

 

wenigsten erkannt.

 

 

 

So wurde versucht, nach dem üblichen 'Referendarschema“

 

die Schüler in Kopf, Hand und Bauch zu

 

zerlegen und kognitive, psychomotorische und

 

affektive Lernziele herauszufinden.

 

 

 

Das war eine freinetische Fehlleistung l!l

 

 

 

Unsere Schüler lernen mit allen Sinnen und zwar

 

das, was sie interessiert.

 

 

 

Mit der Lehrerrolle hatte ein Fachleiter Schwierigkeiten,

 

der scherzhaft bemerkte: "Wie soll

 

ich ihr Lehrerverhalten bewerten ? Ich habe Sie

 

gar nicht gesehen !”

 

(Konnte er auch nicht. Ich war im Keller an der

 

Töpferscheibe - Birgitt -)

 

 

 

Zwischenbesprechung (8. 5. nach zwei Wochen)

 

Die Schüler bildeten einen Sitzkreis. Ayse hatte

 

den Vorsitz und wir saßen zwischen den Schülern.

 

Jede Gruppe gibt einen Zwischenbericht über den

 

Stand ihrer Arbeit und zu Problemen. Neben her

 

vorragenden Arbeitsergebnissen (Waffen, Kran,

 

Ziegel) bei denen die Schüler zum Teil sehr erfinderisch

 

in der Materialbeschaffung agierten

 

(z. B. Lehm aus einem Baggerloch) wurde einigen

 

Gruppen klar, das sie die zur Verfugung stehende

 

Arbeitszeit bisher wenig produktiv genutzt hatten.

 

Besonders bei der Materialbeschaffung verließen

 

sich einige Gruppen sehr stark auf uns.

 

(Farben, Trachten, Mauerbau, Segel). Hier war

 

es nötig eine Entscheidung herbeizuführen, ob

 

diese Themen abgebrochen werden (Alternativen)

 

oder bis zu einer Frist von einer Woche Ergebnisse

 

erzielt werden können.

 

 

 

Die Mitschüler überzeugten die Gruppen.

 

Jedoch an ihrem Thema weiter zu arbeiten

 

und so entschieden sich alle für eine Weiterarbeit

 

an der gewählten Thematik.

 

 

 

Neben der hier geschilderten praktischen Arbeit

 

wurde vor allem im Deutschunterricht viel

 

Bezug auf das Projektthema genommen. Ein Hörspiel

 

vom Bauernkrieg wurde einstudiert, Texte

 

aus der Zeit gelesen und Bilder besprochen.

 

In Musik wurden Lieder aus dem Bauernkrieg gesungen,

 

was den Schülern sehr viel Spass machte.

 

(Walter war anschließend heiser !)

 

 

 

Museumsbesuch - die Vorbereitung (Angelika)

 

Vor der Ausstellung und Schlussbesprechung

 

sollte ein Besuch des Bergischen Museums für

 

Handwerk, Bergbau und Gewerbe in Bensberg

 

einen Höhepunkt darstellen und den Schülern

 

Gelegenheit geben, alte Handwerkergeräte und

 

Werkstätten im 'Original' zu sehen.

 

Dieses Vorhaben wollte ich mit einer Lehrprobe

 

im Fach Kunst verbinden.

 

 

 

Wie kann ein Museumsbesuch Spass machen ?? Wie

 

kann ein unmittelbarer Bezug zur praktischen

 

Erfahrung der Schüler stattfinden ? Wie den

 

Erwartungen an eine Lehrprobe entsprochen werden?

 

 

 

Ich qing erst einmal hin und war von dem Ausstellungsangebot

 

und besonders von der Anlage

 

(kleine Fachwerkhäuschen als Werkstätten) ziemlich

 

begeistert.

 

 

 

Ein Problem war - vor allem

 

im Hinblick auf die geplante Lehrprobe die

 

Schwerpunktsetzung und die Organisation.

 

 

 

Ich beschloss einen direkten Bezug zu Ort und

 

Zeit zu nehmen und am Beispiel von Schloss

 

Bensberg (Barock) das im Modell im ersten

 

Raum zugänglich war, Probleme am Bau und mit

 

den Handwerkern spielerisch erfahrbar zu

 

machen.

 

 

 

Rund um das Schlossmodell sind Handwerke am

 

Bau mit Bildern, Texten und Handwerksgeräten

 

dargestellt, aus denen ich eine Vorauswahl

 

traf. (In Bezug zu den praktischen Themen,

 

die die Schüler bearbeitet hatten.)

 

Zum Beispiel: Steinbrecher, Ziegelbäcker

 

und Zimmerleute.

 

 

 

Um den Schülern eine Hilfe an die Hand zu

 

geben bereitete ich Arbeitsblätter für die

 

Gruppen zum Jeweiligen Handwerk vor.

 

 

 

Rollenspiel: Das Fürstenpaar, die Handlungsträger

 

des Rollenspiels,wurden von mir im

 

voraus ausgewählt und eingeweiht. (Thomas/

 

Jossi). Sie hatten zwar zunächst Bedenken

 

und Ängste - vor allem wegen dem Publikumsverkehr

 

im Museum - versprachen mir aber mitzumachen

 

.

 

... und dann kam der Museumsbesuch

 

(nach 4 Wochen):

 

Barocke Jagdmusik ertönt; zuerst ist

 

es ein bisschen unruhig "Was soll das ??"

 

(Schülerkommentar) "Versetzt Euch 3oo Jahre

 

zurück. Damals durfte allein der Herzog Jagen

 

und der hieß Johann Wilhelm II.. Er jagte hier

 

in Bensberg, das damals ein kleines Bauerndorf

 

mitten im Wald war. Als Zeichen seiner

 

Macht und als Quartier wollte er ein prächtiges

 

Jagdschloss bauen. Seine Frau Maria Louisa de

 

Medici (aus Florenz) fand den Plan toll. Nur ...

 

in der Umgebung gab es kaum qualifizierte Handwerker

 

und Baumaterial.

 

 

 

Nun stellt Euch vor Thomas und Jossi sind das

 

Fürstenpaar (Perücke und Samtgewand) und ihr

 

anderen seid die Handwerker, die von weit herkommen,

 

um für das Fürstenpaar am Schlossbau

 

mitzuarbeiten.

 

 

 

In 1o bis 15 Minuten werdet ihr vor das

 

Fürstenpaar gerufen und einem Einstellungsgespräch

 

unterzogen."

 

Die Schüler versuchen sich in die Zeit zurückzudenken.

 

 

 

Arbeitsblätter werden verteilt, Gruppen zugeordnet,

 

Fragen beantwortet ... die Arbeit

 

konnte beginnen.

 

 

 

Im eigentlichen Rollenspiel übernahm ich die

 

Funktion des Feldmarschalls, der die Handwerker

 

aufrief, um einen gewissen Ordnungsrahmen

 

zu gewährleisten.

 

 

 

Das Fürstenpaar machte seine Sache recht

 

gut, lies die Handwerker ihre Arbeit dar -

 

stellen und fragte, welches Material und

 

Werkzeug gebraucht wird. Viel diskutiert

 

wurden die Löhne, die mit Jeder Gruppe

 

mehr von Interesse wurden.

 

Da wurden Summen genannt .... !

 

 

 

Da die Schüler diesen Teil auf der Basis

 

der Arbeitsblätter selbst gestalteten, schaltete

 

ich mich nicht ein und versuchte Unklares

 

und fehlende Informationen zu speichern,

 

um sie bei der Abschlussbesprechung zu konkretisieren

 

(Löhne/Währung).

 

 

 

Den Schülern wurde dann eine Stunde Zeit gegeben

 

sich mit und ohne Begleitung (Museumspädagogin,

 

Lehrer, Praktikanten) im Museum umzuschauen.

 

 

 

Die meisten stürzten in kleinen Gruppen los

 

und besonders das Bergwerk (Nachbau) im Keller

 

stieß auf großes Interesse. Besonders interessante

 

Dinge wurden von den Schülern zeichnerisch festgehalten

 

.

 

In der Schlussbesprechung (nach 2 1/2 Stunden)

 

- noch einmal am Modell - wurde mir klar, wie viel

 

die Schüler gelernt hatten. Transfers vom höfischen

 

Bauen zum bäuerlichen Wohnstil (Fachwerk) und heutiger

 

Bauweise sprudelten nur so.

 

 

 

Eine gelungene Sache .... und es hatte allen Spass gemacht.

 

 

 

Die Ausstellung in der Schule
(Schlussbesprechung)

 

  • Angelika/Birgitt -

 

Wir waren gespannt! Den Schülern war diese Art

 

der Präsentation schon aus vorherigen Projekten bekannt

 

- für uns war es völlig neu.

 

Die Schüler sollten ihre praktische Arbeit ausstellen,

 

Arbeitsergebnisse mit Wandzeitungen dokumentieren

 

und den Mitschülern ihr Gebiet in interessanter

 

Form vorstellen, wobei alle Bereiche Geschichte,

 

Wirtschaftslehre, Kunst, Textilgestaltung

 

abgedeckt werden sollten.

 

 

 

Der Klassenraum sah überwältigend aus. Rundherum

 

Werkstücke, Wandzeitungen. Drei Schüler aus der

 

Klasse 5/6 sind zu Gast.

 

Auch sie sollen etwas mit lernen.

 

 

 

Unruhe, Hilflosigkeit, Spannung, Wer fängt an ?

 

Die Ziegelbäcker (L. /R. ) übernehmen die

 

Initiative. Ihnen fallt es leicht ... sie sind

 

beide nicht auf den Mund gefallen und recht

 

selbstsicher.

 

Die beiden beschreiben den Arbeitsvorgang, wie

 

sie Ziegel hergestellt haben; erzählen was von

 

der Baustelle, wo sie waren. Uni die Mitschüler

 

fragen, fragen, fragen.

 

"Waren früher alle Häuser aus Stein ? Welche Bau-

 

weise gab es noch ?'*Sie problematisierten den

 

Wärmeschutz ! Vor- und Nachteile von Beton und

 

Ziegelbau wurden besprochen.

 

 

 

Unsere Augen und Ohren wurden größer und größer.

 

Damit hatten wir nicht gerechnet.

 

 

 

Nachdem alle Fragen diskutiert wurden gibt es

 

Noten. Walter geht die Skala pro Fach von 6 nach

 

1 hoch und die Schüler melden sich Jeweils bei

 

der gerecht erscheinenden Note. Die beiden haben

 

recht gut gearbeitet und sprachlich sowie inhaltlich

 

gut vorgetragen und informiert. Es gibt

 

Noten zwischen 2 und 1.

 

 

 

Sind die anderen Gruppen genau so gut ?

 

 

 

Bei J. . . .. und M......... sind wir besonders gespannt,

 

weil wir beobachtet haben, das beim Färben mit

 

Pflanzenfarben nicht allzu viel herausgekommen ist.

 

 

 

Und richtig: Die beiden haben schwache Arbeitsergebnisse

 

(nur eine Farbe aus Zwiebelschalen)

 

und sind schlecht vorbereitet.

 

Zu erzählen haben sie nicht viel.

 

 

 

Aber die Mitschüler haben Fragen; sie interessieren

 

sich für die Thematik und wollen mehr

 

wissen. Mehr als die beiden beantworten können.

 

"Wo kommt Baumwolle her ? Wie wird heute gefärbt?

 

Was ist Alaun? Ab wann gab es Färber ?"

 

 

 

Jossi reagiert aggressiv und verteidigt sich.

 

"Wieso habt ihr euch nicht besser informiert!?"

 

kommt von einem Mitschülern.

 

 

 

Der Lehrer erlöst die beiden,

 

denen ihr schlechtes Ergebnis sichtlich stinkt.

 

Sie haben immer darauf gewartet, das sie von uns

 

an die Hand genommen werden. Wir haben genug

 

Hilfen gegeben und die beiden müssen ihr Ergebnis

 

selbst verantworten.

 

 

 

Was geben die Mitschüler für Noten ?

 

 

 

Beide Mädchen sind sehr beliebt in der Klasse.

 

Es herrscht sichtliches Unbehagen. Nur wenige

 

Schüler melden sich bei den Noten zwischen 3 und 2.

 

Die Mitschüler sind überfordert. Wir schalten

 

uns ein und sagen, das diese Sympathienoten

 

sich nicht mit unseren Eindrucken decken. Wir

 

erheben Einspruch. Keiner sagt etwas dagegen.

 

 

 

Das Wasserrad war beim Ausprobieren kaputt gegangen.

 

S.. ... zeigte Konsequenzen für eine

 

bessere Konstruktion auf und erklärte, das

 

früher die Bauern so Bewässerungsprobleme gelost

 

haben. Das Wasserrad im Museum wurde erwähnt.

 

Besonders im Bergischen Land benutzten

 

Schmiede die Wasserkraft. Wie geht das heute ?

 

Mitschüler erzählen von Elektrizitätswerken,

 

Turbinen, Stromerzeugung. Warum gibt es Kernkraftwerke

 

? Ja,warum ....

 

 

 

Eine Drechselbank aus dem 14. Jh. wurde nachgebaut.

 

M....und J... kommen aus Handwerkerfamilien

 

und sind sehr geschickt im Umgang

 

mit Werkzeugen,

 

 

 

Auch das Modell eines Krans (1625) wurde nachgebaut.

 

Wusstet ihr, das früher Gefangene im

 

Rad gehend den Kran angetrieben haben ?

 

Für 68,6o DM kann man einen Kran im Hafen für

 

eine Stunde mieten. Wahnsinn !!. Anhand von

 

selbst organisierten Konstruktionszeichnungen

 

werden elektrische Kräne erläutert. Die Mitschüler

 

sind begeistert. Einstimmig: sehr gut !!

 

 

 

Schülern war es gelungen

 

aus Altpapier und Lumpen Papier herzustellen.

 

Woraus wurde früher Papier gemacht ?

 

Wer hat Papier benutzt ? Wofür ?

 

Der Umweltschutz wurde problematisiert, Altpapiercontainer

 

und -sammlungen als wichtig herausgestellt.

 

 

 

Und dann ist H.,,. dran.

 

H...-. hat aus Fimo Miniaturwaffen nachgebaut.

 

Ein ganzes Arsenal.

 

Und ein 7oo Seiten dickes Buch über den Bauernkrieg gelesen.

 

Er ist ein verschlossener

 

Junge und hat allein gearbeitet.

 

Er kommt ins Reden,

 

zeigt Ritter und Bauernwaffen.

 

Erzählt vom Bauernkrieg.

 

Hat der Krieg etwas verändert ?

 

Haben Frauen auch gekämpft ?

 

Ja, die Bauersfrauen

 

haben bei der drohenden Niederlage

 

ihren Männern bewaffnet zur Seite gestanden.

 

Das war auch uns neu, wie vieles, was von den

 

Schülern vorgetragen wurde.

 

Früher gehörten die Waffen den Reichen

 

und sie kämpften damit I

 

Wem gehören die Waffen heute ?

 

Großmächten, der Armee, der Mafia ...

 

Aber sie setzen Soldaten aus dem Volk ein,

 

um mit den Waffen zu kämpfen.

 

Und wer bezahlt die Waffen ?

 

- Steuergelder -

 

"Sie nehmen sich unser Geld und machen Waffen davon !"

 

Jetzt wird uns klar, warum offenes Arbeiten

 

nicht überall auf Gegenliebe stößt.

 

Ganz schön kritisch die Jugend !

 

 

 

H... Beitrag war für uns der eindrucksvollste.

 

Was in diesem stillen Jungen alles steckt.

 

Seit er in der Klasse ist wird er immer besser,

 

dabei sollte er zur Sonderschule überwiesen werden

 

Er hat jede Minute der Freiarbeit genutzt und

 

kaum unsere Hilfe in Anspruch genommen.

 

 

 

Aber soweit sind noch nicht alle in der Klasse !

 

 

 

B....und M...Arbeit über Bauerntrachten bestätigt es.

 

Es ist schon fast peinlich, wie

 

wenig beide gemacht haben.

 

Sie haben eine Puppe angezogen,

 

indem sie ein Bettlaken zerschnitten

 

und genäht haben.

 

Vom Besuch einer Änderungsschneiderei

 

eines großen Bekleidungshauses

 

können sie auch nicht viel berichten.

 

 

 

Zum Schluss stellt T.... sein selbstgemachtes

 

Segel vor. Warum lachen denn alle ? Er ist

 

aber auch zu komisch. Dabei will er wirklich

 

ernsthaft etwas erzählen. — Jetzt fallt auch ...

 

noch das Segel um. Selbst wir können uns nicht

 

mehr halten — und haben eins festgestellt, nicht

 

wir haben den Schülern etwas beigebracht, sondern

 

sie uns.

 

 

 

Dieses Projekt zeigt einmal mehr, das im

 

Normalfall' den Schülern an der HS viel zu

 

wenig Intellekt, Interesse, Engagement und

 

Eigeninitiative zugetraut wird. Die ganzen

 

Möglichkeiten, die der Schüler mitbringt,

 

werden in einem planmäßigen 45-minutigen

 

Unterricht nicht aktiviert und können so auch

 

nicht auf den Erfahrungsbereich der Schüler

 

projiziert werden.

 

 

 

Nach traditionellen Konzepten werde ich (Birgitt)

 

nun für ein weiteres Jahr arbeiten müssen. Da

 

ich einer konventionellen Gemeinschaftshauptschule

 

zugeteilt bin. Wichtig war für mich, das die Bekanntschaft

 

mit der Freinet-Pädagogik nicht bei

 

der abzuleistenden aktiven Gruppenhospitation'

 

aufhörte, sondern sich die Gelegenheit bot, dieses

 

Projekt bis zum Schluss zu begleiten. Für mich

 

haben sich für meine zukünftige Arbeit (sollte es

 

überhaupt dazu kommen) Perspektiven eröffnet,

 

die dann hoffentlich verwirklicht werden

 

können.

 

 

 

Zu einem Bild: Im 3. Anlauf hatten Nihat und Celal

 

es raus: Um einen Steinbogen zu bauen,

 

brauchten sie zuerst eine Leere!

 

 

 

 

 

Angelika van Amern, Birgitt Brand