Lautsprecher bauen
selbst gegenüber ist höher, ihre Selbständigkeit
wächst. Ayla nimmt sich
vor, auf einer der nächsten Klassenversammlungen
von der Arbeitsweise
ihres Bruders zu erzählen, damit auch
in ihrer Klasse der Anteil der freien
Arbeit wächst.
Erweitertes Bildungsangebot
am Nachmittag
Ayla ißt heute zu Hause, sie wohnt nur
5 Minuten von der Schule weg. Um
14.30 Uhr ist sie wieder in der Schule.
Sie besucht zunächst den Schreibmaschinenkurs
für Anfänger und nimmt
dann an der Radfahrgruppe teil. Für
heute haben sie eine Tour durch einen
nahegelegenen Wald geplant. Sie mag
diese Radtouren gern, weil sie hier
Mitschüler und Lehrer außerhalb der
Schule doch etwas anders und besser
kennenlernt. Im Nachmittagsangebot
der Schule gibt es noch andere Angebote:
Freizeitgestaltung, Teestubenwerkstatt,
Biotop, Gitarren- und Flötenkurs,
Tanz, Aikido, Technisches
Zeichnen, Steno, Mundart, Mofakurs,
Erste Hilfe, Foto, Hygiene und Kosmetik,
aber auch Vorbereitung auf Industrietests,
Einüben von Vorstellungsgesprächen
und diverse Förderangebote.
Der Förderunterricht hat ein sehr breites
Angebot. Es gibt feste halbjährige
Kurse für die verschiedenen Jahrgangsstufen
und Schulfächer. Aber es
gibt auch kurzfristige Förderangebote,
die die Klassenlehrer und die Förderlehrer
absprechen. So können individuelle
Lücken einzelner Schüler im
Stoff des laufenden Unterrichts in kleinen
Gruppen oder sogar in Einzelunterricht
geschlossen werden. Im Nachmittagsunterricht
können die Schüler
auch zu Vereinen oder Institutionen
der näheren Umgebung gehen. Die
Schule hat engen Kontakt zu ihnen
und einige Vereine üben oder trainieren
jetzt auch in der Schule. Der Besuch
dieser Veranstaltungen wird als
Unterricht anerkannt.
Donnerstag hat Ayla wieder die ersten
beiden Stunden Mathe und Englisch,
in der dritten und vierten Stunde
Kern. In den letzten 20 Minuten dieses
Unterrichts wird das Wochendiktat geschrieben.
Sport: Miteinander, nicht
gegeneinander
In der 5. und 6. Stunde ist Sportunterricht.
Durch den glücklichen Umstand,
daß in dieser Zeit zwei große Hallen
und ein Sportplatz zur Verfügung stehen,
hat die Stufe 7 vier Sportangebote,
die halbjährlich gewechselt werden
können: Jede Gruppe hat einen anderen
Schwerpunkt, Basketball, Leichtathletik,
Musikgymnastik und Fußball.
Da es heute regnet, macht die Fußballgruppe
bei der Musik^mnastik mit.
Die Schüler bewegen sich eine halbe
Stunde zu Musik durch die Halle. Nach
einiger Zeit bilden die Schüler selber
einen Kreis und tanzen alle zusammen.
Ihnen fallen mehrere Spiele in
dieser Formation ein. Dann werden
Luftballons aufgeblasen und zur Musik
auf verschiedenste Art durch die
Halle jongliert. Den Abschluß der
Stunde bildet die Arbeit in kleinen
Gruppen, wo verschiedene Beispiele
aus der Bewegungskartei ausprobiert
werden.
Fächerübergreifender
Unterricht
Für Ayla fängt der letzte Tag der Woche
mit einer Geometriestunde an. Alle
mathematischen Aufgaben werden
mit künstlerischen Aufgabenstellungen
gekoppelt. Ihre Aufgabe lautet:
Zeichne drei Kreise mit dem Radius
r = 1,5 cm, deren Mittelpunkte auf einer
Geraden im Abstand von 2 cm liegen.
Male die Kreise blau, gelb und rot.
Die sich überschneidenden Flächen
werden mit den im Verhältnis 1:1 gemischten
Farben ausgemalt. Die Mathestunde
dauert 60 Minuten. In der
letzten halben Stunde vor der Pause
werden bekannte englische Lieder gesungen
und ein neues wird eingeübt.
Zurück zur Literatur
Es folgen zwei Stunden Kernunterricht
und dann die Literaturstunde.
Die Schüler lesen abwechselnd aus
dem Buch „Faustrecht“, die Geschichte
eines Jungen aus dem Mittelalter, vor.
Wenn dieses Buch zu Ende gelesen ist,
wird jeder Schüler ein anderes Buch
lesen, eine Inhaltsangabe vortragen,
und eine für ihn besonders interessante
Seite vorlesen.
Klassenversammlung
Nach der Literaturstunde werden die
Stühle im Kreis aufgestellt, damit die
Klassenversammlung beginnen kann.
Ulrike ist in diesem Monat „Präsidentin“,
sie leitet die Sitzung. Die Klassenversammlung
ist das Herzstück der
Klassengemeinschaft Hier lernen die
Schüler, ihre Schule und ihren Unterricht
selbst zu organisieren, hier lernen
die Lehrer, Verantwortung an die
Schüler abzugeben. Die Diskussion
verläuft nach festen Diskussionsregeln,
die die Schüler selbst erarbeitet
haben. Wird dreimal gegen die Regeln
verstoßen, bricht die Präsidentin oder
der Lehrer die Versammlung ab. Die
Schüler machen die Tagesordnung:
Bericht aus der Stufenkonferenz: Gemeinsames
Frühstück: Korrespondenz
mit der holländischen Partnerklasse:
Organisation der Vorträge zur Epoche
„Mittelalter“. Ein Schüler, der Protokoll
führt schreibt die Tagesordnung
und die Beschlüsse ins Protokollbuch.
Es wird beschlossen, am nächsten
Freitag gemeinsam zu frühstücken, jeder
weiß, was er mitzubringen hat. Die
holländische Partnerklasse wird, wenn
die Klassenpflegschaft zustimmt, zu einem
Gegenbesuch eingeladen, die Vorträge
zur Epoche sollen diesmal nicht
an mehreren Tagen, sondern an einem
Tag während des ganzen Vormittags
gehalten werden, und es wird eine
grundsätzliche Regel auf der Regelwandzeitung
eingetragen: „Wer seinen
Vortrag unverständlich oder langweilig
gestaltet, wird während des Vortrags
unterbrochen und erhält eine
zweite Chance zum Vortrag.“ So schaffen
sich die Schüler Stück für Stück
ein eigenes Regelwerk, wonach sie ihr
Leben und Lernen in der Klassengemeinschaft
organisieren. Nach der
Klassenversammlung lassen die Schüler
ihre Wochenpläne vom Lehrer abzeichnen.
Ayla tritt den Heimweg an.
Walter Hövel
Der Artikel zeigt nicht
das [Modell einer " ^reine
t schule". V/ielmehr
ist er die Widerspiegelung
dessen, was an
einer Schule geschieht,
u)o rei ne tpädagogen und
andere reformpMdagogisehe
Ansätze kooperativ
aufeinandertreffen.
Walter