Walter Hövel
Europe4you
Die Grundschule Harmonie ist eine Europaschule


Am 12.Mai 2017 ist an der Grundschule Harmonie, die immer noch eine „Europaschule“ ist, eine Podiumsdiskussion zum Thema Europa. Dies ist ein guter Anlass auf über 20 Jahre europäischer Aktivitäten dieser Schule zu schauen.

Die Lehrerinnen und Lehrer waren immer Europäer. Sie vertreten weder ein „Europa der Vaterländer“, noch ein „neoliberales Europa der Banken und Konzerne“.

Sie finden in und mit Europa eine Heimat, in der nicht mehr aufeinander geschossen wird. Die Mehrzahl der Menschen will ein solidarisches, soziales Europa ohne Grenzen, ein Europa, in dem die Armut und die Unbildung der Menschen ausgemerzt werden. Daran haben die Kollegien, die Kinder, die Eltern und die vielen Gäste über 20 Jahre gearbeitet.

So hatte die Grundschule Harmonie seit ihrer Gründung aktive vielfältige Beziehungen zu vielen Ländern Europas. Im Folgenden werden sie Land für Land beschreiben.

Polen: Immerhin besuchte eine Kollegin aus Polen die Schule. Bei der Teilnahme an einer internationalen Konferenz in Krakau mit vielen polnischen, aber auch internationalen Pädagogen und Schulen, konnte die Arbeit der Grundschule Harmonie vorgestellt werden.

Tchechien: Aus diesem Land kam einmal eine Praktikantin. Engeren Kontakt zu der Pädagogik des Landes bekamen die Schule auf Konferenzen und Tagungen der EFFE (Europäisches Forum für die Freiheit im Bildungswesen).

Österreich: Seit der Gründung 1996 besuchten jedes Jahr Seminargruppen und Dozenten der Pädagogischen Hochschule Klagenfurt unter der Leitung der Professoren Pia-Maria und Gerhard Rabensteiner die Harmonie. Immer wieder schrieben sie über sie und ließen hier Studies Praktika absolvieren. Auch in zahlreichen Vorträgen und Seminaren, Aufsätzen in Fachzeitschriften und Büchern konnte die demokratische Arbeit der Grundschule Harmonie vor Ort dargestellt werden. Gleich zweimal konnte mit ihnen und verschiedenen Schulen über viele Jahre in Comeniusprojekten zusammen gearbeitet werden. Mit einer der Klassen von einer Volksschule in Klagenfurt machten sie regelmäßig die ersten Online-Skype-Konferenzen zwischen Schüler*innen. Sie lasen sich freie Texte vor oder hielten Vorträge zu ihren Themen.

Über 8 Jahre lang kam Besuch von der Katholischen Pädagogischen Hochschule in Linz, ebenfalls mit vielen Seminaren, Praktikanten und Dozenten unter der Leitung von Professorin Ursula Svoboda. Die PH Linz bietet noch heute Lehrgänge an, die die Pädagogik der Grundschule Harmonie vorstellen.
Andere Hochschulen aus Wien, Krems, Innsbruck, Salzburg oder Graz taten das gleiche.

Schweiz: Viele Jahre hatten sie eine Partnerschaft mit der Pestalozzi-Steiner-Schule Schlössli Inns. U.a. besuchte das gesamte Harmoniekollegium dieses „Lerndorf“ und machte eine gemeinsame Konferenz mit diesem Kollegium. Eine Klasse des Schlösslis machte eine ganze Woche in der Harmonie-Schule Unterricht.
Es kamen viele Besuche von Studies, Praktikant*innen, Lehrer*innen und Hochschuldozenten aus verschiedenen Gegenden der Schweiz. Eine Schweizer Schule aus Hausen war jahrelang ein fester Partner in einem Projekt des „Blick-über-den-Zaun“.

Ebenfalls über viele Jahre tauschten die Kinder der Grundschule Harmonie sich mit Klassen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mittels eigener Gedichte auf selbst gedruckten großen Postkarten aus. Das Projekt hieß die „Lyrik mit dem Poststempel“.

Fast das gesamte Kollegium nahm an einer großen Konferenz in Liechtenstein teil. Hier war der Begriff der Kooperation beim Lernen im Mittelpunkt.

Frankreich: Die Kooperation mit französischen Schulen und Hochschulen begann mit einem mehrtägigen Besuch von Prof. Paul le Bohec aus Cannes. Es folgten weitere Student*innen und Lehrer*innen. Die Kolleg*innen nahmen an verschiedenen Kongressen dort teil und stellten die Schule vor.

Luxemburg: Mit der Eis-Schoul in Luxemburg-City entwickelte sich eine langjährige Partnerschaft. Gegenseitige Besuche der Lehrer*innen, Eltern und sogar Kindergruppen fanden nicht nur bei „Blick-über-den-Zaun“ statt. Bald erhielten sie weitere Kontakte zu anderen Schulen dort.

Belgien: Es besuchten verschiedene Menschen aus unserem Nachbarland die Schule. U.a. war eine große Gruppe Harmonie-Schüler*innen zu Gast in einer Schule in Brüssel.

Niederlande: Immer wieder gab es Besuche von niederländischen Hospitanten. Ein Höhepunkt war der einjährige Austausch von „Mathematikerfindungen“ zwischen der Klasse der „Himmelskinder“ und einer niederländischen Schulklasse. Dieses Projekt wurde in einem Buch des dortigen Bildungsministeriums gewürdigt.

Dänemark: Dieses Land kennt eine Pädagogik, die Kinder und ihre individuellen Zugänge zum Lernen sehr ernst nimmt. Einer der Kollegen besuchte dort Schulen, die das Rollenspiel zum Lernen der Menschen nutzen. Ein Kollege einer dieser Schulen besuchte auch Eitorf. Von einer Klasse ausgehend verstärkte seine Anwesenheit, Rollenspiel, Trick- und Spielfilme und das Theaterspiel bei der hiesigen Grundschule.

Auch aus Schweden hatten sie verschiedene Besuche von Lehrer*innen und Studenten. Sie verband eine Korrespondenz auf der Ebene der Lehrer, die an verschiedenen Schulen und Hochschulen in Schweden tätig sind. Es gab keine Verbindungen zu Norwegen oder Island.

Finnland: Zu diesem Land hatten sie besondere Kontakte. In zwei Comeniusprojekten fanden sie viele Freunde, besonders zur Uni-Ausbildungsschule der Uni Tempere in Hämaalinnen. Sie besuchten die Grundschule Eitorf und die Schule in Harmonie mehrmals gegenseitig. Regelmäßig wurden Leadershiptreffen der Schulleitungen verschiedener Länder abgehalten, Lehrer*innen ausgetauscht und mannigfaltige Aktivitäten der Schüler*innen über e-Twinning und andere Computerwege initiiert.

Estland und Litauen: Mit diesen Ländern kooperierten sie durch gegenseitige Besuche in einem Comeniusprojekt.

Lettland: Zu diesem Land gab es wiederum besondere Beziehungen. Es entstand eine Kooperation mit der Lehrer*innenbildung der Uni Lettland unter Leitung von Anita Caure und Klaus Altermann. Hier hielt der Schulleiter mehrere Seminare als Gastprofessor ab. Daraus entstanden mehrere Besuche und die Mitarbeit von Praktikantinnen an der Eitorfer Schule.

Russland: Aus diesem Land gab es nur einmal Besuch.

Slowenien: Eine slowenische Schule war einer der Partner im ersten Comeniusprojekt. Sie besuchten sich gegenseitig.

Kroatien: Prof. Milan Matijevic von der Uni in Zagreb besuchte die Schule mehrmals. Selten kam er ohne Kollegen. Auch Studentinnen und Lehrerinnen kamen als Kurz- oder Langzeit-Hospitanten und Praktikanten. Nicht nur Gäste aus diesem Land wurden für Tage oder Wochen bei den Kolleg*innen  untergebracht. Uschi Resch und Walter Hövel konnten in Kroatien publizieren und Seminare an der Uni geben.

Rumänien: Eine große Gruppe unter der Leitung einer rumänischen Schulrätin und einem Uniprofessor fanden nach Eitorf. Eine Kollegin hospitierte und wohnte hier drei Wochen lang.

Türkei: Ein Vertreter des türkischen Elternverbands hospitierte die Schule.

Viele Kinder, ihre Eltern und Großeltern der Schule kamen aus aller Welt. Viele waren Kurden und Türken, Griechen, Sinti, Portugiesen, Russen, Ukrainer, Letten, Weißrussen, Ungarn, Kroaten, Katalanen, Spanier, Engländer, Jenische, Italiener, Serben, Slowaken, Slowenen, Bulgaren, Albaner, Bosnier, Mazedonier, Kosovaren, Moldawier, Österreicher, Schweizer oder Schweden. Sie alle bereicherten das Lernen durch ihre Sprachen und Kulturen. Heterogenität und Diversität wurde mehr und mehr geschätzt.

Italien: Aus diesem Land kannten sie Kolleg*innen aus Neapel. Walter Hövel besuchte sie mit Lehrer*innenfortbildungsseminaren, einige besuchten die Harmonie. Die Reggiopädagogik und andere Projekte des Landes vor Ort wurden kennengelernt.

Besonders intensiv kooperierten sie mit Südtiroler Schulen, Hochschulen und ihrer Schulaufsicht. Es gab eine Klassenkorrespondenz, Fortbildungen und den gegenseitigen Besuch mit der Grundschule Welsberg durch die gemeinsame Teilnahme in einem Projekt des „Blicks-über-den-Zaun“. Sie „tauschten“ pädagogische Erfahrungen des Offenen Lernens gegen Erfahrungen mit der Inklusion und neuen Schulbauten.

Viele Kontakte und einige Besuche hatten sie mit Spanien und Portugal. Sie kooperierten mit Lehrer*innen, Student*innen, Schulen, Hochschulen und Projekten.

Aus Irland hatten sie nur vereinzelt Gäste.

Mit England, besser dem UK, gab es sehr viele Verbindungen. Es begann mit Native Speakern aus diesen Ländern, die aus Eitorf oder England kamen und Englisch lehrten. Über die Lehrer*innenbildung machten hier einige Menschen aus dem UK über vier Wochen ihre Ausbildungspraktika. Über die Städtepartnerschaft fanden sie eine Partnerschule in der Nähe von Halesworth. Leider verstarb der Schulleiter, Peter Booley. Es hospitierte nicht nur Prof. Niklas Beattie von einer Liverpooler Uni.

Dann wurde endlich die Larkrise-School in Derbyshire in der Nähe Londons gefunden. 10 Jahre lang besuchten sich die Kinder der Schulen für zweimal drei Tage jährlich. Sie nahmen am täglichen Lernen und Leben in beiden Schulen teil. Die Kinder und Lehrer*innen übernachteten in den Schulen und das Englischlernen fand ungeahnte Schübe. Sie erfanden eine gemeinsame Online-Chorprobe, die örtlich getrennt in Larkrise und Harmonie stattfand. Sie erfanden Wettbewerbe und lernten mit einander per e-mail zu schreiben. Sie tauschten sogar Lehrerinnen im Rahmen des gemeinsamen Comeniusprojekts „Europe4you“ aus.

 

Kinder interviewten die Schulleiterin Sue Attards auf Englisch, machten die Schulzeitung in Deutsch und Englisch, und Marcus Ray betrat das Forum der Grundschule Harmonie gerne mit dem Satz „Back home again!“.