Walter Hövel
Wieder das Kinderparlament

 

 

Um ihres Fortbestandes willen müssen freie Gesellschaften die nachfolgenden Generationen mit immer größerem Aufwand zur Freiheit erziehen. Freiheit gibt es nicht ohne Verantwortung, und Verantwortung nicht ohne Autonomie oder Selbstbestimmung.“ - Cèlestin Freinet

 

 

Förderung und Forderung jedes einzelnen Kindes braucht Verantwortungsübernahme jedes einzelnen Kindes für sein Leben und Lernen und für die Gemeinschaft.

 

 

Diese wurde im Kinderparlament gefördert. In der Grundschule Harmonie trafen sich einmal die Woche jeweils zwei Delegierte jeder Klasse gemeinsam mit den ebenfalls von allen Kindern gewählten Kidsmanagern über Belange des Schullebens. Sie suchten nach Verbesserungen des Zusammenlebens und -lernens auf der Grundlage ihrer Menschenrechte.

 

Zu Beginn berichteten die Delegierten aus ihren Klassen. Hier konnte von Ereignissen, Aktionen, Problemen aus den einzelnen Klassen erzählt werden. Hieraus ergaben sich Themen, die vom Kinderparlament besprochen wurden.

 

Das heißt, es wurden Ideen ausgetauscht, gesammelt, gegeneinander abgewägt, verglichen, ausgeweitet. Es wurde über Ideen geredet und über Verantwortung für sich selbst.

 

 

Wir, auch die Erwachsenen, lernten demokratisch mit einander zu reden.

 

Wir redeten über das Erfahrene und lernten es selbst zu gestalten.

 

Wir hatten unseren eigenen Alltag.

 

 

Wir stimmten über selbst gemachte Regeln und deren Umsetzung ab. Assoziationen und Bezüge wurden erstellt. Es konnten (wöchentlich) Anträge über die Veränderung von Regeln und Abläufen gestellt werden, die den Schulalltag betreffen und in der Klasse nicht lösbare Probleme einzelner Kinder.

 

Bei der Behandlung von Themen wurde Bestehendes überdacht, auch ausgefallene Situationen und Ideen provoziert und berücksichtigt, um das Spektrum der Möglichkeiten, wie Probleme angegangen werden können, zu erweitern.

 

 

Bei der Thematisierung von Problemen wird immer wieder Bestehendes und bereits Geschafftes überprüft und in Frage gestellt.

 

 

Eine Entscheidung von letzter Woche, erschien heute vielleicht nicht mehr als die Akzeptabelste oder Brauchbarste. Die Kinder lernten, dass sich Lösungen zu ähnlichen Problemen doch immer unterscheiden: Von Fall zu Fall. Von Mensch zu Mensch. Sie hatten das Recht zu experimentieren, Fehler zu machen und das eigene Verhalten zu korrigieren. Sie durften lernen.

 

Somit gab es stets etwas zum Aushandeln, das waren die Kernstücke des Kinderparlaments: aushandeln, resümieren, analysieren, auswerten von Beobachtetem, verändern und überarbeiten von Ideen, die in der Praxis nicht, oder nicht den Ansprüchen entsprechend funktioniert haben, handeln und umsetzen.

 

 

Es fand keine Inszenierung von Demokratie und Leben statt, sondern ein Erleben von demokratischen Verhaltensweisen und Aushandlungsprozessen.

 

Kinder aller Jahrgangstufen übernehmen soziale Verantwortung für sich und andere , wenn darüber gesprochen wird. Sie lernen wie alle mit einzelnen Kindern umgehen, damit es allen Kindern im Zusammenleben gut geht.

 

„Schwierige Fälle“ gab es auch im Kinderparlament nicht (oder immer). Es gab Herausforderungen, Chancen zur Problemlösung, die die Kinder mit sehr viel Empathiefähigkeit annahmen. Sie erlernten ihre eigene Kompetenz.

 

Die Kinder entwickeln hier ihre Kommunikations- und Argumentationsfähigkeit und die Möglichkeiten der Perspektiven-Übernahme und tragen diese Fähigkeiten wiederum als Multiplikatoren zurück in ihre Klassen.

 

Sie lernen auf einer Meinung sinnvoll zu beharren oder von ihr begründet Abstand zu nehmen. Sie lernen Aushandlungen durchzuhalten und Komplexe und schwierigen Prozessen standzuhalten.

 

 

Die Beschlüsse des Kinderparlaments und des Lehrerkollegiums wurden
als gleich wichtig angesehen.

 

 

Die Kinder beteiligen sich somit maßgeblich an Veränderungen im Schulleben und erfahren, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst und wichtig genommen werden. Das bestärkt ihre Bereitschaft und ihr Können, etwas erhalten oder verändern zu wollen, sich schon hier und heute als mündiger Bürger mit Rechten zu sehen. Sie lernten ihre Handeln immer aus ihren Rechten abzuleiten und sie zu gestalten.

 

Die Demokratiefähigkeit der Kinder wird durch diese Erfahrungen im Kinderparlament gefordert. Nur Menschen, die Demokratie im eigenen Wort und eigenem Handeln handhaben, können sie begreifen, können Demokratie lebensfähig machen, können sie wirklich fördern, nicht für eine Zukunft, sondern für das Jetzt.

 

 

 

Menschen wollen etwas und sie formulieren und tun es.

 

Sie lernen das Entscheiden für sich und andere.

 

Entscheidungen werden evaluiert.

 

Demokratie wird erlebt.

 

Verantworten heißt Probleme lösen - mit Lust!

 

Mündig werden ist das Eigenziel.

 

Menschen können wachsen.

 

Beschlüsse sind bindend.

 

 

 

Für alle Demokratie fordern fördert Demokratie und das Lernen