Walter Hövel

 

Im „Dienst“

 

Ich ging. Ich ging, wenn es mir in der Schule zu viel wurde. Ja, ich ließ meine Kolleginnen und Kollegen mit ihren Problemen stehen.

 

Ich war nicht im Dienst, um alle Probleme der Schule zu regeln. Ich war „im Dienst“ des Schulamtes, der Bezirksregierung und der Kultusminister*in, weil ich gut war, ihrer Einschätzung nach sogar „sehr gut“. Sie waren damals, neben Montessori und Kirche, die einzigen, die noch das staatliche Monopol auf Bildung hatten.  Andere „Kräfte“ fingen erst an.

 

Ich führte ihre Schule aus dem Sumpf einer rechten Gemeinde in die Hoffnungsfülle der staatlichen Schule in Europa. Ihre Schule und somit „meine“, war zum Vorzeigen. „Meine“ Schule war eine staatliche.

 

Es kostete mich viel Herzblut. Ich musste viel kämpfen, am wenigsten bei den Kindern, mehr in der Bürokratie der Gemeinde, im dummen oder unbewussten Teil der Elternschaft, in der der ersten, zweiten und dritten Phase der Lehrer*innen-Ausbildung, bei den Lehrer*innen und der Institution Schule selbst.

 

Sie alle wollen etwas „Gutes für die Kinder“, für ihre Auffassung von (Erwachsenen)- „Bildung“, von Berufs- oder Lebensbildungen, für die duale Bildung, für die Berufsschule, die Hochschule, das Gymnasium, die Sekundar- oder Hauptschule, die Gesamtschule, die vielen Modelle der externen und internen Förder- oder Sonderschule, für die Grundschule, ihren Hort, ihren Kindergarten und Kita, ihre Modelle der Ganztagsschule, die „privaten, ausländischen, kirchlichen und freien“ Kindergärten und Schulen, die Schulen von der 0 bis zum 13 Schuljahr der 16 Bundesländer, die Fach- und Fachhochschulen. Und sie haben alle eigene Ausbildungsstätten und -ideen, Studiengänge, verschiedene Ministerien, verschiedene Bezahlung. Sie haben eigene Demokratie- und  Inklusionsbegriffe.

 

Und jetzt 2023, saß mir so eine „Lehrerin“ gegenüber. Sie war bei mir ausgebildet, entverbeamtet, viel richtiges Zeug im Kopf, aber Lehrer*in. Sie war jetzt im „Dienst“ des kirchlichen Staates, damals ließ sie sich staatlich ausbilden. Es ist egal, ob sie kirchlich, „frei“, staatlich, wirtschaftlich oder staatlich ist. Sie war in der Verwaltung von Schule und Kindern. Sie hat wahrscheinlich nicht mehr klar, dass sie lehrt. Sie hat nicht mehr klar, dass die Kinder selbst wissen, was sie wie lernen. Sie muss aber den AOSF-Kindern und den anderen helfen.

 

Sie war damals nicht damit einverstanden, dass ich sie allein ließ. Dabei folgte ich nur meinem Wollen, nicht dem „dienstlichen“. Wie ein Kind.

 

Heute bin ich wieder der Lehrer, der vielleicht befriedigend war. Dazu wollten Schule und Gesellschaft mich machen. Aber ich war der „sehr gute“ Lehrer.

 

Es ist die Kompetenz Menschen, Vorgänge und das eigene Handeln so zu beobachten und zu analysieren, dass ich mich zu meinem Handeln entscheiden kann. Es ist nicht die Didaktik, die vom Kind ausgeht ist wie das Feuer, das immer wieder vom Regen ausgeht.

 

'Geld verdienen' kommt von 'dienen'. Schule leiten führte Dank einer offensiven Alternaivität nicht zu einer dienenden Selbstveränderung. Staatsdiener können gezwungen werden, das zu sagen, was ihre Dienstherren wollen, nicht was das Grundgesetz oder die Menschenrechte sagen. Verwaltungsangestellte, jede Art von Polizist*innen und Lehrer*innen beschweren sich über dem Staat, weil sie ihm dienen. Der Staat ist dein Diener! Wir sollen aber ihm dienen. Lehrer*innen dürfen bis heute nicht streiken. Sie sind immer noch die Dienerschaft des Staates, egal ob Kaiser, Präsident oder Führer.

 

Wir Lehrer*innen sind weder Polizist*innen, Sozialarbeiter*innen, noch Elternberater*innen. Wir sind als Diener des Staates dafür zuständig gewaltfrei die Ideologie des Bürgertums zu vermitteln. Oder?

 

Die Polizei soll die Polizei der Bürger, nicht die des Staates sein. So sollen Lehrer*innen den Kindern, nicht ihrem Staat dienen. Das ist Demokratie.

 

Wer den "Dienst" kennt, macht die Menschen zum Feind. Warum sagen nur Künstler*innen und Narren die Wahrheit?

 

Zu machen was man konnte und wollte, ist keine Schwäche, sondern Stärke. Ich war meinem Dienst nicht bis zum Umfallen treu, auch nicht den Kolleg*innen.

 

Ich ging, wenn mir danach war. Ich war mir wichtiger.

 

 

 

"Früher wurde zur Irreführung des Feindes gelogen, heute zur Irreführung des eigenen Volkes. Wozu glaubt man denn wozu haben 3500 Presseoffiziere im letzten Golfkrieg gearbeitet, im Dienste der Wahrheit?

 

Roger Wilhelmsen

 

Der Verstoß gegen Menschenrechte ist das einzige Dienstvergehen. Meine Vorgesetzten nahmen sich ständig den "Dienst" heraus. Da reichte ein/e einschüchternde/r, drohende/r Mitarbeiter*in einer Dienstaufsicht und alle schwiegen, weil sie glaubten an anderer Stelle gehört zu werden. Das aber ist obrigkeits-staatliches Denken, zu der Erziehung neigt.