Walter Hövel
Jedes Kind ist seine Geschichte!
Lernen, Inklusion und Demokratie

 

Zu jedem Kind einen Satz finden. So hieß das Vorhaben. Bei einigen siehst du „nur“ das Gesicht vor dir. Du erinnerst  dich an sie. Bei vielen anderen Kindern ist der Zusammenhang zur erinnerten Geschichte, genau dieses einzelnen Menschen sofort da.

Auf die Idee kamen wir, als Professor Birgit Lüdge-Klose von der Uni Bielefeld das Harmonieteam und mich anfragte, ob wir nicht etwas zu Inklusion, Demokratie und dem Verhältnis von Lehrkräften und Kindern schreiben wollten.

Lernen und Inklusion ist ein Vorgang für alle. Es geht nicht um die Integration von „Lernbehinderten, Sozialbehinderten, Körperbehinderten, Migrationshintergrund-Behinderten, Erziehungsbehinderten, Zu-schlau-Behinderten oder Zu-Normal-Behinderten.

Wie sagt der Kölner: „Jeder Jeck es anders, jeder Jeck es su“

Entweder ist jeder Mensch behindert oder keiner ist es! Nur allzu viele Menschen erfahren Behinderungen. Große und Kleine, Einfache und Komplizierte,  Laute und Leise können sie spüren oder nicht, sie werden be- oder getroffen, durch ihre Eltern, durch ihre Lehrerinnen und Lehrer, durch den Kindergarten, die Schule, den Beruf, die Uni, und, und, und.

Die Bitte ging an viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grundschule Harmonie. Sie schrieben auf, welche Kinder ihnen mit welcher Geschichte wieder einfielen.

Durch die aufgeschriebenen Sätze wird deutlich: Nichts an einem Kind ist besonders schlimm, schlecht, störend oder …, sondern alle sind ausgefallen, anders, besonders, eigen und einzigartig.

Oft genug haben wir in den 20 Jahren Harmonie Situationen erlebt, die nicht lösbar schienen. Manchmal haben Eltern ihre Verantwortungskarte gezogen und sind gegangen. Viel öfter war es umgekehrt. Sie kamen zu uns. Sie erwarteten von uns Inklusion, Demokratie, einen Umgang mit ihren Kindern wie bei ihnen zuhause. Viele erwarteten, dass unser Schulprogramm bedeutete, dass wir genau ihr Kind verstanden, genau ihr Kind wieder so hinbogen“, dass es die staatliche Regelschule wieder vertrug oder jetzt erfolgreich aushielt. Im Nachherein wissen wir, dass wir fast alle „Probleme“ angehen,  lösen oder auf den richtigen Weg bringen konnten.

Hierbei war unser Denken über das Lernen als urmenschliches Bedürfnis, dass wie Hunger nicht künstlich motiviert (Hüther), wohl aber als Normalität ständig kreiert werden muss, unser zentraler Ausgangspunkt. Eine entscheidende Hilfe hierbei war das systemische Denken, ob im Alltag des Arbeitens in der Klasse, in der „Kinderkonferenz“ oder bei den vielen Gesprächen. Watzlawicks „das Problem ist die Lösung“, der Satz von Mauricio Wild „Wer benimmt sich daneben, wenn er sich wohl fühlt“ oder die Frage „Was hat das Kind davon sich so zu verhalten?“ sind nur drei Beispiele für unsere Denk- und Herangehensweise.

Wir realisierten und erlebten, dass jedes Kind seinen eigenen Weg in einer wertschätzenden und demokratischen Umgebung von Mensch, Zeit und Raum gehen können muss.

Unser Schulsystem wird nicht dadurch inklusiv, dass ein paar Kinder nicht zur Förderschule kommen, sondern, dass jeder Mensch – so wie er ist – gefördert wird.

Einigen von uns sind zwei oder drei Sätze eingefallen. Die, die länger hier waren, hatten mehr zu berichten. So entstand ein Assemble von vielen hundert Sätzen, die wir im Folgenden gerne weiter geben:

 

 

Marc Bohlen - Luzie Gilde - Birte Hofmann – Walter Hövel – Daniela Klaes – Christopher Logue – Nicola Meschede - Martina Morenzi - Falko Peschel – Steffi Peschel –Christine Schaumann – Ulli Schulte -  Heike Wagner - Anne Witt

Jedes Kind ist seine Geschichte!
1000 Kinder sind 1000 Geschichten zu Lernen, Inklusion und Demokratie
in 20 Jahren Grundschule Harmonie

Das Kind, das bei uns die erste Zahnbürste in seinem Leben bekam und jeden Tag voller Stolz benutzte, nachdem es abgesichert hatte, dass sie in der Schule blieb.

Das Kind, das so gerne in der Ecke saß und Lexika las.

Das sehr begabte Kind, das so oft Basketball spielte und nur bemerkte „Das darf ich hier doch, oder?“

Das Kind, das, wenn es sein Ritalin vergessen hatte, vollkommen durchdrehte und andere angriff. Wir waren bis dahin verschworene Ritalingegner! 

Das Kind, das das Schneeballverbot in der Pause bekam und das Kind, das dies nach drei Monaten in der Schulversammlung noch wusste. Es war eines der wenigen je ausgesprochen Verbote.

Das Kind, das eine andere Lösung wollte und für einen Tag das Rückwärtsgehen in Gängen und Forum durchsetzte.

Das Kind, das nie „richtig“ lernte und auch später jeden Schulabschluss verweigerte.

Das Kind, das so schnell beleidigt herum  grölte, aber die lustigsten und intelligentesten Geschichten in der Dichterlesung vorlas.

Das Kind, das, als es kam, versuchte alle anderen Kinder zu küssen.

Das Kind, das ein „echter Autist“ war und immer auf den Schulleiter zulief, um ihn zu umarmen.

Das Kind das schlug, weil es zuhause auch geschlagen wurde.  Es begriff, dass es das nicht wollte, bis es nicht mehr die Hand zur Verteidigung hob.

Das Kind, das immer leise war, nur auf dem Fußballplatz lauthals herum kommandierte.

Die beiden Kinder, die um die „Macht“ in der Klasse rangen.

Das Kind, das sich nie in den Kreis setzte, aber dem Klassenrat immer folgte und  - von außen – mitsprach.

Die Filme drehenden Kinder, die den Schulleiter im Film umbrachten.

Die unzähligen schauspielenden Kinder, die eigene Theaterstücke schrieben und aufführten.

Die Kinder am Schlagzeug, die auf so vielen Schulversammlungen für Aufmerksamkeit sorgten.

Das Kind, das nichts bis zum nächsten Tag behielt. Die Mutter litt in der Schwangerschaft unter einer „Fetal Alcohol Spectrum Disorder“. Bis wir erklärt bekamen, dass seine Merkfähigkeit  durch Sätze in Reimform erheblich gesteigert wurde.

Das Kind, das nicht schreiben üben wollte. Seine Begründung: „Das haben hier alle automatisch gelernt, wenn sie lang genug hier waren. Alle können nämlich schreiben und lesen.“

Das blasse Kind, das am besten Mutter, Schulbegleiter und Lehrerin austrickste.

Das Kind, das mit einer überdimensionalen BVB-Banane unterm Tisch lag und alle beschimpfte.

Das Kind, das das Hygrometer konstruierte.

Das Kind, das die Brücke im Schulgelände alleine reparierte.

Das Kind, das nach einem unserer jährlichen Partnerschulbesuche in England, plötzlich (fast) fließend  Englisch sprach.

Das Kind, das sich wunderte, dass der Lehrer wusste, um was es in seinem freien Text auf Portugiesisch ging.

Das Kind, das sich wunderte, dass ein Lehrer türkische Texte vorlesen konnte. (Was keine Kunst ist!)

Das Kind, das anfing, Latein zu lernen.

Das Kind, das traurig war, weil es seine Schönschrift vergebens trainierte.

Das Kind, das aus einem anderen Land kommend am schnellsten Deutsch lernte.

Das Kind, das nur zu Computerbildern Texte schrieb und so lesen lernte.

Das Kind, das das Thema „Mikroorganismen“ vortrug.

Die Kinder, die die „Pferdegeschichten-Erzählmaschine“ erfanden.

Die beiden Kinder, die mit Computern besser umgehen konnten als wir Erwachsenen, und uns schon 1997 mit einer zweiten Festplatte austricksten.

Das Kind, das zuhause nicht vorlesen wollte.

Das Kind mit „Glasknochen“, das seinen Rollstuhl verlieh.

Das Kind, das so oft heulend beim Schulleiter saß und nicht wusste, woher der Stress kam, den es hatte.

Das zwergwüchsige Kind, das schneller lernte als alle anderen.

Das einzige Kind, das das Schlagen auch bei uns nicht aufhörte und zu einer anderen Schule ging. Die Mutter blieb dabei, dass die anderen Kinder und die Schule „schuld“ waren.

Das türkische Mädchen, das den älteren auch türkischen Gymnasiasten im Schachspiel schlug.

Der perfekteste Vortrag, über Hundertwasser.

Das kurdische Mädchen, das Wände hochkletterte.

Das Kind, das die besten Bilder malte.

Die vielen Kinder der Schulbands.

Die Kinder, die das Lang-Lang-Konzert gaben.

Das Kind, das selbst nicht arbeite, aber alles – mit großem Erfolg – „ im Vorrübergehen“ von anderen lernte.

Das Kind, das – zu unserem pädagogischen Entsetzen - über das Abschreiben Lesen und Schreiben lernte.

Das Kind, das die Spin-Theorie erklären konnte.

Das Kind, das trotz gymnasialer Empfehlung noch ein Jahr bleiben wollte, „um in Ruhe weiter lernen zu können“.

Das Kind, das als Matheerfindung ein gevierteltes Oval, mit links den übereinander geschriebenen Zahlen 1 und 4 und rechts übereinander der 2 und 8, machte.

Das Kind, das im ersten Schuljahr mit dem Montessori-Divisionsbrett jede Geteiltaufgabe rechnete.

Das Kind, das den Beweis zum Nachweis von Öl innerhalb eines Morgends herausfand.

Das Kind, das eine Doktorarbeit las.

Das Kind, das seine Mutter „ein Arschloch“ nannte.

Die vielen Kinder, die verzweifelt ihren Eltern helfen wollten und sich für sie verantwortlich machten.

Das Kind, das nie eine Vorlesung besuchte.

Das Kind, das keine Vorlesung ausließ.

Das Kind das noch im dritten Schulbesuchsjahr in Spiegelschrift schrieb und dann von einer Sekunde zur anderen alles richtig herum schrieb. Seine Rechtschreibung war schon vorher vorbildlich.

Die Kinder, die auf dem Dachboden das antike Rom mit Kaplasteinen nachbauten.

Die Kinder, die als „Klobesitzer“ für saubere Klos sorgten.

Das Kind, das per Kinderparlamentsbeschluss alle Beschwerden über die Küche entgegennahm, um sie dann an die Menschen in der Küche weiter zu geben.

Die Kinder, die das Telefon der Schule mit den Worten „Grundschule Harmonie“ abnahmen, um dann ihre Namen zu nennen und zu fragen, was sie tun können.

Die Kinder, die die vielen Kinderuniversitätsangebote machten.

Das Kind, das als „Einzelgänger“ bekannt, das beste Kinderuni-Seminar zum Thema „Kooperationsspiele“ machte.

Auf einem Podium in Köln standen Kinder mehreren hundert Lehrerinnen und Lehrern Rede und Antwort zum Thema „Kinder und ihr selbst bestimmtes Lernen“.

Das Kind, das bei der Fernsehübertragung der Verleihung des ersten Deutschen Schulpreises laut „Betrug“ in die laufende Fernsehkamera rief.

Das Kind, das schon im Jahre 2000 seine vier Grundschuljahre bei uns beendete, um dann seelenruhig zur Sonderschule zu gehen, weil es (damals noch) keine andere Möglichkeit gab.

Die drei Kinder, deren Mütter gegen die Gemeinde und das Schulamt ihr Recht auf Inklusion zur Einschulung in eine „Sekundar“schule durchsetzen, weil sie sich das zutrauten.

Das Kind, das vor dem Schreiben lesen konnte.

Das Kind, das in einer Dichterlesung und später in der Schulversammlung seinen eigenen langen Text zu einem selbst komponierten Lied vorsang.

Das Kind kehrte als 18jähriger Erwachsener zur Schule mit den Worten zurück: „Zeig mir nochmals wie das mit dem Lesen und Schreiben geht. Ich glaube ich verstehe es jetzt.“ So war es! Nach 14 Tagen konnte es lesen.

Fast jedes Jahr macht ein „ehemaliges Kind von der Harmonie“ am Gymnasium oder der nächsten Gesamtschule das beste Abitur.

Das Kind, das über ein Jahr unerkannt die Zahnklammer eines anderen Kindes trug, nur um auch einmal eine zu haben.

Das Kind wechselte jedes Jahr die Klasse. Und es war stimmig.

Das Kind, dessen Mutter erst nach der Grundschulzeit ihres Kindes verstanden hatte, dass das Konzept des Offenen Unterrichts toll ist.

Das Kind, das einem anderen Kind während eines Streits sagte, es habe die Sache „mit seinen eigenen Gefühlen gefühlt.“

Das Kind, dessen Neurodermitis sich drastisch verschlimmerte, als die Klasse beschloss, Frontalunterricht (der aber nur wenige Tage dauerte) haben zu wollen.

Das Kind, das in seiner eigenen Welt lebte.

Das Kind, in dessen elterlichen Wohnzimmer der Lehrerin kalt wurde – aber nicht aufgrund zu geringer Temperatur.

Die Kinder, die mit der Hilfe einer Mutter an einem Schattenspielwettbewerb in Köln teilnahmen.

Das Kind, das aufhörte zu prügeln und plötzlich doch ganz selbstbestimmt anfing zu lernen.

Das Kind, das nur mit Walkman gut arbeiten konnte.

Das Kind, das sich so gut wie ein Affe bewegte.

Das Kind, das sich selber besser analysieren konnte als sein Therapeut.

Das Kind, das von anderen Schulen geflogen war, nur aggressiv Kontakt aufnahm und nach ein paar Monaten wieder zum Lernen fand.

Das Kind, das die Trennung seiner Eltern schreibend verarbeitete – und das Versprechen einhielt, dass es im nächsten Jahr dann rechnen würde.

Das Kind, das so wirkte, als sei es ein ewiges Schulkindergartenkind.

Das Kind, das als es kam, (noch) nicht alleine auf die Toilette gehen konnte.

Das Kind, bei dem sich niemand erklären konnte, warum ihm Schreiben und Lesen lernen so schwer fiel, bis bei ihm ein „Kreuzblick“ festgestellt wurde, der mit wenigen Übungen korrigierbar war.

Das Kind, dessen Mutter zunächst voller Vorbehalte bzgl. der Offenheit war und dann zu einer glühenden Verfechterin wurde.

Das Kind, das als Lehrerin eigentlich nur die Lehrerin des Bruders akzeptieren wollte.

Das Kind, das von den bildungsbewussten Eltern zu früh eingeschult wurde.

Das Kind, das schon mit vier J

Lebensjahren eingeschult wurde und damit immer zufrieden war.

Das Kind, das einem anderen sagte, dass sie im Kindergarten immer „die Bestimmerin“ gewesen sei und das jetzt hier aber anders laufe.

Das Kind, das sich immer hinter seiner Schirmmütze versteckte.

Die Kinder, die viel leichter Lesen und Schreiben lernten, weil ihnen das „Blick-Mobil“ der Uni Freiburg half.

Das Kind, das mit seinen Freundinnen immer in der Klasse irgendwo im Gebäude unterwegs war, in der es basteln durfte, bis sie „rausgeschmissen“ zum Basteln in die nächste Klasse gingen.

Die Kinder, die genau wussten, in welcher Klasse Centstücke im Mathematikmaterial lagen.

Das Kind, das nicht viel Lust zum Lernen hatte und dann lieber an die Schule seiner Freunde wechselte.

Das Kind, das sich gegen die Erwartungen von zu Hause wehrte, in dem es den ganzen Schultag am Teich war – bis es das, an einer anderen Schule nicht mehr konnte.

Das Kind, das schon im ersten Schuljahr mit riesengroßen Matheaufgaben die ganze Tafel vollmalte.

Das Kind, das im Zeugnisgespräch sagte, dass das gar nicht stimmen würde, dass es nicht gerne Minus rechnen würde. Woraufhin das Zeugnis geändert wurde.

Das Kind, das in den ersten Schulwochen einen perfekten Plan vom eigenen Haus anfertigte.

Das Kind, das bis ins 4.Schuljahr nur las und dann „den Rest“ nachholte.

Das Kind, das eine Eidechse gezähmt hatte.

Das Kind, das so sicher war, dass der Papa alles regelte, dass er auch so lernte.

Das Kind, das seine Vogelspinne von Zuhause mitbrachte.

Das Kind, das erst nach anderthalb Jahren seinen ersten Text als Interview mit seiner Gitarre schrieb.

Das Kind, das auf jeder Schulversammlung tanzte.

Das Kind, das noch andere „Asperger“ fand, die alle Katzen waren, und mit ihnen eine sehr erfolgreiche Katzenlerngruppe gründete.

Das Kind, das in jeder Montagsversammlung  - am Ende der Antworten zur Frage der Woche – noch einen Vortrag zu den fehlenden Aspekten hielt.

Das Kind, das seiner Lehrerin erzählte, er habe Schmetterlinge im Bauch und, ob das schlimm wäre, denn der andere wäre auch ein Junge.

Das Kind, das immer lernte und später einen Hauptschulabschluss an der Sonderschule schaffte.

Nach zwei Jahren konnte das Kind nicht Schreiben und Lesen -  bis an der Tafel stand:  „21-18-8-5“. Es rief „Da steht 'Ruhe'“, -  und von dem Tag an las und schrieb es.

Zwillingskinder, wo von eines ein Jahr wiederholte. Das andere nicht. Weil wir noch Jahrgangsklassen hatten, ging es aus dem vierten ins dritte Schuljahr. Und so schaffte es die Schule.

Das Kind, das Banker werden wollte.

Das Kind, das sich auch nachmittags mit den Freunden an der Schule traf um mit ihnen zu spielen und zu lernen.

Das Kind, das den „Hexenmeister“ von Goethe auswendig lernte.

Das Kind, das von einer anderen Schule kommend, im Kreis saß und den  Kopf bis zum Boden senkte. Es dauerte einige Zeit bis dieser oben war und es alle anschauen konnte.

Das Kind, das von einer anderen Schule kam und noch keine Mathematik konnte, wovon in seinem Zeugnis aber nichts stand. Als erstes kapierte es, dass Subtrahieren das Gegenteil von Addieren ist.

Das Kind, aus den Unterschichten, das immer gegen die Mutter kämpfen musste. Sie traute ihm nichts zu, auch nicht als es das Abitur machte und studierte.

Das Kind aus den Unterschichten, die immerhin das Fachabitur schaffte.

Der Kind, das den anderen Kindern sagte, es käme aus „Sintiland“. Es war jenisch.

Als das Kind nach Australien auswanderte und beim Hinflug einen Brief an die zurückbleibende Klasse schrieb, weinte es. Passagen des Texts waren total verschwommen. Er wurde trotzdem entziffert.

Als die Kinder im Matheladen einen Finanzcrash nachgespielten.

Der Papierflieger eines Kindes flog exakt 12 Meter weit.

Einige Monate arbeitet Herr Schneider bei uns. Er hieß Mister Taylor und redete nur Englisch mit den Kindern. Alle antworteten auf Englisch.

Der erste Junge, der es schaffte Einrad zu fahren.

Das Kind, das das Hunderterbrett in 7.07 Sekunden füllte

Das Kind, das auch im Winter barfuß durchs Haus lief.

Die Kinder, die mit Erwachsenen, die nicht einmal einen Hauptschulabschluss hatten, aber an der Schule arbeiteten, das Rechnen lernten.

Wenn nichts mehr ging, ging das Kind zu unserer Köchin in die Küche.

Das Kind, das eine Zeitlang jeden Morgen ein bis drei Stunden in der Schule schlief. Zuhause ging das nicht…

Das Kind, das Rotz und Wasser heulte, weil die Mutter dem Druck der Familie und der Nachbarn nicht standhielt und es die Schule wechseln musste. Die Mutter heulte auch Rotz und Wasser.

Das Kind, das dabei blieb. Der Täter gab erst nach einem Jahr im Gerichtssaal seine sexuellen Übergriffe zu und wurde verurteilt.

Das Kind, das mitten am Vormittag mit einem Gerichtsbeschluss weg von der Familie an einen unbekannten Ort gebracht wurde.

Die Kinder, die zuhause nicht mehr verprügelt wurden, weil der Verkehrspolizist und das andere Mal der Schulleiter bei ihnen zuhause aufkreuzten.

Das Kind, dem es in der alten Schule nur noch schlecht ging, erstellte bei uns u.a. eine Arbeit über alle Instrumente der Musik. Er sagte beim Gehen: „Ich weiß, dass ich jetzt auch die kommende Schule aushalte“.

Das Kind sollte woanders im Vierten eine Hauptschulempfehlung bekommen. Nach einem halben Jahr bei uns, änderten wir sie in eine gymnasiale Empfehlung. Heute ist es Ärztin.

Das Kind schaffte es, bis ins 4. Schuljahr zu verbergen, das es nicht richtig lesen und schreiben konnte.

Die Kinder, die bei der Generalprobe einer Podiumsdiskussion die Rollen der Bürgermeisterkandidaten einnahmen.

Die  Kinder, die im Schulgelände schwarz-gelbe Spinnen fanden und sie BVB-Spinnen nannten.

Die Kinder, die unter dem Mikroskop beobachteten, wie eine Assel hunderte von Jungen bekam.

Als eine Inspektorin der „Qualitäts“analyse meinte, unsere Kinder würden zu wenig Partnerarbeit leisten, lachte sogar unsere Schulrätin laut.

Das Kind, das  am liebsten Städtetrips per Googlemaps machte und sie in der Landessprache vortrug.

Das Kind, das seinen Vater mit seinen Bienenkörben mitbrachte.

Die weit mehr als tausend Eltern, Lehrerinnen, Kinder, Jugendliche, die seit 1999 das Schulgelände anlegten und jedes Jahr instand setzen.

Das (fast) jährliche einzige Kind, das den Schulleiter im Schachspiel schlug.

Als die Kinder in einer Befragung angaben, dass sie die meiste Zeit an der Schule mit „Versammeln“ verbringen.

Das Kind, das fragte, warum sein Großvater dem Hitler glaubte.

Das Kind, das herausfand bei wem Heißluftballonfahrten und Hubschrauberflüge zu organisieren sind und was das Mieten kostet.

Das Kind, das es in einem geschlossenen Glas regnen ließ.

Das Kind, das fragte was da brennt, das Wachs, die Luft, der Docht oder die Flamme.

Das Kind das per Skype herausfand, dass sein Gegenüber in Klagenfurt auch Türkisch sprach.

Das Kind, das herausfand, woraus „kosmische Glibbermasse“ gemacht wird.

Das Kind, das bei einem Unfall starb.

Das Kind, den sie „Professor“ nannten.

Das Kind, das alle Hauptstädte der Welt kannte.

Das Kind, das nicht mehr zuschlug, als es zur Tante kam.

Das Kind, das seine Mütze nie auszog.

Das Kind, das nie in den Kreis wollte.

Das Kind, das selbst im Gehen sein Buch weiter las.

Das Kind, das auf einer Schulversammlung alles "falsch" machte.

Das Kind, das bis ins 4. Schuljahr nur zuhause mit Erwachsenen sprach, aber niemals in der Schule.

Das Kind, das ganz lange wirklich jeden Tag in den Teich fiel.

Das Kind, das weisere Sprüche drauf hatte als alle anderen.

Das Kind, dessen Vater ein Nazi war. Es sagte „huch“, als ihm klar wurde, dass die Deutschen fast auf der ganzen Welt Ausländer sind.

Ein Geistlicher sagte einmal „Das Tollste an eurer Schule ist, dass ihr so viele Kinder vor ihren Eltern schützt.“

Das Kind, das seine vorbereiteten englischen Fragen so gut vortrug, dass die Leiterin der englischen Partnerschule ihn Dinge auf Englisch zurück fragte. Das Kind antwortete!

Das Kind, das den Imam nach den heiligen Tieren im Koran fragte.

Das Kind, das Englisch von seinen Magic-Karten lernte.

Die Kinder, die Tics hatten, die Augen verdrehten, am Ärmel ihres Pullover lutschten oder mit der Zunge so lange um den Mund fuhren, bis alles entzündet war. Sie hörten alle von selbst auf.

Das Kind mit der Computer süchtigen Mutter, das nachts selber zockte.

Das Kind, das als einziges in der Klasse Computerverbot hatte.

Das Kind, das einen eigenen Raum auf dem Dachboden bekam.

Das Kind, das ein eigenes Zelt in der Klasse stehen hatte.

Das Kind das am liebsten auf dem Fußboden liegend schrieb.

Das Kind, das bei jeder Gelegenheit in sein „Versteck“ in ein Gebüsch ging.

Das Kind, das immer wieder Butterbrote anderer Kinder klaute, weil sie leckerer als die eigenen waren.

Der Vater, der die Kinderfeuerwehr an der Schule gründete.

Der Vater, der die Wikinger-AG anbot.

Das Kind, das so „gerne Steine kaputt kloppte“.

Das Kind, das so gerne eigene Comics zeichnete.

Das Kind, das nach Kanada auswanderte und bald Briefe auf Englisch schickte.

Das Kind, das seine Gedichte mit der Druckerei setzte und in die Schweiz schickte.

Eines der ganz, ganz wenigen Kinder, die nicht fotografiert werden sollten.

Das Kind, das immer seine Hausschuhe suchte.

Das Kind, das in Berlin einen Preis gewonnen hatte.

Die Kinder, die zum Kinder-Blick-über-den-Zaun-Treffen nach Luxemburg fuhren.

Die 300 Kinder, die seit 2005 zur englischen Partnerschule nach Dunstable fuhren.

Die Kinder, die bei Giovanni Vetere, einem sehr bekanntem Künstler,  malen gingen.

Das Kind das vor Überraschung aufschrie, als es zum ersten Mal in der Natur seine Hände in Wasser hielt.

Das Kind, das entdeckte, dass auf der Hundertertafel einige seitenverkehrte, also umgedrehte Zahlen den gleichen Wert haben, andere nicht.

Viele Kinder, die von anderen Schulen zu uns kamen, weil sie dort nicht mehr zu recht kamen, die aber ausgesprochen begabt waren.

Das Kind, das so einen besonderen Namen hatte, dass es eigentlich nicht wunderte, dass es herausfand, dass es zur falschen Zeit geboren war.

Die Kinder, die die Heißluftballons bauten.

Die Kinder, die die vielen Spiele erfanden.

Das Kind, das immer mit der Mutter ringen musste, um sich ihrer Präsenz zu vergewissern.

Das erste Kind, das eine Dyskalkulieanalyse bekam. An sein eigentliches Problem kamen wir nicht ran.

Das Kind, das auch im Winter draußen nur ein T-Shirt trug.

Das Kind, das seine Mutter vors Schienbein trat, weil es etwas nicht bekam.

Das Kind, das so viel Unsinn baute und für eine Zeit in eine andere Klasse durfte. Da kam es viel besser mit allen zurecht und blieb in der anderen Klasse.

Die Erstklässler, die den ganzen Tag nur auf der Rutsche „spielten“, und am Ende des Tages stolz erzählten, was sie dabei gelernt hatten (es war sehr viel!!).

Das Kind, das so bitterlich weinte, weil der Papa nach Afghanistan musste und die ganze Klasse es tröstete.

Das Kind, was in der 1. Klasse schon höhere Mathematikaufgaben rechnete und einen Drittklässler mit seiner Zahlenfreude ansteckte und ihm das 1x1 beibrachte.

Die Kinder, die die Lehrer immer wieder zum Staunen brachten, weil das Lernen - wenn man sie lässt - eben auch ganz anders und von alleine und ohne „Kampf“ geht.

Die Kinder, die uns Erwachsene lehrten, wie Lernen funktioniert.

Das Kind, was immer auf Bäumen hockte und zum Hausmeister durfte, wenn es eine Auszeit brauchte (und das war sehr sehr oft!).

Die Kinder, die trotz des Drucks der Eltern „jetzt mal richtig(es) lernen zu sollen“, fröhlich zur Schule kamen und die 4. Klasse gut schafften.

Die Kinder, die die Lehrerin immer wieder an ihre Grenzen brachten und ihr dadurch unglaubliches Entwicklungspotential ermöglichten (und die Lehrerin so viel mehr fürs Leben gelernt hat!).

Das Kind, das beim Kölner Zoo anrief und alles über Luchse wissen wollte.

Das Kind, das das Buch über Traktoren selbst bestellte.

Das Kind, das immer häufiger vom Großvater abgeholt wurde, der strikt gegen die Schule war und allmählich begann zu verstehen, was mit seinem Enkel Gutes geschah. Er war der Bürgermeister.

Das Kind, dessen Vater es bei uns einschulte, auch als der Erste Beigeordnete zu ihm sagte, er habe ihn bisher für einen vernünftigen Menschen gehalten.

Die Kinder, die beim Casting ziemlich genau wussten, welche Rolle oder Aufgabe zu ihnen passte.

Das Kind, das seine Mutter und viele Tierskelette mit in die Schule brachte.

Die Kinder, die den eingeladenen studierten Philosophen mit ihren Antworten zum Sinn des Lebens so überraschten.

Das Kind das ein anderes als „halb cool“ bezeichnete. Das andere war halb cool, weil es cool war und ihm das Lernen so leicht fiel.

Das Kind, das den ersten Bergmolch im Schulteich fand.

Das Kind, das genau wusste, wenn der Lehrer beim Vorlesen etwas dazu erfand, was da nicht stand.

Die Kinder, die die VERA-Vergleichsarbeiten so spannend fanden.

Das Kind, das einmal Noten und eine Klassenarbeit wollte und auch bekam.

Das Kind, das erklärte, dass doch irgendwie alle Menschen behindert sind, die einen körperlich, manche geistig, viele aber, „weil sie nicht wissen, was Liebe ist“.

Das Kind, das zu spät in den Morgenkreis kam, weil es den Fröschen über die Straße helfen musste.

Das Kind, das immer „Du, Herr Hövel“ sagte und das Kind, das immer „Walter, können Sie mal“ sagte.

Das Kind, das als Drittklässler geschockt war, dass ein Erstklässler in der Dichterlesung einen vielen längeren Text hatte.

Das Kind, dass auf dem Dachboden das Entlüftungsrohr entdeckte, durch das es etwas in den Waschraum werfen konnte.

Das Kind, das viele Tage an der Morgenkonferenz der Lehrerinnen teilnahm, bis es genug hatte.

Das Kind, das vorschlug Johann Wolfgang von Goethe ein „Happy Birthday“ zu singen, weil er an dem Tag Geburtstag hatte.

Kein Kind, das jemals sagte, dass es den Stundengong oder die Schulglocke vermisste.

Die Kinder, die immer die Hospitationsgruppen –ohne zu fragen – durch das Haus führten.

Das Kind, das nicht wusste, ob es jetzt einen Keller unter der Schule gibt oder nicht.

Das Kind, das eine türkische Fahne mitbrachte und sie am Fahnenmast der Schule aufhängte.

Die Kinder, die so gerne im benachbarten Kindergarten Geschichten vorlesen gingen.

Das Kind, das an einer anderen Grundschule seinen Vortrag hielt.

Das Kind, das aufpasste, dass auch Lehrerinnen und Lehrer Hausschuhe trugen.

Das Kind, das ohne Eltern zum Kinder-Eltern-Schule-Sprechtag kam, weil sie nicht konnten.

Das Kind, das immer undeutlich sprach, außer, wenn es anders wollte.

Das Kind , das behauptete, dass Blätter Fabriken sind.

Das Kind, das sich immer wunderte, dass etwas falsch sein sollte, weil für es selbst ja alles richtig war.

Die Kinder, denen die Mathemaikaufgaben gar nicht schwer und herausfordernd genug sein konnten.

All die Kinder, die im Leonardo als Solo- und Chorsänger mit Young Hope auftraten.

Das Kind, das bei der Frage der Woche sagte, dass wir so lange leben bis wir genug gelernt haben.

Die Kinder, die Bonhoeffertexte als Theaterstück aufführten.

Die Kinder, die Text und Melodie des Schullieds unserer englischen Partnerschule locker vorsangen.

Die Kinder, die eine Marc-Chagall-Ausstellung mit ihren Texten kommentierten.

Die Kinder, die einen Gottesdienst auf Englisch durchführten.

Die Kinder, die aus „Harmony by Night“ ein rauschendes Fest machten.

Das Kind, das sich immer versteckte, wenn die Eltern es abholten.

Die Kinder, die jahrelang das Aquarium betreuten.

Die Studentin, die nach einer Vorlesung sagte: „Das ist hier ja wie an der Uni. Nur das keine Papierflieger fliegen“.

Die Kinder, die mit Spielzeugautorennen anhand der Räder das Vierereinmaleins lernten.

Die Kinder, die Raketen bauten.

Die Kinder, die so viele Fußballspiele gewannen, „weil sie kooperierten“.

Die Kinder, die im Kinderparlament die Überarbeitung der Selbsteinschätzungsbögen mit den Worten ablehnten: „Es geht nicht um den Text, sondern darum, dass wir uns einschätzen können.“

Das Kind, das einfach nicht verstehen wollte, dass das andere Kind nicht auch in es verliebt war.

Die Kinder, die demonstrierten, damit ihre Lehrerin bleiben konnte.

Die Kinder, die gegen das Abholzen einer alten Buchenhecke demonstrierten. Ein Riesenskandal entstand an deren Ende die Schule den Umweltpreis 2000 des Rhein-Sieg-Kreises für sein Schulgelände erhielt.

Die Kinder, die das Fällen der Bäume in ihrem „Verbotenen Wald“ verhinderten.

Die Kinder, die erfolglos dagegen protestierten, dass Grundschüler nicht ins „KINDER- und Jugendparlament“ der Gemeinde durften, obwohl ihr eigenes Kinderparlament schon seit 10 Jahren funktionierte.

Die Kinder, die zu uns konnten, und so nicht auf eine Sonder- oder Förderschule mussten.

Die Kinder, die  nicht wie an anderen Schulen zu 50%, sondern zu  über 70% eine „gymnasiale Empfehlung“ bekamen und dies auch in den folgenden Jahren umsetzten!

Das Kind, das sehr zurückhaltend gegen Altersmischung 1 bis 4 eintrat, „weil man da so wenige gleichaltrige Freunde hat“. So erfanden wir das klassenübergreifende Arbeiten für uns.

Das Kind, das im Vorrübergehen immer die Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Figuren umwarf.

Die Kinder, die dem Elektriker der Gemeinde sagten, dass er jetzt gerade den Amokalarmknopf betätige. Er war beeindruckt, dass sie die Signale kannten.

Das Kind, das als Frage der Woche wissen wollte „Warum so viele Erwachsene so blöd sind?“

Die Kinder, die im  Kölner EL-DE-Haus die Vorträge über die Nazizeit selber hielten und auch die Fragen selbst beantworteten.

Das Kind, das seiner Schwerstbehinderung zum Trotz, all‘ seine kommunikativen Möglichkeiten ausschöpfte, um die Lerngruppe zum Lachen zu bringen und zu beglücken.

Das Kind, das so ein großes Herz hatte, dass es am liebsten die ganze Welt geküsst hätte – und dann lernte stattdessen mit den Menschen zu reden bis ihnen die Ohren qualmten.

Das Kind, das Karikaturen zeichnet wie die Großen und jede Arbeit mit einem Comic versieht.

Das Kind, das erst auf dem Fußballplatz lernte deutsch zu sprechen.

Das Kind, das ganz selbstverständlich jede Woche 20 Seiten-Geschichten in der Dichterlesung vorlas.

Das Kind, das im ersten Schuljahr schon im Millionenraum rechnen konnte.

Das Kind, das mit 10 Jahren schon so groß und stark war, dass es alle Sachen in der Turnhalle abräumte.

Das Kind, das die ersten Jahre im Tigerkostüm in der Schule verbrachte.

Das Kind, das nach der Grundschule direkt schon als Hausmeister hätte anfangen können.

Das Kind, das dank seiner Helikoptermutter gelernt hatte, jeden Schlupfwinkel des Lebens zu nutzen.

Das Kind, das durch geometrische Muster die Freude an der Mathematik entdeckte.

Das Kind, das im ersten Schuljahr schon fehlerfrei schrieb.

Das Kind, das das erste Schuljahr unterm Tisch verbrachte.

Das Kind, das im ersten Schuljahr erst einmal Schneiden und die Namen der Farben kennen lernte.

Das Kind, das schon so besonnen und weise war wie ein alter Professor.

Das Kind, das so schön war und es auch wusste.

Die Kinder, die jedes Lied der Wise Guys mitsingen konnten.

Die Kinder, die so gerne tanzten und jede Chance nutzen, um in der Klasse eine Disko zu veranstalten.

Die Kinder, die mit PowerPoint Trickfilme entwarfen.

Die Kinder, die ihre Zweisprachigkeit nutzen, um die englischen Besucher zu übersetzen.

Das Kind, das jeden Morgen zunächst ein Buch bastelte.

Das Kind, das seine Haare in der Toilette wusch.

Das Kind, das lernte selbstständig aufzustehen, um in die Schule zu gehen.

Das Kind, das zwar gelernt hatte nicht mehr zu schlagen, aber am liebsten ein Schläger gewesen wäre.

Das Kind, das schrie statt zu reden.

Das Kind, das wundervoll schnitzen konnte.

Das Kind, das so wild war, und so liebevoll und handzahm wurde, sobald es auf kleine Babys und Kinder traf.

Das Kind, das den Stress, den seine Eltern miteinander hatten, überwinden konnte und sich um sein eigenes Lernen und Leben kümmern lernte.

Das Kind, das so viele Integrationskräfte durchmachen musste, bis es seine Schulbegleitung fand.

Das Kind, das wie ein Wirbelwind war und mit den Jahren lernte seine Kraft zu nutzen.

Das Kind, das täglich Städte aus Kapla-Steinen und anderen Materialien baute.

Das Kind, das stets eine philosophische Frage auf dem Herzen trug und oftmals die Schule mit einer neuen spannenden Frage der Woche überraschte.

Das Kind, das sich mit dem Mathe-As der Klasse anfreundete, um Mathe zu lernen.

Das Kind, das heimlich mitsang.

Das Kind, das seine Stimmung durch die Haltung seiner Schultern ausdrückte.

Das Kind, das genau wusste welches Wichtelgeschenk von wem und für wen war.

Das Kind, das den anderen Kindern zeigte was „Fair Play“ bedeutet.

Die Kinder, die alle Haltestellen der Zugstrecken von Köln und im Rhein-Sieg-Kreis auswendig aufsagen konnten.

Die Kinder, die sich morgens ins Forum setzten und Karnevals- oder Weihnachtslieder mitsangen.

Die Kinder, die das Kinderparlament leiteten und so gerne den Satz sagten „So, jetzt nehm‘ ich mich mal selber dran.“

Das Kind für das zu viele Erwachsene verantwortlich sind und das sehr früh gelernt hat auf sich selbst aufzupassen.

Das Kind mit den zwei Gesichtern: das Kind und der Erwachsene, der versucht seine Eltern zu schützten.

Das Kind, das als beste Freundin jeden Tag für ein verzweifeltes Kind da sein konnte.

Das Kind was überleben lernte.

Die Kinder, die Walzer tanzen lernten.

Das Kind, das ein ganzes Buch schrieb, als es einmal die Ruhe dazu hatte und nicht auf seine kleine Schwester oder Familie aufpassen musste.

Alle Kinder, die souverän Versammlungen planten, organisierten und leiteten.

Das Kind, was am liebsten über alles sprang, kletterte oder rannte und wenn es der Eifer packte nicht mehr zu bremsen war.

Das Kind, das seine Lehrerin dringend brauchte und meistens nicht in der Klasse war.

Die Kinder, die gemeinsam für ein Kind stark waren.

Das Kind, das im ersten Schuljahr die Mathematik in der Lebenswelt erforschte und z.B. die Uhr verstand.

Das Kind, das immer lesen konnte und auch mitreißend erzählen und reflektieren konnte.

Das Kind, das weglief, wenn es sich ärgerte ,aber nie das Schulgelände verließ.

Die hochsensiblen Kinder, die verstanden werden und verstehen.

Das Kind, das wieder lachend in die Schule kam, nachdem es zuvor an einer anderen Schule gemoppt wurde.

Das Kind, das am liebsten den ganzen Tag Geschichten schrieb und die ganze Klasse gespannt die nächste Dichterlesung abwartete, um zu wissen wie die Geschichte weiterging.

Das Kind, das Englisch lernen wollte, damit es im Rollenspiel abtauchen konnte.

Die Kinder, die ein Stück des Schulgeländes an den Kindergarten gaben und dafür eine Nestschaukel bekamen.

Die Kinder, die die Kinder-Kinder-Uni einforderten.

Die Kinder, die ihre eigenen Wege über Hindernisse fanden.

Das Kind, das immer strahlte und manchmal bitterlich weinte oder tobte. Die Mutter ignorierte jeden Hinweis auf psychische Probleme, auch als nach einem Schulwechsel beider keine Veränderung eintrat.

Die Kinder, die verstanden, dass sie nicht für ihre Eltern verantwortlich sind.

Das Kind, das verstand, dass seine Aggressionen berechtigt sind.

Das „autistische“ Kind, das in der  fünften Klasse auf die Förderschule ging und beim Besuch der alten Schule die große Menge Kinder im Kreis sah und sagte: „Und das habe ich hier jahrelang ausgehalten?“

Das Kind, das mitbekam, dass besondere Kinder aus der Regelschule ausgeschlossen werden sollen, um auf die Förderschule zu gehen, und sagte: „Aber die gehören doch zu uns!“

Das Kind, das die Füße nach oben streckte und sagte: „Heute wollen meine Füße lernen!“

Das wirklich kleinste Kind der Klasse, das als einziges der Aufforderung der Lehrerin nicht folgte, die gemalten Bilder der anderen zu zerkritzeln.

Das Kind, das die Idee hatte sich mit den Kindern der Partnerschulen zu treffen und dann nicht mit nach Luxemburg fuhr.

Das Kind, das jeden Tag die neuesten Nachrichten der Welt in Texten reflektierte, sich in die Parteiprogramme aller Parteien richtig einarbeitete, zunächst mit Bündnis90/Grünen und den Linken sympathisierte und dann befand, dass Politik viel besser gehen kann.

Das Kind, das von seiner Schulbegleiterin ausgelacht wurde und darauf sagte: „Ich will eine andere!“ Dasselbe Kind sagte: „Heute ist mein Freund mein Schulbegleiter“.

Das introvertierte Kind, das drei Jahre ungern zur Schule ging, bis es im vierten endlich einen Erstklässler fand, der ihm sehr ähnlich war.

Die drei Kinder, die in 20 Jahren das Schulgelände verließen, das keine Begrenzung hat.

Das Kind, das zum Lesen in einen Baum kletterte.

Das Kind, das einen 15m hohen Baum erkletterte, während sein Vater mit mir redete und dann erkannte, dass es sein Sohn auf dem Baum war.

Die Kinder, die so gerne draußen oben im kleinen Fachwerkhaus im Schulgelände liegen, um zu lesen oder zu schreiben.

Die Kinder, die so gerne im Hochsitzhaus im Forum unbeobachtet waren.

Das Kind, das sich im Flugzeug nach England eine Cola bestellte und auf der Discotanzfläche der englischen Partnerschule einen Kopfstand machte.

Das Kind, das seinen Papa aus Rheinland-Pfalz  zur Schule organisierte, weil er sein Butterbrot vergessen hatte.

Das Kind, das mit seiner Lehrerin über die Eroberung Englands durch die Normannen fachsimpelte und einen Fantasy-Roman mit 21 Kapiteln schrieb.

Die Kinder, die regelmäßig eine „Runde um die Welt“ drehten und von jedem Ort fiktive Postkarten schrieben.

Das Kind, das genau wusste, dass es jeden Tag eine Stunde zu Hause bimste, weil der Papa dann beruhigt war, und das deshalb seelenruhig  und entspannt mitmachte.

Die Kinder, die am Ende des Schuljahres weinten, weil ein Schulbegleiter die Klasse verließ.

Das Kind, das immer, wenn es nicht mehr schreiben und rechnen konnte, drei Tage lang Steine aus dem Teich herausholte. Danach ging das Arbeiten in der Klasse wieder.

Das Kind, das Schulversammlungen allein organisierte und das das Gymnasium aber scheitern ließ.

Das Kind, das 18 + ? = 20 nur mit Geld ausrechnen konnte.

Die  Lehrerin, die zu einem Kind sagte: „Ich bin nicht deine Mutter. Ich mag dich.“, und es auch so meinte.

Das Kind, das über das Zeichnen Vertrauen in seine Fähigkeiten fasste und so eine „Bindungsstörung“ bekämpfte.

Das ehemalige Kind, das jedes Mal, wenn sie ihren kleinen Bruder abholte, schaute, ob die von ihr gebaute Theaterkulisse noch auf dem Klassenschrank stand und sie nach 11 Jahren schließlich mit nach Hause nahm.

Das Kind, das im dritten Schuljahr zwei Zeugnisse bekam. Auf dem zweiten Zeugnis stand nur: „Setz dich auf den Hosenboden und fang endlich an zu arbeiten!“  Im vierten Schuljahr verbesserten seine Leistungen sich deutlich.

Das Kind, das den Schulleiter der weiterführenden Schule beim Anmeldegespräch beeindruckte, weil es ihm erklärte, dass es nicht für seine Eltern, sondern für sich selbst lerne.

Das Kind, das von seinen Eltern nach einem Zwergenkönig benannt war und jeden Tag mindestens dreimal den ganz großen Aufstand proben musste. Irgendwann kapierte  es, was es tat.

Das stille Kind, das beim Filmcasting die Rolle des Bösewichts erhielt und drei Wochen lang Brüllen und böse Gucken übte.

Das Kind, das es schaffte, regelmäßig Gruppen von Kinder gegen sich aufzubringen und selbst nicht weiß, wie es das macht.

Das Kind, das beim Wettbewerb  „Wer kann am längsten auf einem Bein stehen?“ für das Book of Records mit den europäischen Partnerschulen drei Stunden am Stück auf einem Bein stand.

Das Kind, das als „lernbehindert“ zu uns kam und sich in England besser verständigen konnte als alle anderen Kinder der Gruppe.

Die Kinder, die den Freund ihrer Lehrerin dabei unterstützten, ihr einen Heiratsantrag zu machen (den sie auch annahm!).

Die Kinder, die auf der Klassenfahrt mit ihrer Lehrerin im Baum saßen und über Gott , die Welt, das Leben und die Liebe philosophierten.

Das Kind, das im Klassenrat zu einem jüngeren Mitschüler sagte: „Du musst uns nicht ärgern. Du kannst uns auch sagen, wenn du mit uns spielen willst.“

Das Kind, das am letzten Tag vor den Weihnachtsferien, als die Gesellschaftsspiele ausgepackt wurden,  seine Lehrerin fragte: „Müssen wir spielen oder kann ich auch eine Geschichte schreiben?“

Das Kind, das im ersten Schuljahr zum ersten Mal bei Regen richtig nass wurde.

Das Kind, das im Schulkindergarten zum ersten Mal in seinem Leben mit seiner Schere "geschert" hat.

Das Kind, das im ersten und zweiten Schuljahr auf jede Anforderung mit dem Satz "Ich kann nicht aber" reagierte.

Das Kind, das bereits im ersten Schuljahr Geschichten von 5 Seiten und mehr geschrieben hat. Beim Vorlesen auf der Schulversammlung flatterten die bereits vorgelesenen Seiten schlichtweg zu Boden.

Das Kind, das im seinem 2. Schuljahr in der Dichterlesung ein selbstkomponiertes und getextetes Lied über den Eisbären vortrug.

Das Kind, das sich in einem Gespräch über Indien vorstellte, der zukünftige Nachfolger des Dalai Lama zu sein.

Das Kind, das der Klassenlehrerin in seinem ersten Schuljahr nach wenigen Wochen mit dem Satz "Darin bist du ja nicht so gut!" die Zuständigkeit für die Verteilung der Elternbriefe abnahm.

Die beiden Kinder, die mit ihrer Kombination eines Bildes mit einem Text das Angebot "Kunst und Lyrik" an der Schule erfanden.

Ein weiteres Kind, das entschied ein Jahr länger an der Grundschule zu bleiben, weil es wusste, dass dies „für lange Zeit die einzige Möglichkeit war, wirklich (selber und eigenes) zu lernen“.

Das Kind, das über das gesamte erste Schuljahr Geschichten über Katzen auf Schiffen schrieb.

Das Kind, das die gesamte Grundschulzeit ganz gelassen über den Stress anderer Kinder schmunzelte.

Das Kind, das sich ganz selbstverständlich mit zwei Vorlesungen zum Thema "Fischotter" in den Vorlesungsplan der Lehrer und Lehrerinnen eintrug. Es gab noch keine Kinder-Kinderuni.

Das Kind, das zur Erstellung einer Zeitleiste zur Erdgeschichte zunächst die genau passende Anzahl der benötigten Din A4 Blätter berechnete.

Das Kind, das zu Beginn seiner Schulzeit über fast 6 Wochen "nur" zuguckte und beobachtete und anschließend mit dem Satz "Jetzt weiß ich wie das hier geht" seine eigenen Arbeiten organisierte.

Das Kind, mit dem die Klassenlehrerin über zwei Stunden auf dem stockdunklen Dachboden sprach, um über die Frage nach Freundinnen und Freundschaften nachzudenken.

Das Kind, das ein halbes Jahr lang morgens im Kreis bei der Arbeitsabsprache für sich "Tagträumen" ausmachte.

Das Kind, das die Frage aufwarf, ob man auch mehr als nur einen besten Freund haben darf.

Das Kind, das zuhause wenig zu lachen hatte, aber in der Schule, immer wieder einen Raum voller Menschen mit seinem Lachen anstecken konnte.

Der "hilfsbereite " Mutter , die ihrem Kind immer wieder half "hilflos" zu sein.

Das Kind, das im ersten Jahr in der Schule gerne mit "Entenfüßen" rumgelaufen ist.

Das Kind, das die Schuhregale gerne aufgeräumte und die Schuhe dann, auf das ganze Klassenzimmer verteilte.

Das Kind das oft unbemerkt, stundenlang unter einem Tisch saß.

Das Kind, das für die Klasse die selbst recherchierten Kindernachrichten erfand

Das Kind, das einer Fachleiterin mit sechs Jahren die Bildungsregel der Dreieckszahlen erklärte

Das Kind, das immer wieder um möglichst schwierige Aufgaben mit Bruchzahlen bat

Das Kind, das um sich schlug, wenn es seinen Willen nicht bekam

Das Kind, das immer stark schien, aber in der Geschichte für die Dichterlesung über die Angst vor Albträumen schrieb

Das Kind, das immer im Mittelpunkt stehen wollte, aber nervös war, wenn es einen Vortrag hielt

Das Kind, das eine eigene Partei gründen wollte

Das Kind, das im ersten Schuljahr im Rechnen manchen Drittklässler in die Tasche steckte, aber Lesen und Schreiben erstmal zu mühsam fand

Das Kind, das reflexartig aus allem, was es in die Hand bekam, eine imaginäre Waffe machte

Das Kind, das mit ihrer Freundin eine Kunstausstellung vorbereitete

Das Kind, das so spannende Geschichten schrieb, dass seine Mitschüler ihn zum ersten „Kinderautor der Welt“ machen wollten

Das Kind, das im ersten Schuljahr den anderen erklärte, warum die Frösche am Teich geschützt werden müssen

Das Kind, das von seinen Eltern gelernt hatte, man müsse einmal richtig zuschlagen, damit man selbst nicht geärgert wird

Das Kind, das der Lehramtsanwärterin geduldig das Schachspielen beibrachte

Das Kind, das eigentlich nie gern Theater spielte und dann in seiner Rolle im englischen Theaterstück aufging

Das Kind, das sich so sehr um das Wohl anderer kümmerte, dass es sich selbst dabei zu oft vergaß

Das Kind, das im ersten Schuljahr voller Begeisterung einen Themenvortrag nach dem anderen hielt und mit Powerpoint präsentierte. Sein Opa war darüber erstaunt, doch der Enkel erklärte ihm trocken: „Ich kann dir zeigen, wie das geht, Opa!“

Die Kinder, die mit ihrer Waffelfirma an der Grundschule Harmonie der Uni nachwiesen, dass sie Wirtschaftskreisläufe sehr wohl verstehen.

Das Kind, das im englischen Kindergarten Fragen zu unsere Schule beantwortete.

Das Kind, das der Mutter, die sich in England das Bein gebrochen hatte, den Rollstuhl schob.

Die Kinder, die ihre eigenen Computerspiele programmiert haben.

Das Kind, das nach seiner ersten nassen Bekanntschaft mit  dem Teich keine Asthmaanfälle mehr hatte.

Das Kind, das bei einem Ausflug Angst hatte, dass es von Gorillas entführt werden könnte.

Das Kind, das feststellen musste, dass es keine guten Bücher über Frauenfußball gab.

Das Kind, das für seine Eltern dolmetschte, weil die kein Deutsch konnten.

Das Kind, das eine seltene Geschichte für Jungs und Mädchen schrieb. Sie hieß „Der Pferdemörder“.

Die unzähligen Kinder, die mit Schulzeitung, Schulradio, Kinofilmen, Hörspielen, etc. ihre eigenen Medien produziert haben.

Das Kind, das all seine Texte völlig unverständlich schrieb, bis wir bemerkten, dass es mit amerikanischem Akzent schrieb.

Die älteren Kinder, die zu uns zurückkamen, um ihre Praktika bei uns zu machen.

Der Jugendliche, der sagte: „Als Kind muss ich ganz schön anstrengend gewesen sein.“

Die Kinder, die den Schulhof von Müll befreiten.

Die Kinder, die bei "Eitorf liest" zuhörten und vorlasen.

Die Kinder, die ihre Texte für die Dichterlesung in Englisch schrieben.

Die Kinder, die versuchten, sich um das Schreiben für die Dichterlesung zu drücken.

Das Kind, das nur am Computer schrieb.

Die Kinder, die für die Buchhandlung im Tausch gegen Bücher eine animierte Power Point Präsentation erstellten.

Die Kinder, die die Fensterdekoration eines Geschäfts in Eitorf gestalteten

Das Kind, das bis unter die Decke der Turnhalle kletterte.

Das Kind, das alles über Leguane wusste.

Das Kind, das auch im Winter nie Socken trug.

Das Kind, das um zur Ruhe zu kommen, ein Thema nach dem nächsten bearbeitete.

Das Kind, das jede Woche über 1000 Seiten las.

Das Kind, das für die Klasse Pizza gebacken hat, sogar eine vegane für den Lehrer.

Das Kind, das die Frage der Woche stellte, „Wer bin ich?“