Walter Hövel
Gedanken über das Leisten

 

Mit Beiträgen aus dem Kinderparlamen der Grundschule Harmonie 2008

 

 

 

 

 

Leisten sind nicht dazu erfunden worden, damit jeder Schuh jedem passt.“

 

 

 

Leisten wurden für Schuhe erfunden. Jeder hat seine Größe. Erst konnten nur die Reichen es sich leisten, sich Leisten als Modelle (bei derem Machen sie nicht ständig sein mussten)machen zu lassen. Als alle sich Schuhe leisten sollten, wurden Fabrikationsmodelle in verschiedenen Fabrikgrößen erfunden. Linker und rechter Fuß sind bei vielen ungleich, was bis heute ignoriert wird. „Wir wachsen rein“.

 

 

 

Schuhgrößen führen zu Haltungsschäden. Heute werden sehr verschiedliche Schuhe angeboten, für die Arbeit, zum Ausgehen, zum Sport, gegen Kälte oder Hitze, gegen den Regen, Hausschuhe, Stiefel, Gummistiefel, zum Reiten, gegen den Schmutz, für die Freizeit, … manchmal zum Tragen, nie getragene Schuhe.

 

 

 

Später wurde das Leisten in Deutschland in Beruf, beim Lernen, in der Schule, beim Tanzen, im Sport, in der Gesellschaft eingeführt.

 

 

 

In der Physik ist Leistung Arbeit oder Energie geteilt durch Zeit. Schon im Englischen ist dieses sehr deutsche Wort schwer zu übersetzen. Es heißt power oder performance oder output oder benefit oder efficiency oder results oder accomplishment oder work oder payment oder servive ...

 

 

 

Wannn leisten Menschen etwas?

 

Bei innerer Überzeugung

 

Für sich selbst.

 

Bei Leistungsüberprüfung.

 

Bei Leistungsaufforderung.

 

Im Wettbewerb

 

Bei Bezahlung oder Belohnung

 

Bei Versprechungen

 

Bei Anstrengung

 

Bei Stressfreiheit

 

 

 

Mein alter Schulrat sagte einmal „Eine Fünf zeigt, dass der Lehrer nicht richtig gearbeitet hat...“

 

machte seine Pause und lachte.

 

 

 

Leistung im Märchen ist
a) nur für Männer

 

b) immer mit einer Prinzessin als Belohnung

 

c) verbunden mit dem Versprechen auf ewiges Leben.

 

 

 

In der Schule wirst du mit Fleißkärtchen, Gummibärchen oder Worten,

 

mit Noten, Führerscheinen oder Diplomen, mit Zeugnissen, Lob oder schulfrei belohnt.

 

 

 

Ein Schüler sagte,“Lernen macht Spaß, wenn Leistung Spaß als Freude macht.“

 

 

 

Der Rheinländer hat nichts gegen Spass. Es kann aber eine sehr ernste Angelegenheit sein.

 

 

 

 

 

Kinder:

 

Ein Kind, von einer anderen Schule kommend, sagte an der Grundschule Harmonie:
„Woanders sagen Lehrer 'bis dahin musst du kommen'.

 

Hier musst du selbst sagen, wie weit du kommst.“

 

 

 

Lernen ist sich Ziele setzen.“

 

(Fridays for Future will die Umsetzung von Umweltzielen.
Die erwachsene Gesellschaft labert ohne zu liefern)

 

 

 

Wichtig ist mitzubekommen, dass das andere toll finden, was ich gemacht habe.“
„Das macht ein gutes Gefühl.“
„Am besten ist es, wenn dieses Gefühl durch den ganzen Körper geht,

 

etwa so wie bei Kunststücken, die man aufführt.“

 

 

 

Wie bei Goethe, noch im Handeln, in der Ganzheit genial.

 

 

 

Jeder braucht Lob.“
„Jeder braucht Anstrengung:“
„Jeder braucht Bestätigung.“

 

 

 

Am meisten Leistung fordert, dass du bei uns denken musst.“

 

Man muss von sich selbst etwas verlangen.“

 

Ein Kind nach sechs Kilometer Gehen: „Es ist toll, wenn man danach fertig ist.“

 

 

 

Keine verkopfte und verschulte Schule. Eine Kinder-Reservat.

 

Eigener Ausdruck, freier Ausdruck, sich bewegen, Lernen ist Bewegung, selbst, mit anderen Erfahrungen machen, raus aus Schule, ohne Schule, bauen, philosophieren, evaluieren, zuhören, mit Kindern Lernen entwickeln, Kinder und sich selbst verstehen lernen, Kinder lernen lassen. Kinder sind Menschen.

 

 

 

Meine Frage an Kinder:
„Woher wisst ihr, dass ihr etwas geleistet habt?“

 

 

 

Antworten der Kinder:
„Das ist ein Gefühl.“

 

Das spürt man.“

 

Das sieht man doch:“

 

Man muss nur denken, das schaff' ich.“

 

Und man muss stolz sein können, wenn man etwas geschafft hat.“

 

Jeder Körper hat ein System, das weiß, was man kann.“

 

 

 

Kompetenzentwicklung nicht vom Fach aus, sondern auf das kooperierende Individuum bezogen.

 

 

 

Und dann weiß man auch selbst, was man üben will.“

 

Dann macht es auch Spaß, dass ich merke, dass ich jetzt 'normal schreiben' gelernt habe.“

 

Ja, Leistung fühlt man. Das merkt man.“
„Ja, aber oft bekommt man beim Lernen etwas 'durch Zufall' zugespielt.“

 

 

 

Ungeplantes, situatives, wildes Lernen fördern!

 

 

 

Danach, wenn ich etwas geleistet habe, fühle ich mich 'wie erlöst'.“

 

Ja, Leisten. Das fühle ich in mir drin.“

 

Und Leisten ist mehr erreichen als man sich vorgenommen hat.“

 

 

 

Alles Denken ist jedoch Forschung. Alle Forschung ist eigene Leistung dessen, der sie durchführt, selbst wenn das, was er sucht, bereits der ganzen übrigen Welt restlos und zweifelsfrei bekannt ist.“
John Dewey

 

 

 

Frage an Kinder: „Wem zeigt ihr, was ihr geleistet habt?“

 

Nur 3 mal (von 33) „Lehrerinnen“
7 mal „überhaupt keinem“

 

8mal „im Kreis“

 

15 mal „anderen Kindern“

 

 

 

Aussagen von Kindern:
12mal „Ich leiste genug“
14 mal „Ich könnte noch mehr leisten“
6mal „Ich leiste zu wenig.“

 

 

 

Wer sagte zu euch „Ihr leistet zu wenig:“
6 mal Eltern

 

1o mal selbst

 

0 mal Lehrer*innen

 

 

 

12 mal sagten Lehrer*innen „Du kannst mehr.“

 

15 mal sagten Eltern „Ich bin zufrieden.“

 

7 mal sagten sie „Du bist super.“

 

 

 

 

 

... Bereitschaft zur Übernahme der Verantwortung für die Folge des eigenen Handelns,

 

enscließlich des Denkens.“
John Dewey 1916

 

 

 

Darf weiter führende Schule oder die Schule überhaupt Kinder zu Tests zwingen?“

 

3 mal „Ja“

 

13mal „Tests sollten freiwillig sein“

 

1 mal „Es sollte gar keine Tests geben.“
12 mal „Selbsteinschätzung und Beratungsgespräche reichen.“

 

 

 

Was hindert Kinder am Leisten?
Grobheit von Eltern und Lehrern
Grobheit von anderen Kindern
Auslachen
Streit
Keine Zeit zum eigenen Reden
Quatschen und Unruhe

 

Außenseiter sein, ausgeschlossen werden

 

Genervt sein

 

Kopfschmerzen und Krankheit

 

 

 

 

 

Nicht die Schwere oder Menge des Stoffs ist es, sondern die fehlende Beziehung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine sehr kurze Geschichte der Leistung
Von der Gründung von Schulen für das Volk um 1800 bis Anfang, fast zum Ende des 20.Jahrhundertselbst noch heute, ist und war die „Bildung “volkstümlich“ für das Volk und „elitär“ für die Reichen. Schüler*innen lernten Gehorsam gegenüber Kaiser, später „Führer“, Chefin oder Chef. Sie wurden auf ihre Arbeit bei der Armee, in Fabriken, Handwerk, Handel oder Verwaltung vorbereitet. Sie lernten auswendig und angesammeltes Wissen zur „Aufrechterhaltung der allgemeinen Ordnung“. Es ist die Zeit der „klassischen Bildung“.

 

 

 

Während der Zeit der Demokratisierung der Gesellschaft veränderte sich Schule hinsichtlich ihrer sozialen Selektion und dem Sagen der Lehrer*innen als Staatsdiener*innen nur schwer. Abrufbares Wissen in Reproduktion wird zum Leistungsbegriff. Menschen lernen sich anzupassen und zu funktionieren. Vor allem die Arbeitsfähigkeit von Teams soll verwissenschaftlichen. Mehr und mehr wird Kreativität, die Vielzahl von Lösungen und eigene Lernaktivität gefordert.

 

 

 

Die Zukunft einer wissenschaftlichen, menschenrechtlichen Pädagogik sieht das Denken und Fühlen von Kindern und Jugendlichen im Zentrum. Menschen verwirklichen sich in ihren Forderungen zum Schutz der Umwelt, gegen Krieg, Ausbeutung, Armut etc. Jede Persönlichkeit wird in ihrer Menschrechtlichkeit gestärkt.

 

 

 

Leistung ist etwas Lebendiges, dass zwischen Beteiligten geschaffen wird.“

 

 

 

Eine Geschichte von zwei Kindern

 

Die beiden Mädchen behalten nichts. Sie wollen aber. Sie wollen die 16 Bundesländer auswendig können. Die Lehrerin rät ihnen von Nord nach Süd, also von oben nach unten zu lernen. Der Lernerfolg ist gleich Null. Dann lernten sie die Liste. Sie schafften fünf, elf Länder fehlten. Dann nahmen sie ein geografisches Puzzle. Hierbei behielten sie immerhin neun Länder. Dann versuchten sie es mit einem Ankoppelungsmemory mit Hauptstädten und Ländernamen. Davon herrschte bald vollkommene Verwirrung. Dann schrieben sie die Länder geordnet nach den Anfangsbuchstaben. Immerhin fangen fünf Länder mit B an, vier mit S, zwei mit H, zwei mit N, dann bleiben nur M, R und T. Sie schaffen immerhin zwölf. Dann probierten sie Eselsbrücken: drei Länder sind Städte, wir leben in NRW, Janas Vater kommt aus Baden-Württemberg, Bayern München befindet sich in Bayern. Sie kommen auf sieben. Sie nehmen eine leere Landkarte , nur mit den Landesgrenzen, schreiben die Namen rein und können alle 16.
Eine tolle, eine miese,zufällige oder durchschnittliche Leistung? War es mehr die eine oder die andere Schülerin, die es schaffte? Das Problem war, - der Vorgang dauerte länger als ein halbes Jahr.

 

Vertane Zeit? Eine schlechte Leistung? Sollten wir nicht besser zwingen? Oder sollten wir doch mit einem Zückerchen arbeiten? Nein!!! Sie haben viel mehr gelernt, als wir glaubten (Und wir erst!). Sie haben ihren Lernweg erfolgreich selbst gefunden, (man sagt auch ge“meistert“) und wissen jetzt, wie sie auswendig lernen. Sie transferierten es auf ihr nächstes Thema, das 1mal 1. Sie wurden bedeutend bessere und schnellere Lerner*innen. Sie haben ihr Lernen selbst gesteuert und zu sich selbst gefunden.“

 

 

 

Die Alternative sind die üblichen Einser und Zweier, deren Lernmethode getroffen wird. Das macht Noten. Wenn jede/r den eigenen Weg fände, wären Noten überflüssig. Danach streben Menschen mehr denn je, aber den „Verantwortlichen“ und Mächtigen soll es egal sein.

 

Große Systeme sind sehr unbeweglich, uneinsichtig und lernen nur schwer. Kindergarten, Grundschule, „weiter“führende Schulen, Berufsschule, Hochschule und betriebliche Schulen sind noch lernresistenter, obwohl sie das Monopol des Lernens zu halten glauben. Gegen sie stehen Medien, Familie und Gesellschaft.

 

 

 

Große Systeme sind systemerhaltender und leicht steuerbar.

 

 

 

Für sie verantwortliche Politiker und Manager kriegst du nicht mit pädagogischen Argumenten. Für sie gilt Modernisierung, Verwaltbarkeit und finanzieller Erfolg. So sagen „aufgeklärte“ Menschen z.B. bei staalichen Überprüfungen wie der „Qualitätsanalyse“ laut „Mit der jetzigen Schule und ihrem System ist nichts anzu-fangen“. Das gilt vor allem für die Pädagogik, muß aber bei der Unterbringung der Kinder und beruflicher Qualifikation funktionieren. Ihre Resultate müssen in dieser Hinsicht nur gut sein, damit möglichst viele glauben, dass das „System Schule“ ist gut. Die schlechten Erfahrungen und Erwartungen, die Unzuriedenheit der Menschen, die zur Schule gehen und gingen, setzt nur sich selbst oder die Lehrer*innen unter Druck. Die Hauptsache ist die fianzielle Leistung gering und den gesellschaftlichen Versorgungsausput hoch zu halten.