Walter Hövel
Unsere Grundhaltung

 

Wir suchen nicht die „Schwierigkeiten des Schülers“ oder den „schwierigen Schüler“.

 

Wir arbeiten am Bezug jedes Menschen zu sich selbst, zu anderen Kindern, Erwachsenen, zur Schule und zur Welt.

 

Wir lassen uns auf jedes Kind neu ein!

 

Wir stecken Kinder nicht in Analyseschubladen durch stigmatisierende und distanzierende Diagnose a la MCDler, ADHSler, AOSFler, Autisten, Lernbehinderte, Hochbegabte, Unterforderte, Erziehungsschwierige, Gymnasiasten, Bildungsferne, Migrantenkinder, Sonder- oder Förderschüler. Wir wollen sie dann nicht mit didaktisch-pädagogischen Fördermethoden, Medikamenten oder Schnell-Heiltherapien, meist „systemisch, weil billig“, behandeln.

 

Wir entscheiden uns gegen die gebannte Defizitorientierung der grundsätzlich zuerst kompensato-rischen Erziehung.

 

Wir setzen an die vorhandenen erreichbaren Möglichkeiten jedes Kindes an. Wir versuchen zu sehen, was das Kind kann und wie es versucht mit seinen eigenen Mitteln die nächste Phase seiner Entwicklung zu erreichen. Wir sehen, wie es sich warum an andere wendet um von und mit ihnen zu lernen. Wir sehen, was es ablehnt. Wir sehen was ihm zu schnell, zu langsam oder zu rückwärtsgewandt geht. Wir sehen was es annimmt und was es warum nicht annimmt. Wir verstehen warum es etwas tut und warum es ihm hilft.

 

Wir sehen die Kompetenzen der Menschen zuerst.

 

Wir haben die weitere Entdeckung und Entwicklung von Kompetenzen zum endlichen Ziel unserer Arbeit.

 

Wir schauen uns besonders unsere Gestaltung der Beziehungsverhältnisse als Lehrerin, Kollegium und Institution Grundschule Harmonie zu jedem Kind und der von ihm mitgebrachten Umgebung an.

 

Die Beziehungen entscheiden mit dem Lerner selbst über von ihm selbst ausgesuchten Inhalte seines eigen verantworteten und selbst gesteuerten Lernens. Diese Prozesse der aktiven Beziehungsgestaltung gedeihen in einer Atmosphäre der demokratischen Kommunikation.

 

Die Inhalte des Lernens verlangen nach Strukturen des Zusammen-Lernens einer Schule und Formen des Erlernens für jeden Einzelnen. Diese Strukturen bauen wir mit dieser Grundhaltung im ganzen Bereich der Schule und in der Kinderkonferenz im Besonderen auf. Jede Struktur hat zum Ziel, die Strukturen des Lernens jedes einzelnen Menschens zu erkennen.

 

Im gleichen Sinne arbeiten wir mit Kindern in den täglichen Klassenräten, in unserer täglichen Frühkonferenz, den Beratungsgesprächen „Kind-Eltern-Schule“, in allen Situationen unseres schulischen Alltags. So werden Strukturen endlich zu dem, was sie sein sollen, zu helfenden Orientierungen und nicht zu vorgegebenen oder erzwungenen Lern- und Lebenswegen. Wir bewerten und benoten nicht, wir suchen Wert, Werte und Wertvolles. Wir akzeptieren die Würde jedes Menschen.

 

Wir suchen Wege und Chancen, die uns an Prozessen orientierte Lösungen für jedes einzelne individuelle Lernprogramm finden lassen. Wir stellen und führen in unserer Konferenz Kinder nicht vor, sondern wir stellen Verhalten, Umfeld und Prozesse dar, um sie, das Kind und unser bisheriges und zukünftiges Handeln zu verstehen, zu entscheiden und zu verantworten.

 

Wir nutzen die Kraft der Kooperation der Kinder untereinander, ihrer Kooperation mit Erwachsenen und der Kooperation mit dem gesamten Wissen der Menschen regional und global.

 

Wir fragen immer wieder „Und was nun?“ und dies braucht immer wieder Kraft, Mut und viel Wissen.

 

Systemisch Denken – Kompetenzen entdecken -
Beziehung und Strukturen als Orientierung finden

 

Jedes Kind braucht seinen eigenen Lehr- und Lernplan

 

Wir haben keine isolierte Sicht auf ein Kind, sondern suchen immer wieder die Erweiterung unseres Engagements. Ziel jeder Erörterung der Kinderkonferenz ist die Verschiedenheit und Vielfalt der Kinder durch die individuelle Besonderheit aller Maßnahmen zu würdigen. Sie brauchen flexible, viable und immer einzigartige Unterstützung von Lernenden und Lehrenden.

 

Alle unsere Konzepte müssen ein Angebot an das Kind bleiben, professionell, überzeugend und erfolgreich, und von jedem Kind durchschaubar, in eigenes positives Handeln umsetzbar. Alle unsere angebotenen Lernlandschaften werben für vorhandene Erkenntnis und neues Wissen, das auch Kinder schaffen!

 

Wenn wir uns unseres Könnens und unserer Verantwortung bewusst sind, finden wir auch heraus, warum ein Kind zu unseren Vorschlägen Nein sagt und sagen darf.

 

Wir schauen im Sinne Wygotskys immer auf die nächste Zone der Entwicklungsmöglichkeit des Lernens jedes Kindes und von dort aus auf die Lernumgebung. Wir schauen uns die Klasse an, die Cliquen, die Peergroups und besondere, wie etwa die Ganztagsgruppe.

 

Wir schauen auf ihre Lernwege genauso wie auf ihre Straße vor ihrem Haus.

 

Wir analysieren das Lebensumfeld, wir beziehen möglichst alle Aspekte mit ein, achten aber auf unsere Grenzen und möglichen Grenzüberschreitungen, die uns aus der Schule hinausführen.

 

Wir denken uns „Dazu-Lern-Programme“ aus, ohne das konkrete Handeln aller Beteiligten zu vernachlässigen. Wir machen Verhaltensaspekte für Kinder transparent und beschreiben nicht Einschränkungen und Verbote, sondern entwerfen sofortige Möglichkeiten des positiven Handelns und gegebenenfalls der Einübung eines anderen Verhaltens. Wir kombinieren Leistung und Persönlichkeit unter handlungsorientierten Aspekten.

 

Wir bieten keine isolierten Programme an!

 

Beide Aspekte der Erfahrung im Sinne Deweys „Experiences“ werden zugelassen und dem Kind das eigene Lernen in Beziehung zur Schule gelassen. Diese „Lösungen“ dürfen weder für das Kind, die Mitschülerinnen, die Lehrenden, noch die Eltern eine größere Belastung sein. Neue Maßnahmen und Aktivitäten müssen entlastend sein!

 

Ein höherer Einsatz, mehr Anstrengung, mehr Sich-Mühen darf nicht von sich selbst entfremden, sondern muss befriedigen. Wir finden immer Nicht-Sinniges oder Überflüssiges, das wir dafür weglassen können.

 

Das System ist der Gegenstand der Untersuchung, dieses muss verändert werden, nicht Menschen, die verändern sich nur selbst. Wir brauchen keine durch und durch lässigen Menschen, sondern wir müssen unsere Systeme durchlässig gestalten.

 

Unsere Arbeit orientiert sich an unseren Richtlinien und Lehrplänen, unter besonderer Betonung der Entwicklung von demokratischen Grundhaltungen beim Lernen und Leben, der Entwicklung von Kompetenzen auf allen Ebenen.

 

Dabei schauen wir mit einem systemischen Blick auf unser eigenes Schaffen. Wir gehen von einer demokratischen Haltung gegenüber dem Lernen und den Lernern aus, erarbeiten Beschreibungen von möglichem positiven Verhalten, kommen zu Verhandlungen mit den Kindern, uns selbst und den Eltern und streben positive Handlungen an, die wiederum zu einer eigen verantwortlichen Konzepte als Angebote an das Kind.

 

Lernumgebung, Lernwege - Lebensumfeld analysieren
Positives Handeln möglich machen - Entlasten!

 

Wir konzentrieren auf das Wesen-tliche und achten auf Demokratie verbessernde Systeme. Wir wollen positive Handlungen, die wiederum zu einer eigen verantwortlichen Haltung führen. Wir setzen unsere Haltung in konkrete Handlung um.

 

Unsere Arbeit darf nie zur therapeutischen oder sozialen Arbeit mutieren, sie ist und bleibt Arbeit am Lernen selbst. Wir sind verantwortlich dafür wie eine Schule lernt und wie wir die Lernumgebung Schule optimal gestalten, damit die Kinder für ihr eigenes Leisten und das Verantworten des eigenen Lernens, selbst und für sich selbst, lernen können, indem sie es tun!

 

Das Lernen ist Sache der Kinder - Von der Haltung zur Handlung
Am Lernen selbst arbeiten – selbst Lernen lernen

 

Die Lernmethoden selbst müssen demokratisch sein

 

Dies alles beginnt immer mit der Arbeit des Kindes. Es beginnt damit, dass das Kind beginnt auf seine Art zu zeichnen, zu malen, zu laufen, zu reden, zu zählen, zu erzählen. Es lernt Methoden die es ihnen möglich machen auch ohne Erwachsene weiter zu lernen. Sie forschen, schreiben, lesen, experimentieren, präsentieren oder handeln. Sie musizieren und rechnen, sie spielen und experimentieren, sie bewegen sich und ihre Welt.

 

Was sie brauchen ist das eigene Lernen durch den eigenen Ausdruck, die eigene Wahrnehmung, die eigene Frage, den eigenen Versuch, die eigene Theorie, die eigene Weltsicht.

 

Sie entwickeln die eigenen Methoden und kennen vorhandene. Sie lernen das Wissen des Alltags und der Wissenschaften und haben eigene Erkenntnisse. Sie beherrschen Medien, ihre Sprache und ihre Gesellschaft, bevor diese sie beherrschen.

 

Sie lernen nicht für die Schule, ihre Eltern, die Geschichte oder den Staat. Sie lernen für sich selbst, ihre Gegenwart und ihre gemeinsame Zukunft.